14. Kapitel
Sechs Monate später...
Aufgeregt stehe ich in meinem weißen Kleid vor einem großen Spiegel. Dabei handelt es sich um ein schlichtes Meerjungfrauenkleid aus Satin. Durch den Spiegel kann ich den glänzenden Stoff bewundern, der wie eine zweite Haut an meinem Körper liegt. Mein Herz schlägt immer schneller, desto näher dieser besondere Moment kommt. Meine Mutter und Maisie sind bei mir und versuchen mich etwas zu beruhigen. Jedoch kann ich einfach keinen kühlen Kopf bewahren. Meine Nerven liegen blank, ob es Hayes auch so geht. Bestimmt ist er auch angespannt, ab heute wird sich einiges verändern. In etwa zehn Minuten werden wir ein Ehepaar sein. Ich kann es immer noch nicht glauben, wie sich mein Leben so schnell verändert hat. Bevor ich auf die Wächter-Academy gegangen bin, war ich das Toughe, aber innerlichinnerlich verängstigte Mädchen. Dort schaffte ich es zusammen mit Romeo meine Vergangenheit zu bewältigen und jetzt bin ich hier. Ich habe Hayes an meiner Seite und fühle mich unglaublich stark. Nicht nur durch ihn habe ich das Gefühl alles erreichen zu können, was ich möchte. Ich wurde zur ersten Wächterin in ganz Zitoria. Nach der Bekanntgabe der Verlobung hatten sich einige Frauen auch bei der Wächterschule beworben. Sie haben keine Elementkräfte, werden durch meine Unterstützung trotzdem zu Wächterinnen ausgebildet. Man kann auch ohne diese Fähigkeiten gut in diesem Beruf sein. Ich bin sehr stolz auf die Frauen, die sich bereits gemeldet haben. Sie haben unglaublichen Kampfgeist.
Im Spiegel sehe ich, wie meine Mutter mit einer silbernen Kette in den Händen nah hinter mir steht. „Die hier habe ich bei der Hochzeit mit deinem Vater getragen, jetzt soll sie deinen Hals schmücken.", höre ich die liebevolle Stimme meiner Mutter. Mit feuchten Augen legt sie die glänzende Kette an meinen Hals und verschließt sie. Mit den Fingern fahre ich das Schmuckstück entlang. Sie ist wunderschön. Mehr als ein Dankeschön bringe ich nicht hervor, viel zu emotional bin ich an diesem heutigen Tag. Ich blinzele einige Male um meine Tränen nicht meine Schminke verwischen zulassen. „Bist du bereit?", fragt mich Maisie ungeduldig. Ich nicke ihr kurz zu und wir machen uns auf den Weg zur Krönungssaal. Hier finden alle adeligen Hochzeiten und Krönungen statt.
Durch die offene Tür kann ich sehen, wie Gracie und Aidan und einige andere Kinder des Palastes den Gang zum Altar mit Blumen bestreuen. Meine Augen bleiben bei Hayes hängen. In seinem dunklen Smoking sieht er unglaublich heiß aus. An seiner Körperhaltung erkenne ich, dass er genauso nervös ist wie ich gerade. Ich bekomme nicht mehr mit, wie Maisie gefolgt von meinen Eltern den Gang entlangläuft. Schließlich ist mein Moment gekommen. Ich atme noch einmal tief durch und stelle mich dann in die Mitte der Tür. Nun liegen alle Augen auf mir. Ich fokussiere mich auf Hayes funkelnden braunrötliche Augen und blende alles andere aus. Ich sehe nur noch ihn, alles andere blende ich aus. Neben ihm bleibe ich stehen.
„Sehr geehrtes Brautpaar und liebe Hochzeitsgäste. Wir sind hier heute an diesem feierlichen Tag zusammen getroffen, um die Liebe zweier Menschen zu zelebrieren. Das Schicksal hat Prinzessin Eivor und Prinz Hayes hier im Palast zusammengefunden. Kennengelernt haben sich die beiden Hoheiten bereits als Kinder. Durch das Verschwinden der Prinzessin schien es erst, als hätten sie keine Chance zusammenzufinden. Letztendlich haben sich ihre Wege doch wieder gekreuzt und sie haben sich ineinander verliebt. Prinzessin Eivor ist eine unglaublich starke und mutige Frau, die mit Prinz Hayes einen guten Partner für sich gefunden hat. Zusammen werden sie die Zukunft des Feuerkönigreiches sein und hoffentlich König Kinsey viele Enkelkinder schenken.", beginnt der Zeremonienmeister seine Rede. Bei der Erwähnung unserer zukünftigen Kinder geht ein Lachen durch den Saal. „Wollen Sie Prinzessin Eivor, den hier anwesenden Kronprinz Hayes zu ihrem rechtmäßigen Ehemann machen, dann antworten sie bitte mit „Ja, ich will". Ich räuspere mich kurz und versuche dann möglichst deutlich genau diese Worte auszusprechen. Etwas erleichtert blicke ich Hayes an, der vom Zeremonienmeister dasselbe aufgetragen bekommen hat. „Ja. Ich will.", spricht er mit rauer Stimme. „Dann sind sie hiermit Mann und Frau, sie dürfen den Bräutigam jetzt küssen.", verkündet der Zeremonienmeister zuletzt feierlich. Dies lasse ich mir nicht zweimal sagen, ich ziehe Hayes an seinem dunklen Smoking zu mir und küsse ihn liebevoll. Da wir den Kuss nicht vor unserer Familie und den Gästen nicht all zu leidenschaftlich werden lassen wollen, brechen wir ihn danach ab. Ich höre jubelnde Stimmen, für mich zählt aber nur noch der Mann neben mir, in dessen Armen ich stehe.
Die königliche Feuerfamilie scheute keine Mühen bei unserer Hochzeit. Der Saal für die Feier ist in Weiß und Gold getaucht und einige Blumen verschönerten den Raum. Unzählige Menschen beglückwünschen uns und ziehen uns in ihre Arme. Dabei habe ich irgendwann den Überblick verloren. Neben Hayes sitzend lasse ich meinen Blick durch die feiernden Menschen gleiten. Da stießt mir mein Bruder ins Auge. In einem hellen Anzug steht er neben Maisie und unterhält sich angeregt mit ihr. Sie war also die, für die er sich interessiert. Die Beiden würden sehr gut zusammenpassen. Mein Bruder ist meist eher ruhig und Maisie ist genau das Gegenteil. Sie würde sein Leben sicher viel aufregender machen. Ich beobachte sie noch etwas und es ist echt niedlich, wie mein Bruder sich anstellt.
Durch Hayes warme Hand auf meinen Oberschenkel werden meine Beobachtungen unterbrochen. „Du machst mich sehr glücklich, das wollte ich dir nur noch einmal sagen." flüstert er mir ins Ohr. „Das freut mich, denn mir geht es genauso.", antworte ich ihm unbeschwert. „Du siehst bezaubernd aus in diesem Kleid, ich freue mich schon sehr auf die Hochzeitsnacht.", sagt er keck und zwinkert mir dabei zu. Meine Nervosität überspiele ich und lege meine kleine Hand auch kurz auf seinen Oberschenkel. „Ich kann es auch nicht erwarten, dir deinen Smoking auszuziehen.", raune ich ihm in sein Ohr. Daraufhin schaut mich Hayes überrascht und mit einem strahlenden Lächeln an.
Mit der Familie, unseren Freunden und den anderen Hochzeitsgästen feiern wir noch bis spät in die Nacht. Durchaus erschöpft sind wir, als wir nachts in Hayes Bett fallen. Am nächsten Morgen geht schon unsere Hochzeitsreise nach Lakeburry (Hauptstadt des Wasserkönigreiches) los. Ich kann es kaum noch erwarten, Zeit mit Hayes allein zu verbringen.
Mein gemeinsames Leben mit ihm hatte erst begonnen. Hoffentlich werden uns kleine Abenteuer auch weiterhin begleiten.
___________________________________________________
Ich hoffe die Geschichte hat euch gefallen :)
Anregungen, konstruktive Kritik und sonstiges könnt ihr gerne in den Kommentaren hinterlassen. Über ein paar Sternchen würde ich mich natürlich auch sehr freuen.
Ich bedanke mich herzlich bei allen, die meine Geschichte gelesen haben. ❤️
PS: Wenn ich dazu Zeit finde, wird vielleicht noch ein Epilog erscheinen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro