↠ eighty-five ↞
You got a cold, cold heart do you feel at all?
You build a house of cards but it′s going to fall
You think I don't see who you really are
I got news coming
I′ve seen it all from the start
I know all your secrets
I know all your lies
~ Secrets and Lies, Ruelle
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Pov. Louis
Verzweifelt schloss ich für einen winzigen Moment meine Augen und versuchte tief durchzuatmen. Du schaffst das, sprach ich mir in Gedanken selbst Mut zu. Dieser Mann konnte mir nichts anhaben und ich musste keinerlei Angst vor ihm haben. Ich war in Sicherheit und er war nicht Harry.
Nein, Harry war nicht er. Harry liebte mich und würde nie wieder so zu mir sein wie damals in der Schulzeit.
"Ja", antwortete ich und packte so viel Selbstsicherheit wie ich konnte in dieses einzelne Wort. "Ja, das können Sie mir glauben. Es entspricht der Wahrheit."
Mit undefinierbarer Miene schaute Desmond mich an. "Was war das denn für ein Anruf?" Er kam mir noch ein Stückchen näher und ich presste mich an die Wand. "Irgendjemand aus seiner Firma." Ich versuchte Desmond genauso grimmig anzustarren, doch scheiterte kläglich. Das beklemmende Gefühl von früher hatte sich viel zu tief in meine Brust gefressen und meine Hände zitterten. "Harry sollte gleich hier sein", schloss ich meine kleine Erklärung und bete, dass dem wirklich so war. Ich wollte nicht länger mit dem Ehepaar alleine sein. Am liebsten wollte ich die beiden auf den Mond schießen, wo sie möglichst weit weg waren und meinem geliebten Lockenkopf nie wieder etwas anhaben konnten. Irgendwohin, wo Harry sich nie wieder Gedanken darum machen musste, was war, wenn sein Vater hinter sein Geheimnis kam.
"Na, dann hoffe ich, dass mein Sohn wirklich mal zu etwas zu gebrauchen ist und gleich hier auftaucht."
Mit diesem Satz hatte Desmond plötzlich eine noch nie zuvor gespürte Wut in mir geweckt. Was fiel ihm ein, so von Harry zu sprechen? Das Arschloch, das sich Harrys Vater nannte, hatte seinen Sohn all die Jahre mit seinen Problemen alleine gelassen. Er hatte meinen Freund verspottet und ihm jegliche Gefühle abgeschrieben. Er hatte sein eigenes Kind spüren lassen, dass es keine Liebe verdiente – dass es unwichtig und ungeliebt war. Von dieser Erkenntnis getrieben, waren die Angst und das ungute Gefühl auf einen Schlag verschwunden. Eine unbändige Wut entflammte in mir.
Mit jedem Gedanken daran, was Harry nach dem Tod seiner Mutter alles alleine hatte bewältigen müssen, wurde mein Zorn größer. Siedend heiß breitete er sich aus und vertrieb die Kälte, die Desmond in mein Innerstes gebracht hatte. Er verschlang alles und verlieh mir neue Kraft. Der Zorn auf Desmond weckte eine Selbstsicherheit in mir, die ich nie für möglich gehalten hatte.
"Was fällt Ihnen ein, so von Harry zu sprechen?!" Ich spukte Harrys Vater die Worte förmlich entgegen. Ich war sauer. Ich würde nicht tatenlos mitansehen, wie er schlecht über meinen Lieblingsmenschen sprach.
"Wie bitte?", überrascht lachte Desmond auf. Den Rücken durchgestreckt und das Kreuz breitgemacht, baute er sich vor mir auf. "Harry ist zu nichts zu gebrauchen." Er betonte die Worte extra und grinste mich hämisch an. Er wollte mich provozieren, um einen Nerv zu treffen und mir eine Reaktion zu entlocken. "Sie kennen meinen Sohn doch überhaupt nicht, sonst wüssten Sie, was für ein Nichtsnutz er ist."
Und er traf den Nerv.
"Oh doch!" Ich hatte die Worte schneller ausgesprochen, als ich darüber nachdenken konnte. Ich katapultierte mich geradewegs ins Kreuzfeuer. "Ach ja?" Wieder ein abfälliges Schnauben. "Und woher? Woher kennen Sie meinen Sohn so gut, um sich darüber ein Urteil zu erlauben?" Scheiße. Da war die Frage aller Fragen, der ich bis jetzt gekonnt ausgewichen war.
"Harry und i-ich ...", stammelte ich hilflos. "Ja?" Von oben herab betrachtete Desmond mich. Seine freundliche Maske war verschwunden. Er schien kein Interesse mehr daran zu haben, mir eine bestimmte Art von sich vorzuspielen. Sein Blick war kaltherzig und ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie oft Harry diesen Blick zu spüren bekommen hatte und was dieser Blick bei meinem geliebten Lockenkopf über Jahre hinweg angerichtet hatte ...
"Wir ... w-wir kennen uns von früher", stammelte ich schließlich."... aus der Schulzeit."
"Aus der Schulzeit also?"
Möglichst selbstbewusst nickte ich. "Ja, und deshalb kenne ich Harry sehr gut. Ich weiß, was für ein toller Mensch er ist."
Für einen kurzen Moment betrachtete Desmond mich nachdenklich, dann bildete sich ein überlegendes Grinsen auf seinen Lippen. "Wissen Sie, was ich mich frage?" Es war eine rhetorische Frage. "Wenn Sie sagen, Sie kennen Harry von früher, warum treffe ich Sie erst jetzt?" Sein Blick loderte und es schien ihm zu gefallen, dass er die Panik in meinen Augen sah. Er hatte Spaß an der Situation. Es machte ihm Freude, mich so klein und verunsichert zu sehen. Pure Macht und Überheblichkeit ging von ihm aus. Er erinnerte mich an ein Raubtier, das gierig seine Beute betrachtete. Ein Raubtier, das genau wusste, dass es gewonnen hatte.
"Ich ..."
"Sie ...?" Dieses verfluchte überhebliche Grinsen! Wie gerne ich ihm das aus dem Gesicht schlagen würde!
Ich straffte die Schultern. Ich würde das schaffen! Für Harry. "Vielleicht sollten Sie sich eher fragen, warum Sie die Freunde Ihres Sohnes nicht kennen, als mir irgendwelche Sachen zu unterstellen." Zornig funkelte der Dunkelhaarige mich an. "Was erlauben Sie sich eigentlich, Sie ... Sie ..." Wutentbrannt rang er nach Worten. "Sie Saftschubse!"
Und plötzlich fiel mir siedend heiß etwas auf. Desmond hatte gesagt: ‚so sieht man sich wieder'. Er erinnerte sich an mich. Er wusste, dass ich im Restaurant arbeitete. Harrys Vater wusste, wer ich war. Doch was bedeutete das für mich? Und vor allem für Harry?
"Ich muss mir doch nicht so eine Diskussion mit so jemandem wie Ihnen antun."
"So jemanden wie mir?" Meine Wut kehrte zurück. "Ja, jemanden wie Ihnen. Einen kleinen, erbärmlichen Kellner, der es zu nichts in seinem Leben gebracht hat." Es schmerzte, wie ähnlich Desmond Worte zu dem waren, was Harry mir damals an den Kopf geworfen hatte. Doch genauso wie damals reckte ich das Kinn in die Höhe. "Wissen Sie was?" Ich war in Rage. "Ich bin stolz darauf, was ich mache und dass ich einen Job habe, den ich über alles liebe!" Als Desmond nur abfällig die Augen verdrehte, wäre ich ihm am liebsten an die Gurgel gesprungen. Doch anders als erwartet, holte Harrys Vater nicht zu einem weiteren verbalen Angriff aus, sondern ignorierte mich auf einmal vollkommen. Als sei ich Luft, ließ er mich stehen und drehte sich zu seiner Frau herum. Ein weiterer Stich. Harry hatte mich ebenfalls ignoriert, als wir Carmela und David begegnet waren.
"Komm Darling, wir warten in der Küche auf Harry. Manche Menschen sind es nicht wert zu diskutieren." Desmonds drehte sich herum und deutete seiner Frau an, ihm zu folgen. Wie selbstverständlich trat er den Weg in die Küche an. Dorthin, wo ich das romantische Abendessen für seinen Sohn vorbereitet hatte.
"Stopp!" Scharf schnitten meine Worte durch die Luft. Überrascht hielt das Pärchen inne und drehte sich zu mir herum. "Stopp?", spöttisch wiederholte Desmond meine Worte. "Sie wollen mich in meinem eigenen Haus aufhalten?" Ein verächtliches Schnauben folgte. Blitzschnell trat ich auf Desmond zu und schob mich in die Tür zwischen ihm und der Küche. "Ja, das will ich. Denn das hier ist Harrys Haus und Sie werden nirgends ohne sein Einverständnis hingehen." Bestimmt brachte ich die Worte über meine Lippen und war stolz, als ich für einen kurzen Moment den Ausdruck von echter Überraschung auf Desmonds Gesicht erkennen konnte.
"Du hast mir nichts zu sagen, du bist nur eine jämmerliche Saftschubse, die sich unerlaubterweise in meinem Haus aufhält." Dass er mich nicht mehr sietze unterstrich, wie sehr er mich verachtete. Er wollte mir Angst einjagen und kam mir bedrohlich nahe, doch ich streckte den Rücken durch. Ich würde diesen Mann unter keinen Umständen in die Küche lassen. Er würde nicht sehen, was ich für seinen Sohn vorbereitet hatte. Ich würde Harry nicht verraten. Nur über meine Leiche.
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24.05.2024, 1391 Wörter
Hey hey (◕‿◕)♡
Uffff gerade ist ziemlich viel los in der Story ... und Harry ist immer noch nicht da (×﹏×)
Was denkt ihr zum Kapitel? Und vor allem, wie reagiert Harry?
Die letzten Kapitel bei Different Worlds sind geschrieben und es fühlt sich einfach nur unwirklich an O.o
Bin so aufgeregt und nervös zugleich, wie ihr die letzten Kapitel finden werdet (ノ_ヽ) Lasst mir aber gerne eine Reaktion da!
Alles Liebe,
~ V
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