• Kapitel vier •
"Hier entlang", bittet mich Elladan und fordert mit einer schwungvollen Handbewegung auf, die riesigen Tore vor uns zu öffnen. Ohne Zögern wird die glänzend goldene Tür auf beiden Seiten aufgeschoben und zum Vorschein kommt ein gigantischer Saal mit etlichen Verzierungen im reinsten Gold. Der Boden ist versehen mit schimmernden Glasplatten, von denen mehrere Säulen zur meterhohen Decke reichen. Mit offen stehendem Mund starre ich den Raum vor mir an und komme kaum aus dem Staunen heraus.
"Weitergehen", flüstert die rothaarige Frau neben mir und schiebt mich vorwärts. Im hinteren Teil des Saals steht ein riesiger und majestätischer Thron und auf diesem sitzt die Herrscherin dieses Landes. Sie selbst könnte die Sonne hoch am Himmel sein, die all dieses wunderschöne gelbe und warme Licht von sich strahlt. Ihr feines blondes Haar, das bis über den Boden reicht, und die strahlend gelben Augen sowie das glänzend weiße Kleid lassen sie wie eine göttliche Schönheit wirken. Jedoch steht vor ihr das komplette Gegenteil. Es ist ebenfalls ein Mädchen, das wirklich nicht alt zu sein scheint, trotzdem trägt sie ein prachtvolles Kleid, nur in einem dunklen Lila. Vielleicht ist sie auch eine Adelige? Jedoch gestaltet sich ihr Aussehen in unterschiedlichen Grau- und Lilatönen und stellt somit ein Gegenstück zu der Königin dar. Carminia zieht mich brachial zu Boden und funkelt mich dann an. Erschrocken von ihrem Handeln starre ich sie an, ein Räuspern zu meiner Rechten lenkt aber meine Aufmerksamkeit auf sich.
"Sie sollten unserer Königin am besten Ihren Respekt erweisen, also verbeugen Sie sich", murmelt Elladan mit bedrohlich ernster Stimme. Hastig senke ich meinen Kopf.
"Euer einziger Nutzen ist es, den Lebewesen reine Dunkelheit zu bringen", spricht die Königin mit erhobener Stimme in Richtung der Dame ihr gegenüber.
"Ich versuche, unsere Reiche zusammenzuführen. So, wie sie es einmal waren. Warum aber wollt Ihr nicht darauf eingehen?" In der Stimme des jungen Mädchens mit den veilchenblauen Haaren ist Verzweiflung zu hören. Noch immer starre ich schweigend auf den Boden, während ich darüber nachdenke, was sie eigentlich meint.
"Ich sagte bereits, dass ich Eure Nacht nicht hier haben möchte. Die Sonne ist alles, was mein Volk braucht. Nun geht! Ich will Euch nicht noch einmal hinter den Eingangstoren meines Schlosses sehen." Mit einer herrischen Handbewegung schickt sie das Mädchen fort. Vorsichtig hebe ich meinen Blick und schaue somit in die gräulichen Augen, die pure Enttäuschung widerspiegeln.
"Erhebt Euch vom Boden und missachtet meinen unerwünschten Gast", setzt die Königin mit strenger Stimme an und richtet sich von ihrem Thron auf.
"Was ist der Grund für euer Auftreten? Wer ist diese Fremde?" Sie blickt mit ihren strahlend gelben Augen auf mich herab, während ich langsam und unsicher aufstehe. Sie gibt mir ein ungutes Gefühl. Als hätte ich gerade ein Verbrechen begangen, aber dabei kann ich doch für all das hier nichts, oder etwa doch?
"Sprechen Sie. Ich habe nicht den ganzen Sonnentag für etwas so unwichtiges Zeit. Also? Ich höre." Ihre Worte hören sich so kalt an, als würde sie daran denken, mein Leben auszulöschen ...
Mit zittrigen Knien stehe ich wie allein gelassen in diesem riesigen Saal, der mich förmlich zu verschlingen versucht. Dann der eiserne Blick der Königin, der mich nahezu durchdringt.
"Ich ... Es war nicht meine Intention, hierher zu kommen. Nicht im Geringsten, Eure ... Majestät", bringe ich stotternd hervor. "Dieser Spiegel ... Ich habe ihn nur angesehen, aber auf einmal war da ein grelles Licht und plötzlich fand ich mich bei diesem Monster wieder. Ich weiß wirk-"
"Schweigen Sie!", unterbricht mich die blondhaarige Dame. "Wagen Sie es noch einmal, den Wächter ein Monster zu nennen, und ich werde kein Erbarmen mehr mit Ihnen haben."
"Eure Hoheit, wenn Ihr mir erlaubt, mich einzumischen, aber diese junge Frau verfügt anscheinend über keinerlei Wissen der Wächter oder über das Sonnenkönigreich oder gar über die anderen Welten. Sie erschien aus dem Portal der Menschheit und der Wächter begann sie sofort anzugreifen. Wir entschuldigen uns für das plötzliche Erscheinen", berichtet Carminia, während sich sich aufrichtet, was ihr Elladan gleichtut.
"Es ist unmöglich, für einen Unwissenden diese Welten zu betreten, auch wenn solch ein Spiegel in deren Welt existieren sollte. Ich befehle Euch, Carminia und Elladan, als Ritter dieses Reiches, diese Frau genauestens zu beobachten und mir jedes Detail zu berichten. Sie soll nicht auch nur ein Fuß hinter die Grenze meiner Stadt setzen, erst recht den Schlosshof verlassen. Gebt ihr ein Zimmer, nahe anderer Bedienstete und kümmert euch um Arbeit für sie. Bei Verstoß unterziehen ich Euch einer Strafe. Außerdem bitte ich Euch, Untersuchungen zu diesem Mädchen zu starten. Näheres will ich nach dem Abendessen besprechen."
"Wir werden unsere Aufgabe ohne Versagen ausführen, Eure Hoheit!", ertönt es aus den Mündern der beiden, als wäre es einstudiert.
"Ihr könnt gehen", sagt sie in einem etwas ruhigeren Ton und setzt sich zurück auf ihren Thron. Die beiden Ritter verbeugen sich vor ihrer Königin, was ich ihnen nach ein paar Sekunden gleich tue. Sie drehen sich um und ziehen mich, jeweils am Oberarm packend, mit sich.
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