48. Auferstehung
Der nächste Morgen bricht an und ich liege eng mit Matt verschlungen im großen Bett von Nonnas Haus Nummer 6. Bevor wir eingeschlafen sind, haben wir miteinander geschlafen und unser beider lustvolle Befriedigung genossen. Wir schlafen noch eine Stunde länger, friedlich und traumlos, bevor die Sonne über dem See aufsteigt und uns wach kitzelt. "Guten Morgen mein Herz." Matthias murmelt nur ein verschlafenes "Morgen Hübscher," und fragt mich schließlich, wieso ich schon wach bin. "Wir haben noch Zeit und könnten noch länger schlafen." Ich zucke nur mit den Schultern und ziehe seine Augenbrauen, Lippen und andere Gesichtszüge mit einem sanften Streicheln meiner Finger nach. "Der Fluch des Gejagten. Außerdem kann man den Morgen auch viel schöner verbringen als mit Schlafen." Er seufzt verschlafen auf. "Nur noch ein bisschen", bettelt er und dreht sich auf die Seite, doch ich schlüpfe aus dem Bett eile darum herum, knie mich auf seiner Seite davor und bringe meinen Kopf direkt vor seine Morgenlatte. "Stört es dich, wenn ich mich in der Zwischenzeit schon mal darum kümmere?"
Matt ist schon fast wieder eingeschlafen und die sanften Berührungen meiner Hände, Lippen und Zunge vermischen sich mit seinen Träumen. Doch als seine Erregung zunimmt erwacht er langsam und beginnt zu Seufzen und zu Stöhnen. Als er sich schließlich in meinem Mund ergießt gesteht er mir seufzend das unglaubliche Gefühl der Zufriedenheit, das ihn in diesem Moment überkommt. "Ich könnte mich daran gewöhnen, so geweckt zu werden" erklärt er und ich grinse ihn breit an. "Du bist also jetzt wach?" Frage ich zwinkernd und er bestätigt es wortlos. "Und wie fühlst du dich? Bist du wund?" Meine besorgten Blicke bringen ihn dazu, seine Hand an meine Wange zu legen. "Etwas", bestätigt er meine Sorgen noch immer wortkarg vor Müdigkeit, doch ich lasse nicht von ihm ab. "Magst du mit mir schwimmen gehen?" Dem kann er nicht widerstehen und gemeinsam schwimmen wir unter dem Haus und machen dort noch einmal sehr vorsichtig und sanft Liebe miteinander.
Schließlich ist es Zeit aufzuräumen und zu der kleinen Kapelle zurück zu kehren. Dort wollen wir uns erneut mit den anderen treffen um die Auferstehung der heiligen Prinzessin der Aigua zu vollenden. Matt ist still und tief in Gedanken, seit wir das Haus verlassen haben. Er sagt kein Wort und eine tiefe Sorgenfalte liegt auf seiner Stirn. Ich nehme erneut seine Hand und als er mich fragend ansieht zucke ich nur mit den Achseln. "Nur zur Sicherheit." Das entlockt ihm wenigstens ein kurzes Lächeln. "Ich werde nicht wieder weglaufen."
Trotzdem zieht er seine Hand nicht zurück und keinen von uns interessiert es, dass wir bei hellem Tageslicht von jedem gesehen werden können. Wer weiß schon, was mit mir passieren wird, wenn die Seele der Göttin in mir erweckt wird? Ich habe bereits einen Blick voraus gewagt, doch keine klare Vision der Zukunft erhalten. Wenigstens hat diese neue Wärme in mir eine tröstliche Wirkung auf mich. Als wir vor der Kapelle ankommen ziehe ich meinen Liebsten noch einmal in meine Arme und drücke ihn fest an mich. In diesem Moment gibt es nichts mehr zu sagen und so tun wir das nächstbeste und küssen uns.
"Okay, es ist Zeit für eine letzte Entscheidung. Lass uns gehen." Im inneren finden wir den Mönch, der uns Tee anbietet und wir unterhalten uns mit ihm, während wir uns auf den Bänken verteilen und auf die anderen warten, die nach und nach eintrudeln. "Guten morgen meine Turteltauben, ich hoffe ihr habt gut geschlafen", flötet Nonna fröhlich, begrüßt dann auch den Mönch und bedankt sich für den Tee. "Hey ihr, da bin ich." Kiara ist allein und auch Helena fragt, ob sie rein kommen darf. "Sicher, Mama."
"Kiara, hast du niemanden mitgebracht?" Die Frage, die der Mönch ihr stellt, klingt besorgt, doch sie schüttelt rigoros den Kopf. "Meine Mutter will daran nicht beteiligt sein und was meinen Vater betrifft will ich ihn nicht dabei haben." Ich bin froh denn ich weiß nicht was ich getan hätte, wenn Ragnar hier aufgetaucht wäre doch Matt kann vielleicht besser verstehen, dass man seine Eltern nicht einfach verteufeln kann, nur weil sie sich falsch verhalten haben. Deshalb fragt er seine Freundin, wie es den beiden geht. "Ich hatte gestern eine ernste Unterredung mit meinem Vater aber Mutter hat ihm regelrecht die Hölle heiß gemacht. Ich glaube, ihm wird ganz langsam klar, was er mir angetan hat. Aber was Levi angeht fehlt ihm jede Einsicht." Sie sieht mich entschuldigend an doch ich frage sie lieber nach Axel, der mich als einer von wenigen eher positiv überrascht hat. "Ich hab ihn um etwas Geduld gebeten. Ich will mich erst erholen und dann sehen ob ich tiefere Gefühle für ihn entwickeln kann."
Nonna erklärt Matt und Kiara jetzt, wie die Geschenkübergabe abläuft und wie sie die Geheimnisse, die sie bewahren wollen, für sich behalten können. Beide lauschen ihr aufmerksam, während ich mich auf einer gepolsterten Bank nieder lege und der Mönch die anderen Vorbereitungen trifft. Matt sitzt dabei nah bei mir und hält meine Hand.
Kiara ist ungeduldig und will, dass es endlich vorbei ist, Matt jedoch ist um jede Minute dankbar, die es länger dauert. Ich schließe meine Augen und reflektiere all meine Erfahrungen und was ich bisher in meinem Leben verpasst habe. Dann muss ich erneut eine Entscheidung treffen.
"Also, Levi, bist du bereit meinen Splitter zu akzeptieren?" Stille breitet sich aus. Ich zögere und kann mich nicht zu einer Antwort durchringen. Ich kämpfe innerlich mit mir und komme doch zu keinem Ergebnis. "Levi?" Kiaras Frage reißt mich aus der Unsicherheit und ich sehe erst in ihren fordernden und dann in Matts verzweifelten Blick und endlich weiß ich, was zu tun ist. "Nein." Nonna und Matt lassen einen überraschten Ausruf los doch Kiara ist fast entsetzt. "Nein? Levi dass kannst du mir nicht antun." Sie beginnt verärgert auf und ab zu laufen und ich sehe, dass sie mit sich kämpft um jetzt nichts falsches zu tun, doch ich schüttle nur den Kopf. "Hey, es geht nicht um dich, du wirst bekommen was du willst." Sie seufzt ungeduldig und kommt wieder auf mich zu. "Ich will nichts bekommen sondern etwas loswerden." Erklärt sie mir, während ich mich aufsetze, als ob ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe. "Ja, ich weiß, aber ich will, dass du ihn Matthias gibst."
Nonna seufzt und sieht mich fragend, aber nicht ablehnend an. "Was hast du vor, mein Sohn?" Ich habe eine Entscheidung getroffen und nun erforsche ich ängstlich, was meine Göttin davon hält. Für eine volle Minute warte ich darauf, dass sie mir ihre Ablehnung zeigt, indem sie mir ihre Wärme wieder entzieht, doch dieses Gefühl in mir, wie eine liebevolle Umarmung, verschwindet nicht und erleichtert und dankbar seufze ich auf. "Ich bin noch so jung und hab noch nicht viel Gutes im Leben erfahren. Es ist absolut nicht nötig, die Heilung der Seelenscherbe und die Wiederauferstehung der Göttin hier und jetzt durchzuführen", erkläre ich allen und wende mich dann explizit an die Hohepriesterin im Raum.
"Bitte sag mir wenn ich falsch liege Nonna, aber ich glaube, dass es sogar von Vorteil sein könnte, wenn ich noch etwas warte?" Sie lächelt mich sanft an. "Du hast mal wieder alles durchschaut. Es gibt zwei weitere Prinzessinnen die wieder auferstehen müssen und je näher beisammen diese Ereignisse stattfinden um so besser. Aber du hast nicht ewig Zeit. Wenn du alt und grau bist und dem Tode nah ist es zu spät. Außerdem solltest du dich nicht in unnötige Gefahren stürzen und Matt immer nah bei dir behalten. "Beim letzten Rat zwinkert sie mir wissend zu und ich grinse breit, während ich nach dessen Hand greife und den Druck erwidere, den er mir augenblicklich zukommen lässt.
"Stimmt die heilige Seele dir zu?" Fragt der Mönch, der verstanden hat, dass ich eine besondere Verbindung zu ihr besitze und ich bestätige das. Matt will aber dann doch wissen, warum er den Splitter nehmen soll. "Weil ich gesehen habe, was es mit dir macht, wenn du nur denkst, dass ich diese Fähigkeit habe. Diese Unsicherheit will ich nie wieder in deinen Augen sehen." Er seufzt meinen Namen und verzieht entschuldigend das Gesicht, doch ich schüttle den Kopf. "Komm schon Matt, am Ende werde ich deinen Splitter sowieso brauchen und zwei Splitter sind zwei Splitter, deiner und meiner, die Größe spielt keine Rolle. Ich brauche diese Fähigkeit für mich nicht. Wenn wir sie brauchen, kannst du sie für uns anwenden. Und ich bin machtvoll genug aber vielleicht könntest du etwas mehr magische Energie vertragen um mit mir mithalten zu können." Bei meinem letzten Grund zwinkere ich ihm zu und entlocke ihm ein kurzes Lächeln.
Helena ist von meinem Vorschlag begeistert. "Matt er hat recht. Ihr seid jung und verdient noch ein paar Tage Glück." Er setzt sich neben mich auf die gepolsterte Bank und lässt den Kopf hängen. "Aber dann wird die Trennung umso schmerzvoller sein." Seine Sorge ist verständlich doch die Anderen denken trotzdem, dass es das wert ist. "Es gibt immer noch die Möglichkeit, dass Levi selbst nicht komplett verschwindet. Deine Verbindung mit ihm könnte ihm dabei helfen." Nonna nickt zu den Überlegungen des Mönches. "Und je stärker diese ist um so besser." Ich begreife, worauf die beiden hinaus wollen und schließe mich ihnen an. "Matt, je mehr Zeit wir miteinander verbringen, umso stärker wird unsere Verbindung. Es sei denn du willst nicht mit mir zusammen sein oder zumindest nicht so lange?" Er sieht mich böse an. "Levi, denk das nicht mal für eine Sekunde. Ich liebe dich." Ich lächle ihn dankbar an. Ich mag uns beide führen, aber ohne seine Rückenstärkung wäre ich nichts.
Kiara sieht ihren alten Freund hoffnungsvoll an. "Also Matthias, akzeptierst du meinen Splitter jetzt?"
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro