Kapitel 30
Entscheidungen und Vorbereitungen
"Ich bringe den Ring nach Mordor. Und das obwohl ich den Weg nicht weiß.", sprach Frodo und blickte jeden in der Runde eindringlich aus seinen großen blauen Augen an.
Seine Worte riefen in meinem Herzen eine leichte Wehmütigkeit hervor. Wenn Frodo es fertigbrachte sich freiwillig für ein solches Selbstmordkommando zu melden, dann würde ich es fertigbringen ihn zu schützen so gut es mir möglich war. Er würde nicht alleine gehen müssen, dafür würde ich schon sorgen, denn auch wenn ich über diese Unternehmung etwas pessimistisch dachte, so konnte vielleicht doch Schlimmeres verhindert werden. Und ein Abenteuer mehr wäre sicherlich auch sehr spannend.
Gerade wollte ich etwas sagen, da kam mir der alte Gandalf zuvor.
"Ich werde dir helfen, diese Bürde zu tragen, Frodo Beutlin. So lange sie dir auferlegt sein mag."
In Frodos Augen sammelten sich langsam Tränen. Es rührte ihn wohl sehr, dass der Zauberer so zu ihm hielt.
Nun wollte ich bekannt geben, dass ich mich ihm anschloss, da redete Aragorn einfach los. Es ärgerte mich schon ein wenig und ein schlechtes Gewissen hatte ich auch noch.
"Sollte ich dich durch mein Leben oder meinen Tod schützen können, werde ich es tun.", sagte er mit weicher Stimme und hielt dem kleinen Hobbit sein Schwert auf beiden Händen entgegen. "Du hast mein Schwert."
Um nicht noch länger meine Worte zurückhalten zu müssen, drängte ich mich an Legolas vorbei, der aufgestanden war um sich dieser Gemeinschaft ebenfalls anzuschließen.
"Frodo. Ich habe dich begleitet, seitdem die Ringgeister dich verfolgten. Ich habe dich mit meinem Leben beschützt, auch wenn es nicht immer so geklappt hat, wie ich es mir gewünscht habe, aber das was ich eigentlich sagen will, ist: Wenn du den Ring nach Mordor bringst, dann werde ich dich begleiten, denn ich habe dich an der Brandyweinbrücke und am Amon Sûl beschützt und werde jetzt nicht damit aufhören."
Alle Anwesenden waren während meiner kleinen Ansprache verstummt und peinlich berührt, weil ich gerade so viel gesagt hatte, stieg mir das Blut ins Gesicht. Nur meine Schwester und meine Freundinnen sahen mich streng an. Sie wussten wohl auch, wie gefährlich das alles werden konnte.
"Oh Emely, ich danke dir so sehr.", schluchzte Frodo gerührt und fiel mir in die Arme. Ich tätschelte ihm bloß den Rücken, denn ich war viel zu überrumpelt um angemessen zu reagieren.
Ich wunderte mich, dass keiner einen Einwand hatte. Anscheinend hatten sie nichts gegen Frauen die kämpften und das erleichterte mich ungemein. Auch wenn es sich vorhin bei Boromir anders angehört hatte, doch nun sagte auch er nichts dazu.
Wenige Augenblicke späte fing Frodo sich wieder und war wieder aufnahmefähig. Leggy trat endgültig vor und sagte: "Du hast meinen Bogen."
Wow. Sehr einfallsreich. Ich kicherte, woraufhin Legolas seinen Blick ziemlich verstört zu mir schweifen ließ.
Fragend hob er eine Augenbraue, doch ich winkte nur ab.
Der Zwerg Gimli hatte sich nun zu Legolas nach vorne gesellt.
"Und meine Axt."
Wenn er noch eine hätte, denn die war ja eben am Ring zerschellt.
Gimli hatte Legolas mit seinen Worten aufgeschreckt, denn dieser hatte den Zwerg nicht bemerkt und es schien Leggy etwas zu stören, dass er nun direkt neben ihm stand und wich einen Schritt zur Seite, sodass er nun neben mir stand.
Das ich all das mitbekommen hatte, grinste ich ihn nur an, auch wenn die Veranstaltung die wir hier besuchten alles andere als fröhlich war.
"Du bestimmst unser aller Schicksal, kleiner Mann. Und wenn dies denn der Wille des Rates ist, so wird Gondor sich anschließen.", erklang Boros Stimme von rechts.
Ohje. Wenn er sich der Gemeinschaft anschloss, dann würde Sophia sicherlich auch mitkommen wollen.
Meine Vermutung bestätigte sich, als sie sich neben ihn stellte.
"Ich schließe mich ebenfalls an."
Verzweiflung machte sich in mir breit, doch ich traute mich nicht, etwas zu sagen. Wie festgefroren stand ich da.
Fili und Kim, zu meiner Verwunderung Hand in Hand, gingen nach vorne und stellten sich vor Frodo.
"Es tut mir sehr leid, aber wir werden nicht mitkommen können. Wir benötigen jeden Zwerg um den Erebor zu verteidigen, sollte es soweit kommen. Solltet ihr wirklich dringend Hilfe brauchen, dann fragt und ihr werdet sie bekommen."
Gut, sie würden also nicht mitkommen. Es war eine Erleichterung wenigstens Kim einigermaßen in Sicherheit zu wissen.
Ich schaute durch die Runde und traute meinen Augen nicht, als auch Pauline sich durch die Leute drängte und schließlich bei uns ankam.
"Wenn ihr beiden", sie deutete mit der rechten Hand auf Sophia und mich. "mitkommt, dann werde ich euch nicht im Stich lassen."
Schon wieder füllten sich meine Augen mit Tränen und gleichzeitig wurde ich unheimlich wütend. Was dachte sie sich dabei? Dachte sie wirklich ich würde dabei zusehen, wie sie im Kampf gegen das Böse ihr Leben ließ? Sie war ja nicht mal absichtlich nach Mittelerde gekommen und jetzt wollte sie mitkommen um den Ring zu vernichten? Nein, das würde ich nicht zulassen.
Ich löste mich aus der Starre und starrte sie wütend an, ich weinte bereits.
"Das kannst du nicht tun."
"Oh doch! Wenn du gehst und dich in Gefahr begibst, dann kann ich wenigstens bei dir sein! Wir könnten uns gegenseitig helfen.", entgegnete meine kleine Schwester.
"Nein!", rief ich aufgebracht. "Du weißt doch gar nicht, was auf dich zukommt! Du könntest bei der ganzen Sache draufgehen!"
"Und du nicht oder was?", fragte sie, nun auch wütend. "Denkst du nicht, dass es für mich genauso schrecklich wäre, dich zu verlieren, wie es für dich wäre, mich zu verlieren?"
"Aber du bist erst sechzehn! Ich muss auf dich aufpassen!", sagte ich nun ruhiger, aber verzweifelter, denn ich merkte, dass sie verdammt nochmal im Recht war.
"Ja, ich bin sechzehn, aber du bist nicht viel älter. Zweiundhalb Jahre sind nicht besonders viel."
Irgendwas wollte ich noch sagen, schloss meinen Mund aber wieder, denn ich wusste, dass ich verloren hatte.
Sie stellte sich neben Frodo, während ich bedrückt überall hinschaute außer in Augen. In diesem Moment hatte ich einfach nicht die Kraft, irgendwem in die Augen zu sehen.
"Wenn ihr alle darauf besteht, dann will ich hier nicht alleine bleiben. Ich komme auch mit.", das war Lili. Nun hatte sich auch die Letzte entschieden. Es sagte niemand ein Wort,
Kim schien von Lilians Entscheidung auch nicht besonders angetan zu sein, doch sie hielt sich zurück.
Alle waren bedrückt weil ich so hatte austicken müssen.
Hinter mir raschelte es plötzlich im Busch und mit einem Satz kam Sam daraus hervorgesprungen.
"Hey, damit das klar ist, ohne mich geht Herr Frodo nirgendwo hin!"
Sam ließ Frodo wohl wirklich nie im Stich. Vielleicht sollte ich das bei meiner Schwester genauso sehen. Ich suchte ihren Blick. Wir lächelten uns gegenseitig an und ich wusste, dass sie es mir nicht übel nahm. Glück gehabt.
"Nein fürwahr, es ist kaum möglich euch zu trennen, selbst wenn er zu einer geheimen Beratung eingeladen ist und du nicht!"
Sam lächelte verlegen auf Elronds Worte hin.
Als ich dachte, dass sich keine weiteren Leute der Unternehmung anschließen würden, kamen auch noch Merry und Pippin angesprungen. Keck grinsend.
Letzterer grinste eigentlich nur Line an, was mir sofort auffiel. Leicht lächelte ich.
"He! Wir kommen auch mit!", riefen sie wie aus einem Munde.
"Oder ihr werdet uns in einem Sack verschnürt heimschicken müssen.", sagte Merry.
Was für eine Vorstellung. Merry und sein Vetter in einem Sack hinten auf einem Obst- oder Gemüsekarren. Lachen ging durch den Kreis aus Stühlen.
"Wie dem auch sei, man braucht Leute mit Verstand für diese... Abenteuer... was auch immer... Geschichte."
Owe, da hatte wohl jemand vor lauter Schwärmerei für meine Schwester nicht so gut aufgepasst.
Äußerst genervt sah Merry ihn an und gab ihm prompt eine leichte Kopfnuss.
"Dann wirst du gewiss nicht ausgewählt, Pip!", lächelte er.
Mit Handbewegungen drängte Lord Elrond uns dazu uns in eine Reihe zu stellen.
Ich zwischen Legolas und Line. Es war ein komisches Gefühl neben dem großen Leggy und der kleinen Pauline zu stehen.
"Dreizehn Gefährten. So sei es: Ihr bildet die Gemeinschaft des Ringes.", erklärte Elrond feierlich und klatschte einmal kurz in die Hände. Klick. Ein Foto der gesamten Ringgemeinschaft.
Ich erwartete fast schon, dass er noch zu einem Teekränzchen aufrufen würde, doch die Einladung blieb aus.
"Großartig! Und wo soll's hingehen?", fragte Pippin neugierig und genervt stöhnte die komplette Gesellschaft auf. Wo war dieser Hobbit nur immer mit seinem Kopf?
Nach seiner Frage ging die Gesellschaft eiligen Schrittes auseinander. Wir mussten noch unsere Sachen zusammenpacken um am nächsten Morgen früh aufbrechen zu können.
Neben Pauline ging ich durch die langen Flure.
"Entschuldigung, dass ich vorhin so ausgeflippt bin. Ich kann mich nur einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass du kämpfst."
Sie blieb stehen und ich stoppte dann auch mitten im Schritt.
"Ist schon in Ordnung. Ich glaube, wäre ich die ältere Schwester, hätte ich nicht anders reagiert."
"Danke.", sagte ich und zog sie in eine Umarmung.
"Entschuldige, aber darf ich dich für einen Moment entführen?", fragte unerwartet eine Stimme hinter mir und ich fuhr erschrocken zusammen, löste mich aus der Umarmung und drehte mich schnurstracks um.
"Sag mal spinnst du? Du kannst mich doch nicht einfach so erschrecken!", fuhr ich Aragorn an, der nun vor uns stand.
"Ich gehe dann schonmal vor.", sagte Line und verschwand nach links in einen Gang, ließ mich einfach mit ihm alleine.
"Tut mir leid.", sagte er entschuldigend lächelnd. "Können wir uns kurz hinsetzen?", fragte er, woraufhin ich bestätigend nickte.
Wir gingen durch einen hohen Torbogen im Gang und kamen in einem kleinen Garten heraus. Dort setzten wir uns auf eine kleine hölzerne Bank.
"Ich muss mit dir reden.", sagte er und ich antwortete: "Ja, ich hab dich die Tage schonmal gesucht um mit dir zu reden."
"Dann fang du an.", sagte er, ganz der Gentleman.
Ich nickte.
"Ich wollte mich bei dir dafür entschuldigen, dass ich am Amon Sûl nicht gut genug auf die Hobbits aufgepasst habe. Ich hätte sie davon abhalten müssen ein Feuer zu machen und als die Ringgeister kamen, hätte ich besser kämpfen sollen, auch wenn ich das vorher noch nie gemacht habe und bis jetzt auch nicht so gut kann. Ich hätte es nunmal einfach wissen müssen und ich weiß, dass du enttäuscht und sauer bist und ich wollte nur sagen, dass ich das verdie-", doch der Waldläufer unterbrach meinen Redeschwall indem er mich an den Schultern packte und einmal kräftig schüttelte.
"Halt! Hör auf. Ich bin doch gar nicht enttäuscht. Zumindest nicht von dir."
"Ach, nicht?", fragte ich verwirrt.
"Nein. Du trägst keine Schuld an dem was passiert ist. Alleine Sauron kann etwas dafür und darum müssen wir ihm Einhalt gebieten."
"Und warum warst du dann nach dem Kampf so abweisend?"
"Weil ich wollte, dass du nicht mit uns weiterreitest. Denn wir zogen die Ringgeister an und du warst außer Gefahr."
"Oh."
"Ich wusste aber nicht, dass du verletzt bist. Sonst hätte ich anders entschieden."
"Ach, ist doch egal. Jetzt ist ja alles gut."
"Wenn du meinst."
"Und was wolltest du so wichtiges?", fragte ich.
"Ich wollte wissen, ob es dir soweit gut geht, da wir ja morgen schon weiterziehen."
"Achso. Ja, alles bestens. Ich kriege morgen bevor wir aufbrechen den Verband abgenommen."
"Gut.", sagte Aragorn und stand auf. Ich tat es ihm gleich. "Ich muss noch etwas erledigen."
"Dann viel Spaß.", lachte ich. Es war befreiend gewesen, mit ihm über das Geschehene zu reden.
Der Waldläufer schüttelte nur lächelnd den Kopf.
Neuen Mutes sprang ich gut gelaunt davon um mein Hab und Gut zusammenzupacken.
Ich nahm mir vor, Legolas oder Aragorn, also jemanden, der kampferfahren war zu fragen, ob er mir etwas Unterricht im Kampf mit dem Schwert geben konnte, denn das sollte ich vielleicht können, wenn wir eine so gefährliche Reise auf uns nahmen.
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