Kapitel 13
Ankunft bei Emely
Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber durch etwas Kaltes wurde ich wach. Och ne, was war das denn jetzt schon wieder? Merkwürdig, ich lag überhaupt nicht weich. Also diese blöden Männer! Die hätten mich ja auch mal auf die Couch oder so legen können, wo es wenigstens gemütlich gewesen wäre. Obwohl, von denen hätte ich tatsächlich nichts anderes erwartet, aber von Soph und Kim...
Wieso war es hier eigentlich so kalt? Ich hob meine Augenlieder an und öffnete meine Augen. Dann schaute ich mich um. Und was ich sah, war Wald. Wald in der Nacht. Wie kam ich bitteschön hierher? Hatte das mit diesen Steinen doch funktioniert?
Ich setzte mich auf und hörte erleichterte Stimmen.
„Emely! Wie gut, dass du aufgewacht bist.", das war Pippin. Ich drehte mich zu ihm um und sah nun auch Merry und Frodo, die nun mit einem anderen etwas kräftigeren Hobbit zu uns rüber kamen. Das musste Sam sein.
„Was ist passiert? Wo sind wir?", fragte ich, stand auf und sah mich nun etwas genauer um. „Sagt nicht, dass wir jetzt wirklich in Mittelerde sind?!"
„Doch genau da sind wir.", antwortete Merry grinsend. „Als du deine Hände ausgestreckt hast, haben die Steine angefangen zu glühen und dann sind wieder solche Strudel aufgetaucht und haben uns hierher zurück gebracht. Du hast fast eine ganze Stunde nur hier rumgelegen."
„Echt?", ich war verblüfft. So lange hatte sich das gar nicht angefühlt.
„Ja, wir hatten mächtig Angst um dich! Vor allem, als du ohnmächtig wurdest und Legolas mit zu Boden gerissen hast.", entgegnete Frodo. „Übrigens, das hier ist Sam, mein treuester und bester Freund."
Oh mein Gott, ich hatte Legolas mit zu Boden gerissen, das durfte doch nicht wahr sein, wie peinlich. Ich schüttelte den Kopf, um den Gedanken aus meinem Hirn zu werfen.
Nun trat auch der anscheinend schüchterne Sam hervor. „Freut mich Euch kennenzulernen.", begrüßte er mich freundlich und verbeugte sich. „Ich habe wirklich noch nie eine Elbin gesehen. Aber jetzt muss ich den Geschichten von Bilbo Recht geben, sie sind wunderschön." Er staunte und ging einmal um mich herum. Hä?
Okay, das war verwirrend. „Erstens: Ich freue mich auch dich kennenzulernen Sam. Zweitens: Lass doch einfach diese Höflichkeitsform weg, das mag ich nicht so gerne. Und Drittens: Wo ist hier bitteschön eine Elbin? Ist Blondie etwa auch hier?", fragte ich und gab mir innerlich ein High-Five.
„Äähhh...", kam es von dem verwirrten Sam, der Frodo irritiert ansah. Wieso war er jetzt so verwirrt? Ich sollte verwirrt sein, bei dem ganzen komischen Zeug, das mir so passierte.
Frodo stellte sich neben mich und streckte sich um mir etwas ins Ohr zu flüstern. „Emely, du bist die Elbin. Schau dich doch mal an."
Was??? Ich und Elbin??? Da stimmt doch was nicht!!!
Ich holte mein Handy aus der Tasche, die Pippi mir hinhielt und schaute mich im Display wie in einem Spiegel an. Ach du liebe Fliegenkacke! Was war denn mit mir passiert?
Meine Haare waren nicht mehr braun und schulterlang, sondern blond und hüftlang, das Gesicht war seidiger, hatte markantere Konturen und keine Unebenheiten mehr.
Außerdem fiel mir auf, dass ich gewachsen war. Und das nicht gerade wenig. Bestimmt um die zwanzig Zentimeter. Wieso war mir nicht früher aufgefallen, dass ich die Hobbits so hoch überragte.
Eigentlich konnte ich Elben ja nicht ausstehen, aber an diesen neuen Look könnte ich mich vielleicht gewöhnen. Unwillkürlich musste ich Grinsen.
War ich jetzt auch so flink und athletisch? Das musste ich ausprobieren.
Ich sprang in die Luft und hielt mich an einem Ast des Baumes neben mir fest. Ich schwang mich daran hoch und kletterte schnell immer weiter nach oben, bis ich an der Baumkrone ankam.
Die Aussicht war atemberaubend schön und ich musste kurz die Augen schließen und etwas von der frischen Abendluft einatmen. Von dort oben konnte man das Auenland sehen. Grüne Felder und Hügel und die kleinen Hobbithöhlen.
Ich war in Mittelerde. Im einzigwaren, echten Mittelerde. Und ich war eine Elbin. Wie zum Kuckuck war ich bitteschön zu einer Elbin geworden? Da musste ich unbedingt mal jemanden fragen...vielleicht Elrond, wir würden ja bald nach Bruchtal kommen.
Gerade als ich wieder nach unten klettern wollte, sah ich, wie sich etwas schnell auf uns zubewegte. Zu schnell. Als würde es etwas verfolgen. Eigentlich war dieses etwas zu klein um es mit dem bloßen Auge zu erkennen. Ein Glück, dass ich mich verändert hatte. Dankeschön an meine Elbenaugen.
Mit einem Schlag wurde mir bewusst was sich da auf uns zu bewegte.
„Nazgûl!", rief ich den Hobbits zu und sprang mit einem Satz nach unten auf den Waldboden. „Lauft!"
Und schon rannten wir, diesmal hatten wir alle Gepäck dabei. Ich wunderte mich, dass es mir gar nicht schwer fiel mit der Tasche über der Schulter schnell zu laufen. Andererseits konnte mir diese Tatsache relativ egal sein, wichtiger war gerade wegzukommen.
„Wir müssen das Auenland verlassen. Wir müssen nach Bree!", erklärte Frodo beim Rennen.
„Gut, verstehe. Bockenburger Fähre, folgt mir!", schrie Merry gegen den Wind, der ihm beim Laufen ins Gesicht schlug.
Plötzlich tauchte einer der schwarzen Reiter am Waldrand auf und schrie. Dieser Schrei war so schrill und grauenvoll, dass ich mir meine zarten Ohren zuhalten musste. „Lauft!", rief Pippin laut und ängstlich.
Der schwarze Reiter kam immer näher und begann Frodo zu bedrängen. „Herr Frodo!", schrie Sam und ich zog Frodo weiter von dem Vieh weg.
Die Schreie die der Nazgûl von sich gab wurden immer lauter und länger. Nicht zum Aushalten.
Vor uns tauchte ein Zaun auf und dahinter sahen wir schon die Fähre oder genauer gesagt sowas wie ein Floß, das uns über den Brandywein bringen sollte.
Wir sprangen über den krummen Zaun und liefen direkt zum Steg.
Die Hobbits ließ ich vorrennen, um sie im Notfall verteidigen zu können. Frodo sprang zuerst auf das Floß, dann Pippin, dann Merry und zum Schluss Sam. Ich stand noch vor dem Holzgebilde und versuchte hektisch die Taue loszubinden.
Zur gleichen Zeit, als der Reiter mit Verstärkung bei mir ankam, bekam ich das letzte Tau los und sprang sogleich zu meinen vier kleinen Freunden stolpernd auf das Floß. Der Elbenkörper überschattete meine Tollpatschigkeit wohl nicht.
Die drei Nazgûl blieben am Steg direkt vorne am Wasser stehen und schrien uns nach. Irgendwie kam mir diese Szene bekannt vor...das war doch eine Stelle aus dem Film oder? Ich begann nachzudenken und mir wurde klar, dass meine Erinnerungen an den Verlauf der Bücher und Filme wie ausgelöscht waren. Was sollte ich denn jetzt machen? Ich begann Panik zu schieben, weshalb ich den anderen von meinen Sorgen erzählte.
"Mach dir nicht zu viele Gedanken, das wird schon. Vielleicht hat es ja auch was Gutes."
Nach ein paar Minuten beruhigte ich mich wieder. Die Hobbits würden schon wissen, wo wir hin müssten.
Wir fuhren und fuhren. Irgendwann fiel mir ein, dass wir ja eigentlich mit viel mehr Leuten nach Mittelerde gekommen waren. Also fragte ich: „Wo sind eigentlich die anderen? Und vor allem wo sind Sophie und Kim? Die kennen sich hier doch kein bisschen aus!" Ich raufte mir die Haare. Das konnte doch nicht wahr sein! Ich machte mir höllische Sorgen um sie.
„Denen geht's bestimmt gut.", beruhigte mich Pippin, der sich mit den beiden auch schon etwas angefreundet hatte.
„Na das wollen wir mal hoffen. Ich würde den beiden auch zutrauen, zu Sauron höchstpersönlich zu gehen und ihn einfach mal ein bisschen zu ärgern.", erörterte ich meine Gedanken. „Okay, mal davon abgesehen, dass ich das auch machen würde, wenn mir langweilig wäre, was ja gerade so ist. Leider kann ich mich aber nicht vom Fleck rühren."
„Wenn wir etwas Verpflegung eingepackt hätten, hätten wir jetzt etwas essen können.", murmelte der traurige Sam und fischte mit seiner Hand im Fluss herum.
„Wie gut, dass ich meine Geheimwaffe gegen Hunger eingepackt habe!", schmunzelte ich und holte das Nutellaglas und den Löffel aus meiner Tasche. Ich schraubte den Deckel ab, warf die Folie in die Tasche zurück und nahm einen großen Löffel von der braunen Köstlichkeit.
Sam machte große Augen. „W-Was ist d-das?", fragte er ungläubig und leckte sich über die Lippen.
„Das, mein lieber Herr Gamdschie, ist Nutella. Es verleiht mir meine göttlichen Fähigkeiten." Und schon hatten alle vier die Augen und Münder aufgerissen. Diese Geste brachte mich heftig zum Lachen. „Das war nicht ernst gemeint.", ergänzte ich noch, denn sie starrten mich immer noch so an.
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