• Kapitel zehn •
Sobald ich durch den Hintereingang gehe und den Flur des Erdgeschosses betrete, steht Carminia auf einmal vor mir. Warum taucht sie jetzt auf? Ich habe sie den ganzen restlichen Tag, bevor ich bei Mhari war, nicht gesehen. Niemand konnte mir sagen, wieso die beiden Ritter noch fort sind, demnach habe ich nicht weiter drüber nachgedacht, aber dass sie jetzt hier ist, ist wirklich nicht gut. Vorsichtig sehe ich zu ihr auf und treffe so auf ihre Augen, welche mir eine Heidenangst einjagen.
“Wo waren Sie?” Erzürnt blickt sie auf mich herab, weshalb mir ein kleiner Schauer über den Rücken läuft.
“Es tut mir leid! Ich war schon früher wach als eigentlich nötig und da wollte ich noch mal nach dem Solgeria der Königin schauen, da es doch am Tag nichts gegessen hat ”, versuche ich ihr zu erklären, wobei ich weiß, dass es eine glatte Lüge ist, ich jedoch keine andere Wahl habe. Ich fühle mich wirklich unwohl dabei.
"Aha. Machen Sie sich einfach an Ihre Arbeit." Hastig nicke ich und mache mich dann an meine Aufgaben. Ich habe jedoch nicht gedacht, dass sie es so einfach glauben würde, wenn sie es getan hat.
Fürs Erste ist es meine Pflicht, mich um die Haupttreppe des Schlosses zu kümmern und jeden Fleck zu entfernen. Jedoch nimmt es mehr Zeit in Anspruch, als ich eigentlich habe, da diese Treppe enorm ist. Total gestresst putze ich mit einem Lappen die weißen mit unterschiedlich farblichen Akzenten versehenen Stufen, sodass sie endlich wieder zu funkeln beginnen. Ich streife mit meinem Arm über meine Stirn, da mir immer wärmer wird und ich zu schwitzen beginne. Zusätzlich plagt mich auch noch Müdigkeit, die mich aber schon seit der ersten Nacht hier verfolgt. Ich konnte zwar ein paar Stunden Schlaf bekommen, sonderlich effektiv waren sie jedoch nicht.
"Du siehst überhaupt nicht gut aus, Elettra", merkt Leara an, als ich an ihr auf dem Weg in mein Zimmer vorbeilaufe.
"Ich bin nur etwas müde." Ich lächele sie schwach an, wobei sie so aussieht, als würde sie nachdenken.
"Ich glaube, da kann ich dir helfen. Komm mit." Sie führt mich in die Küche, jedoch die der Bediensteten und nicht die, wo das Essen für die Königin zubereitet wird. Diese Küche ist um einiges kleiner, beinhaltet nur das nötigste und einen kleinen Tisch mit fünf Stühlen drumherum. Sie holt eine verzierte Teetasse aus einem Regal heraus und stellt diese dann auf eine der Arbeitsflächen. Währenddessen lasse ich mich auf einen der Stühle nieder und schaue ihr zu, wie sie gerade gekochtes Wasser in die Tasse gießt und zusätzlich mehrere Kräuter hineinlegt. Nachdem sie diese dann umgerührt an, nimmt sie aus einem Schrank über ihr ein Glas mit irgendeiner Masse raus und gibt von dieser einen kleinen Löffeln hinein.
"Was ist das?"
Sie dreht sich zu mir um und gibt mir dann das Glas.
"Es ist eine Spezialität hier und fast jeder besitzt solch ein Glas." Leara lächelt mich an, stellt die kleine Tasse auf den Tisch und schiebt sie mir zu. Danach setzt sie sich neben mich. "Alle Inhaltsstoffe sind aus der Natur gewonnen. Blütenstaub von Blumen mit einer hoher Effektivität für Beruhigung oder Pflanzenextrakte, die das Einschlafen unterstützen. Da wir uns alle eben in dieser Situation schon seit Jahrzehnten befinden, wurde schnell solch ein Mittel hergestellt. Glaub mir, es funktioniert und schmeckt gut, probier mal." Ich neige das Glas zur Seite, wobei die Masse leicht mitfließt, so wie Honig. Dann stelle ich es aber auf den Tisch und nippe leicht an dem heißen Getränk, nachdem ich etwas gepustet habe, um mir nicht die Zunge zu verbrennen. Erstaunlicherweise schmeckt es süß und natürlich.
"Und?" Leara sieht mich gespannt an, während ich einen etwas größeren Schluck nehme.
"Schmeckt tatsächlich gut. Danke dir."
"In einigen Minuten solltest du ruhig schlafen können, zumindest hoffe ich das." Sie steht auf, räumt das Glas zurück in den Schrank, wäscht die benutzten Utensilien ab und schmeißt die Überbleibsel der Pflanzen weg, die nicht mehr zu gebrauchen sind.
Nachdem ich den Tee vollständig ausgetrunken habe, stelle ich die Tasse auf die Arbeitsfläche, mit dem Vorhaben, sie abzuspülen.
"Ich mach das schon, geh also ruhig schlafen", bietet sie mir an, worauf ich nichts anders erwidern kann als zu nicken.
"Danke Leara, wirklich."
"Kein Problem." Sie lächelt mich sanft an und ich gehe nach einer kurzen Verabschiedung aus der Küche nach oben in mein Zimmer.
Ich liege in meinem Bett, die Augen geschlossen und die Bettdecke nur halb über meinem Körper ruhend. Leara sagte, die Wirkung würde etwas dauern und bis dahin schwirren mir einige Sachen durch den Kopf. Ich würde gerne wissen, wieso Mhari mich schon fast vertraut behandelt oder ist das einfach seine Art? Mich auszufragen, aber alles über sich geheim zu halten auch? Ich gähne leise und drehe mich auf die andere Seite. Dann die Lage des Reiches … Wieso sorgt sich die Königin nicht um ihr Volk, sondern lässt sie in ständiger Beeinträchtigung der Sonne? Auch der Vorfall, von welchem Mhari erzählt hat, will mir nicht mehr aus dem Kopf. Was ist damals genau passiert?
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