61. Kapitel
Vor elf Jahren
Es war eigentlich ein Tag wie jeder andere. Freudig stürmte der kleine Junge durch das Haus, während er sich schon auf das Treffen mit seiner Freundin freute. Trotzdem schweiften seine Gedanken immer wieder ab. Am allerliebsten würde er zuhause bei seinem Vater bleiben. Eine Mutter hatte er nicht. Doch immer wieder, wenn er seinen Vater fragte, ob die zwei nicht etwas zusammen unternehmen könnten, meinte der Vater immer nur, dass er keine Zeit hätte. Der braunhaarige Junge verstand seinen Vater nicht. Wie konnte man keine Zeit für seinen einzigen Sohn haben? So schnell wie möglich verdrängte er die Gedanken aber wieder und verließ das Haus.
„Miri!", begrüßte er das kleine, blondhaarige Mädchen, dass vor dem Haus auf dem Boden saß. Erschrocken sah sie auf, wobei sie sich erst wieder entspannte, als sie den Jungen erkannte. „Was ist los?", fragte er besorgt und legte nachdenklich den Kopf schief.
„Alles bestens", antwortete sie so schnell wie möglich. Fast zu schnell. Ace merkte sofort, dass seine Freundin log und musterte sie misstrauisch. „Wie geht es dir?", versuchte sie, das Thema zu wechseln.
Nervös ringelte das Mädchen ihr Haar, bis der Braunhaarige endlich antwortete: „Du bist eine schlechte Lügnerin. Außerdem soll man nicht lügen. Also, was ist los?" Miri seufzte auf, während sie sich darüber ärgerte, dass Ace immer wieder ihre Lügen durchschaute.
„Ich habe einfach nur ein seltsames Gefühl", sprach sie die Wahrheit aus und schaute verlegen zu Boden.
„Du immer mit deinem schlechten Gefühl. Wenn du auch nur einmal Recht behalten würdest, würde jeden zweiten Tag die Welt untergehen", meinte der Junge kopfschüttelnd, während sich auf seinen Lippen ein Lächeln breitmachte.
„Du nimmst aber auch absolut nichts ernst", beschwerte sich das Mädchen und gab dem Jungen einen Klaps auf den Hinterkopf.
Nun konnte sich der Junge das Lachen nicht mehr verkneifen und bevor das noch weiter ausarten konnte, schlug er vor: „Komm, wir sollten so langsam losgehen. Du weißt, wie böse Greta sein kann, wenn wir nicht rechzeitig da sind. Erinnere dich bloß an das letzte Mal, wo sie uns den ganzen Tag über begleitet hat und wir nichts in Ruhe machen konnten." Das Mädchen nickte einfach nur wissend und gemeinsam machten die beiden Kinder sich auf den Weg. Als sie das Haus der Etwas erreichten, wurden sie an der Tür schon von einer älteren Dame erwartet, die die beiden tadelnd ansah.
„Ihr wisst genau, dass ihr nur alleine hierherkommen dürft, weil dein Vater der Alpha ist. Aber solltet ihr in nächster Zeit öfters zu spät kommen, werde ich euch dieses Privileg entziehen müssen", meinte sie, während beide Kinder beschämt zu Boden guckten. „Und jetzt geht endlich rein", forderte sie Miri und Ace auf. Das ließen sie sich kein zweites Mal sagen und schlüpften an ihr vorbei ins Haus. Dort zogen sie sich sofort Schuhe und Jacken aus und mischten sich unter die anderen Kinder, die schon im Haus am Spielen waren.
„Essen!", ertönte um ein Uhr die Stimme einer Erzieherin neben dem lauten Läuten einer Glocke. Freudig stürmten die Kinder nach unten, wo die Spaghetti schon auf dem Tisch standen. Hungrig machten sich die Kinder über das Essen her, während die Etas versuchten, die Horde in Schach zu halten. Plötzlich klopfte es an der Tür und sofort verließ die ältere Dame das Esszimmer. Nach einigen Sekunden kam sie wieder und blickte sich suchend um, bis sie schließlich das Gesicht fand, welches sie suchte.
„Ace, komm bitte her", forderte sie den Jungen auf. Dieser blickte kurz verwundert auf, ehe er seinen Teller stehen ließ und Greta in den Flur folgte.
„Dad", verwirrt blickte er seinen Vater an, der im Flur auf ihn wartete.
„Ace", erwiderte dieser mit einem leichten Lächeln.
„Was machst du denn hier?", erkundigte der Sohn sich bei seinem Vater, da er so etwas noch gar nicht von seinem Vater kannte.
„Ich dachte, ich hole dich heute mal etwas früher ab. Ich würde gerne noch über etwas mit dir reden. Greta, sie können wieder gehen", erklärte der Alpha und Greta neigte kurz den Kopf, ehe sie wieder ins Esszimmer zurückkehrte. Der Junge zögerte kurz, bevor er sich Schuhe und Jacke anzog und gemeinsam mit seinem Vater das Haus verließ.
Einige Meter vor dem Haus fragte Ace seinen Vater: „Worüber möchtest du denn mit mir?", während er zu seinem Vater aufsah.
Der Vater zögerte kurz und meinte schließlich: „Das sollten wir im Haus besprechen." Der Junge musterte seinen Vater fragend an, der sich irgendwie seltsam verhielt. Im Haus ließ der Junge sich im Wohnzimmer auf der Couch nieder und sah den Mann fragend an. „Ich möchte von nun an, dass du deine Zeit nicht mehr mit dieser Mirabella verbringst. Es gibt so viele andere Kinder in diesem Rudel, da musst du nicht ausgerechnet mit ihr Zeit verbringen", forderte der Vater seinen Sohn auf, während er ihn streng ansah.
„Was? Das kann nicht dein Ernst sein?", schrie der Junge entsetzt auf. Wollte sein Vater grade wirklich, dass er nie mehr mit seiner besten Freundin spielen sollte? „Sie ist meine beste Freundin", widersprach der Junge weiter seinem Vater.
„Trotzdem verbiete ich es dir. Ich habe mittlerweile bemerkt, dass sie kein guter Umgang für dich ist", sagte der Alpha einfach mit gefühlskalter Stimme, während er seinen Sohn emotionslos ansah.
„Ich werde ganz sicher nicht meine beste Freundin alleine lassen. Irgendwann bin ich Alpha und sie wird meine Gamma sein", meinte der Junge trotzig, bevor er sich umdrehte und nach oben in sein Zimmer verschwand, aber nicht, ohne die Tür heftig zu zuknallen. Der Alpha schüttelte einfach nur besorgt den Kopf.
„Gut, dann werde ich das ganze Wohl selber in die Hand nehmen, bevor das passiert", erwidert er noch auf die Bemerkung seines Sohne, was dieser allerdings nicht mehr hörte, und die Lippen des Vaters verzogen sich zu einem Lächeln, dass nichts Gutes bedeuten konnte.
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