Kapitel 31
Reisevorbereitungen
Summend saß ich im Schneidersitz auf meinem Bett und packte alles, was ich in den letzten Tagen in dem Zimmer verstreut hatte wieder in meine Tasche. Nur den Laptop ließ ich auf dem Bett liegen. Hier in Mittelerde war er sowieso unbrauchbar. Wieso hatte ich ihn überhaupt mitgenommen?
Meinen verminderten Nutellavorrat stopfte ich neben in eine Seitentasche. Den Bogen baute ich zusammen und lehnte ihn an den Bettpfosten. In der Tasche würde er mir nicht wirklich besonders viel nützen, wenn es ans Kämpfen ging.
Die wenigen Pfeile zu dem Bogen lagen auf dem Boden. Wenn möglich wollte ich mir vor der Abreise noch einen Köcher und einige Pfeile mehr zulegen, denn mit fünf Pfeilen kam man nicht weit.
Da ich mein Handy nicht laden konnte und es inzwischen fast leer war, ließ ich es neben dem Laptop, auch in Bruchtal.
Es klopfte an der Tür, als ich gerade meine Taschenlampe einpackte.
"Herein.", rief ich etwas lauter, damit derjenige vor der Tür es auch sicherlich verstand.
Die Tür öffnete sich und ein kleiner Hobbit kam hereingepurzelt.
Überrascht fragte ich: "Nanu, was machst du denn hier, Pippin? Ich dachte du hast auch noch einiges zum zusammenpacken."
"Ähm ja, das muss ich auch eigentlich noch, aber ich muss dich noch dringender was fragen.", sagte er, kratzte sich verlegen am Hinterkopf und schloss die Tür vorsichtig hinter sich.
Pip stand etwas verloren wirkend im Raum und wusste nicht so recht, was er sagen sollte.
Um ihm zu helfen, klopfte ich auffordernd mit meiner Hand neben mich aufs Bett.
Er setzte sich zu mir, holte einmal tief Luft und begann dann zu reden.
"Also.", nochmal tiefes Luftholen. "Was ich dich fragen wollten...", er kaute sich vor Nervosität auf der Unterlippe herum. "Ist Pauline... ist sie schon... naja... vergeben? Also hat sie einen Gefährten?", fragte Pippin letzten Endes stotternd und wurde knallrot.
Daraufhin musste ich leicht lachen. Ich hatte es doch gewusst. Die beiden wollten beide etwas voneinander.
"Du magst sie, habe ich Recht?" Falls das möglich war, wurde der Hobbit noch eine Nuance röter.
"Ähhhh, alsoooo... das ist so... ja, ja ich mag sie.", gab er zu und grinste ertappt.
Irgendwie freute ich mich darüber. Meiner Schwester hatte sich die Möglichkeit aufgetan glücklicher zu werden, als ich es je sein würde. Zumindest solange wir alle den Krieg überlebten. Dafür würde ich persönlich sorgen, das schwor ich mir. Ich würde meine Schwester beschützen. Und wenn sie es wollte, würde ich auch ein Auge auf Pippin werfen, um ihn wenigstens nicht jeder Gefahr erbarmungslos auszusetzen.
"Um dich zu beruhigen: Sie hat keinen Freund oder Verehrer oder Sonstiges. Sie ist single und noch zu haben.", sagte ich um ihn etwas aufzumuntern.
Ein glückliches wenn nicht sogar dümmliches Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
"Jedenfalls soweit ich weiß.", hängte ich noch hinten dran. Und das Lächeln verschwand wieder.
"Was soll das denn heißen?", fragte er nun ein wenig verärgert.
"Ach, ich will damit nur sagen, dass du dich vielleicht ein bisschen ranhalten solltest, wenn du ihr Herz gewinnen willst. Du wirst es zwar wahrscheinlich nicht schwer haben, aber trotzdem wäre es doch schade, wenn dir jemand anderes zuvorkommt."
Entschlossenheit flackerte in seinen Augen auf. Es war total niedlich, dass er anscheinend jetzt schon so sehr an Line hing.
"Na dann, bis morgen.", sagte er und stand auf. Pippin lächelte mir noch einmal zu, bedankte sich und verschwand durch die Tür. Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Na das würde was werden...
Später, es war schon fast Mitternacht, hatte ich alles soweit vorbereitet. Nun hieß es neue Kleidung und wenn möglich auch Waffen auftreiben.
Wen könnte ich da am besten fragen? Eventuell Legolas? Ich konnte ihn doch nicht die ganze Zeit volllabern. Vielleicht Aragorn? Ja, den würde ich mal suchen. Bestimmte hatte er etwas Brauchbares.
So machte ich mich auf den Weg durch die Gänge. Eine Weile schlenderte ich einfach durch Bruchtal bis mir auffiel, dass ich gar nicht wusste, wo Aragorns Zimmer überhaupt war.
Mal wieder landete meine Hand an der Stirn. Das sollte ich nicht zur Gewohnheit werden lassen, irgendwann tat das weh.
Nach dem Weg fragen konnte ich niemanden, denn ich war die Einzige die um diese Zeit noch hier herumirrte.
Am überlegen, wie ich jetzt vorgehen sollte, ließ ich mich erstmal auf einer Steinbank in einem Torbogen nieder, der vom Vollmond hell erleuchtet war.
Verträumt sah ich zum Mond hinauf. Er sah zwar wunderschön aus, aber bei mir bedeutete Vollmond immer Schlafmangel. Wieso wusste ich nicht, doch ich konnte dann einfach nie einschlafen und lag die halbe, manchmal sogar die ganze Nacht wach.
Gedankenverloren lehnte ich mich an die Wand und hörte dem Rauschen der Blätter im Wind und dem Zirpen der Grillen zu.
"Warum sitzt du um diese Uhrzeit noch hier?"
Eine samtene Stimme ließ mich erschrocken aufspringen.
Mit der Hand am Herz zischte ich: "Erschreck' mich nicht so! Ich hätte fast einen Herzinfarkt gehabt!"
"Ich wollte dich nicht erschrecken, Entschuldigung.", antwortete Legolas und erleichtert, dass nur er es war, setzte ich mich wieder hin.
"Ist schon gut, ich bin wahrscheinlich zu schreckhaft.", sagte ich und schaute wieder zum Mond.
"Wahrscheinlich.", sagte er leise und setzte sich neben mich. "Beantwortest du nun meine Frage?"
"Ach, eigentlich wollte ich Aragorn nach Klamotten und Waffen fragen. Kleidung aus meiner Welt könnte hier Fragen aufwerfen."
"Du hättest auch einfach mich fragen können.", erwiderte er, als hätte es ihn ein wenig gestört, dass ich eher zu Aragorn als zu ihm gegangen wäre.
Warum hatte ich mir überhaupt Gedanken darüber gemacht, dass ich ihn hätte nerven können. Offensichtlich fand er es nicht unbedingt schlimm, wenn ich ihn um etwas bat oder ihn etwas fragte.
"Ja, das hätte ich auch machen können.", lachte ich. "Ich wollte dich nur nicht stören."
"Du hättest mich nicht gestört. Ich bin schon hier draußen, seit der Rat beendet wurde."
"Wieso bist du denn hier draußen? Kannst du nicht schlafen?", fragte ich aus Interesse.
"Nein. Der Mond ist zu hell und zu nah. Ich habe das Gefühl er beobachtet mich."
Genau dasselbe hatte ich doch eben noch gedacht, was ein Zufall.
"So geht es mir auch immer, wenn Vollmond ist.", sagte ich und sah aus dem Augenwinkel seine blauen Augen im Licht funkeln. "Aber ich dachte Elben lieben den Mond und die Sterne."
Legolas lachte leise. "Ja, normalerweise ist das auch so. Allerdings sind wir, wenn Vollmond ist empfindlicher als andere was das betrifft. Jedes Mal wenn der Mond voll ist, sitze ich draußen und denke nach."
Eine Weile sagte niemand von uns ein Wort.
Irgendwann fragte er: "Was brauchst du für Klamotten? Und welche Waffen benötigst du?"
Ich sah ihn einen Moment überlegend an.
"Naja, eigentlich wären robuste Klamotten nicht schlecht, die ich auf der Reise anziehen kann. Von Waffen verstehe ich nicht viel, ich habe nur einen Bogen und der ist wahrscheinlich auch nicht der Beste."
"Komm mit mir.", forderte er mich auf, stand auf und hielt mir seine Hand entgegen.
Er zog mich hoch und führte mich anschließend durch die langen Flure.
"So, da wären wir." Wir standen vor einer großen Tür aus Eibenholz.
Legolas öffnete die schwere Tür und zum Vorschein kam eine mächtig große Waffenkammer.
Bei einem bevorstehenden Krieg war das schon sehr nützlich.
Überall an den Wänden hingen Bögen und die dazu passenden Lederköcher, die mit filigranen Pfeilen gefüllt waren. An den hohen Wänden standen einige Waffenständer auf denen einzigartige fein geschmiedete Schwerter standen. Zwischen diesen hingen besondere Waffen wie Äxte, Morgensterne, Lanzen, Speere und Armbrüste.
Holz- und Strohpuppen, die in der Mitte des Raumes verteilt standen, hatten verschiedene Rüstungsteile an. Während sich an einem Holzkrieger nur die ledernen Armschienen und ein silbern glänzender Helm befanden, hatte ein anderer nur ein Kettenhemd an.
Schilder, fast alle aus besonders hell glänzendem Metall, manche aber auch aus Holz, lehnten an den Wänden und Waffenständern.
An einer Wand waren einige kleine Ablagen in den Stein eingelassen. Dort lagen spitze Haarnadeln und scharfe Wurfsterne. Auch Steinschleudern, Dolche und Messer waren zu finden. Es gab alles, was man auch nur irgendwie für den Kampf benötigen könnte.
"Nimm dir, was du brauchst. Wenn du meinen Rat benötigst, ich bin dort drüben meinen Köcher auffüllen.", erklärte Leggy und ging hinüber zu einem großen Gefäß aus Stein in dem sich hunderte Pfeile befanden.
"Okay.", sagte ich nur, denn die Schwerter hatten meine Afumerksamkeit auf sich gezogen.
Ein Schwert wollte ich unbedingt haben, sowie einen neuen Bogen. Eine Nahkampf- und eine Fernkampfwaffe.
Das Problem war nur, dass die Auswahl an Schwertern viel zu groß war. Wenn ich eines gefunden hatte das mir gefiel, sah ich jedes Mal ein Neues das noch besser war.
"Legolas!", rief ich. "Ich brauche mal deine Hilfe."
Schon kam der blonde Langhaarpudel angelaufen. Den Gedanken konnte ich mir nicht verkneifen. Er konnte es ja, den Valar sei Dank, nun nicht mehr hören. Auch wenn es vielleicht wieder ein bisschen fies war.
Als er wieder vor mir stand, fragte ich: "Woher soll ich wissen, welches Schwert das Richtige für mich ist? Die sind ja alle unterschiedlich."
"Und das ist auch gut so. Auch Waffen haben es verdient einzigartig zu sein.", antwortete er und strich vorsichtig mit einer Handfläche über die flache Seite eines Schwertes.
"Ja gut...", ich war merkwürdig berührt. "Und wie finden wir jetzt ein Schwert für mich?"
"Das ist gar nicht so schwer.", sagte er und nahm eine der Waffen aus der Halterung. "Die Klinge sollte so lang sein wie dein Unterarm und du musst das Schwert gut mit einer Hand anheben können. Es nützt dir nichts, wenn es mit der Klingenspitze unten am Boden hängt."
"Da hast du wahrscheinlich Recht." Ich nahm das Schwert entgegen das er mir falsch herum hinhielt... und dann plump zu Boden fiel weil es aus meiner Hand rutschte.
"Ich würde sagen das war zu schwer.", sagte ich schief grinsend.
"Auf jeden Fall." Legolas ging die Reihen aus Schwertern entlang und nahm ein weiteres in die Hand. "Nimm mal dieses hier, es dürfte besser zu dir passen als das andere."
Ich staunte. Dieses Schwert hatte eine sehr dünne Klinge, sah aber ziemlich stabil und kampftüchtig aus. Es glänzte im Licht fast weiß, so rein war das Material aus dem die Waffe bestand. Der Griff dagegen stand komplett im Kontrast zur Schneide. Er war dunkelbraun. So dunkelbraun, dass es fast eher schwarz war. Wahrscheinlich war der Griff aus Ebenholz angefertigt. Vom Schaft bis zur Mitte des Schwertes zogen sich elbische Zeichen. Die Tengwar. Leider konnte ich sie nicht lesen.
Legolas bemerkte mein Staunen und lächelte etwas, da ich es in die Hand nahm und das Schwert nicht herunterfiel. Mit dem Zeigefinger fuhr ich die zarten Einkerbungen der Schriftzeichen entlang. Es faszinierte mich und ich merkte, dass ich dieses Schwert behalten wollte.
"Es heißt 'Manadh'. Das bedeutet so viel wie ein glückliches oder friedliches Ende.", sagte er.
"Das hört sich schön an. Man hat gekämpft und danach erwartet dich ein glückliches Ende und der Krieg ist vorbei.", lächelte ich.
"Das ist wahrlich eine schöne Vorstellung. Nach dem Krieg heimzukommen und alles ist gut." Als er seine Gedanken zuende gedachte hatte, kam er wieder auf Manadh zurück.
"Es ist aus Mithril gemacht. Nach der Schlacht am einsamen Berg haben uns die Zwerge für unsere Hilfe im Kampf gegen den bleichen Ork gedankt indem sie uns etwas von ihrem edelsten Metall abgaben. Es war so wenig, dass nur zwei Schwerter daraus geschmiedet worden sind. Zwei Gegenstücke, man nennt sie auch die zwei Liebenden.", erklärte Legolas verträumt.
"Und wer besitzt das andere Schwert?", fragte ich neugierig und riss ihn aus seinen Schwärmereien.
Ohne etwas zu sagen, zog er sein eigenes Schwert aus der Schwertscheide. Es glänzte genauso im Licht wie mein neues Schwert.
"Nicht dein Ernst.", ich machte große Augen. Er hatte das Gegenstück zu meinem Schwert? "Das zweite Schwert gehört dir?"
"Ja."
"Das ist irgendwie lustig.", sagte ich und fing an zu lachen.
"Wieso das denn?"
"Ach keine Ahnung. Du musst meinen Sinn für Humor nicht verstehen. Ich finde es einfach lustig."
"Wenn du meinst."
Legolas zuckte nur mit den Schultern und packte sein Schwert wieder weg.
"Also das Schwert behalte ich schonmal.", sagte ich nach einer Weile des Umschauens. Gibt es dazu auch noch so eine Art Schwerttasche?"
"Du meinst eine Schwertscheide?"
"Jep.", antwortete ich.
"Warte, ich schaue kurz nach.", sagte er.
Währendessen sah ich mich weiter nach Waffen um. Ein neuer Bogen war schnell gefunden. Damit kannte ich mich ja aus.
Es war ein dunkler Langbogen mit allerlei verschnörkelten eingravierten Mustern. Aus was die Sehne war, konnte ich nicht genau sagen. Vielleicht Pferdehaar. So sah es jedenfalls aus.
Auch einen Köcher voller dunkelgrün gefiederter Pfeile nahm ich mir.
Was ich auch unbedingt haben wollte, waren zwei Dolche. Soweit ich wusste, hatte Legolas auch welche. Vielleicht konnte er mir auch beibringen wie man damit umging.
Ich suchte mir ein paar silberne Zwillingsdolche mit Griffen aus hellem Holz heraus und fuchtelte damit wild in der Luft.
Dabei traf ich beinahe Leggy, der wieder an mich herangetreten war.
"Das musst du aber noch üben.", sagte er tadelnd und hielt meine Hand fest mit der ich ihn fast getroffen hatte.
Wieder ging so ein warmes gribbelndes Gefühl von ihm aus, doch wie schon ein paar Tage zuvor ignorierte ich es ohne es zu bemerken.
"Apropos ich brauche noch jemanden, der mir das Kämpfen beibringt. Hättest du Interesse an dieser Aufgabe?"
"Wenn wir auf der bevorstehenden Reise etwas Zeit dafür finden, werde ich es dich lehren.", sagte er nach einer kurzen Bedenkzeit.
"Oh, danke!", rief ich und war kurz davor ihn zu umarmen. Doch ich besann mich eines Besseren und lächelte ihn nur erleichtert an.
"Wenn du dann soweit bist.", sagte Legolas. "Können wir dann weiter gehen? Wir müssen dir noch Kleidung besorgen."
"Klar, warte kurz.", sagte ich und nahm mir noch schnell drei Haarnadeln aus einer Einkerbung in der Wand. Dann verschwanden wir aus der Waffenkammer. Legolas mit seinen eigenen Waffen, meinem Schwert und meinen Dolchen und ich mit meinem Bogen, dem Köcher und den Haarnadeln.
Auf dem Weg zu unseren Zimmern schauten wir noch schnell bei Arwen vorbei die mir etwas aus ihrem Kleiderschrank gab, mit der Begründung, dass ich so schnell nirgendwo mehr anständige Kleidung mehr herbekäme.
Mit haufenweise Neuanschaffungen gingen wir zu meinem Zimmer.
Legolas war so nett und legte meine Waffen auf eine Fensterbank neben meinen alten Bogen, den er interessiert begutachtete. Es war natürlich ziemlich untypisch für Mittelerde.
Danach verabschiedeten wir uns und Legolas ging um noch irgendwas mit Aragorn zu besprechen.
Kurze Zeit später kam der Heiler in mein Zimmer und nahm mir den Verband ab. Da alles soweit verheilt war, mahnte er mich nur, dass ich noch etwas vorsichtig sein sollte.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro