• Kapitel zwei •
Ich weiß nicht, ob ich schreie, denn mit einem Mal übertönt ein unbeschreiblich schrilles Kreischen alles. Er dröhnt durch mein ganzes Gehör und könnte mein ganzes Trommelfell zum Platzen bringen. Nach einigen Sekunden legt sich dieses ätzende Geräusch wieder und auch das Licht verblasst. Bevor ich aber etwas sehen kann, knalle ich mit dem Rücken auf harten Stein. Vor Schmerzen zische ich laut auf und rege mich nicht. Langsam aber spüre ich Wärme unter meinem Körper, die sich zunehmend intensiviert. Ich reiße meine Augen auf und versuche aufzustehen, aber ein stechendes Gefühl schießt durch meinen Rücken, was mich sofort wieder nach hinten fallen lässt. Ich habe keine Zeit zum Durchatmen oder zum Betrachten meiner Umgebung, denn erneut ertönt dieser ohrenbetäubender Schrei. Diesmal kann ich den Ursprung dieses Geräusches ausmachen und drehe meinen Kopf dorthin. Sofort stockt mein Atem und ich traue meinen eigenen Augen nicht. Öfters blinzele ich, mit dem Hintergedanken, dass ich nur halluziniere. Trotzdem ändert sich nichts. Vor meinen Augen fliegt ein etwa drei Meter großes Wesen. Seine zwei Augenpaare leuchten in einem tiefen Orange, ebenso wie die Striche, die über seinen ganzen Körper führen. Acht gewaltige Hörner wachsen aus seiner tiefschwarzen Haut und reichen weit nach oben. Zusätzlich hat das Wesen einen drachenähnlichen Schwanz. Wie gelähmt starre ich die unmenschliche Gestalt an, während sich ein schlechtes Gefühl in mir ausbreitet. Ich reiße mich zusammen und richte mich vorsichtig auf. Bevor ich mich aber erheben kann, rast das Wesen in meine Richtung. Ich kneife meine Augen zusammen und halte schützend meine Arme vor mein Gesicht. Durch meine plötzliche Reaktion verliere ich wieder mein Gleichgewicht und falle auf meine Knie. Mein Herz beginnt schneller gegen meine Brust zu schlagen. Ich will nicht, dass mein Leben auf solch eine grässlich Weise beendet wird. Aber ich kann nichts gegen das Wesen unternehmen. Völlig hilflos hocke ich auf dem mehr als warmen Boden und tausende von Fragen schwirren durch meinen Kopf, auf die ich nicht auch nur eine Antwort habe. Plötzlich höre ich ein Aufeinandertreffen von Metall auf Stein. Dieses Geräusch übertönt meine Gedanken und geschockt schaue ich auf. Vor mir steht eine Frau mit scharlachrotem Haar, das sie in einen langen Zopf gebunden hat. Sie trägt ein riesiges Schwert bei sich, welches sie mit ganzer Kraft gegen die Klaue des Wesens drückt. Vor Anstrengung beginnt ihr Körper zu zittern. Nach einigen Sekunden dreht sie sich zu mich um und starrt mich düster an. Ihr Blick lässt mich erschaudern.
"Wie lange hast du noch vor, dort auf dem Boden zu sitzen und Löcher in die Luft zu starren?" Ihr Stimme hört sich gefährlich ernst an, und sofort bewegt sich mein Körper und ich stehe auf.
"Verschwinde endlich", grummelt die Frau und wendet sich wieder dem Wesen zu, dessen Klaue sie versucht zurückzudrängen. Ich drehe mich zögerlich um und renne weg von ihr und dem Wesen. Ich kann kaum noch klar denken, alles ist einfach wirr und sinnlos. Meine Beine tragen mich über den unebenen Steinboden, während ich darauf achte, nicht zu stolpern. Ohne Vorwarnung packt mich jemand am Oberarm und zieht mich hinter eine ebenfalls schwarze Säule.
"Hab ich Sie", murmelt ein blondhaariger Mann. Noch immer stehe ich völlig unter Strom und kann kaum auch nur eine Information richtig aufnehmen. Gerade so schaffe ich es, meine Umgebung zu erfassen. Die meterhohen Säulen, die verstreut aus dem Boden ragen. Der bedrohliche Himmel, bedeckt von grauen Wolken, und der Sonne, die mit einem gefährlichen Orange zwischen diesen durch scheint. Zusätzlich der schwarze Gesteinsboden, welcher manchmal von heißem Magma durchbrochen wird. Trotzdem wird der Boden nicht zu stark erhitzt, da die Ströme über eine große Fläche verteilt sind und dazu auch zu selten vorkommen.
"Ich weiß zwar nicht, wieso und wie Sie durch dieses Portal gekommen sind, aber Sie können froh sein, dass wir gerade halbwegs in der Nähe waren." Völlig überfordert schaue ich zu dem Mann, der daraufhin seufzt.
"Sie sehen nicht so aus, als wüssten Sie, was hier passiert." Unfähig zu sprechen schüttele ich mit dem Kopf. Ich habe wirklich keinerlei Ahnung, was hier vor sich geht und wie das alles zustande kommen konnte. Was ich aber weiß, ist, dass ich nicht bleiben will.
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