Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 6《Suffer well》Nero

Ich konnte nicht ewig an diesen Ort der Wut und Trauer bleiben, weshalb ich nach einer unerträglichen Nacht auch weiterzog.

Dass ich den einen Jungen so barsch behandelt hatte, juckte mich nicht mehr wirklich. Es sind eher die Erinnerungen an die Vergangenheit, die viel zu brutal waren. Sie rissen nur Wunden auf, um Salz rein zu streuen. So sehr ich einige Räume in diesem Gefängnis liebe, tut es nach einiger Zeit einfach nur noch weh.

Mittlerweile war ich in einem kleinen Häuschen nahe des Stadtrandes. Mein Elternhaus lag vielleicht anderthalb Stunden entfernt. Allzu weit wollte ich auch nicht gehen.

Eine zerknüllte Zeitung lag auf dem verrußten Boden im Wohnzimmer des Hauses. Irgendwas schien hier angebrannt gewesen zu sein. Zumindest ließen die ganzen Brandflecken auf den Boden und den Wänden darauf schließen.
Ich beugte mich, um die Zeitung aufzuheben. Sofort sah ich auf das Datum. „29.4.2010", las ich leise vor. Unsicher öffnete ich sie und blätterte langsam bis zu den Todesanzeigen. Ein mulmiges Gefühl befand sich in meinem Bauch und mein Kopf schrie warnend. Doch ich ließ mich dadurch nicht groß beirren.

„In Gedenken an Viktor Marcel Wagner
* 20.01.1994 U 29.04.2010

Du warst unsere strahlende Sonne bei schlechtem Wetter.
Wir vermissen dich!

Deine Eltern Marcel Erich Wagner, Andrea Elisabeth Wagner und dein Bruder Nevio Maximilian Wagner"

Mehrmals las ich die paar Zeilen und betrachtete das große Kästchen.
Es war ein Bild von ihm in der Anzeige. Er lächelte, doch es wirkte so surreal. Viktor war tot; er konnte nicht mehr lächeln. Mein Bruder ist tot. Ich bin zwei Jahre älter, als er geworden ist.

Tränen kamen in meinen Augen wieder hoch. Schnell wischte ich sie weg und versuchte mich zusammen zu reißen.

Ich wollte nicht weiter diese Todesanzeige anschauen, also zerknüllte ich die Zeitung wieder. Mittlerweile gab sie auch schon kein knirschendes Geräusch mehr von sich, so zerknüllt war sie schon gewesen, als ich sie fand.

Ich schmiss sie auf den Boden und starrte das Papier an. Je länger ich die Zeitung ansah, desto trauriger und wütender wurde ich. Ich bückte mich und hob die Zeitung doch wieder auf. Zitternd öffnete ich sie wieder auf der Seite und riss die Anzeige heraus. Ich wollte sie in mein Portemonnaie legen, aber meine Hand zitterte so stark, dass mir einige Fotos dabei herausfielen. Ich bückte mich, hob sie auf und sah sie an. Auf dem einen saß ich ganz steif und mit trübsinnigen Gesichtsausdruck auf einen alten Stuhl, hinter einer grauen Wand. Auf einem anderen rutschte ich eine Rutsche herunter, die Arme hatte ich in die Höhe gerissen und ich lächelte mit offenen Mund. Etwas, was ich mit voranschreitender Zeit immer weniger getan hatte und nur allzu gerne wieder tun würde.

Ich trug auch Fotos von meinen alten Freunden und Vik umher. Und auch eines, wo wir alle, das bedeutet meine Mutter, mein Vater, Vik und ich, drauf waren. Es ist das einzige Foto von uns allen, was ich mitgenommen habe. Es gibt Momente, da würde ich es liebend gerne zerreißen, weil der Blick meiner Mutter mich so durchleuchtete, als würden die Augen auf dem Foto lebendig sein. Ich bekam dann immer das Gefühl, sie würden sich in mich reinbohren und sie würde mich dafür verurteilen, was ich doch alles falsch gemacht hätte, was ich falsch mache und was ich noch falsch machen werde.

Süffisantisch grinste ich das Abbild meiner Mutter an. Ich würde nie wieder zulassen, dass sie mich herumkommandiert, mir einredet, ich würde nur Schlechtes tun und dass sie Viktors Tod benutzt, um mich erbärmlich fühlen zu lassen. Nie wieder würde ich zulassen, dass sie auch nur in die Nähe unseres alten Zuhauses kommt. Nie wieder würde ich zulassen, dass sie mich für meine ach so dümmlichen Träume kritisiert.
Die Zeit, in der ich das alles zugelassen hatte, ist vorbei. Sie ist schon sehr lange vorbei und ich würde alles dafür tun, dass sie nicht mehr als ein Stück Vergangenheit von mir bleibt.

Ohne dass ich es bemerkte, holte ich mein Feuerzeug aus meiner Jackentasche hervor und hielt es an eine Ecke des Fotos. Als wäre ich gerade aus einen Bann aufgewacht, betrachtete ich meine Hand und das brennende Feuerzeug. Sollte ich es tun? Nein, Feuer löst keine Probleme, sondern es verursachte sie nur. Ich ließ die Flamme erlöschen und steckte wieder das Feuerzeug in meine Jackentasche und die Fotos in mein Portemonnaie.

Ich konnte in dem Haus sonst nichts finden, außer dem Graffiti von Vi. Sie hatte es auf der Treppenwand gesprayt und beim Verlassen des Hauses fiel mir auf, dass es auch auf einer der Hauswände war. Ich ging darauf zu, um zu schauen, wie frisch die Farbe war. Der Gestank der Farbe schmerzte in meinen Nasenflügeln, also war sie erst vor kurzem noch hier gewesen; folglich musste sie das Häuschen wohl momentan als Unterkunft benutzen. Grinsend ging ich wieder ins Haus rein, marschierte zur Küche, wo ich einen Notizzettelblock gesehen hatte. Ein Kugelschreiber lag praktischerweise direkt daneben. Ich ergriff den Stift und schrieb dem Mädchen eine kurze Nachricht:

„Na, wie geht's dir? Nettes Häuschen, was du hier gefunden hast. Schade nur, dass du deine Sachen gut versteckt. Das nächste Mal bitte ein bisschen leichter, danke! :)
~ Nero

P.S.: Deine Farbe hat mir meine Nasenflügel weggeätzt. Was ist da bitte für Zeug drin?"

Ich legte den Zettel auf die Fußmatte im Flur des Hauses und verließ das Gebäude und das dazugehörige Grundstück wieder. Ich hinterließ gerne eine Nachricht für sie, wenn ich mal eines „ihrer" Gebäude oder Flächen betrete. Sie vis-á-vis gesehen habe ich sie bisher noch nie, aber ich hab sie ein Haus besprayen gesehen. Sie markiert gerne die Kästen, in denen sie für eine Weile wohnt. Ich ziehe lieber von Haus zu Haus, schlaf mal dort, schlaf mal hier. Je nachdem, wo es mich gerade bequemt.

Und jetzt zog es mich ins Innere der Stadt. Dort, wo die Hochhäuser stehen. Aus der Ferne konnte man sie schon sehen.

Eine halbe Stunde ging ich, bis ich an dem ersten hochgebauten Wohngebäude ankam. Unten waren einst Geschäfte gewesen; so wurde hier früher wohl ein Buchladen geführt, wie mir das Ladenschild verriet. Mit einen kräftigen Rüttler an der Tür war es mir möglich diese zu öffnen und einzutreten. Prüfend sah ich mich um. Nutzte jemand den verlassenen Laden als Zufluchtsort? Wenn ja, sind dort Fallen?
Beides ließ sich nach gründlichem Umsehen mit einem simplen Nein beantworten.
Ich war alleine. Wie sonst auch.

Und nachdem ich mich umgesehen hatte, kein interessantes Buch fand und ich wieder aus dem Laden rausgegangen war, war der Laden erneut menschenleer.

Ich widmete mich nun der Haustür zu den Wohnungen. Sie ließ sich eindeutig leichter öffnen. Fast schon zu leicht, nach meinem Geschmack. Ich machte mich also dafür bereit, auf Leute zu treffen. Meine eine Hand blieb griffbereit an dem Dolch in meiner Messertasche, die ich mir um das eine Bein gebunden hatte.

Während ich die Treppenstufen nach oben ging, fragte ich mich, was wohl mit all den Bewohnern dieses Gebäudes passiert ist. Xenio hat auch in so einem Gebäude gewohnt. Das letzte was ich von ihm und seiner Familie gehört hatte war, dass sie nach Griechenland zu ihren Verwandten gegangen sind. Das war schon gute drei Jahre her. Ich frage mich manchmal, wie es ihm geht und was er macht.

Auch zu Anton und Olliver habe ich keinen Kontakt mehr. Sie waren beide wie vom Erdboden verschluckt, kurz nachdem wir erfahren hatten, dass Xenio weggehen wird. Ich vermisse sie.
Ohne die drei war es für mich echt nicht leicht. Hoffentlich geht es ihnen gut.

Während ich über meine alten Freunde nachdachte, ging ich Stufe für Stufe hoch, meinen Blick aufmerksam nach vorne gerichtet.
Ich hielt an, als ich eine offene Tür sah. Sie wurde gewalltvoll aufgebrochen; es war also entweder jemand Unerfahrenes zugange gewesen oder eine sehr gewaltfreundliche Person. Ich verhielt mich weiterhin vorsichtig und schlich bemüht lautlos in die Wohnung. Als ich in den ersten Raum, welcher eine Küche war, reinkam, hörte ich die Töne eines Liedes: ,,I just hang on suffer well. Sometimes it's hard- It's hard to tell." Es klang traurig, aber es gefiel mir irgendwie. Zumindest konnte ich die Lyrics sehr fühlen und die Melodie klang auch schön.

Nun sang jemand mit: "An angel led me when I was blind, I said take me back, I've changed my mind."

Verdutzt ließ ich meine Vorsicht fallen. Der dumme Junge aus meinem „Zuhause" sang da gerade dieses schöne und traurige Lied! Kopfschüttelnd folgte ich dem wunderbaren Lied und kam an einem Balkon an. Der Junge stand dort, sah raus. Neben ihm, auf einen kleinen Tisch stand der Kofferplattenspieler, den er sich von mir geklaut hatte. "From the blackest room, I was torn. He called my name; a love was born."

Ich lehnte mich lässig an den Türrahmen an, grinste und begrüßte ihn: „Hello there!" Der Braunschopf zuckte zusammen und drehte sich sofort um. Sobald er mich richtig ansah, weiteten sich seine Augen und er schluckte ängstlich. Ich konnte sehen, wie er sich anspannte. „I-ich war hier zuerst!", rief er mir stotternd zu. Hatte ich ihn etwa so sehr eingeschüchtert oder ist der Junge etwa von Natur aus so unsicher?

Ich seufzte und stieß mich von dem Türrahmen ab. „Beruhig dich, Brauner! Ich wollt nur schauen, ob es hier was Brauchbares gibt", meinte ich locker. Sofort stand er etwas lockerer da und kratzte sich am Kopf. „Oh..." Ich nickte langsam und sprach ihm nach: „Oh." Sehr geistreich, der Junge.
Ich zeigte mit meinem Kopf auf den Kofferplattenspieler (aus welchem wieder ein anderes Lied spielte) und fragte ihn: „Wie hieß das Lied davor?" Verwirrt sah der Junge zu mir, bevor er zögerlich auf das Gerät, welches einst mir selbst gehört hatte, zuging und sich das Plattenalbum ansah. Er hielt es dabei so, dass ich es auch sehen konnte. "Depeche Mode" stand drauf. „'Suffer well'", antwortete er mir knapp. Ich nickte langsam. „Klingt gut", murmelte ich. Jetzt nickte der Junge. Er sah noch immer auf das Album, doch er begann in seine Gedanken abzudriften. Ich musterte ihn. Irgendwas schien ihn zu belasten. Sein Blick wirkte so verletzt auf mich.

„Was verbindest du mit dem Lied?", fragte ich. Der Braunschopf löste seinen Blick nicht von dem Plattenalbum, als er mir antwortete: „Schmerz und Leid." Sehr außergewöhnlich, bei einem Lied, das "Suffer well" heißt. Ich sage ja: Sehr geistreich, der Junge.

„Klingt doch so fröhlich", entgegnete ich mit verrollenden Augen. Jetzt schenkte er mir wieder seine volle Aufmerksamkeit. „Was willst du?" Er klang nicht mehr so unsicher wie vorhin noch, stattdessen schwang sehr viel mehr Selbstsicherheit in seiner Stimme. Ich schien einen wunden Punkt getroffen zu haben.
Ich zuckte mit den Schultern. Was wollte ich von ihm? Nichts wollte ich von ihm.

„Wie heißt du?" „Tristan." Tristan drehte mir wieder seinen Rücken zu und sah wieder nach unten. „Sehr unhöflich, Tristan." Angefressen stieß er Luft aus, drehte sich wieder um und fauchte mich an: „Es ist auch nicht gerade höflich, jemanden zu erschrecken!" Ich hob eine Augenbraue und erinnerte ihn an seine Aktion von gestern: „Das gleiche hätte ich auch dir sagen können." Jetzt versuchte er vom Thema abzulenken: „Wieso bist du noch hier? Ich dachte du willst looten." „Ich leb' mein Leben nach Lust und Laune, seit ich dreizehn bin. Und jetzt hab ich halt Lust mit dir zu reden." Wie ein kleines Kind verschränkte er daraufhin seine Arme vor der Brust und murrte: „Was, wenn ich das aber nicht will?" Grinsend schüttelte ich meinen Kopf. Meine Frage, wie er es bisher schaffen konnte, alleine zu überleben kam mir wieder in meine Gedanken.

„Kannst du mir bitte eine Frage beantworten?", bat ich ihn. „Nur wenn du mir zwei beantwortest!" Er verhielt sich wirklich wie ein Kleinkind. Ein sehr geistreiches Kleinkind mit Schmerz und Leid im Herzen.

Ich gab ausnahmsweise sofort nach und willigte dem Deal ein. „Du bist alleine unterwegs - Wieso?" Tristans Blick sah wieder sehr schmerzerfüllt aus und er starrte in eine Ecke des Balkons. „Ich habe den Vertrauen in die Liebe aufgegeben...", antwortete er leise. Liebe? In so einer Zeit? Welcher Mensch denkt bitte noch an Liebe? Naiv schien er auch noch zu sein...
Das wollte ich ihm dann aber nicht sagen; er schien wirklich verletzt worden zu sein. Ich schwieg, weil mir nichts einfiel, was ich dazu sagen könnte. Ich bin schlecht in sowas.

„Du bist Nero Masuku oder?", fragte mich Tristan nach ein paar Sekunden der Stille. Ich nickte stumm. Ganz dumm war er dann doch nicht. Aber geistreiche, naive Kleinkinder müssen auch nicht direkt dumm sein.

„Wieso bestiehlst du Menschen?"
Jetzt hatte er einen wunden Punkt bei mir getroffen. Ich atmete aus, sah überfragt auf den Boden und dachte nach. Er hatte eine Antwort verdient, aber so ganz kannte ich die Antwort auf seine Frage auch nicht. Die Leute zu bestehlen mache ich schon seit geraumer Zeit und das Geklaute ist mehr oder weniger nur das, was ich wirklich brauche. Vielleicht belog ich mich da aber auch selber.
Fakt ist jedenfalls, dass ich es mittlerweile so gewohnt bin.

„Es gibt viele Gründe dafür", sagte ich schließlich, „Einerseits muss ich ja auch von irgendwas leben und andererseits gibt es keine Gesetze mehr. Man kann es also wohl kaum mehr stehlen nennen." Tristan machte ein zweifelndes Gesicht und hob eine Augenbraue. „Du nimmst Personen ihren Besitz weg - natürlich ist das stehlen!", entgegnete er. „Ist es unerlaubt? Nein. Nein, ist es nicht, denn es gibt keine Strafgesetze mehr! Es ist also alles legitim!" Der Junge schnaubte und sah aufgebracht zur Seite. „Scheinst ja recht zufrieden zu sein, mit unserer Zeit, was?" Ich zuckte mit den Schultern. Es war für mich leichter gewesen, von zu Hause abzuhauen, aber gleichzeitig war es auch schwerer für mich, zu leben. Meine Flucht habe ich schon lange vorher sehr oft geplant und probiert hatte ich es sogar einmal, als noch Vik gelebt hatte.
Aber ob mich diese Zeit zufrieden macht? Darüber habe ich zwar schon einmal gedacht, aber nicht sehr intensiv. Mir machte die Antwort Angst und ich sträubte mich dagegen, so tief in mich zu gehen.

„Ich würde jetzt echt gerne alleine sein", meinte Tristan nun, mir einen abfälligen Blick schenkend. Er war wohl ein sehr großer Fan von mir. „Ist ja gut...", murmelte ich. Langsam ging ich wieder aus der Wohnung raus und ließ den Braunhaarigen alleine.

Ich stand wieder in der Küche, da hörte ich ihn auch schon wieder singen: "Things get damaged. Things get broken. I thought we'd manage, but words left unspoken."

Der Junge ist echt hoffnungslos verloren. Seufzend verließ ich die Wohnung.


--------------------------------------------------
Wie hättet ihr reagiert, wenn ihr an Neros Stelle wärt und was hält ihr bisher von Tristan?
Habt ihr auch schon einen Lieblingscharakter gefunden oder wartet ihr noch? ^^
Würde mich interessieren. :D

LG LMS

Aktuelle Version vom: 13. Juli 2021
Erstveröffentlichung: 27. Februar 2021
(Im alten Nachwort ging es um die Länge der Kapitel und dass ich nie wieder ein Kapitel aus 20.000 Wörtern schreibe 'xD)

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro