Zweiter Schultag
„Guten Morgen.", begrüßte mich Kelly, als sie zu mir stieß. Ich wartete vor dem großen Schulgebäude darauf, das die Stunde näher kam. Es war jetzt schon wunderbares Wetter, weswegen ich hier und nicht drin wartete. „Hey.", entgegnete ich lächelnd. „Wo hast du denn Mirella gelassen?", fragte ich gleich daraufhin. „Die hat ihre Erdbeerwoche und hat schmerzen. Deswegen kommt sie nicht.", erzählte sie mir. Ich nickte nur verständnisvoll. Zwar konnte ich es nicht nachvollziehen, wieso man zuhause blieb, weil man da unten blutete, jedoch hörte man ja oft das die Schmerzen manchmal unerträglich sein sollten.
„Wollen wir schon mal rein oder wartest du noch auf jemanden?", fügte sie noch fragend hinzu. „Ne, ich warte auf keinen." Somit begaben wir uns zu unserem Klassenraum. Auf wen solle ich den auch warten?
Noch immer hatte ich nur Kelly und Mirella als Freunde gefunden.
Als die Gänge voller wurden, durch die ganzen Schüler, der Tumult größer wurde, desto häufiger spürte ich die Blicke auf mir. „Guckst du überhaupt?", fragte Kelly mich gereizt. Ich war in Gedanken versunken, meine Augen hatten dadurch nur noch alles verschwommen wahrgenommen. Vermutlich hatte ich in die Leere geschaut und nicht auf ihr Handy, wo sie mir Videos von Welpen zeigte. „Magst du keine Hunde?", fragte sie jetzt enttäuscht. „Doch, ich liebe Hunde. Meiner ist erst vor kurzem gestorben.", antwortete ich hektisch. „Das ist traurig.", schmollte sie und nahm ihr Handy weg. Ich zuckte mit den Schultern. „Sie wurde 13 und hatte ein schönes Leben bei uns."
„Sieh mal an, wer da sitzt.", unterbrach uns eine Jungenstimme. Der Junge, der schon die ganze Zeit auf mir rumhackte, war gerade in den Flur gekommen. Kelly ächzte genervt und verdrehte die Augen. Ich sah ihn nur gelangweilt an. Keine Schwäche zeigen. Nicht zeigen, dass es einem weh tat, was er sagte.
„Hast du nicht Lust, etwas mit mir zu catchen? So wie Jungs das eben machen. Etwas Rangeln." Er kam auf mich zu und legte seine Hand an meinen Rollstuhl. Sofort sprang Kelly auf und schubste ihn leicht von mir weg. „Kannst du deine Grabbel nicht bei dir lassen?", schimpfte sie. Doch der Junge aus unserer Klasse lachte nur gehässig. „Der Krüppel kann sich nicht einmal alleine währen."
Am liebsten wäre ich aufgestanden und hätte ihm in seine hässliche Fresse geboxt, doch ich tat es nicht. Ebenso konnte ich es nicht. Zumal ich keine Probleme bekommen wollte, nicht jetzt schon. Ich war ja erst neu. Und zudem wollte ich mich nicht auf das Niveau von einem zurückgebliebenen Spasten nieder lassen.
„Lass gut sein, Kelly.", sagte ich also leise und griff sie an der Hand. Sie sah zu mir runter, ihr Blick war wütend aber dennoch mitfühlend.
Zu meinem Glück trudelten jetzt auch weitere Mitschüler ein. Unter ihnen war auch Taddeus und Manuel. Ich sah, wie sie Händchenhaltend ankamen. Manuel blick traf direkt meinen, als er in den Flur kam. Wieder dieser Schauer und die Unfähigkeit, den Blick von seinem Gesicht zu lösen.
Die beiden stellten sich mit dem Rücken zu uns, zu wem anderes, und redeten. Ich musterte Manuel von hinten. Sein Haar sah so seidig aus, wie es in dichten Strähnen über seine Schultern hing. Er hatte eine dünne Statur, jedoch hatte sein Arsch eine ansprechende Form. „Traurig oder?", seufzte Kelly. „Hä, was?", fragte ich und sah zu ihr. „Na, die beiden. Manu wirkt immer so unzufrieden. Er redet auch nie wirklich mit anderen. Nur wenn T dabei ist. Und dann auch nur gebrochen. Ich glaube T tut ihm nicht gut. Er hat niemanden hier, weil T ihn von jedem fernhält. Ich glaube er ist ziemlich einsam." Ihr mitleidiger Blick lag noch immer auf den beiden.
Wo sie mir das erzählte, fiel mir auf, dass ich ihn wirklich noch nie sprechen hören habe. Wie sich wohl seine Stimme anhörte?
(.....)
„Ich geh dann mal, bis morgen.", verabschiedete Kelly sich winkend. Wir waren nach der Schule noch ein Eis essen gegangen. Ich winkte zurück, ehe ich mich umdrehte und in die gegengesetzte Richtung fuhr. Nach Hause. Wir hatten heute viel Mathe gemacht, weswegen ich müde war. Die Kopfarbeit war ich nicht mehr so gewohnt. Es war schwer, sich so lange zu konzentrieren
Mein Weg führte mich durch die halbe Innenstadt. So viele lachende Gesichter, spielende Kinder, alte Menschen die Kleidung in den Schaufenstern ansahen. Leute, die mich aus dem Augenwinkel anschielten, pärchen die durch die Gassen schlenderten und Eis in der Hand hielten, leute mit ihren Hunden oder einfach Teenager, die wo saßen und sich unterhielten.
Der Sommer hatte doch was für sich. Die Leute waren doch alle gleich viel fröhlicher, wenn die Sonne schien und alles blühte.
(.....)
„Ich bin da!", rief ich in unsere Wohnung hinein. „Schön.", rief meine Mutter zurück. Ihre Stimme kam aus der Küche, weswegen ich zu ihr fuhr. „Ich rieche essen.", sagte ich mit erhobener Nase. „Bolognese.", lächelte Mama mir zu. Ich wollte probieren, weswegen ich ein Löffel aus der Schublade nahm und ihn in die Soße tunkte. „Verbrenn dich nicht.", sagte meine Mutter, als ich den Löffel in meinen Mund stecken wollte. Also pustete ich nochmal kurz, ehe ich es dann tat. „Hmm lecker.", schmatzte ich, noch immer den Löffel im Mund behaltend. „Ist bald fertig. Ich habe die Nudeln zu spät rein getan. Du kannst ja schon mal den Tisch für uns Zwei decken." Eifrig nickte ich und nahm mehr Besteck und Teller aus dem unterem Schrank, platzierte alles auf meinem Schoß und brachte es zum Esstisch, wo ich es ordentlich hinstellte.
Dann holte ich noch eine Eistee Flasche und zwei Gläser. Wenig später saßen wir dann auch schon beide am Tisch und ließen es uns schmecken. Wir redeten etwas von der Schule, ich erzähle vom Eis essen mit Kelly und Mama erzählte mir, dass ihre eine Freundin in den Urlaub nach Südafrika flog.
In den Urlaub fliegen wäre wirklich ein Traum. Einfach ganz weit weg. Irgendwo hin, wo es Palmen gibt, wunderschöne Natur und gute Laune.
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