Zu feige
„Sei lieb und keine Hausparty veranstalten", sagte meine Mutter zu mir. Dann platzierte sie kurz ihre Lippen auf meinen Kopf. Ich fand es merkwürdig, dass sie sich so verabschiedete. Als würde es sein können, dass wir uns das letzte Mal sahen. Hier zu Hause konnte mir doch schließlich nichts passieren. „Viel Spaß euch", wünschte ich meinen Eltern. „Und geh nicht so spät ins Bett", meinte Papa noch. Dann zog er sich seine Jacke über. „Ich doch nicht", grinste ich. Kopfschüttelnd verließ er das Haus und auch Mama. Doch sie lächelte.
Als die Tür ins schloss fiel, rollte ich schnell in die Küche und nahm alles was ich brauchte. Schüsseln und Gläser, trinken und Süßigkeiten. Schnell machte ich mein Bett bequem und stellte die Sachen ordentlich hin. Wieso war ich nervös darüber, dass ich mit Manuel gleich alleine war. Um Acht wollte er bei mir sein: Ich war schon gespannt darauf, welchen Film er dieses Mal dabei hatte. Würden wir wieder kuscheln? Ich musste in mich hinein grinsen. Ich wünschte mir es schon irgendwo, auch wenn es falsch war, wegen Taddl.
Und dann endlich klingelte es an der Haustür. Schnell beeilte ich mir, sie zu öffnen. Hinter ihr stand ein breit grinsender Manuel. „Ich habe Gummibärchen und Avatar." Er hielt in einer Hand die DVD hoch und in der anderen die Tüte Süßigkeiten. „Komm rein", lächelte ich und ließ ihn durch. Seine Schuhe streifte er ab und dann ging er vor, in mein Zimmer. Lächelnd schloss ich die Haustür wieder und folgte meinen Besuch. Er saß auf dem Boden und schob die DVD ins Laufwerk hinein. „Kennst du den Film?", fragte er mich. „Einmal gesehen. Aber ich mochte ihn", gab ich zurück, während ich mich aus dem Rollstuhl hievte und aufs Bett setzte.
Als der Film gestartet war, krabbelte Manuel neben mich ins Bett und griff sofort nach den Chips, die ich auf meine Beine gestellt hatte. „Ich liebe diesen Film", schmatzte er und starrte auf den Bildschirm. Ich schaute ihn an, wie er nach vorne sah und die Chips in seinen Mund stopfte. Ein, zwei, drei Chips. „Alles gut?", fragte er dann, als er seinen Kopf zu mir drehte. „Ja", gab ich nur kleinlaut zurück und schaute dann nach vorne. Doch Manuel griff nach der Fernbedienung und stoppte den Film. Mein Herz fing an zu pochen und ich musste meine plötzlich aufgetretene Nervosität runterschlucken.
Manuel setzte sich weiter auf und drehte sich im Schneidersitz in meine Richtung. Seine leuchtend grünen Augen durchstachen mich abermals. „Was hast du?", fragte er dann leicht besorgt. „Ich, ehm. Naja." Mir fehlte eine Erklärung. Oder eher konnte ich keine geben. Ich war durcheinander, doch mit ihm darüber zu sprechen, konnte ich nicht. „Du, ehm?", fragte er weiter. Mir entwich ein seufzen und nun konnte ich meine Augen von seinen nehmen. Mein Blick senkte sich. Ich fühlte mich niedergedrückt von meinen Gefühlen. „Keine Ahnung."
Plötzlich spürte ich eine Hand an meiner Schulter, dessen Finger sachte drüber strichen. „Ich weiß, wir kennen uns nicht wirklich, aber ich bin für dich da. Wo drückt der Schuh?" Ich sah wieder auf, in sein markantes Gesicht mit den Lippen, die ich so gerne küssen würde. Ich erwischte mich selbst, wie ich auf sie drauf starrte. Als sie sich zu einem grinsen formten, löste sich mein Blick und ich sah hoch in seine Augen, die durch das Grinsen schmale schlitze waren. „Worüber denkst du nach?", erkundigte er sich. Sollte ich ihn fragen, ob er die Tulpen vorbei brachte? Sollte ich fragen, wieso er bei mir war und wieso wir gekuschelt hatten? Sollte ich ihn fragen, ob das Liebe war, die ich zu ihm empfand? „Ich frage mich nur, wieso wir also." Ich konnte nicht weiter sprechen. Ich kam mir so unfassbar dumm vor und mir war es peinlich. „Wieso wir, was?" Seine Stirn legte sich in Falten. „Wollen wir den Film weiter sehen?", fragte ich dann einfach. Ich wollte dem Gespräch ausweichen.
Manuel nickte langsam, nahm wieder die Fernbedienung und drückte den Knopf, der den Film weiter laufen ließ. Er lehnte sich wieder neben mich an die Wand, doch dieses Mal rückte er wieder näher an mich.
Sofort schlich sich der Gedanke in den Kopf, seine Hand zu nehmen. Sie lag auf der Decke und zwar perfekt. Ich dachte an Sebastians Worte. Doch ich traute mich nicht.
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