6. Kapitel- Sonne
Mich überkam ein merkwürdiges Gefühl, je weiter wir in Coleen's Gebiet vordrangen. Es war alles so still und irgendwie... friedlich. Doch friedliche Absichten hatte sie nie und auch wir würden heute in einen Kampf ziehen, wenn es nötig wäre.
Komischerweise trafen wir auf keine Grenzwachen. Wir waren vorsichtig vorgedrungen und hatten uns kaum in das Territorium der schwarzen Wölfe getraut. Doch als wir an der Grenze waren, konnten wir keine fremden Wölfe sehen und wittern. Selbst, als wir die Grenze überschritten, passierte rein gar nichts. Wir alle hatten mit einem Angriff gerechnet, einem Hinterhalt oder irgendetwas. Aber nicht, mit nichts.
Ich ließ meine Ohren umher zucken, um ja alle Geräusche wahrzunehmen. Das einzige was ich hörte, waren das Gezwitscher der Vögel, das Rauschen des Windes und das Knacken der Zweige, wenn einer meiner Krieger auf diese traten.
Diejenigen die sich bereit erklärt hatten mitzukommen, hatten sich maximal vier Meter von mir entfernt, um das Gebiet abzusuchen. Weiter waren sie aber nicht weggegangen, da ich sie somit gut im Blick hatte. Jeder der mitkam, hatte sich auf so etwas vorbereitet.
In jedem vergangenen Jahr waren sie der Ausbildung von Felix gefolgt und waren zu Kämpfern geworden. Es waren also nur erfahrene Wölfe mitgekommen, denn auch ich hatte von meinem ehemaligen Lehrer Kampf- und Verteidigungsunterricht bekommen, ehe er in den Ruhestand ging.
Plötzlich schlich sich ein unbekannter Duft in meine Nase. Der Geruch war noch einige Meter entfernt, aber er war da.
>>Riecht ihr das auch?<<, fragte ich über Mind-Link die anderen. Einstimmiges Gemurmel kam als Antwort. Sie konnten den Duft ebenso wie ich riechen. Es handelte sich keineswegs um einen eigen Duft, sondern eher nach einer Markierung. Hoffentlich eine von Juna, denn das würde uns viel helfen. Doch wir rechneten mit allem.
Dem Geruch in der Nase, folgten wir dieser Spur, denn es war unsere einzige. Nirgendwo waren Fußspuren oder Pfotenabdrücke zu sehen. Nicht einmal eine Wolfslosung fanden wir!
Je stärker der Geruch wurde, umso deutlicher wurde mir klar, dass es eine Markierung war, denn der Geruch nach Urin und Wolf wurde mit jedem weiteren Schritt den wir taten deutlicher und intensiver.
Als wir eine Gruppe Bäume erreichten, die im Wald gut zu erkennen war und nur einige Meter einer Lichtung entfernt war, ankamen, war uns schnell klar, dass es auch keine Nachricht von Juna war.
Der Geruch war uns allen fremd und hatte etwas abstoßendes an sich. Dieser Duft kam eindeutig von einem schwarzen Wolf. Coleen! Ich war mir ganz sicher, denn die Nachricht hinter der Markierung war eindeutig: ‚Kehrt um oder es wird euch später noch leid tun, wenn ihr da noch nicht tot seid!'
Mürrisch zog ich meine Nase zurück und rümpfte diese.
>>Schwärmt etwas aus. Vielleicht finden wir noch einen anderen Duft, der uns hilft. Auch, wenn es eine weitere Markierung ist.<< Sofort stoben alle auseinander, aber für uns anderen noch in Reichweite.
Einige Minuten lang suchte jeder eine Spur, doch ich fand nur noch weitere Markierungen, die die gleichen Botschaften beinhalteten. Die Markierungen gingen immer weiter in den Wald hinein und wir waren diesen immer weiter gefolgt. Irgendwo mussten wir doch weiter kommen und die Nachrichten von Coleen waren das einzige, was wir bis jetzt hatten.
>>Hier! Ich rieche einen vertrauen Duft, aber er ist schwach<<, hörte ich einer meiner Wölfe sagen. Ich trabte die wenigen Schritte zu ihm und schnupperte in der Luft. Tatsächlich!
>>Stimmt, folgen wir ihr.<< Enthusiastisch und mit neuen Mut folgten wir, trabend, der schwachen Duftspur durch den Wald.
Immer tiefer folgten wir der Spur, bis wir einem kleinen Hügel im Wald passierten. Und da hörte ich es.
>>Stopp!<< Schlitternd blieben wir alle stehen. Erneut ließ ich meine Ohren in die Ferne lauschen und mein feines Gehör nahm federnde Schritte auf dem nadelbedeckten Waldboden war. Sie waren sehr nah.
Ich gab meinen Leuten ein Zeichen, dass sie sich aufstellen sollen und sich bereit halten sollen.
Ein Schatten war das erste was wir von dem schwarzen Werwolf zu sehen bekamen. Ein mit schwarzer, fellbedeckter Körper schob sich auf den Hügel. Die kräftigen Pfoten mit den ausgefahrenen Krallen standen sicher auf dem Moos. Das dichte Fell glänzte leicht in der Sonne und die dunkelgrauen Augen blitzten uns feindselig an.
>>Was sucht ihr hier?<<, fragte mich eine weibliche Stimme über Mind-Link. Eindeutig kam die Stimme von dem Wolf vor uns. Ohne böse klingen zu wollen, aber ich hatte mir Coleen anders vorgestellt. Furchteinflößender, vielleicht mit einer Narbe im Gesicht, aber nicht so...normal.
>>Ihr habt etwas, was uns gehört<<, antwortete statt mir, ein weißer Krieger.
>>Dann versucht sie euch doch zu holen.<< Ein Grinsen entstand auf dem Gesicht des Wolfes.
>>Eric, die schaffen wir doch locker. Die Königin der Finsternis denkt, dass sie es mit uns zwanzig Kämpfern aufnehmen kann<<, feixte der gleiche Wolf mir zu, aber ich hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache.
Ehe ich ihm etwas antworten konnte, dass er sowas nicht sagen sollte, bestätigte sich auch schon mein Gefühl. Aus dem Schatten der Büsche und Bäume traten plötzlich um die fünfundzwanzig schwarze Wölfe. Ich wusste es! Etwas war ganz faul an dieser Sache hier gewesen.
>>Da hätte wohl jemand nicht so vorlaut sein dürfen<<, säuselte Coleen. Ich knurrte als Antwort auf und fletschte die Zähne.
>>Ohh, da ist wohl jemand auf einen Kampf aus.<< Aufgeregtes Scharren kam aus den Reihen der schwarzen Wölfe. Auch sie waren aufgeregt und in Kampflaune.
>>Bevor ihr anfangt<<, schallte eine weitere weibliche Stimme über diese ‚Versammlung', >>Lasst uns lieber einen Deal aushandeln.<< Die Stimme ließ mir eine Gänsehaut über meine Haut, unter meinem Fell, wandern. Diese Stimme ließ mir tausend kleine Hitzschläge durch meinen Körper schießen. Wie als würde ich unter Strom stehen.
Ein weiterer schwarze Wolf trat neben den weiblichen Werwolf und richtete sich auf. Vielleicht war es nicht jedem sofort aufgefallen, aber der andere Wolf drückte sich etwas auf den Boden nieder. Wartet! Das heißt, dass das Coleen ist und nicht der andere Wolf, der vorher zu uns sprach.
Jetzt konnte man auch deutlich erkennen, wer der Anführer war. Coleen's Fell war eben so dicht, schwarz wie Diamant und struppig. Es ließ sie wild und furchtlos aussehen.
Ihre silbernen Augen schimmernde wie flüssiges Quecksilber. Giftig und für mich unglaublich schön, als könnte man darin schwimmen. Aber Quecksilber war gefährlich, genauso wie Coleen..
Ihre Krallen waren unglaublich spitz und ihre Zähne Rasiermesser scharf, als sie diese uns zeigte. An ihrem linken Vorderbein war das Fell lückenhaft. Sie musste sich also irgendwo verletzt haben. Wieso machte ich mir überhaupt solche Gedanken?
>>Welchen Deal?<<, fragte ich also, um meine Gedanken zu verdrängen. Um was würde es sich wohl handeln?
>>Deine Kämpfer gegen meine. Wer gewinnt... ja, was ist überhaupt deine Forderung?<< Es gab nur einen Grund warum wir hier waren und der war Juna. Der Kampf, auf den wir uns eingestellt hatten, war nun da.
>>Wir wollen den weißen Krieger zurück, den ihr gefangen haltet!<<, sagte ich mit sicherer Stimme.
>>Gut, deine Forderung steht. Meine ist, dass Juna bei uns bleibt und dass du unser Gebiet nie wieder betrittst.<< Ihre Schnauze hob sich um Millimeter nach oben. Sie wussten also, wer sie ist.
>>Eric, lass ich dazu nicht verleihen. Sie stellt zwei Forderungen und wir nur eine.<< Ich sah wie Coleen die Ohren spitzte. Sie hörte uns zu, sagte aber nichts.
>>Sobald wir Juna wieder haben, setzen wir sowieso keine Pfote mehr in ihr Gebiet, also ist es gerechtfertigt<<, schnaubte ich zurück, hatte dabei aber kein gutes Gefühl in meiner Magengrube. Bei ihr sollte man vorsichtig sein.
>>Wir sind mit deiner Forderung ebenso einverstanden, doch...<< Es war nicht gerechtfertigt, dass sie mehr Krieger hatte, als wir.
>>Aber?<<, fragte sie ungeduldig. Sie war darauf aus zu kämpfen. Doch sie sollte sich aus dem Kampf ausschließen, genauso wie ich.
>>Gleiche Anzahl der Krieger. Zwanzig von mir, zwanzig von dir und du und ich halten sich raus.<< Ich merkte sofort, dass sie damit nicht einverstanden war.
>>Gut<<, gab sie schließlich etwas zu schnell nach. Der Druck in meinem Bauch verstärkte sich.
Sie legte sich auf den Hügel und zeigte neben sich auf einen alten Baumstamm. Na toll, also sollte ich mich auch noch ihr unterwerfen, aber wir waren in ihrem Territorium. Hier herrschten ihre Regeln.
Mit einem aufmunternden Blick für meine Leute, ging ich zu dem breiten Baumstamm und ließ mich auf diesem nieder. Unter meinem Bauch war das Holz feucht und weich. Ich hoffte, dass das Glück auf unserer Seite lag und meine Krieger zeigten, was sie konnten. Mondgöttin sei mit uns, war mein letztes, stummes Gebet.
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Da ich gerade gut voran komme, kommen jetzt in kürzer Zeit mehr Updates!
Danke fürs lesen, Voten und kommentieren!
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