Kapitel 17 - Gestohlene Magie
- Jetzt -
„Milena, was hast du getan?", schrie Nils völlig außer sich.
Milena grinste boshaft.
Nils fiel vor dem Sternenpferd auf die Knie und legte zitternd eine Hand auf seine Flanke.
Er atmete erleichtert aus, als er spürte wie sie sich das Fell unter seinen Fingern schwach bewegte. Es lebte noch.
„Wir müssen ihm helfen", murmelte er und stand auf.
Er starrte Milena wütend an.
Diese hatte die Augen geschlossen und atmete einmal tief durch. „Hach, tut das gut, wieder Magie zu haben", stellte sie zufrieden fest.
„Was?" In Nils' Kopf rasten die Gedanken.
Milena hatte die Magie des Sternenpferds gestohlen?
Was würde nun aus ihm werden? Konnte es ohne Magie überhaupt überleben?
„Milena!"
Der Ruf hinter ihnen ließ beide aufschrecken.
Milena fluchte leise, als sie erkannte, wer auf sie zukam.
Auch Nils hatte die beiden Pferde und ihre Reiter entdeckt. Doch bevor er etwas sagen konnte, packte Milena ihn harsch an der Schulter und ihm wurde schwarz vor Augen.
- Früher -
Missgelaunt trottete Arman den Weg zurück zum Hof seiner Eltern.
Er hatte das Gefühl, seinen besten Freund nicht wiederzuerkennen. Ausgerechnet Garwin, der sonst immer rücksichtsvoll und feinfühlig agierte!
Rosalie interessierte ihn nicht mehr?
Arman schnaubte verächtlich.
Das hieß dann wohl, Garwin hatte sich für Charlie entschieden. Bei dem Gedanken zog sich seine Brust schmerzhaft zusammen.
Als er auf den Feldweg trat, der zum Hof führte, trat eine Gestalt auf den Weg.
Rosalie.
Arman blieb stehen und sah sie an.
Sie lächelte schüchtern zurück.
Die Wut auf Garwin stieg wieder in ihm hoch. Wie konnte er sie nur so behandeln?
Er hatte sich mit Rosalie gestern auf dem Fest noch unterhalten. Es hatte gut getan, nach dem Vorfall mit Charlie jemanden zum Reden zu haben.
Rosalie war einfach ein herzensguter Mensch.
Er atmete tief durch.
„Falls du Garwin suchst, er-"
Doch Rosalie unterbrach ihn schnell.
„Eigentlich, hatte ich gehofft, dich zu treffen."
- Jetzt -
„Mist!", rief Tarik, „Sie sind weg!"
Er und Arman hatten Nils und Milena fast erreicht, da waren sie plötzlich verschwunden.
„Wie hat sie das gemacht?", überlegte er laut.
Da hörte er Arman laut fluchen.
Sein Freund sprang vom Pferd und lief nach vorne.
Tarik kniff die Augen zusammen, um in der Dunkelheit besser sehen zu können. Dann erschrak auch er.
Vor ihnen lag ein weißes Pferd auf der Wiese.
Das war doch nicht etwa...
Tarik sprang ab.
Neben ihm hörte er einen dumpfen Aufprall und ein schmerzhaftes Stöhnen. Vivi war schon wieder von Andromeda gefallen.
Er ging zu ihr und half ihr hoch.
„Danke", brummte Vivi und klopfte sich etwas Erde und Gras vom Kleid.
„Was ist denn los?", wollte sie wissen, als sie hinter Tarik her humpelte, doch als nun auch sie das Sternenpferd am Boden entdeckte, schlug sie die Hände vor den Mund.
Arman hockte neben dem Pferd und strich ihm behutsam über das Fell.
„Es lebt", stellte er mit Erleichterung fest. „Was hat ihm Milena bloß angetan?"
Tarik beugte sich zu seinem Freund herab, legte seine Hand auf die Stirn des Tieres und sprach leise einen Zauber.
„Das hatte ich befürchtet", sagte er finster, „Milena hat seine Zauberkraft gestohlen."
Ungläubig sahen seine Freunde ihn an.
Tarik blickte ernst. „Der Ring", erklärte er, „Mick sagte doch, dass er magische Kräfte hat."
Die Gesichter seiner Freunde verdüsterten sich.
„Das ist ganz, ganz schlimm", flüsterte Vivi mit Tränen in den Augen.
Und wie zur Bestätigung begann plötzlich, die Erde unter ihnen leicht zu beben.
Erschrocken sprangen Arman und Tarik hoch.
„Violéta, was passiert hier?", rief Arman verwirrt.
Doch sie antwortete nicht. Das blanke Entsetzen spiegelte sich in ihren Augen.
Tarik packte sie an den Schultern. „Vivi!"
Das riss sie aus ihrer Schockstarre. Traurig blickte sie auf das Sternenpferd. „Ihr müsst ihm helfen", wisperte sie nur und schluckte.
Sie hatte recht. Sie durften keine Zeit verlieren, denn dem stattlichen Tier ging es schlecht.
„Tarik, kannst du es hier wegbringen?", fragte Arman gefasst. Er musste jetzt Ruhe bewahren und entscheiden, was zu tun war.
Unzufrieden, weil Vivi nicht geantwortet hatte, wandte Tarik sich wieder dem Sternenpferd zu und verzog nachdenklich das Gesicht.
„Ich weiß nicht", er schüttelte den Kopf. „Ich habe noch nie einen Ortswechselzauber angewandt."
Hoffnungsvoll sah er zu Vivi. Vielleicht könnte ja sie...
Doch die hob abwehrend die Hände. „Zeitmagie hier, kein Ortswechselzauber", antwortete sie knapp.
„Kannst du es nicht versuchen? Das kann doch nicht anders sein als ein Baum", hakte Arman nach.
Tarik biss sich auf die Unterlippe. Das war etwas ganz anderes als ein Dislokationszauber.
Er konnte sehen, dass es dem armen Tier schlecht ging, aber wenn bei dem Zauber etwas schiefging?
„Wohin soll ich es denn bringen?", fragte er schließlich resigniert. Es gab keine Alternative, er musste es versuchen.
„Nach Hause", antwortete Arman nach kurzem Überlegen. Dort war ein krankes Pferd sicher am besten aufgehoben.
Tarik nickte.
Er kniete sich wieder neben das Sternenpferd und legte beide Hände auf sein Fell. Einmal noch drehte er sich zu seinen Freunde um.
„Dann sehen wir uns später."
Gespannt sahen Violéta und Arman zu.
Es schien nicht gleich zu klappen, aber dann waren das Sternenpferd und Tarik auf einmal verschwunden.
„Hoffentlich sind sie gut angekommen", murmelte Vivi, als sie mit Armans Hilfe wieder in Andromedas Sattel geklettert war.
Arman stimmte ihr mit einem Nicken zu und lenkte Andromeda und Orion auf den Heimweg.
- Früher -
Jenny hatte versucht, Charlie etwas aufzumuntern, doch es gelang ihr mehr schlecht als recht.
Am Ende hatte sie sich sogar in die Küche gestellt und Stampfkartoffeln mit Karotten gekocht. Ihre Oma hatte immer behauptet, eine warme Mahlzeit vertriebe auch die schlechteste Laune.
Und dabei hasste sie alles, was länger als fünf Minuten zum Vorbereiten brauchte!
Nun saßen beide am kleinen Tisch in Garwins Hütte und aßen schweigend. Jenny stellte erleichtert fest, dass ihr immerhin etwas Genießbares gelungen war.
Ein belustigtes Schnauben riss sie aus ihren Gedanken.
Charlie sah sie grinsend an. „Man könnte glauben, da ist Gift drin, so wie du dreinschaust."
Jenny lachte ebenfalls. „Naja, ist essbar, oder?"
Charlie nickte und schob sich die Gabel mit einer Karotte in den Mund.
„Das hab ich nur für dich getan", ergänzte Jenny, „So Hausfrauenkram ist nicht mein Lifestyle, weißt du?"
Vor Lachen spukte Charlie fast ihr Essen aus.
„Ich weiß, was du meinst", schmunzelte sie, "Ich hoffe, Lore versorgt uns nach der Hochzeit noch mit Essen, sonst gibt es jeden Tag kalte Platte."
Beide Mädchen kicherten.
Beruhigt stellte Jenny fest, dass ihre Freundin von der Gegenwart gesprochen hatte, ohne gleich traurig zu werden.
Oma, du bist eine weise, alte Frau!
Auf einmal nahm Jenny durch das Fenster eine Bewegung wahr.
Misstrauisch stand sie auf.
„Was ist?" Charlie folgte ihrem Blick.
Vorsichtig ging Jenny ans Fenster und sah nach draußen. „Kommt Garwin schon wieder zurück?", murmelte sie erstaunt.
Charlie war ebenfalls herangetreten. Dann holte sie erschrocken Luft.
„Das ist nicht Garwin!"
Alarmiert sah Jenny sie an. „Wie meinst du das?"
„Die Kleidung passt nicht!", rief Charlie panisch, „Das ist der andere Garwin! Wir müssen uns verstecken!"
Die Mädchen liefen eilig in das Schlafzimmer. Vielleicht konnten sie sich unterm Bett verstecken.
Charlie war bereits darunter geschlüpft, als Jenny das Geschirr am Tisch einfiel.
Sie fluchte laut und lief wieder zurück in den Wohnraum.
Eilig packte sie die Teller und den Topf und schob alles in den hintersten Küchenschrank.
Sie schloss gerade die Schranktür, als hinter ihr eine sehr bekannte Stimme ertönte.
„Was machst du in meinem Haus?"
***
So heute etwas früher als letzte Woche, ich hoffe, es wird nächste Woche nicht so knapp :)
Wenn dir dieses Kapitel gefallen hat, lass doch bitte ein Sternchen oder einen Kommentar da!
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro