Epilog
Seine schweren Schritte hallen laut in dem steinernen Gang wider und sein Umhang schweift leicht über den Marmorboden. Es ist schon lange niemand mehr hier gewesen, wovon die Spinnenweben in den Ecken ein Lied singen können. Aber das kann nur ein Vorteil für ihn sein. Schließlich kommt er in einen riesengroßen Raum, noch größer, als alles andere, was er bisher gesehen hat. Früher, muss diese Halle atemberaubend gewesen sein. Es gibt nur noch wenige, die sich an diese Zeit zurückerinnern können, aber die, die es können, singen schon fast Lobhymnen. Hätte er keine Aufgabe, wäre er wahrscheinlich stehen geblieben und hätte die Halle bewundert. Architektur hat schon immer eine besondere Faszination auf ihn ausgeübt. Aber so kann er sich nur einen flüchtigen Blick gönnen. Eilig durchquert er die Halle, da ihm klar ist, dass er nicht mehr viel Zeit hat, und spürt, dass er seinem Ziel immer näher kommt.
Irgendwann betritt er einen Gang, dessen Wände mit zwölf Gemälden verziert sind. Bei einem Gemälde bleibt er stehen und blickt in das lächelnde Gesicht der Frau. Wieder spürt er den Schmerz in seinem Herzen und für einige Sekunden würde er sich dem Schmerz am liebsten einfach hingeben. Einfach hier vor dem Gemälde auf den Boden sinken und nicht mehr versuchen, alles zu retten, mal nicht den Held spielen. Doch schon im nächsten Moment erinnert er sich wieder an seine Aufgabe. Er hat versprochen, diese Aufgabe zu erfüllen und jetzt kann er nicht so kurz vorm Schluss aufgeben. Nicht, wenn es sie retten kann. Er fasst sich wieder, hebt die Schultern und wendet seinen Blick von dem Bild ab. Während er geht, hält er seinen Blick starr auf das Ende des Ganges gerichtet und versucht, die Gemälde an den Wänden nicht anzusehen. Doch schließlich fällt sein Blick doch noch auf das letzte Gemälde. Auf diesem ist ein junger Mann abgebildet, der ein strahlendes Lächeln auf den Lippen hat. Unter dem Bild befindet sich auf einem kleinen Messingschild eine Inschrift, doch er braucht sie nicht zu lesen, da er sie auswendig kennt. Aber der Mann in diesem Bild gibt es schon lange nicht mehr. Er ist mit seiner großen Liebe gestorben. Schnell wendet er den Blick ab und ohne einen weiteren Gedanken setzt er seinen Weg fort.
Schon nach einigen Metern besteht der Gang wieder nur aus Steinen und strahlt keinerlei Freude oder ähnliches aus. Die Bilder waren zwar eine Abwechslung, aber den Steingang würde er in jeder Weise vorziehen. Langsam spürt er, wie ihm die Zeit immer mehr wegrennt. Endlich erreicht er den gesuchten Raum und betritt diesen. Der Raum sieht auf den ersten Blick aus, wie das Schlafgemach eines Königsmitglied, wie man sie aus dem Mittelalter kennt. Doch genau in diesem Punkt unterscheidet sich der Raum vom Rest des Schlosses. Nirgendswo findet man auch nur das kleinste Staubkörnchen und man könnte fast meinen, dass jeden Moment, der Bewohner dieses Zimmers durch die Tür tritt. Aber er weiß, dass das nicht passieren würde.
Wortlos beginnt er, den Raum zu durchsuchen. Er ist sich so sicher, dass hier irgendwo ein Hinweis versteckt sein muss. Langsam spürt er, wie ihm die Zeit immer mehr wegläuft und er beginnt, das Zimmer immer hektischer zu durchsuchen, bis er sich schließlich verzweifelt auf den Boden fallen lässt.
„Bitte, du musst mir helfen. Ich halte es nicht länger aus." Während er verzweifelt auf dem Boden sitzt, taucht plötzlich sie vor ihm auf. Ihre Haare fallen ihr locker über die Schultern und sie sieht so schön wie eh und je aus. Zaghaft streckt sie ihre Hand nach ihm aus und er will diese annehmen. Doch als seine Hand ihre berühren sollte, gleitet sie einfach hindurch und nach und nach verblasst sie wieder, bis sie nur noch eine blasse Erinnerung aus längst vergangener Zeit ist. Gerade in dem Moment, als er wieder aufstehen möchte und seine Suche fortsetzen, spürt er, wie sich etwas verändert. Wie er sich verändert. Verzweifelt versucht er, sich zu wehren, doch wie jedes Mal hat er keine Chance. Schon nach kurzer Zeit liegt auf dem Boden, rappelt sich langsam auf und sein Blick schweift zu dem Spiegel auf der Kommode und leuchtend rote Augen schauen ihm entgegen.
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