Kapitel 16
Mira POV:
"Mira?", fragte mich eine männliche Stimme, am Ende des nächsten Schultages plötzlich.
Ich drehte mich langsam um und blickte in Marc's entschuldigendes Gesicht.
Er war nervös, dass konnte man deutlich erkennen, da er seine Hände die ganze Zeit knetete und sich mehrmals die Lippen feucht machte.
"Ich...Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Ich hätte dich nicht einfach versetzten sollen, doch mir...mir ist was wichtiges dazwischen gekommen.", entschuldigte er sich stotternd.
Es überraschte mich nicht, dass er sich bei mir entschuldigte, da er immer einen sehr anständigen Eindruck machte, doch was mich aber überraschte war, dass er Jayden deckte.
"Was ist dir denn dazwischengekommen?", tat ich ahnungslos.
"Ähm...", begann er stotternd und mied meinen Blick, "Meine Schwester hatte Fieber und da meine Eltern nicht zuhause waren, musste ich bei ihr bleiben."
"Waren Mami und Papi nicht zuhause?", fragte plötzlich wieder jemand mit gespielt ernster Stimme.
Jayden, welcher aus dem nichts gekommen war, gesellte sich zu uns und schaute Marc provokant an.
Doch plötzlich änderte sich Marc's Miene und Haltung komplett. Anders als zu erwarten, sah er Jayden herausfordernd an und baute sich vor ihm auf.
Von dem ängstlichen und nervösen Jungen war nichts mehr zu sehen.
"Ja, anders als du habe ich noch Eltern, denn ich habe meine nicht umgebracht", sagte er.
Obwohl er dies nicht zu mir sagte, waren diese Worte wie ein Schlag ins Gesicht.
Mein Blick richtete sich auf Jayden. Ich konnte schwören, dass ich etwas in seinen Augen aufblitzen sah.
Verletzlichkeit.
Doch gleich darauf verwandelte sich seine Verletzlichkeit in blanke Wut.
Mit hasserfüllten Augen sah er Marc an und ballte seine Hände zu Fäusten.
"Hattest du kein Mitleid? Die Frau, welche dich neun Monate im Bauch getragen hatte zu ermorden? Kein schlechtes Gewissen?", fragte Marc weiter.
Jayden musste sich schwer zurückhalten, sich nicht auf ihn zu stürzen. Er atmete langsam ein- und aus, um nicht sofort die Kontrolle zu verlieren.
"Halt. Deinen. Mund.", zischte Jayden und betonte jedes einzelne Wort drohend.
"Beruhigt euch bitte", versuchte ich die zwei zu beruhigen und trat zwischen ihnen.
"Was willst du genau von ihr?", fragte ihn Marc und deutete mir einem Kopfnicken auf mich, "Soll sie mit deinen Drogen dealen? Und wenn sie nicht gehorcht, bringst du sie um? Sicher genauso kaltblütig, wie du deine Eltern ermordet hast. Ich frage mich wirklich, warum du nicht schon im Knast verrottest!"
Plötzlich, flog Jayden's Faust mitten in Marc's Gesicht. Stöhnend hielt sich Marc seine blutende Nase und leckte kurz über seine aufgeplatzten Lippen.
Mit wutverzerrtem Gesicht blickte Jayden auf Marc herab. Er hatte kein Mitleid mit ihm, den er schlug nochmals auf ihn ein.
Menschen, welche ausstehend unsere 'normale' Konversation mitbekommen haben, hielten sich vor Schreck die Hand vors Gesicht.
Doch ich war keineswegs besser. Ich war wie in Trance. Ich konnte mich weder bewegen noch irgendetwas sagen, es war so, als würde ich meinen ganzen Wortschatz vergessen haben.
Ich hätte Mitleid mir Marc haben sollen, ich hatte ihm helfen sollen, doch stattdessen blickte ich auf Jayden's, blutbedeckte und aufgeplatzte Hand.
Ich hatte den grossen Drang dazu, ihm zu helfen und ihm die Schmerzen zu nehmen.
"Man sollte nicht immer glauben was man hört. Früher haben sie dir auch erzählt es gäbe den Weihnachtsmann, doch das stimmt nicht", sagte noch Jayden, bevor er, ohne mich oder überhaupt jemanden, eines Blickes zu würdigen, verschwand.
Doch diesmal entschied ich mich, nicht mit offenen Augen zuzusehen wie er verschwand und mich somit mit gemischten Gefühlen zurückliess, sonder ich rannte ihm nach.
Wahrscheinlich war es falsch von mir, Marc blutend zurückzulassen, doch ich wollte nur noch zu Jayden.
Ich konnte mir garnicht ausmalen, wie er sich geraden fühlte.
Ich konnte Marc's Verhalten überhaupt nicht verstehen. Ich dachte er war ein anständiger, freundlicher Junge, welcher wie jeder andere, grossen Respekt vor Jayden hatte, doch da habe ich mich wohl geirrt.
Ich konnte Jayden schon von weitem sehen, obwohl ich ihm nur nach einigen Sekunden nachgelaufen war, konnte ich ihn nicht einholen.
Er rannte im Gegensatz zu mir garnicht, sondern lief in schnellen Schritten, rasch voran.
Ich gab mir den letzten Ruck und rannte zu ihm.
Als ich seinen Arm greifen konnte, drehte ich ihn zu mir um, damit er mir in die Augen sehen musste.
Seine hellblauen Augen bohrten sich in meine.
Doch zum ersten Mal konnte ich Gefühle von ihnen ablesen.
Er blickte mich diesmal nicht mit kalten Augen an, sondern mit verletzten und irgendwie hoffnungsvollen.
Weder ich noch er sagten ein Wort.
Wir standen einfach hier und sahen uns an.
Stumm blickten wir uns an.
Plötzlich, wie aus dem nichts fing es an zu regnen, doch das störte uns nicht.
Wir unterbrachen unseren Blickkontakt trotzdem nicht.
Es fing jede Sekunde mehr an zu regnen, doch wir verharrten immer noch in der selben Position.
"Ich glaube dir", sagte ich ihm und sah, zum zweiten Mal etwas in seinen Augen aufblitzen.
Doch diesmal war es keine Verletzlichkeit, sondern Dankbarkeit und noch etwas, doch ich konnte es nicht deuten.
Doch plötzlich geschah etwas, was ich nie befürchtet hätte.
Jayden schloss mich plötzlich in seine muskulösen Arme und drückte mich sehr nah an sich.
Mein Körper fühlte sich so an, als würden unzählige Stromschläge durch ihn gehen und mir wurde auf einmal richtig warm.
Diese Umarmung fühlte sich wunderschön an. Niemals zuvor hatte ich eine Umarmung so sehr genossen wie diese und noch niemals zuvor hatte ich so etwas gefühlt.
Ich wusste nicht was es war, doch es fühlte sich gut an. Besser als nur gut.
Wir standen immer noch im regen und umarmten uns, es war so, als würden wir uns gegenseitig mit dieser Umarmung etwas sagen.
Doch nach einer Weile, fingen meine Zähne an zu klappern und mir wurde ein wenig kälter.
Als Jayden das bemerkte, löste er sich von mir und musterte mich.
"Ich möchte heute nicht alleine sein. Mein Auto steht übrigens gleich da drüben.", bat er mich hoffnungsvoll, "Kommst du zu mir, bitte?"
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