79. Kapitel
„Ich weiß nicht mehr, wann es genau begonnen hat, aber schon vor einigen Wochen hörte ich von seltsamen Angriffe auf andere Rudel besonders im Norden. Aber als nach einiger Zeit nichts mehr kam, dachte ich, das Ganze wäre erledigt. Aber vor circa zwei Woche kam ein Botschafter bei uns vorbei. Er war schon halb tot und es dauerte auch ein biscchen, bis er wieder ansprechbar war. Aber dann erzählte er, dass er von einem Rudel von der Nordsee kam und das sein Rudel von Werwölfen angegriffen worden ist. Genau die selben Wölfe, wie bei den vorherigen Rudel", erklärt er uns ausführlich, wobei jeder von uns gespannt an seinen Lippen hängt.
Als er endet, schweigen wir alle erstmal ein bisschen, bis ich als erste meine Sprache wiederfinde: „Werwölfe greifen andere Wölfe an?" Wahrscheinlich ist das der Punkt der auch die anderen verwirrt, da unser Gesetz uns verbietet, andere Wöfe zu töten und da dieses Gesetz uns von der Mondgöttin gegeben worden ist, würde kein Wolf auf die Idee kommen, dieses Gesetz zu brechen.
„Ja, aber das ist noch nicht mal das seltsame an der ganzen Geschichte", Christopher hat inzwischen eine ziemlich sorgenvolle Miene aufgesetzt, „Diese Wölfe sind nachtschwarz und ihre Augen leuchten blutrot, genau wie die Wölfe, die uns hier angegriffen haben." So langsam verstehe ich, warum Christopher sich solche Sorgen macht. Wenn es stimmt, was er uns erzählt, könnte es gefährlich werden und nicht nur für die anderen Rudel, sondern für alle Werwölfe und Menschen.
„Aber sonst wissen wir nichts über diese Wölfe?", hakt Samuel interessiert nach, doch Christopher kann einfach nur den Kopf schütteln.
„Bis wir mehr über sie wissen, sollten wir erstmal nichts unternehmen und auf der Hut sein, schließlich haben sie uns schonmal angegriffen", meint Tiras nachdenklich, wobei ich ihm eigentlich nur zustimmen kann, ich würde zwar lieber jetzt schon etwas unternehmen, aber er hat auch Recht, dass es nichts bringen würde, wo wir jetzt noch nichts über sie wissen.
„Die gleiche Überlegungen habe ich auch schon gehabt. Ich habe schon meine besten Boten ausgeschickt um andere Rudel zu informieren und etwas mehr über diese geheimnisvollen Wölfe zu erfahren", erklärt Christopher uns.
„Das ist sehr gut, auch ich werde mich, wenn ich später wieder in Kanada bin, alle meine Rudelmitglieder informieren und auf dem ganzen Kontinent Boten ausschicken", bestimme ich mit einem leichten Lächlen, „Wir sollten unbedingt weiter in Kontakt stehen. Sollten von diesen Wölfen eine wirkliche Bedrohung ausgehen, müssen wir zusammenarbeiten."
„Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu, wann gedenkne Sie eigentlich zu Ihrem Rudel zurückzukehren?", erkundigt Samuel sich interessiert, „Natürlich können Sie solange bleiben, wie Sie möchten." Erstaunt sehe ich ihn an, aber wahrscheinlich sollte es mich nicht wirklich wundern, jemand, der in unserer Welt mächtige Verbündete hat, hat gute Karten.
Zustimmend nickt Tiras und lächelt mir aufmundert zu, ich zögere einen kurzen Moment, ehe ich ihnen mit einem falschen Lächeln antworte: „Es ehrt mich, dass ihr meine Anwesenheit so willkommen heißt. Aber leider fürchte ich, dass ich nicht ganz so lange bleiben kann, wie es mir am liebsten wäre, da ich schon viel zu lange von meinem Rudel getrennt bin." Die anderen beide neigen einfach nur respektvoll den Kopf und nach mehreren Sekunden Schweigen erkundigt Tiras sich:
„Wäre das dann alles gewesen? Schließlich habe ich noch andere Sachen zu erledigen."
„Von meiner Seite aus, wäre das alles gewesen. Sollte ich jedoch Nachrichten von meinen Botschaftern erhalten, die ich als wichtig erachte, werde ich sie natürlich sofort informieren", Christopher steht auf und nach und nach folgt jeder von uns seinem Zeichen und er verabschiedet sich von jedem von uns. Als nächstes will Alpha Tiras die Hütte verlassen.
„Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich Sie begleite? Ich würde gerne noch ein Gespräch mit Ihrem Sohn führen", erkundige ich mich bei ihm, als er sich bei mir verabschieden will.
„Mit Ace?", erstaunt sieht er mich an, wahrscheinlich ergibt es für ihn keinen Sinn, wieso ich mit ihm sprechen möchte. Doch ich nicke einfach nur und will ihm auch gar nicht erst erzählen, wieso. Er zögert kurz, ehe er genau wie ich nickt und nachdem ich mich von Alpha Samuel verabschiedet habe, verlassen wir die Hütte, schlagen den Weg zur Dorfmitte ein und bleiben irgendwann vor einem Einfamilienhaus stehen. Schnell kramt Tiras in einer seiner Jackentaschen und nach wenigen Sekunden holt er einen Schlüsselbund hervor, wobei als einiges das Klimpern der Schlüssel die Luft erfüllt. Schließlich betreten wir das Haus und während ich ratlos im Flur stehen bleibe, ruft Tiras die Treppe hoch: „Ace, komm mal runter", dann wartet er gar nicht erst ab, sondern verschwindet direkt in ein Zimmer, das an den Flur anschließt und schließt die Tür. Interessiert sehe ich mich in dem eher wenig dekorierten Flur um und mir stellt sich augenblicklich die Frage, was mit der Mutter von Ace passiert ist. Seitdem ich die Erinnerungen von Mirabella oder besser gesagt, meine wiederhabe, weiß ich, dass Ace damals schon immer meinte, dass er keine Mutter hätte, aber hat nie was genaueres erwähnt. Schon nach einigen Sekunden kommt Ace die Treppe hinunter und als sein Blick auf mich fällt, bleibt er ziemlich verwirrt stehen.
„Ähm ... hallo? Du bist Adriana, oder?", fragend blickt er mich an, wobei ich jetzt erstaunt bin, dass er meinen Namen kennt.
„Genau. Könnten wir vielleicht kurz irgendwo sprechen, wo uns niemand stören oder belauschen kann?"
Er nickt einfach nur und mit einer Handbewegung nach oben schlägt er vor: „Mein Zimmer?" Mit einem Lächeln nehme ich seinen Vorschlag an und folge ihm die Treppe hinauf. Während ich so die Treppe hinaufsteige, frage ich mich, ob es wirklich eine gute Idee ist, hierhergekommen zu sein oder ob ich die Vergangenheit nicht einfach begraben sollte. Doch als wir stehen bleiben und Ace mir die Tür öffnet, habe ich keine Zeit mehr für überlegen und nach kurzem Zögern und mit neuem Mut betrete ich den Raum, fest von dem überzeugt, was ich vorhabe.
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