❊ Kapitel Zwölf : Wie, Geisterbestie? ❊
Es hatte nicht lange gedauert, bis wir den Schlüssel gefunden hatten. Nun wo wir den Bunker von jeglichen Manatörtchen befreit hatten, war das auch kein Wunder. Jetzt konnten wir nur hoffen, dass der Schlüssel nach all der Zeit noch funktionierte, sonst würde die Sholazar Basin bald der Vergangenheit angehören. Die anderen Pylonen würden versagen und die Geißel würde immer mehr in dieses Land einfallen, alles Lebende abschlachten und die Sholazar Basin wie wir sie kennen, zerstören. Und am Ende würde es begraben sein unter einer Schicht von Schnee und Eis.
„Sollten wir das Ding nicht lieber vorher abwaschen?" fragte Nimrodd, skeptisch, gerade als ich den Schlüssel in seine Einkerbung stecken wollte. Ich zögerte einen Augenblick, zuckte dann aber nur mit den Schultern. „Was klebt, kann zumindest nicht wieder rausfallen. Das wird schon funktionieren." Ich überwand die letzten Zentimeter und steckte den Schlüssel in die dafür vorgesehene Vertiefung.
„Und? Tut sich irgendwas?" fragte ich und lugte über die Schaltfläche um zuzusehen, wie Nimrodd darauf herumtippte. „Nope. Hab doch gesagt, wir sollten das Ding vorher abwaschen." brummte er und ich verdrehte die Augen. Wieder ging ich in die Hocke und betrachtete den Schlüssel, der, wie ich fand, ziemlich locker saß. Ich drückte ihn noch etwas fester dagegen, doch als er noch immer nicht einrastete, stieg ein Knurren in meiner Kehle auf. Ich umfasste ihn und drehte ihn ein wenig hin und her, bis sich plötzlich ein Mechanismus in Gang setzte.
Erschrocken zog ich meine Hand fort und sah dabei zu, wie der Schlüssel nach innen gezogen wurde und sich immer schneller zu drehen begann. Erneut erhob ich mich und trat hinter den Zwerg, um ihm über die Schulter zu sehen, während er die Pylonen nacheinander aktivierte.
Das was sich vor unseren Augen abzeichnete, war so unglaublich schön, dass es nicht nur mir, sondern auch Nimrodd die Sprache verschlug. Die Vertiefungen, die sowohl die Konsole als auch den Raum durchzogen, wurden erhellt von einem warmen Licht und der ganze Raum war erfüllt von reiner Energie nach der man beinahe schon greifen konnte.
„Brann Bronzebeard würde jetzt grün vor Neid werden.", raunte der Zwerg, was dem Gnom jedoch ein Schnauben entlockte. „Ich bin sicher das Brann schon weitaus mehr und beeindruckendere Dinge gesehen hat."
Der Jäger verzog das Gesicht. „Auch wieder wahr." Denn schließlich galt Brann Bronzebeard als einer der besten und bekanntesten Archäologen in ganz Azeroth. Dieser Zwerg hatte Dinge gesehen, von denen die meisten wahrscheinlich träumten. Wovon ich träumte.
Oh, es gab so viele Dinge, die ich noch sehen wollte. Hoffentlich würde ich die Chance dazu haben, wenn all das hier vorbei war. Denn eines war sicher: auch wenn ich zu Beginn der Reise nur unfreiwillig den Traum verlassen hatte, wollte ich jetzt nicht mehr dorthin zurück. Zumindest nicht für weitere hundert Jahre. Nicht einmal für zehn. Ich wollte nichts mehr verpassen.
Was bedeutete schon ein ewiges Leben, wenn irgendwann fast alle tot waren, die man kannte?
Nimrodd, Fuentes...Thorne. Ja sogar dieser komische Gnom.
Corvass und Kheay würden noch da sein. Aber reichte mir das?
„Hey! Hör auf zu Träumen, Jinee!" Ich blinzelte und sah zu Nimrodd, der versuchte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herumzuwedeln, was aufgrund seiner Größe nicht gerade einfach war. Selbst auf Zehenspitzen.
„Na, wieder unter uns? Können wir dann endlich los? Ich will raus hier aus diesem verfluchten Loch."
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„Warum hat das denn solange gedauert?" fragte Thorne, kaum das wir den Bunker verlassen hatten. Ich sah zu Nimrodd, der nur das Gesicht verzog. „Ich glaube, es ist besser wenn du das nicht weißt."
"Einverstanden."sagte Tarmar und ich nickte ebenso zustimmend. "Einverstanden." Der Krieger runzelte die Stirn, sah uns einen nach dem anderen an und seufzte. "Na gut, einverstanden." Nicht nur, weil er es eh nicht glauben würde, sondern auch weil ich durchaus glaubte, dass er einer der Personen war, die in der Eile das Dalaranportal verwechselten.
„Habt ihr eigentlich irgendetwas gespürt? Gab es irgendwelche Anzeichen, dass die Pylonen sich aktiviert haben?",wechselte ich nun das Thema und Fuentes nickte energisch.
„Naja,'s war oan kuazn Augnblick ois würde de Eade eazittern. Und de Dingahom ongfangd zua leichdn."
Ich blinzelte verwirrt. Bitte was? Hilfesuchend sah ich zu dem Jäger, der nur genervt seufzte. „Ja. Haben sie. Die Pylonen sind aktiviert."
Gut, sehr gut. „Dann müssen wir nur noch diesen Gegenstand für Freyas Avatar holen. Lasst uns keine Zeit mehr verlieren!" Und dann würde der Avatar hoffentlich ihre Fragen beantworten.
„Ehm... Jinee?", vernahm ich schließlich Nimrodds Stimme und sah zu dem Zwerg hinunter der beinahe verlegen an seinem Bart spielte. „Da wir gerade hier sind ... Hier in der Nähe soll eine Kreatur ihr Unwesen treiben. Loque'nahak wird sie genannt. Könnten wir vielleicht einen Abstecher dorthin machen?"
Ich knurrte und presste zwischen den Zähnen hervor. „Was verstehst du nicht unter: Lasst uns keine Zeit mehr verlieren, Zwerg?"
„Du bist mir einen Gefallen schuldig, Spitzohr! Schon vergessen?", konterte er nur und stemmte seine Hände in die Hüfte während er mich herausfordernd ansah.
Nein, das hatte ich nicht vergessen. Aber... Ich sah zu den anderen die unser Geplänkel amüsiert beobachteten, dann in die Richtung, wo ich das Portal vermutete, dass uns in den Un'Goro Crater bringen sollte. Ich war hin und hergerissen. Es war doch meine Pflicht.
Corvass und die anderen zählten auf mich. Dann jedoch sah ich zu Thorne, der dem Tod von der Schippe gesprungen ist. Im Un'Goro Crater würde es gewiss zu einem Kampf kommen und ich fragte mich, ob der Krieger schon wieder dafür bereit war, das Schwert zu führen.
Wenn ich ihm noch Minuten der Schonung verschaffen konnte, sollte ich es tun.
„Na gut. Dann suchen wir eben diesen Lo... Lu..."
„Loque'nahak" sagte Nimrodd und tat, was er am besten konnte. Andere korrigieren. Aber als ich nachgab, sah ich, wie etwas in seinen Augen aufleuchtete was mich zum Lächeln brachte.
„Wie sieht diese Kreatur eigentlich aus?" mischte sich nun auch Kheay in das Geschehen ein und klopfte sich den Sand von der Hose.
„Naja...Loque'nahak ist eine Art Wildkatze. Weiß mit dunklen Flecken. Allerdings soll es sich dabei laut den Erzählungen um eine Geisterbestie handeln."
„A Geisterbestie? Des klingt jo gar ned beunruhigend." Ich sah zu der Draenaidame, die alles andere als begeistert klang. Tatsächlich konnte ich mit der Frau mitfühlen. Aber vielleicht klang es auch schlimmer, als es war.
„Und was machen wir, wenn wir sie gefunden haben?" Das kam von Thorne, der sein Schwert aus dem Sand zog, nur um dieses mit einem präzisen Schlag wieder darin zu versenken. „Sollen wir ihm den Kopf abschlagen? Willst du sein Fell für irgendetwas benutzen?"
Sofort riss Nimrodd die Augen auf und streckte die Arme von sich. „Um Himmels willen, nein! Ihr tut gefälligst gar nichts! Ich will Loque'nahak zähmen, steck also das Ding weg, Freundchen!"
Ich konnte förmlich die Enttäuschung in Thornes Augen sehen. Nach seiner glanzvollen Leistung des Scheiterns war es auch nicht verwunderlich. Ich musste den Drang unterdrücken, ihm tröstend die Schulter zu tätscheln. Aber ich war sicher, dass seine Zeit bald kommen würde in der er sich beweisen konnte.
Nun wandte ich mich an Tarmar, der mit uns an die Oberfläche gekommen ist. „Wirst du uns eigentlich begleiten?"
„Denkst du ich lasse es mir entgehen, wie dieser Zwerg gefressen wird? Ich will in der ersten Reihe sitzen. Ich zaubere uns sogar etwas Popcorn herbei." sagte er mit einem grinsen und ich schüttelte nur den Kopf. Was waren wir nur für eine Truppe?
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Es dauerte eine Weile, ehe wir Loque'nahak überhaupt fanden, denn anders als Nimrodd behauptet hatte, war die Katze nicht einmal annähernd in der Nähe gewesen. Sie hatten es einzig und allein Kotnascher zu verdanken, dass sie diese dämliche Katze überhaupt gefunden hatten.
Wie der Zwerg bereits gesagt hatte, hatte sie weißes Fell mit dunklen Flecken. Doch etwas hatte er nicht erwähnt. Aus Augen, Nase und Mund trat ein unheilvolles Leuchten nach außen.
Nun, zumindest war nun geklärt, warum es Geisterbestie hieß. Glaubte ich jedenfalls. Ein Schaudern lief über meinen Rücken und ich trat vorsichtig neben den Zwerg, bedacht die Bestie nicht zu wecken, während alle anderen es sich auf einem Baum gemütlich machten.
„Und du bist sicher, dass du das alleine schaffst?", fragte ich besorgt. Der Zwerg war zwar ein Brummbär und manchmal ein echter Klugscheißer, aber dennoch wollte ich ungern zusehen, wie die Katze ihn zerfleischte.
Er schnaubte. „Ich habe einen Wolf als Begleiter. Denkst du echt, ich komme nicht gegen eine Katze an? Mach dir keine Sorgen Jinee, ich weiß schon, was ich tue." Na gut, ich hatte zumindest gefragt. Ich nickte dem Zwerg noch einmal zu, ehe ich mich zu den anderen gesellte wo ich neben Thorne und Kheay auf einen Ast platz nahm.
Dabei fiel mein Blick auf Faerie, der friedlich auf dem Schoß der Druidin schlief.
„Seit wann ist er denn zurück?" fragte ich und strich über den Kopf des Feendrachens, der daraufhin nur verschlafen die Augen öffnete. Doch als er sah, dass ich es war, schloss er sie wieder und schlief weiter. Ich runzelte die Stirn. Das war komisch. Er ließ sich wieder von mir anfassen?
„Als ihr unten im Bunker wart. Und er hatte auch eine Nachricht von Corvass dabei." Kheay zog ein Stück Papier hervor und reichte es mir. Ich konnte mir vorstellen was darin stand, so plötzlich wie ich den Traum verlassen hatte. Corvass machte sich sicherlich sorgen. Und tatsächlich.
„Ist alles in Ordnung Bäumchen? Du bist so ..."
„Bäumchen? Das ist ja süß.", sagte Thorne mit einem grinsen, als auch er einen Blick auf den Brief erhascht hatte. Ich brummte und faltete ihn schnell wieder ohne ihn zu Ende zu lesen.
„Wieso darf er dir Spitznamen geben und ich nicht?"
„Weil du ein Schürzenjäger bist und er nicht." war meine knappe Antwort und Thorne lachte leise. „Naja... Das ist alles eine Frage der Perspektive, Bäumchen" er zwinkerte mir mit einem Lächeln zu, was wieder diese verführerischen Grübchen zum Vorschein brachte. Ich rollte mit den Augen, konnte jedoch nicht verhindern, dass sich meine Mundwinkel für einen kurzen Moment hoben. Dieser Mann machte einen fertig.
„Wie geht es dir?", wechselte ich stattdessen das Thema und beobachtete Nimrodd dabei,wie er eine Falle aufstellte.
„Ganz gut. Ich lebe.", er lehnte sich zu mir und stieß mich leicht mit seiner Schulter an. „Dank dir!"
„Und dank deinem Messer. Ohne hätte ich dich sicher nicht rechtzeitig nach oben gekriegt.", gestand ich und sah auf meine Hände.
„Irgendetwas stimmt nicht mit mir. Ich konnte mich nicht verwandeln. Und es war nicht das erste Mal."
„Du sagtest mir, du warst lange Zeit im Traum. Vielleicht ist das der Grund dafür? Vielleicht forderst du zu viel von deinem Körper."
Ja vielleicht. Ich habe ihm nur einen Tag wirklich ruhe gegönnt und das war auch nur, weil Thorne mich auf dieses Schiff gelockt hatte. Vielleicht war es wirklich sinnvoll, Körper und Geist ruhe zu gönnen.
Dochwas ist, wenn wir falsch lagen?
Nimrodd hatte Kotnascher derweil fortgeschickt und atmete tief ein und aus, während er sich hinter der Falle positionierte. Dann stieß er einen Pfiff aus und die Geisterbestie hob den Kopf, nur um ihn gleich, in üblicher Katzenmanier, wieder sinken zu lassen.
Ich legte den Kopf schief und ich sah, wie sich zwischen Nimrodds Augenbrauen eine tiefe Falte bildete. "Des is a Katz, koa Hund! Pfeifa funktioniad do ned!"
Das übliche Brummen ertönte aus seiner Kehle und ich sah zu, wie er sich vorsichtig der Bestie näherte, nachdem auch ein geworfener Stein in der Nähe der Bestie nicht von Erfolg gekrönt war. Dabei war er versucht, keine zu plötzlichen Bewegungen zu machen und nicht allzu bedrohlich zu wirken.
Nun gut, als würde ein Zwerg bedrohlich wirken. Er wäre eher ein perfektes Frühstück.
"Hallo Schönheit. Ja, so ist es gut. Schlaf weiter. Ich bin nur ein Zwerg. Und noch dazu kein leckerer.", raunte Nimrodd und näherte sich der Bestie Schritt für Schritt immer weiter. Die Katze schenkte ihm noch immer keine Beachtung.
"Weißt du, ich habe lange nach dir gesucht. Und ich habe lange überlegt, wie ich dich nennen möchte. Und jetzt wo ich dich sehe, weiß ich es." Eine kurze Pause. Er hatte die Geisterbestie erreicht und streckte vorsichtig eine Hand nach ihr aus. "Du wirst meine Kokosflocke."
In diesem Augenblick riss die Bestie ihre Augen auf und stürzte sich mit einem fauchen auf den Zwerg.
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Da bin ich wieder. Lange ist es her und Schande über mein Haupt. Ich hatte ein ziemliches Tief was diese Geschichte betraf.
Aber letztens habe ich die letzten Kapitel gelesen und irgendwie ging es mir von der Hand :)
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und verzeiht mir, für die lange Pause :)
Eure Jinee
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