Chapter Twelve: Affluent
The best way to make your dreams come true is to wake up. ~Paul Valery
„Weil ihr das letzte Mal so gut in den Gruppen zusammengearbeitet habt und andere-" der Lehrer blickt streng zu Felix und Hyunjin „noch etwas Übung für einen Teamgeist brauchen, habe ich mir gedacht, dass wir die Referate erneut in den Gruppen halten werden." Ein Geräusch geht durch die Runde, bei den meisten positiv aber bei manchen auch mit einem Hauch an Negativität. Jisung ist einer davon, da dies für ihn heißt, dass er die ganze Arbeit alleine machen muss, weil sein Partner Changbin mehr mit Videospielen beschäftigt ist, als zur Schule zu erscheinen.
Felix spürt, wie in ihm eine Mischung aus Emotionen aufsteigt. Einerseits freut er sich über die Gelegenheit, eng mit Hyunjin zusammenzuarbeiten. Es bedeutet eine Chance, ihn besser zu verstehen und die Kluft zu überbrücken, die sich während ihrer früheren Meinungsverschiedenheiten gebildet hat und nach und nach zu brechen scheint. Andererseits bleiben Erinnerungen an ihre frühere Zusammenarbeit bestehen und hinterlassen Zweifel in Felix. Er muss sich an die Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen erinnern, die ihr früheres Projekt nach unten gezogen haben. Die Erinnerung an widersprüchliche Ideen und unterschiedliche Perspektiven weckt Besorgnis und lässt ihn fragen, ob diese Zusammenarbeit in einem ähnlichen Sinne enden wird. Natürlich denkt Felix auch an ihre guten Momente zusammen, zum Beispiel das Bild wie Hyunjin mit den Kindern spielt oder sie gemeinsam auf der Gala Unfug anstellen und danach nicht mehr aufhören können zu lachen aber nur durch diese Momente haben sich nicht ihre Differenzen geändert. Beide sind Stur und beharren auf ihrer Meinung. Sie sind sich so ähnlich und doch so unterschiedlich.
Nach der Stunde treffen sich ihre Blicke und Hyunjin kommt auf Felix zugelaufen. „Was hältst du davon, morgen nach der Schule zu mir zu kommen? Wir können auch ein bisschen tanzen, da du letztens daran interessiert warst." Schlägt Hyunjin mit einem Lächeln auf den Lippen vor. Dabei wartet er gespannt auf Felix' Antwort.
„Das klingt gut, du musst mir unbedingt deine Tricks beibringen! Dann sehen wir uns morgen." Sagt Felix begeistert darüber, dass sich Hyunjin noch an seine Worte erinnert und es wirklich umsetzen will.
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Als Felix langsam durch seinen Wecker für die Schule aus dem Tiefschlaf erwacht, überkommt ihn ein anhaltendes Unbehagen nach einem Traum, der ihn verunsichert hat. Die Bettlaken schmiegen sich leicht an seinen Schweiß bedeckten Körper, als er sich aufsetzt und sein Atem wird ruhiger, nach einer unbewussten Reise, die eine unerwartete Wendung genommen hat. Die Überreste des Traumes stecken wie eingebrannt in seinem Bewusstsein fest und Felix versucht die verbleibenden Szenen aus seinem Kopf zu schütteln. Es war kein Albtraum im herkömmlichen Sinne; keine Monster, Kreaturen oder Schatten haben ihn in seinen Schlaf verfolgt. Stattdessen war es etwas viel schlimmeres und unerwartetes, eine Schöpfung seines eigenen Kopfes, wofür er sich verfluchen könnte, die ihn jetzt abstoßend und irgendwie angeekelt zurücklässt.
Er fährt sich mit der Hand durch sein zerzaustes, weißes Haar und ein sichtbarer Schauder durchläuft ihn, als er sich an die Einzelheiten des Traums erinnert. Der Ekel bleibt bestehen, nicht wegen einer äußeren Bedrohung, sondern wegen der bloßen Tatsache, dass sich solche Gedanken im Bereich seines Unterbewusstseins festsetzen könnten. Es ist eine beunruhigende Offenbarung, ein Einblick in die dunkleren Ecken seiner eigenen Psyche, die er lieber bedeckt halten möchte. Felix braucht einen Moment, um sich zu erden, während die Realität der wachen Welt langsam den Traum verdrängt. Das Morgenlicht dringt durch die Vorhänge und wirft einen beruhigenden Schein auf seinen Nachttisch und Bett. Doch die Last seiner eigenen Gedanken bleibt bestehen.
Er erinnert sich an die Berührungen, an die Küsse und die ganzen anderen nicht-jugendfreien Dinge, die sie gemacht haben. Wie Hyunjin eine ganz andere Seite in dem Traum gezeigt hat und Felix hat gut fühlen lassen. Er sieht seinen nackten Körper vor sich, die schwarzen Haare, die in sein Gesicht fallen und dieses Grinsen auf den Lippen. Er erinnert sich auch an das Gefühl, als er in ihn gestoßen hat und ihn mit heißen Worten verführen konnte. Ja, Felix hatte einen sehr feuchten Traum mit Hyunjin in dem Hotelzimmer in dem er den einen Tag alleine aufgewacht ist. Und das schlimme ist; Felix hat es in dem Traum gefallen und in dem Moment, an dem er wieder an ihre Nähe denkt, durchströmt ein warmes Gefühl Felix' Magengegend und dieser prickelt leicht.
Nein!
Er schüttelt seinen Kopf und versucht alle Details wie mit einem Sieb aus seinem Kopf zu filtern. In seinem Traum hatte Hyunjin einen perfekten Körper, genau den Körper, den Felix bei anderen anziehend findet. Aber er ist sich sicher, dass Hyunjin in echt nie Mals so aussehen wird.
Hör auf du blöder Kopf, ich mag ihn mir nicht weiter nackt vorstellen! Er schlägt unsanft an seine Stirn in der Hoffnung, dass dies etwas bringt aber es ist längst zu spät, die Bilder, ihre Momente, haben sich längst eingeprägt und er seufzt ergeben.
Mit einer großen Beule in seiner Hose macht er sich auf den Weg ins Bad, wo er diese mit einer kalten Dusche beseitigen kann. Oh Gott, wie kann er Hyunjin je wieder in die Augen schauen, mit diesen Szenen in seinem Kopf? Und dann wollen sie heute noch zusammen tanzen...das kann was werden!
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Den ganzen Tag hinter Hyunjin zu sitzen, hat Felix dazu angeregt den Schwarzschopf zu betrachten. Jetzt wo er Hyunjin sieht, fühlt sich sein Traum unfassbar real an, als ob sie sich wirklich so nahe gekommen sind und all diese Dinge gemacht haben aber das ist offensichtlich nicht der Fall, wie denn auch? Durch den Traum hat sich wieder etwas an dem geändert, wie Felix ihn sieht. Es geht sogar so weit, dass Felix ihre Art Freundschaft oder Zweckfreundschaft in Frage stellt und ihn tiefer in sich hinein hören lässt.
Am Anfang gab es diesen Hass zwischen ihnen, der sich aber dann mit Hyunjins atemberaubenden Tanz gelegt hat. Das bestätigt, dass Felix der ist, welcher immer zu Stur reagiert hat. Seit dem er gelernt hat Hyunjin zuzuhören, verstehen sie sich gut, wie Freunde. Aber jetzt wo er ein weiteres Mal an seinen Tanz denk, merkt der weißhaarige, dass dadurch mehr als Akzeptanz entstanden ist, er findet Hyunjin sexy... Auf eine Art, wie er noch nie jemanden sexy gefunden hat...
Er denkt an die Gala und ihre eher freundschaftlichen Interaktionen dort und kommt zu dem Entschluss, dass ihn dieser Traum nur aus der Bahn geworfen hat. Es war nur ein Absturz seiner Gedanken, dem er keine weitere Aufmerksamkeit schenken sollte. Zusätzlich darf er die arrogante und eingebildet, hochnäsige Art von Hyunjin nicht außer Acht lassen. Nur weil sie sich gerade verstehen, weil sie mehr oder weniger von Geschehnissen und ihrer Umgebung dazu gezwungen werden, heißt das nicht, dass Hyunjin gleich ein super toller Mensch ist und auch nicht, dass sie sich auch weiterhin so gut verstehen werden. Ihre Differenzen sind so groß, dass sie nicht einmal von einer Kilometer langen Brücke überwunden werden können.
Jedoch fühlt sich Felix sich bei den Gedanken komisch, seine Magengegend pulsiert und hinterlässt ein fremdes Sentiment. Seine Brust erwärmt sich, als er wieder an die Momente im Hotel denkt. Jedoch stempelt er dieses Gefühl als ungewöhnlicher Hunger ab, da er heute noch nicht viel gegessen hat. Aber ab dem Moment, wo sein Herz beginnt schnell zu schlagen und er es bis in seine Ohren hören kann, weiß er, dass dieses Empfinden nicht von seinem leeren Magen kommt...
„Kommst du?" Mit den Worten reißt ihn Hyunjin aus seinen Gedanken. Die Zeit ist wie weg geflogen, denn als er das letzte Mal auf die Uhr im Klassenzimmer geblickt hat, hatten sie noch zwei Stunden Unterricht zu absolvieren.
Felix braucht einige Sekunden um zu realisieren, dass der Unterricht vorbei ist und er mit Hyunjin zu ihm nach Hause fährt. „Oh, ja." Schnell wirft er seine Schreibsachen unordentlich in seine Tasche und hängt sie sich über die Schulter.
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„Warum fährst du nicht selber, du hast doch einen Führerschein und ein Auto?" fragt Felix, als sie auf eine luxuriös schwarze Limousine zulaufen. Felix erinnert das an Drogendealer, die hinter den verdunkelten Fenstern Geschäfte machen.
„Die Limousine macht einen besseren Eindruck" er lächelt Felix an „und so muss ich mich nicht auf das Fahren konzentrieren." Hyunjin geht voran und öffnet die Tür, damit Felix das großräumige Auto betreten kann. Dort erwarten ihn gemütliche Sitze und faszinierende Lichter, welche die Kosten dieser Limousine wiederspiegeln. In einem Kühlfach gibt es auch Prosecco aber beide haben genug von Alkohol für die nächsten Monate.
Die großen Metalltore öffnen sich langsam und ermöglichen Felix den Eintritt in die luxuriöse Welt, die Hyunjins Zuhause ist. „Willkommen bei mir!" sagt Hyunjin mit einem Anflug von Stolz in seiner Stimme, als das Auto parkt.
„Wow, das ist... unglaublich" murmelt Felix und betrachtet das beeindruckende Bauwerk. Die betonierte Auffahrt schlängelt sich an perfekt gepflegten Rasenflächen und wundervoll bepflanzten Gärten vorbei und führt hinauf zu einer großen und äußerst modernen Villa, welche königlich wirkt.
Es gibt eine riesige Fensterfront, welche auf ein Zimmer mit hoher Decke und langen, weißen Gardienen schauen lässt. Metallstreben zieren die Wände und geben dem Bauwerk einen futuristischen Look. Die Farben sind kalt gehalten und das Gesamtbild gibt den Eindruck, als wäre es ein Motiv einer Postkarte. Eine geschwungene Fassade empfängt Besucher mit einer Pracht, die Geschichten von Wohlstand erzählt. Majestätische Säulen dekorieren den Eingang und geben dem Ganzen noch einen Hauch von klassischer Eleganz. Glänzende, helle Marmorstufen führen zu einer Reihe hoher Türen. Felix betritt den Raum und vor ihm erstreckt sich das große Foyer, geschmückt mit Kronleuchtern, die den Raum in einen silbernen Glanz tauchen. Die mit Gemälden bedeutender Vorfahren geschmückten Wände deuten auf ein reiches Familienerbe. Felix guckt begeistert zu den hohen Wänden und muss sich einige Male im Kreis drehen, um ja kein Detail dieses Hauses zu verpassen.
Das Innendesign ist ebenfalls Weiß gehalten und strahlt dadurch Sauberkeit und Eleganz aus. Luxuriöse, mit hochwertigen Stoffen gepolsterte Möbel schmücken die Wohnräume, während dezente Silberakzente die Einrichtung aufwerten. Ein großer Fernseher schmückt fast die Komplette Fläche der Wand. Auf der anderen Seite stehen einige handgefertigte Figuren aus weißem Ton auf einem Sockel und Felix fühlt sich, als wäre er nicht mehr in einem Wohnzimmer sondern in einer Kunstgalerie. Als Felix die Räume besichtigt, fällt ihm auf, dass jede Ecke bis ins kleinste Detail gepflegt ist.
Es gibt eine private Bibliothek, welche mit einer Reihe zeitloser Literaturklassiker ausgestattet ist, aber auch einen grün bepflanzten Wintergarten, welcher in natürliches Licht getaucht ist und eine Art Zufluchtsort für Momente der Besinnung und Ruhe bietet.
Das weitläufige Haus ist genau das Gegenteil zu der bescheidenen Umgebung, die er gewohnt ist. Das teure Dekor und die Einrichtung machen Felix für einen Moment sprachlos. Die Erhabenheit des Hauses scheint die Kluft zwischen ihren Hintergründen zu vergrößern. Felix schaut sich um und verspürt nun nicht mehr nur Begeisterung und Bewunderung, sondern auch Unbehagen in ihm aufsteigen. Unter der luxuriösen Fassade verbirgt sich eine unausgesprochene Last, nämlich ein Gefühl der Erwartung und vielleicht sogar der Einsamkeit in der Luft. Felix bemerkt eine erdrückende Atmosphäre der Leere, die in der Stille der breiten Korridore herrscht. Ihre Schritte werfen ein leises Echo durch die geräumigen Hallen. „Es ist erstaunlich, Hyunjin, aber es ist so... anders. Anders als ich es gewohnt bin." sagt Felix und wendet sich dem schwarzhaarigen zu.
Hyunjin lächelt und versucht ihn zu beruhigen, damit sich Felix nicht mehr klein unter dem Luxus fühlt. „Ich weiß, es ist eine Menge zu verdauen. Aber du bist hier willkommen und ich möchte, dass du dich hier drinnen wohl fühlst." sagt er mit einem Anflug von Besorgnis in der Stimme.
Felix zwingt sich zu einem Lächeln und versucht, sein Unbehagen zu verbergen. Trotzdem ist das Haus ein Einblick in eine Welt, die er sich nie vorzustellen gewagt hat, und eine deutliche Erinnerung an die große Ungleichheit zwischen ihren Leben. Er versucht, in einer Umgebung Fuß zu fassen, die so weit von seiner eigenen entfernt ist. Als sie ihren Rundgang durch das Haus fortsetzen, wird die wachsende Kluft zwischen ihren Lebensstilen deutlicher spürbar und hinterlässt bei Felix eine beunruhigende Erkenntnis; die Distanz, die ihre Welten trennt, ist noch einiges tiefer, als er es sich jemals vorgestellt hat.
„Felix, du brauchst nicht angespannt zu sein!" sagt Hyunjin und lacht etwas. Natürlich ist dem älteren bewusst, dass dieser Satz Felix nicht plötzlich all seine Unruhe entweichen lässt aber ein Versuch ist es wert. Sie kommen zu dem vorletzten Raum am Ende eines Ganges. „In diesen zwei Räumen werden wir uns wahrscheinlich hauptsächlich aufhalten. Das eine ist mein Zimmer" Er deutet auf zwei Türen und öffnet die erste davon. „und das ist mein persönlicher Tanzraum. Hier bringe ich mir alles bei." Hyunjin zeigt Felix, dass er eintreten soll und dieser setzt zögernd die ersten Schritte in den leeren Raum. Zwei der Wände besitzen eine Spiegelfront, während die anderen beiden mit rot verziert sind. An einer der roten Flächen befindet sich eine Kommode mit verschiedener Technik und in jeder der Ecken hängt ein großer Lautsprecher an der Decke, welche mit großen Sternen als Lampen verziert ist. Felix ist beeindruckt. So einen Raum hat er sich immer gewünscht, da er nur draußen Tanzen kann. Seine Wohnung ist viel zu klein um sich anständig darin bewegen zu können.
„Und bevor wir an unserem Referat arbeiten, schlage ich vor, dass wir etwas tanzen," er geht zu dem weißhaarigen und massiert ihm kurz die Schultern „damit du etwas lockerer wirst." Er lässt von dem jüngeren ab und öffnet eines der Fächer des Schrankes. Darin befindet sich Trainingskleidung und Hyunjin wirft seinem Gegenüber eines der T-Shirts zu.
Verwirrt fängt es Felix und schaut Hyunjin fragend an. Soll er sich wohl vor ihm umziehen?
„Schüchtern, was?" Hyunjin grinst und Felix ist verstört, da dies dasselbe Grinsen ist, welches er in seinem Traum gesehen hat. „Du kannst auch ins Bad gehen und dich dort umziehen, ich mache hier solange alles bereit." Hyunjin wendet sich der Technik zu und Felix verschwindet aus dem Raum, um das Badezimmer zu suchen. Natürlich hat Hyunjin ihm gezeigt, wo es ist aber diese vielen Räume und Stockwerke verwirren Felix.
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Als der Jüngere das Tanzstudio wiedergefunden hat, betritt er es in einem für ihn viel zu großen Shirt, welches ihm beinahe bis zu den Knien fällt. Der Duft von Hyunjins Waschmittel tritt dabei in die Nase und er muss sich eingestehen, dass es sehr gut riecht. Er sieht, dass Hyunjin mit der Vorbereitung fertig zu sein scheint, da dieser entspannt auf der Couch in der Ecke sitzt und Felix gespannt mustert, als er erneut versucht das große Shirt zu richten.
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