Nachdem wir uns geliebt und mit Helena gestritten haben sind Matt und ich auf dem Weg zu mir. Er ist still und ich will ihn nicht in seinen Gedanken stören doch ich halte seine Hand um ihm zu zeigen, dass ich zu ihm stehen werde, egal was andere denken. "Bist du dir sicher, dass du mich einfach so mit in ihr Haus bringen darfst?" Fragt Matt schließlich und deutet auf unsere Hände. "Ist mir egal. Wenn sie dem nicht zustimmen werde ich gehen und wir werden einen anderen Platz finden an dem wir bleiben können." Er sieht mich mit großen Augen an. "Du bist echt knallhart und so unabhängig." Erklärt er bewundernd aber ich winke ab. "Ich bin es nur gewohnt, unerwünscht zu sein." Er sieht mich verliebt von der Seite an. "Ich will dich," flüstert er mir zu und ich muss grinsen, ziehe ihn zu mir und küsse ihn kurz. Als wir das Haus betreten können wir Stimmen aus dem Wohnzimmer hören.
"Ich war überrascht zu hören, dass Levi mit dir verbunden ist. Wieso sollte ein berühmter Kapitän wie du einem Schlammtaucher auf diese Weise helfen?" Das zu hören schmerzt, denn ich dachte, der König hätte mich akzeptiert. "Ich wollte sogar noch viel mehr tun. Aber er hat meinen Splitter abgelehnt weil es mein Todesurteil gewesen wäre. Die Verbindung war sein Vorschlag als Kompromiss, dem ich nur zustimmen konnte." Kapitän Eryk und Ragnar sind ins Gespräch vertieft und haben uns nicht kommen hören.
"Er ist noch immer minderjährig so dass sein Erziehungsberechtigter darüber zu entscheiden hätte", erklärt Ragnar verwundert und seine Frau mischt sich verärgert ein. "Ach, und deshalb hast du dich kurzerhand dazu erklärt?" Doch der Kapitän nimmt ihm den Wind aus den Segeln. "Aber er braucht niemanden dafür. Levi ist nur seine geheime Identität die er von Nonna bekommen hat. Sein wirklicher Name ist Linus und er ist der Sohn von Laoise. Er wurde zwei Tage vor unserer Abreise zum Erwachsenen erklärt." Der König ist hörbar geschockt. "Das ist nicht möglich, weder Matthias noch Helena haben irgendeine Lüge in seinen Augen gesehen." Der Kapitän hat dafür auch keine Erklärung und versucht es mit einem Schuss ins Blaue. "Vielleicht ist er einfach nur stärker als sie, er ist mit mächtigen Freunden verbunden."
Und genau in diesem Moment bricht meine schöne neue Welt zusammen. Matt, der gerade erst erfahren hat wie sehr ihn seine Mutter zeit seines Lebens belogen hat, fühlt sich nun auch von mir betrogen und zieht wütend seine Hand aus meiner. "Matt, bitte lass mich ..." hebe ich an, komme aber nicht weiter, als verlorene Erinnerungen auf mich einströmen und mich mit furchtbaren Kopfschmerzen attackieren. Es fühlt sich an als ob mein Schädel gleich explodiert. "Wage es nicht, ich will kein Wort mehr von dir hören", brüllt er verletzt, macht auf dem Absatz kehrt und stürmt davon, leider kann ich ihm nicht folgen. Ich breche zusammen und beginne vor Schmerz zu heulen. Nur noch am Rande bekomme ich mit, wie der Kapitän und der König aus dem Wohnzimmer herbei gerannt kommen, dann werde ich ohnmächtig.
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Als ich wieder erwache liege ich in meinem Bett. Es ist Nacht und ich muss ein oder zwei Stunden geschlafen haben. Mein Kopf fühlt sich wund an und mein Herz schmerzt. Ich weine bitterlich als mir all die Dinge durch den Kopf wandern, die ich für ein paar Tage vergessen hatte, genauso wie die jüngsten Ereignisse mit Matt. Doch eine meiner Stärken, die ich als Levi erlangt habe, ist die, niemals so einfach aufzugeben, oder kommt sie von Linus? Ich reiße mich schließlich wieder zusammen und stehe auf um mir etwas zu trinken zu organisieren. Als ich die Tür öffne, höre ich Ragnar mit seiner Tochter im Nebenraum reden.
"Wie konntest du ihn zu Matt bringen? Er soll seine Zukunft hier mit dir finden und nirgendwo sonst." Die Worte des Königs lassen wenig Interpretationsspielraum doch Kiaras genervter Ausruf bestätigt um so mehr die Tatsachen. "Verdammt, Vater, er ist schwul, hast du das immer noch nicht begriffen?" - "Er muss dich ja auch nicht lieben oder der Vater deiner Kinder werden. Er muss dich nur so sehr mögen, dass er dir seinen Splitter gibt." - "Genau. Und ihn zu dem zu bringen, den er liebt war der beste Weg um die Freundschaft der beiden mit mir zu intensivieren." Eine kleine Pause entsteht bevor Ragnar wieder zu seiner Tochter spricht und in mir ertönt ein Warnsignal. "Du bist die Richtige um alle Splitter zu sammeln und die Seelenscherbe der heiligen Prinzessin der Aigua zu reaktivieren. Du könntest die nächste Anführerin aller Aiuga sein, mit der Macht einer Göttin und all ihren Fähigkeiten." - "Ich weiß das, Vater. Aber wenn er ein Hochgeborener ist und zudem erwachsen, wirst du ihn sicher nicht einfach dazu zwingen oder austricksen können." - "Umso wichtiger, dass du seine Freundschaft gewinnst damit er unsere Wünsche freiwillig erfüllt."
Mich leise selbst verfluchend ziehe ich mich in meinen Raum und mich selbst zurück um meine Sachen zusammen zu suchen. Mein partieller und zeitlich begrenzter Verlust von Erinnerungen hat mich scheinbar auch verdummen lassen. Wie konnte ich glauben, dass es in dieser Gesellschaft für mich einen Platz gibt? Ob man sich mir durch Zwang oder über Bekundung von Zuneigungen nähert, am Ende geht es doch immer nur darum, was der andere von mir will. Als ich mich schließlich aus meinem Raum schleiche kann ich sie noch immer reden hören, doch ich bin nicht an ihren weiteren Plänen interessiert denn ich habe nicht vor, weiter ein Teil von ihnen zu sein. Als ich am Wohnzimmer vorbei komme werde ich Zeuge einer weiteren Unterredung.
"Ich wusste sofort, dass er keiner dieser schrecklichen Kanalratten ist. Ich war erst besorgt, wen Ragnar mir da ins Haus gebracht hat, aber er war nett und höflich und hat nie etwas gestohlen, jetzt versteh ich warum. Er ist ein Hochgeborener und ein reinblütiger Aigua, ein Splitterträger und auch wenn er etwas klein geraten ist, sieht er nicht schlecht aus. Er wäre der perfekte Ehemann für meine Tochter." Die Worte der Königin treiben den Keil nur noch tiefer in meine Seele. "Also haben die zwei sich ineinander verliebt?" Ich verlasse das Haus ohne auf Junas Antwort auf Eryks Frage zu warten. Leise schließe ich die Haustür hinter mir.
Sie also auch. Ob Matt wohl weiß, was diese Familie von ihm denkt? Wenigstens verstehe ich jetzt Helenas Sorgen etwas besser, doch am Ende ist sie kein Deut besser als alle anderen. Es wird höchste Zeit die Schlammtaucher und Kanalratten von Mittstadt aufzusuchen.
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