Gerade habe ich meinen letzten Kampf mit dem König beendet. Ragnar hat wirklich alles versucht, doch er hat verloren. Nun bleibt ihm nur noch die Wahl, aufzugeben oder sich selbst den Vorwürfen von Betrug zu stellen. Seine Position als König ist dadurch in Gefahr und jede Möglichkeit, an meinen Splitter zu kommen, ist verschwunden. "In Ordnung, Levi, du hast gewonnen." Doch ich schüttle nur den Kopf, weil er es immer noch nicht verstanden hat.

"Das hier war kein Wettbewerb den ich gewinnen konnte und ich werde auch keinen Preis erhalten. Es war ein persönlicher Angriff den ich abgewehrt und dank meiner Göttin und einigen weiteren Helfern nicht verloren habe." Ragnar sieht mich an, geschlagen und besiegt, und seine Neugier bricht sich bahn. "Sag mir noch eins, hast du die Seele der Göttin befreit?" Ich lächle ihn an. "Zu behaupten dass sich das getan hätte, wäre eine Lüge." Und Helena grinst breit als sie erklärt: "Und das ist die reine Wahrheit." - "Also wer hat es getan und wo ist die Seele?" Ich schüttele den Kopf. "Du hast um eine Antwort gebeten und die habe ich bereits gegeben. Alles andere geht dich nichts mehr an." Verärgert schickt mich der König aus dem Zimmer und der Verwalter begleitet mich hinaus, nachdem er dem König einen letzten, gut gemeinten Rat mitgibt. "Eure Hoheit gehen besser heim. Ihr habt euch heute in der Öffentlichkeit ziemlich unangemessen verhalten und wir sollten den Leuten die Möglichkeit geben, sich zu beruhigen."

Vor der Tür bittet mich der Verwalter noch auf ein Wort zu sich, nachdem er die anwesenden Wachen informiert hat, dass ich ab sofort ein Unberührbarer für den König bin. Etwas abseits der Tür erklärt er mir dann, dass er nicht weiß, ob Linus und ich ein und dieselbe Person sind, oder nicht, aber dass es auch irrelevant ist. "Selbst wenn du einst Linus gewesen sein solltest, bist du ab sofort nur noch Levi, denn Linus ist offiziell tot. Somit wird es dir nicht möglich sein, das Erbe von Laoise und ihrem Mann anzutreten, dass sollte dir klar sein." Ich danke ihm von ganzem Herzen dafür.

Nachdem er gegangen ist öffnet sich die Tür erneut und bevor Helena heraus kommt höre ich sie noch etwas zum König sagen. "Bevor ich es vergesse, meine Dienste stehen dir ab sofort nicht mehr zur Verfügung." - "Helena, ich bitte dich ..." hebt Ragnar an doch sie schlägt einfach die Tür hinter sich zu und grinst Levi an. "Ich vertraue seinen Worten nicht mehr. Komm mit mir Levi, ich weiß, wo wir die anderen finden werden." Sie führt mich in absoluter Stille  zu einer kleinen Kapelle in der Nähe der Regierungspalastes und dort finde ich sie, jeden einzelnen von ihnen, und sie sehen mich lächelnd an.

Nonna steht bei dem Mönch. Kiara mit Axel und Königin Juna zusammen und Helena geht zu Matt, dann kommen alle auf mich zu, kreisen mich ein und beginnen, mich mit Gratulationen und Fragen zu bombardieren - alle reden zur gleichen Zeit. Der Druck der letzten Tage fällt von mir ab und ich beginne mich in ihrer Mitte im Kreis zu drehen und einen nach dem anderen anzusehen. Eine liebevolle Wärme verteilt sich in mir und verschmilzt mit den Gefühlen, die mich von den Anderen erreichen.

Nonnas Stolz - Der Mönch und sein Segen - Kiaras Freundschaft - Axels Neugier - Junas Hoffnung - Helenas Dankbarkeit und Matthias Liebe. 

Tränen rinnen mir über die Wangen und ein Lächeln wächst auf meinen Lippen und wird immer größer. Nach und nach werden die anderen still und als ich schließlich anfange unkontrolliert zu lachen, stimmen sie mit ein. Nachdem ich mich wieder beruhigt habe übernehme ich die Führung. "In Ordnung, lasst uns zuerst unser Wissen austauschen, bevor wie alle Fragen beantworten."

Und so erzähle ich alles, was an diesem Tag geschehen ist und die anderen hören aufmerksam zu. Danach gibt es eine kleine Pause der absoluten Stille aber ganz ohne Anspannung bevor nach und nach die ersten Fragen aufkommen.

Helena will von Matt wissen, was ihn im mittleren Tunnel auf dem Weg in die Halle der Prüfungen erwartet hatte. "Ein paar Rätsel die gelöst werden mussten um den jeweils nächsten Bereich zu öffnen oder die richtigen Abzweigungen zu wählen. Aber die meisten waren leicht allein mit dem Wissen zu lösen, das man uns in der Schule beigebracht hat."

Axel fragt Kiara, warum sie als letztes bei der Muschel angekommen ist und sie stöhnt und verdreht genervt die Augen. "Ich musste eine Menge sehr komplizierter Fragen stellen und Antworten formulieren, um mich durch die Wachen zu arbeiten, die an den Türen postiert waren."  Matt lacht kurz auf als er das hört. "Da hatte ich es einfacher, ich musste nur wahr oder falsch verkünden, obwohl ich davor einigen sehr verzwickten Geschichten zuhören musste."

Juna fragt neugierig, was Ragnar denn mit den falschen Zeugnissen vorhatte, die er sich von den Lehrern der Schule in Sport und Religion für Levi besorgt hatte und Kiara gibt ihr dazu eine ehrliche Antwort. "Wenn Levi schon vorher eingestanden hätte, dass ihm zwei Zeugnisse fehlen, hätte er sie ihm zugespielt, damit er doch noch teilnehmen kann, nur um sich dann später über den Betrug zu beschweren."

 Helenas Sorgen gehen in eine andere Richtung und ihre Frage daher an den Mönch. "Hat Ragnar wirklich seine magische Fähigkeit verloren?" Doch der schüttelt nur den Kopf. "Das denke ich nicht. Ich vermute eher, das Levi den Verwalter irgendwie beschützt hat." Ich nicke bestätigend. "Das war Teamwork. Magst du es erklären, Kiara?" Sie lächelt stolz. "Ich habe den Verwalter schon vorher beeinflusst und dazu gebracht, das er keine Entscheidungen zu Ragnars Aussagen trifft, ohne die Aussagen von Levi einzubeziehen." Ich nicke. "Ich konnte es spüren, jedes Mal wenn er Magie anwendete."

"Der zweite Teil meiner Beeinflussung wurde aktiv, sobald Levi gesprochen hat. Statt zu tun, was mein Vater von ihm will, hörte er auf Levi und tat im Zweifel lieber das Gegenteil." Axel sieht sie bewundernd an. "Cool, wie bist du auf diese Idee gekommen?" Sie deutet auf mich. "Das war nicht meine Idee sondern seine. Wir haben es im Tempel bereits an Matt ausprobiert."

Matt hat jetzt auch eine Frage an mich. "Wo hast du den Ring versteckt?" Ich zwinkere ihm zu. "Ich habe ihn dorthin gegeben wohin er gehörte", erkläre ich und der Mönch fährt lächelnd fort. "Er hat ihn mir in die Hand gedrückt, als ich ihm gratuliert habe und mich mit den Worten der Göttin um Hilfe gebeten." Nonna strahlt. "Habe ich nicht schon immer gesagt dass du ein schlaues Kerlchen bist?" 

Den restlichen Abend feiern wir gemeinsam als den Tag der Befreiung der heiligen Seele und unseren Start in die Zukunft als Erwachsene.