
40. Kapitel
Hat sie das alles wirklich ernst gemeint oder ist sie momentan einfach nur durcheinander? Langsam gehe ich in die Knie, während ich weiter über ihre Worte nachdenke. Hat sie vielleicht mit Recht? Steckt vielleicht ein Fünkchen Wahrheit in ihren Worten?
Plötzlich kommt mir eine Idee. Wenn sie der Meinung ist, dass ich sie nicht verstehen kann, muss ich jemanden suchen, der sie versteht. Schnellen Schrittes mache ich auf den Weg, wobei ich hoffe, dass ich mich nicht verirre.
Als ich das Haus ohne irgendwelche Zwischenfälle erreiche, atme ich schon fast erleichtert auf. Doch als jemand die Tür öffnet, geschieht genau das, was ich, wenn möglich vermeiden wollte.
Ich treffe ihn. Als er registriert, wer vor ihm steht, sieht er mich fragend an. „Was willst du denn hier?", gibt er von sich, „Hast du dich etwas entschieden?" Ich sehe ihn einen Moment verwirrt an, bis ich wieder weiß, was er meint.
„Nein, noch nicht", antworte ich ihm schnell. Ich merke seinen Blick weiter auf mir und füge noch hinzu: „Ich muss mit Kilian reden. Es ist wichtig." Kilians Vater wirft mir noch einen kurzen Blick zu, ehe er sich umdreht und ins Haus hineinruft: „Kilian! Hier ist jemand für dich!"
Schon nach wenigen Sekunden kommt jemand die Treppe hinunter gepoltert und Kilians Vater verlässt den Flur. Keine Sekunde später steht Kilian vor mir, der mich verwirrt mustert.
„Adriana", begrüßt er mich, „Was ist los?" „Es geht um Lenya. Eben auf dem Nachhauseweg ist sie irgendwie total ausgetickt", erkläre ich ihm kurz.
Sofort holt er sich seine Jacke und während er die Haustüre schließt, fragt er mich weiter: „Okay. Erzähl mir bitte alles, was passiert ist?" Während wir gehen, erzähle ich ihm alles, was passiert ist und als ich ende, sieht Kilian mich seltsam an.
„Dieses Verhalten sieht ihr gar nicht ähnlich", bemerkt er, wobei ich einfach nur nicke. „Ich wollte dich aber auch mal fragen, wieso sie das Ganze so sehr mitnimmt. Sie meinte schließlich, ich könnte nicht verstehen, wie sie sich fühlt", füge ich nach kurzem Zögern hinzu.
„Es gibt wirklich etwas über Lenya, was man wissen sollte, wenn man ihr Handeln nachvollziehen möchte. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht dazu befugt bin, dir das alles zu erzählen. Das sollte Lenya selber tun. Aber wenn sie bei dir schon so ausgerastet ist, sollten wir sie so schnell wie möglich finden, weil ich nicht weiß, wie sie sich sonst noch verhalten wird", erklärt er mir und ich nicke einfach.
In diesem Punkt kann ich ihm zu stimmen. Schließlich kommen wir vor Lenyas Haus zum Stehen und Kilian klingelt. Schon nach kurzer Zeit wird uns die Tür geöffnet, doch leider ist es nicht Lenya.
„Kilian. Adriana. Was kann ich für euch tun?", begrüßt uns ihr Großvater. „Wir suchen Lenya und es ist wichtig, dass wir sie so schnell wie möglich finden", meint Kilian einfach nur.
Hugo wirft uns einen nachdenklichen Blick zu und fragt: „Wieso? Was ist passiert?", wobei er keineswegs mehr ganz ruhig klingt. „Wir vermuten, dass Lenya ihren Mate getroffen haben, dieser sie aber ablehnt", erklärt wieder Kilian es ihm.
Hugo sieht ihn sprachlos an und braucht ein bisschen, bis er seine Fassung wieder hat. „Was?", fragt er sichtlich erstaunt, „Wer ist ihr Mate?" „Das wissen wir nicht. Er gehört zu keinem Rudel hier in der Nähe und Lenya hat ihn auch nicht erkannt", erklärt Kilian, „Wichtiger ist aber jetzt erstmal, dass wir Lenya finden. Sie ist die Einzige, die uns zu ihm führen kann."
Hugo nickt und eine Minute später sind wir zu dritt auf der Suche nach Lenya. Gibt es vielleicht irgendeinen Ort, wo Lenya hingehen würde, wenn sie alleine sein will?", frage ich die beiden.
„Nein, nicht unbedingt. Aber ...", Hugo beginnt, bricht dann aber wieder ab. „Was aber?", hake ich nach. „Na ja", beginnt er, „So wie ich sie kenne, wird sie zu dem Ort gehen, wo sie ihn das erste Mal getroffen hat, in der Hoffnung, dass er wieder dort ist."
„Okay, dann wissen wir ja jetzt, wo wir hinmüssen", meint Kilian und setzt sich in Bewegung. Hugo und ich folgen ihm auf ein paar Meter Abstand. Als ich sehe, wie Kilian sein Handy hervorholt und etwas eintippt, warte ich ein paar Sekunden, ehe ich ihn neugierig frage: „Was hast du gerade gemacht?"
„Ich habe die anderen aus dem Rudel informiert, dass sie auch Augen und Ohren nach Lenya offen halten sollen", meint er einfach nur, während er den Blick starr nach vorne gerichtet hält.
Darauf erwidere ich nichts und es dauert ein paar Sekunden, ehe Hugo mich fragt: „Also, was ist passiert?" „Was? Was soll schon passiert sein?", frage ich ihn sichtlich verwirrt, da ich nicht verstehe, was er meint.
„Na, wenn Kilian seinen ganzen „Hofstaat" darauf ansetzt, Lenya zu finden, muss irgendwas passiert sein, dass ihm Sorgen bereitet", erklärt er mir, „Und jetzt komm mir nicht mit, dass sie ihren Mate gefunden hat und dieser sie ablehnt. Weil das würde ihm nur halb so viel Sorge bereiten."
Ich bin wirklich baff, wie sehr Hugo mich oder besser gesagt, uns durchschaut hat. Doch bevor ich ihm eine Antwort geben kann, erreichen wir den Waldrand und plötzlich hallt ein Schrei durch die Gegend.
Einen Schrei, denn ich nur zu gut kenne.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro