66. Kapitel
Gelangweilt starrte er auf den Teller. Es wunderte ihn, dass man so etwas Frühstück nennen konnte. Doch es überraschte ihn nicht wirklich, da das ganze Hotel mehr einer Bruchbude glich, als allem anderem.
„Was ist los, Liebster?", fragte ihn eine weibliche Stimme mit einem starken britischen Akzent, während sich eine zärtliche Hand auf seine legte. Langsam hob er seinen Blick und blickte in zwei braune Augen, die ihn sanft ansahen.
„Es ist alles gut. Wirklich", antwortete er ihr und setzte noch ein Lächeln auf. Er wusste ja selber noch nicht mal, was ihn bedrückte.
Die braunen Augen musterten ihn misstrauisch und nach ein paar Sekunden erwiderte die Frau ihm: „Ich sehe und fühle doch, dass dich irgendwas bedrückt. Bitte, sag es mir."
Er zögerte einen kurzen Moment, ehe er seufzte und erklärte: „Wahrscheinlich liegt es an der ganzen Reiserei. Ich freue mich schon richtig, endlich wieder zuhause zu sein. Endlich wieder bekannte Gesichter und nicht jeden Tag woanders sein. Vor allem freue ich mich darauf, dir endlich mein Leben zu zeigen", zum Schluss schenkte er ihr ein leichtes Lächeln, das sie sofort erwiderte.
„Ich bin auch schon gespannt auf all die Personen, von denen du mir schon so viel erzählt hast", meinte sie. Gerade als er ihr antworten wollte, stürmte eine Person in den Frühstücksraum des Hotels.
„Katie, Katie, du hast versprochen, heute etwas mit mir zu spielen", quengelte der kleine Junge mit dem verschmitzten Lächeln.
„Ja, natürlich. Das habe ich nicht vergessen", beruhigte die Frau ihn mit einem kurzen Lachen, „Aber was würdest du davon halten, wenn Ter auch mit uns spielen würde?"
Der Junge warf ihm einen kurzen, misstrauischen Blick zu, ehe er sich wieder an seine große Schwester wendete: „Nein. Ich möchte mal wieder zur Zeit mit dir verbringen." So ehrlich der Junge war, so sehr konnte Terence ihn verstehen. Der Junge war noch so jung und jetzt musste er alles hinter sich lassen, was er kannte und einzig und allein seine Schwester ist ihm geblieben. Da konnte Ter sehr gut nachvollziehen, dass er einfach nur Zeit mit seiner Schwester verbringen wollte.
Sofort versuchte Kate, ihren Bruder umzustimmen: „Aber wieso denn? So schlimm ist es ..."
„Verbring du Zeit mit deinem Bruder. Ich wollte sowieso mal wieder in den Wald", unterbrach Terence sie und warf dem kleinen Jungen ein verständnisvolles Lächeln zu. Dieser zögerte kurz, erwiderte es dann aber doch. Kate schien noch ein paar Sekunden mit sich zu hadern, ehe sie ihrem Bruder zu nickte, aufstand, sich von Ter verabschiedete und mit dem Jungen den Raum verließ. Ter warf noch einen kurzen Blick auf den halbvollen Teller, ehe er ihn von sich wegschob. Er wartete noch einige Sekunden und stand dann auch auf und verließ den Raum.
Doch anders als die anderen beiden, bog er nicht nach rechts ab und stieg die Treppe hinauf, stattdessen richtete er sich nach links und ließ das Hotel hinter sich, während er immer weiter in den anliegenden Wald ging. Er genoss es endlich mal wieder, draußen zu sein, nicht eingesperrt. Plötzlich vernahm er Geräusch in seiner Nähe und hielt an. Er zögerte einige Sekunden, in denen die Schritte immer näher kamen. Mit jeder Sekunde wurden die Schritte immer lauter und so langsam konnte er auch Stimmen hören. Schnell flüchtete er hinter einen Baum und wartete still ab.
Nach einigen weiteren wenigen Sekunden lugte er hinter dem Baum hervor und konnte zwei Gestalten entdecken. Doch vor allem erregte eine kleine dritte Gestalt seine Aufmerksamkeit, die der erste auf der Schulter trug.
„Glaubst du, das ist der Ort?", fragte die erste Gestalt die zweite.
Die zweite ziemlich schlaksige Gestalt sah sich kurz um, ehe er nickte: „Ja, er meinte, hier in der Nähe wäre nur ein schlechtbesuchtes Hotel und es wäre weit genug weg." Terence musterte das Geschehen verwirrt, wobei er nicht verstand, worüber die zwei Personen redeten. Langsam sah er zu, wie die erste, kräftige Gestalt die kleine, dritte Gestalt von ihren Schultern hob und auf den Boden legte. Erst jetzt konnte Terence erkennen, dass es eine Jungwölfin war, die jetzt reglos auf dem Boden lag, nur noch ihr Brustkorb hob und senkte sich ganz leicht.
„So und jetzt verschwinden wir von hier", meinte der schlaksige Mann, der sich unruhig umsah.
„Aber wieso, er meinte doch, wir sollten darauf achten, dass sie wirklicht tot ist?", bemerkte der kräftige Mann verwirrt.
„Schau sie dir doch mal an", meinte der erste Mann und deutete auf die blutüberströmte Wölfin, „Du willst mir doch nicht erzählen, dass sie überleben wird mit diesen Verletzungen. Spätestens in vierundzwanzig Stunden sollte sie tot sein. Und jetzt komm. Ich habe irgendwie kein gutes Gefühl." Ohne auf seinen Gefährten zu warten, drehte sich der zweite Mann um und ging weg. Sein Freund warf noch einen kurzen, zögernden Blick auf das Junge, eher er dem anderen Mann hinterhereilte.
Terence zögerte einen kurzen Moment, bis er sich sicher war, dass die Männer weit genug weg waren, bis er auf die Wölfin zustürmte und neben ihr auf dem Boden fiel. Er konnte ihr Atem hören und langsam breitete sich Blut auf dem Boden aus. Schnell hob er sie auf den Arm, wobei er nicht umhin kam, zu bemerken, dass sie deutlich weniger wog, als andere mit ihrer Größe. Eilig rannte er wieder aus dem Wald und stürmte in das Hotel. Er ignorierte dem Mann an der Rezeption, der aber auch grade in ein Gespräch vertieft war und hetzte die Treppe hinauf.
Oben riss er die Tür zu ihrem Zimmer aus, ließ die Wölfin auf dem Bett nieder, schlug die Tür zu und kramte in seinem Koffer herum. Irgendwo musste doch dieser blöde Trank sein. Endlich fiel ihm eine kleine Phiole mit einer durchsichtigen Flüssigkeit in die Hände. Hastig schraubte er sie auf und langsam träufelte er die Flüssigkeit in den Mund der Verletzen.
„Was ist denn los?", fragte Kate, als sie völlig verwirrt in den Raum stürmte. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe sie die Jungwölfin auf dem Bett sah und keuchte auf.
„Wir müssen so schnell wie möglich zum Rudel", meinte Ter einfach nur.
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