Outing
„Jo, Palle. Was geht?", meldete er sich. „Hi. Hast du Zeit?", fragte ich direkt. Ich wollte ihn nicht stören, bei was auch immer er gerade machte. „Ja, schon. Jodie ist gerade hier aber was ist denn los?" Ich hörte das rascheln von der Bettdecke, dann Schritte. „Ich muss mit jemanden reden, der mich kennt." Ich hörte, wie eine Tür zuknallte. „Was ist denn los?", seine Stimme war besorgter. „Ich habe jemanden kennen gelernt. Problem ist aber, wir kennen uns eigentlich kaum. Also, wir gehen in die selbe Klasse und die Person ist vergeben"; erzählte ich. Die Tatsache, dass es ein Junge war, ließ ich aus. „Lern sie kennen", sagte er nur. „Wir haben bis jetzt eine DVD zusammen geschaut uns sogar gekuschelt. Aber ich fühle mich schlecht deswegen. An vergebene macht man sich nicht dran." Er war still. „Wenn sie mit dir kuschelt, hat sie auch Interesse. Kennst du ihren Freund?" „Ja." Ich knetete meine Decke. „Denkst du wirklich, die Lieben sich, wenn sie mit dir kuschelt?" Seine Stimmlage klang rein spekulierend. „Es gibt da noch ein Problem", fing ich dann an. Mein Herzschlag beschleunigte sich. „Was noch?" „Es ist kein Mädchen."
Es war raus. Ich hatte es gesagt. Ich hatte Sebastian gerade erzählt, dass ich anscheinend in einen Jungen verliebt war. Auch, wenn ich mir selbst noch nicht wirklich sicher war. Oder besser, ich wollte es mir nicht eingestehen.
„Okay, das ist ein Problem. Also, du bist schwul und er ist nicht schwul, hat eine Freundin und kuschelt aber mit dir?" „Nein. Er ist schwul, er hat einen Freund. Aber soweit ich weiß liebt er ihn nicht mehr und ist nur aus Freundlichkeit oder angst mit ihm zusammen. Und ich glaube, er mag mich. Weil, das habe ich dir nicht erzählt. Seit ich hier wohne liegen dauernd weiße Tulpen vor meiner Haustür und Mama hat beobachtet, wie ein Junge die vor die Tür legt. Und laut Mama passt das aussehen auf Manuel. Er hat auch kleine Zettel mit beigelegt, wo Komplimente draufstehen." Ich zog die Luft scharf ein, da ich so schnell gesprochen hatte, dass ich das Gefühl hatte zu ersticken. „Ich bin gerade überfordert, tut mir leid, diggi. Aber lern ihn besser kennen. Wirklich, nur so findest du heraus was du und er wollen", sagte er dann. Ich schloss meine Augen. Was eine Hilfe. „Okay, dann bis dann", gab ich zurück. „Ja, bis dann. Schlaf gut", sagte er, ehe er auflegte. Ich legte mein Handy auf meiner Brust ab und starrte weiter zur Decke.
Mochte er keine Schwulen, oder wieso hatte er mich so abgewimmelt? War ich überhaupt schwul? Hatte ich Interesse an Frauen? Natürlich hatte ich das. Ich erinnerte mich an den Tag am See, wo ich meine Augen kaum von den ganzen Mädels halten konnte. Doch was war mit Manuel? Seit der ersten Begegnung fand ich ihn anziehend. Und er mich anscheinend auch. Obwohl ich so war, wie ich war.
(...)
Ich war gerade auf dem Weg zur Schule, als ich schnelle Schritte hörte. Es regnete leicht, weswegen ich mühe hatte voran zu kommen. Mit einer Hand Anschwung holen war wirklich anstrengend. Ich hielt gleichzeitig einen Regenschirm, weil ich nicht wollte das mein Haar ruiniert wurde. „Brauchst du Hilfe?", fragte mich Manuel, der breit grinsend plötzlich neben mir herlief. Ich blieb stehen und sah nach oben. Auch er hielt an. „Wo ist Taddl?", fragte ich. Es war komisch, dass Manuel alleine zur Schule ging. „Krank." „Achso, okay." Ich senkte wieder meinen Kopf. „So brauchst du ja Ewig", sagte er dann und fing an mich zu schieben. Ich ließ ihn machen. „Wie geht's dir?", erkundigte er sich dann. Ich fand es komisch, dass er mich das fragte. „Ganz gut. Wie geht's deinem Auge?", fragte ich zurück. Manuel lachte leicht. „Das ist ja mal eine gute Frage. Meinem Auge geht's gut."
An der Schule angekommen, war der Regen so stark geworden das wir froh waren, endlich ein Dach über den Kopf zu haben. „Was ein Pisswetter" seufzte Manuel. Er lehnte sich gegen die Wand. Ich stellte mich vor ihn hin. Ich wollte Fragen, ob er das mit den Tulpen war. Doch ich traute mich nicht. Manuel musterte mich. „Patrick? Wollen wir heute wieder eine DVD schauen? Gestern konntest du ja nicht." Er wollte wirklich wieder was mit mir machen. Das zweite Mal, dass er nun fragte. „Du kannst gerne vorbei kommen. Oder wir können auch zu dir", meinte ich. Ein lächeln konnte ich nicht unterdrücken. „Lieber bei dir. Wir haben keinen Fahrstuhl. Was willst du denn schauen?" Er hockte sich wieder hin, sodass wir auf Augenhöhe waren. Seine Hände legte er an meine Knie, an meinen Stumpen. Eine leichte Gänsehaut breitete sich darauf aus. „Ehm, das, das, das ist mir eigentlich egal", stotterte ich. Sofort fühlte ich mich dumm. Manu fuhr mit seiner Hand weiter nach oben und in meinem Schritt fing es an zu kribbeln. Wieso tat er das? Was wollte er? „Dann bring ich einfach was mit, okay?" Er lächelte. Seine Hand blieb bei der Mitte meines Schenkels stehen. Hektisch nickte ich.
„Hi Palle und, Hey Manu." Mirella war aufgetaucht und begrüßte mich. Manuel begrüßte sie mit einem verwirrten Blick. Sie sah erst ihn und dann mich an. Dann auf Manuels Hände, da sie doch sehr beachtlich nah an meinem Schritt lagen. Manuel räusperte sich und erhob sich dann. „Hey, ich geh dann mal", sagte er schnell. Dann drehte er sich um und ging Richtung Toilette. „Was geht denn hier ab?", fragte Mirella und ließ ihre Tasche auf den Boden sinken. Ich aber sah Manu nach, bis er durch die Tür verschwunden war. „Palle?", hakte sie nach. Nun sah ich zu ihr hoch. „Was?" „Seit wann redest du mit ihm?" Sei setzte sich auf den Boden und lehnte sich an die Wand. Sollte ich ihr erzählen, was abging? Ich hatte Sorge, dass es die Runde machte und ich Manu in Schwierigkeiten brachte.
„Hey, friends", unterbrach Kelly unsere Unterhaltung. „Das Wetter ist so ekelhaft", beschwerte sie sich. Mit ihren Händen nahm sie ihre Haare und wringte sie aus. Ein paar Tropfen Wasser fielen zu Boden. „Wieso nimmst du denn auch kein Regenschirm?", fragte ich sie. Ich bekam einen vorwurfsvollen Blick zurück. „Ist aber wirklich so", meinte Mirella lachend. „Ihr seid doch beide doof", murrte Kelly und setzte sich neben Mirella auf den Boden hin.
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