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Wenn du schon mit Feuer spielst, dann gewinne gefälligst

„Ich will nur festhalten, dass ich das hier für unglaublichen Schwachsinn halte." Sagte Alexander in den Discordchat, während er sich eine schwarze Mütze aufzog. „Ich frage mich ehrlich gesagt auch, warum diese Einbrechermontur nötig ist." Shani sah von ihrem Pc Screen auf den Plan, auf dem der Weg eingezeichnet war, auf dem ihr Gegner die letzten Male geflohen war. „Auf diese Montur ist nicht zu verzichten Liebling! Wir müssen mit der Nacht verschmelzen, um sie zu erwischen." „Sach ma Jack, hat Alister zufällig deinen Körper übernommen?" Aus dem Chat der jüngsten der sechs folgte daraufhin Gesang. „Ist das 'Fuck you' von Lily Allen?" fragte Alex und legte seinen Kopf zur Seite, obwohl niemand das sehen konnte. „Ja das ist es durchaus." Antwortete Alister darauf, während er sich seine Locken mit Haarspangen auf seinem Kopf fixierte. „Jana wo ist nochmal der Stummschalter für einzelne Personen?" Fragte Alexander daraufhin, was für ein rauschendes und knackendes Lachen seitens Jana sorgte. „Ich werde dir das nicht sagen. Euer ständiges zanken ist einfach zu witzig." „Mimimi." „Ach halt die Klappe Al und benutz nicht die ganzen Hello Kitty Haarspangen!" Alexander begann daraufhin laut zu lachen, während Alister rot anlief. Auch von Shani und Vicky, die auch noch da war, kam ein leichtes Kichern, nur Jack sagte grinsend. „Guter Geschmack Alister, der Hello Kitty Tee ist auch echt der Hammer!" Jana kicherte daraufhin und Alister drehte sich mit angepisster Miene zu der jungen Frau.

Oder eigentlich zu dem Haufen schwarzer Decke auf seinem Bett, in dem sich Jana gerade befand. Die Decke selbst war mit Totenköpfen bedruckt und Jana hatte sich darunter diese Höhle gebaut, in die sie sich immer zurückzog, wenn die beiden sich im selben Telefongespräch befanden. Warum tat sie das? Nach eigener Aussage: Weil es doch wirklich unsinnig ist, miteinander zu telefonieren, wenn man doch im selben Raum sitzt. Also hatte sie sich entschieden, einfach einen eigenen Raum in Alisters Zimmer zu errichten. Es war zwar eigentlich einfach nur Alisters Bett, auf dem sich Jana unter der Decke versteckte, aber solange sie Spaß dabei hatte, entschied sich Alister, sie nicht dabei zu stören. Er drehte sich wieder zu seinem Laptop, wo Alex und Jack eine hitzige Diskussion über den angesprochenen Tee führten, bis Alexander sich räusperte. „Also, von dem Thema Einbecherkleidung abgesehen, ich meinte eigentlich, dass diese ganze Sache hier eine Schnapsidee ist. Ich meine wir rennen dieser komischen feurigen Gestalt hinterher und hoffen, dass sie uns nicht abfackelt. Wir haben keinen Plan, was mir machen sollen, wenn wir sie erwischen. Wir sollten irgendwann ein bisschen länger planen, als zu dem Zeitpunkt, an dem wir den Geist erwischen." Jana drückte ihre Nase an ihren Handyscreen und sagte dann. „Dass hättest du ruhig sagen können, bevor wir uns hier auf den Kampf vorbereiten." Alex schnaubte und erhob sich von seinem Schreibtischstuhl, während er sich seine blonden Strähnen unter seine Mütze stopfte.

„Sei doch nicht so pessimistisch Alexilein! Wir werden das sicher schaffen!" Jack begann zu grinsen und Alexander konnte dieses Grinsen nahezu in der Stimme des jungen Mannes hören. „Naja ich mach mich mal auf den Weg." Stellte Alexander fest. „Wir sehen uns Leute." Dann verließ er den Chat. „Schatz! Er hat uns Leute genannt, er wird langsam warm mit uns." Shani kicherte daraufhin und zog sich ihre Lederjacke über. „Ach ja, Alex fängt an, uns zu mögen. Schön oder?" „Ja! Ja das ist es! Bald sind wir sechs! Dann haben wir mehr als ein halbes Fußballteam!" Shani kicherte wieder. „Mit einem halben Fußballteam, kann man aber kein Fußball spielen." Jack zuckte mit den Schultern und begann zu grinsen. „Ich bin mir zu 100% sicher, dass es als besser geht als als Trio!" „Hast du schon mal versucht mit Alister Fußball zu spielen?" Lachte Jana in ihr Handy, woraufhin ein beleidigtes Schnauben von Alister kam. „Ich werde meine sportlichen Fähigkeiten nicht von der Frau kritisieren lassen, die nicht mal einen Knopf annähen kann." „Was für sportlichen Fähigkeiten?" Fragte Jana und streckte ihren Kopf unter Alisters Decke hervor. Der Besitzer der Decke streckte ihr daraufhin die Zunge raus. „Du kannst nähen Alister?" Fragte Shani interessiert und der Jüngere nickte mit einem ziemlich glücklichem Grinsen. „Ja. Meine Großmutter hat es mir beigebracht als ich jünger war, weil ich das erste Kind war, was nicht alle drei Minuten losgerast ist, um das nächste Abenteuer zu erleben."

Shani begann zu lächeln und legte ihren Kopf schief. „Das ist ja niedlich." Alister legte trotz dem Wort niedlich nur mit einem glücklichen Lächeln den Kopf zur Seite. „Ich bin wirklich dankbar, dass meine Oma mir das beigebracht hat. Es ist wirklich cool das zu können, aktuell bin ich dabei besser Häkeln zu lernen und ich sollte sofort aufhören zu reden, weil wir sonst nicht zu unserer Mission kommen." Alister drehte sich mit roten Wangen zur Seite und Jana begann leicht zu grinsen. Es machte sie immer glücklich, wenn sie Alister über etwas sprechen sah, für das er ehrliche Passion hatte. Es gab nicht viele Dinge, die ihn so zum reden brachte, also war es für Jana inzwischen wirklich etwas besonderes. Doch auch Shani lächelte auf der anderen Seite ihres Computers. „Das klingt wirklich interessant. Aber du hast recht, wir können später darüber reden." „Alister hat es Mission genannt!" Sagte Jack fröhlich, was Shani und Jana zum lachen brachte. Auch Alister kicherte und legte seinen Kopf in den Nacken. Vicky kicherte leicht in ihren Ärmel und für ein paar Momente fühlte sich die Idee einer größeren Freundesgruppe sogar für Shani gut an. „Na dann bis gleich." Sagte Alister leicht lächeln und verließ dann den Discordchannel. Schnell fuhr er seinen uralten Computer runter und erhob sich von seinem halb kaputtem Schreibtischstuhl. Jana und er liefen zusammen die Treppen nach unten liefen. Vom zweiten Stock, durch den ersten Stock, bis sie im Erdgeschoss durch das ziemlich heruntergekommene Wohnzimmer, wo Anne gelangweilt mit einem Comicheft auf dem kaputtem Sofa lag, hindurchliefen.

Dann traten die zwei zusammen nach draußen und liefen zu dem Punkt, an dem sich die sechs Jugendlichen treffen wollten. Es war der Marktplatz der Stadt. Ein großer Pfahl mit Blumenkränzen oben dran stand in der Mitte. Alexander war als einziger bereits da und verschränkte mit einem Schnauben die Arme vor ihrer Brust. „Pünktlichkeit ist wohl eine weitere Fähigkeit, die du nicht besitzt, oder?" „Ich werde über deinen lächerlichen Angriffen stehen Alexander." Sagte Alister daraufhin und Jana stieß ihre Fäuste in die Luft. „Boosh! Jo Al ist der Master geworden, du wirst ihn nie wieder provozieren können Alex!" Alister kicherte leicht in seine Hand und Alexander rollte mit seinen Augen. „Ich werde das so akzeptieren, aber wenigstens seid ihr jetzt da. Dieses mal ist es sogar tatsächlich wichtig, dass wir pünktlich sind. Unser Feuergeist ist bisher immer exakt um 22.22 Uhr aufgetaucht und ist genau dreizehn Minuten danach wieder verschwunden. Und ich will nicht jede Nacht hier raus laufen, um der komischen Frau im Cape nachzurennen." Alexander strich sich seine blonden Haare aus dem Gesicht und schaute erschöpft zum Himmel. Und als Alister die Art und Weise sah, wie unfassbar müde und fertig Alexander wirkte, verkniff er sich den Spruch darüber, dass es Alex Figur sicher gut tun würde.

„Tut mir leid. Aber das ist glaub ich auch der Grund, warum du den Treffpunkt auf 22.10 Uhr angesetzt hast, oder?" Alex nickte leicht und rieb sich über sein Gesicht. Seine Glieder schmerzten wieder und er wollte sich einfach wieder auf seiner Couch zusammenrollen und warten, bis der Schmerz in seinem Körper endlich wieder weit genug abklingen würden, dass er wieder normal funktionieren könnte. Er kniff seine Augen zu und legte seine Hand auf seine Schulter, die sich fürchterlich hart anfühlte. „Geht es dir gut Alex?" Fragte Jana und legte besorgt ihren Kopf zur Seite. Auch Alister sah ihn fragend und mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Willst du dich vielleicht setzen?" Fragte er und legte seinen Kopf schief. „N...ne...nein, nein alles ist okay. Ich hab nur wieder Schmerzen da-" Plötzlich wurde er zurück geschoben und riss daraufhin erschrocken die Augen auf. Alister stand vor ihm und im nächsten Moment wurde er nach unten auf eine Bank gedrückt. „Sitzen bleiben." Sagte er mit fester Stimme und starrte ihn aus seinen braunen Augen an. „Wenn du Schmerzen hast, mach eine Pause, okay? Okay. Atme tief durch und wenn deine Schmerzen zu viel werden, dann geh nach Hause." Alexander stieß frustriert Luft aus und senkte seinen Kopf. Doch sah dann wieder zu dem eigentlich kleineren auf. „Ich will aber nicht schon wieder absolut nutzlos sein. Ich weiß du hast recht, aber trotzdem... Ich meine, ich bin ohnehin der Einzige, der keine besondere Fähigkeit hat. Ihr anderen könnt alle irgendeinen Vorteil rausboxen, ich kann das nicht. Und körperlich bin ich mit diesen Schmerzen auch nicht in der Lage, euch irgendwie zu helfen." Alister sah kurz zur Seite und legte dann zögernd seine Hand auf Alex Schulter und sah ihn an.

„Ich weiß, wie du dich gerade fühlst. Aber... deine Gesundheit steht über deiner Nützlichkeit. Du bist vielleicht nicht in der Lage das hier zu machen. Gerade jetzt; aber wenn es dir besser geht, dann wirst du umso mehr eine Hilfe sein. Und schau mich an: meine Weissagungen waren bisher immer nutzlos und körperlich bin ich auch nicht mehr als ein hübscher Lauch." Alex schnaubte daraufhin und ging auf die Vorlage ein, die Alister ihm geboten hatte. „Über hübsch können wir uns noch streiten." Sagte er, zwar mit einem Grinsen, aber trotzdem mit dem Wissen, dass sein Problem eben nicht verschwinden würde. Vielleicht auch niemals, doch das war ein Schicksal, vor dem er sich nicht nur fürchtete, sondern er auch um jeden Preis verhindern wollte. Jana stand ein bisschen hinter Alister und lächelte leicht. „Jo Leute!" Sie drehte sich herum und sah Shani, Jack und Vicky, die zusammen auf den Platz getreten waren. Jack hatte sich ernsthaft Tarnfarbe ins Gesicht geschmiert und wippte aufgeregt auf und ab. „Man vergisst manchmal schon das du 17 bist, Alter." Sagte Jana und stemmte ihre Hände in ihre Hüfte. Jack nickte daraufhin und lächelte. „Ich vergesse das auch meistens." „Ja das tut er." Sagte Shani plötzlich mit einem Grinsen und einem Blick nach oben. „Warte, was genau meinst du jetzt?" Fragte Jack und legte seinen Kopf schief. Shani kicherte und gab ihm einen sachten Kuss auf die Wange. „Du hast mir neulich einen Heiratsantrag gemacht Schatz."

„Oh! Ja das stimmt!" Jack grinste zu Shani runter. „Und du hast nicht nein gesagt!" Seine Augen begannen dabei nahezu zu glitzern und seine Freundin fing daraufhin an laut zu lachen. „Du warst so stoned dabei! Also wirklich. Ich bin erstens überrascht, wie du dich überhaupt daran erinnerst und auf der anderen Seite, wie du es überhaupt schaffst an Drogen dranzukommen." Sagte sie immer noch halb lachend. Jana räusperte sich in ihre Hand und sagte leise. „Eigentlich meinte ich, dass man nicht merkt, dass du 17 bist, weil du dich benimmst, wie ein weitaus jüngeres Kind, aber interpretiere es, wie du es willst..." Alister, der Jana gehört hatte, kicherte leicht und knuffte seine beste Freundin in die Seite. „Das hast du verdient! Die Strafe der Götter dafür, dass du mir so oft keinen Respekt gezollt hast, jetzt wirst du genau so wenig ernst genommen werden wie ich." Jana streckte ihm die Zunge raus und Alister drehte sich dann weg. „Naja, ich geh dann mit Vicky reden." Sagte er, schnippte seine Locken nach oben und lief zu Vicky hin, um sie ebenfalls zu begrüßen. Es war 22.18 Uhr. „Okay Leute, wir haben noch ein paar Minuten. Wir gehen jetzt in Deckung." Sagte Shani und der Rest folgte ihrer Anweisung.

Vicky blickte nervös auf ihre Armbanduhr, während sie zitternd auf dem leeren Platz stand. Alle anderen waren hinter irgendetwas verschwunden, alle außer ihr. Sie hatte ihre Fähigkeiten trainiert in den letzten zwei Wochen, in denen sie immer und immer wieder, manchmal in kleineren Gruppen, manchmal in größerem der nächtlichen Tour des Feuergeistes nachgejagt waren. Also war es nicht mehr so undenkbar, dass Vicky sich in das Sichtfeld eines Gegners stellte, um einen besseren Blick auf diesen zu bekommen. Also war sie der Vorläufer und hätte nebenbei bemerkt sehr lustig ausgesehen hätte man sie sehen können. Sie hatte den Schalter, den sie sich von Anfang an einprogrammiert hatte, immer noch nicht wegbekommen und so war sie nur froh, dass niemand sie mit ihren aufgeblasenen Wangen sehen konnte. Die Zeit verstrich. Jack, Shani und Alex standen in einer schmalen Gasse, während Alister und Jana sich in einen extrem großen Busch geduckt hatten. 22.21 Uhr. Vickys Kopf begann zu jucken, auch nicht verwunderlich mit dem Haufen Haar, den sie unter die nicht so große Mütze gestopft hatte. Sie zitterte und starrte an den Fleck, direkt über einem der Stäbe, der an dem Pfahl befestigt war. Es war wirklich schwer für sie, doch sie schaffte es, sie hielt die Zeit durch, bis um Punkt 22.22 Uhr mit einem Hitzeflimmern der Geist erschien.

Eine hochgewachsene Gestalt, die komplett in feuerrotes, flammenartiges Licht getaucht war, stand jetzt auf dem dünnen Stab. Nichts genaueres war von der Figur zu sehen und auch das Gesicht war unter dem sich im Wind aufblähenden Umhang verborgen. Der Mantel war das, was scheinbar in Flammen stand und das war ein Haufen Feuer bei der Größe des Umhangs. Und dann begann das übliche Schauspiel. Die Gestalt balancierte den Stab entlang, bis sie sich am Ende mit zur Seite gestreckten Armen, vorwärts in die Tiefe fallen ließ. Sie fiel, bis sie sich drehte und zwei lange Arme unter dem Mantel, unter diesem riesigen Mantel hervorschossen und sich zwei schmale Hände mit spinnenartigen Fingern um die Stange schlagen. Die schmale Figur schwang um die Stange herum, bis die Frau plötzlich losließ und nach oben flog. Gut sieben Meter in die Luft schoss sie mit ihren Beinen geradewegs gen Himmel gerichtet, bis sie eine Schraube vollführte und dann wieder mit den Füßen voran auf den obersten Teil des Pfahls zuflog. Der Mantel begann sich dabei aufzubauschen, bis er aussah wie der Hut eines Pilzes. Die Frau schwebte langsam nach unten, bis sie auf der obersten Stelle des Pfahles stand. Sie stand wenige Sekunden einfach so da, Feuer um sie herum. Feuer so strahlend, dass es die Nacht erhellte.

Die Frau vollführte noch einige weitere Turnübungen, bis sie nach einem gekonnten Radschlag mit brennenden Füßen zum stehen kam. Fast unmittelbar über einem Kranz mit Efeu. Genau da, wo sie sein sollte. Genau da, wo der Plan begann. Sofort stieß Vicky die angehaltene Luft aus und riss ihren wieder sichtbaren Arm in die Luft. Das war das Zeichen für Jack, der prompt aus der Gasse hervorsprang, mit einer Fingerpistole und einem Grinsen auf den Efeu zeigte, der augenblicklich begann zu wuchern und sich um die Beine der Frau schlang. Doch anstatt auch nur eine Sekunde einzuhalten, ließ sich die Frau nach unten fallen, dass sie nur noch von den gerade erst gewachsenen Ranken gehalten wurde. Sie hing jetzt kopfüber von der Stange, wobei ihr Mantel immer noch so hing, als würde sie auf ihren Füßen stehen. Kaum einen Moment später, riss der Efeu und die Frau fiel Kopfüber zu Boden, doch sie schlug einen Salto und landete in geduckter Haltung auf dem Pflaster. Nur eine Sekunde später schoss die Kapuze nach oben und für einen Sekundenbruchteil sah Vicky in die tiefe Schwärze unter der Kapuze, die immer noch in roten Flammen stand. Sie sah Vicky direkt an, oder zumindest hatte das Mädchen mit dem runden Gesicht das Gefühl, als würde dieses Schwarz direkt in die Seele dringen. Die Frau sagte nichts, nur eine Wolke ihres Atems drang aus dem Schwarz hervor.

Vicky trat mit ängstlich aufgerissenen Augen zurück, doch erinnerte sich im nächsten Moment, dass es ihre Aufgabe war, die Geister Frau aufzuhalten. Doch bevor sie sich auch nur einen Zentimeter bewegen konnte, schoss die Frau herum und sprang in die andere Richtung davon. Doch Vicky hatte nicht mal Zeit ihren Fehler wieder aufzuheben, in dem sie dem Geist hinterher rannte, da bereits jemand mit dem Kommando 'Los!' was noch in der Luft hing an ihr vorbeirannte. Es war Shani, natürlich war es sie. Natürlich war sie es, die schneller auf einen Reiz reagierte, als jeder anderer. Ihr folgten Jana und Jack, keine Ahnung wie Jana es geschafft hatte so schnell aus dem Busch zu springen. Auch Alister versuchte ungefähr mit ihrem Tempo beizubehalten. Als auch Alexander an ihr vorbeilief, rannte sie auch schnell hinterher. „Alister wo lang?!" Rief Shani über ihre Schulter, während sie dem Feuerschweif des Geistes hinterherrannte. „Links!" „Also kommt sie wahrscheinlich am Ufer des Sees raus! Alex, Alister, Vicky Abkürzung zum See! Jack, Jana weiter hinterher!" Ohne ihr auch nur Bestätigung zu geben, bogen die drei von ihr aufgerufenen in die nächste Seitengasse ein, während sie, Jack und Jana ihre Geschwindigkeit nur weiter anzogen. Der Feuerschweif war immer gut fünfundsiebzig Meter vor ihnen und nur der Fakt, dass ihre Erscheinung so von extrem hellen roten Flammen eingehüllt war, sorgte dafür, dass sie sie überhaupt noch sehen konnten. Ohne das hätten sie die Gestalt wahrscheinlich schon weitaus öfter verloren.

Für alle Außenstehenden würde es nur aussehen, dass drei Jugendliche, alle mit schwarzen Haaren unter schwarzen Mützen, durch dunkle Straßen bei Nacht rannten. Niemand außer ihnen konnte diese Geister sehen. Zumindest war das von den Blicken zu deuten, die einzelne Leute, die die Gruppe hatten durch die Nacht rennen sehen, ihnen zuwarfen. Also war das höchste an Konsequenzen, was auf sie zukommen könnte, dass Leute sie für komisch halten würden. Doch zum Glück sah niemand diesen feurigen Ball, dem sie hinterher rannten, der garantiert einen Haufen Panik hervorrufen würde, würde ihn jemanden sehen. Shani sah nach hinten und erkannte, dass Jack und Jana beide grinsend versuchten schneller zu rennen als der jeweils andere, während sie beide gut dreißig Meter hinter ihr waren. Sie konnte nicht wirklich länger zurück schauen, also wandte sie sich wieder nach vorne, um zu sehen in welche Richtung der Geist rannte. Der Geist bog nach rechts ab und Shani folgte ihr. Sie hatte es sich dank Karte also richtig gemerkt, der Weg den die Frau in dem roten Mantel genommen hatte, führte zum See. Nach drei Malen scharf Abbiegen, die Gestalt vollführte dabei Saltos, schlug Räder und sprang von einer Wand zur nächsten, all das während sie elegant und graziös dabei wirkte. Endlich sah sie die Oberfläche des Sees auf der der Mond glitzerte, es war bald vorbei. Es war eine von drei Routen, die der Geist nahm, die bei der die Gestalt am Ende auf ein Dach sprang, dann einige durchaus beeindruckende Bewegungen ausführte und dann in einem feurigen Regen verschwand. Aber wenigstens war es dieser Weg, bei dem sie einige Male bis zum Ende mitkamen.

Sie kam der Gestalt immer näher und als sie so abbog, dass sie am Ufer des Sees entlang rannte, waren es weniger als zwei Armlängen, die sie von ihr entfernt war. Sie fühlte keine Erschöpfung, keine Stiche in ihrer Seite und auch ihr Atem war nicht im geringsten von ihrem Sprint beeinflusst. Schon eine nützliche Kraft, vor allem wenn man bedachte, dass Jana und Jack schon vollkommen außer Atem waren. Einen Moment sah Jana an ihren strubbeligen Haarsträhnen vorbei auf eines der Dächer nach oben, wo sie nur für den Bruchteil einer Sekunde eine Gestalt sah. Hochgewachsen, breitschultrig, längeres Haar und... und schon war die Gestalt verschwunden. Doch sie hatte keine Zeit sich weiter damit zu beschäftigen, da sie weiter rennen musste. Schnell, sonst würde Jack noch vor ihr beim Geist ankommen. Dann sah sie nach vorne und erkannte, wie Shani in die Gasse einbog, in der die Geisterdame jedes mal auf das Dach sprang. Also rannte sie noch schneller und schaffte es gerade noch mit schmerzender Brust und ziehenden Muskeln ein kleines bisschen vor Jack in die Sackgasse einzubiegen. Von Alexander, Vicky und Alister keine Spur, wo waren die drei?! Der Geist rannte gerade mit Shani direkt auf ihren Fersen zu der Wand am Ende der Straße. Diesmal sparte sich die Frau die Turnübungen, sondern versuchte einfach nur wegzukommen. Warum sie sich nicht einfach auflöste? Keine Zeit darüber nachzudenken, da die Frau gerade als Shani nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt war nach oben aufs Dach springen sollte.

Doch bevor sie auch nur einen Zentimeter in die Luft schießen konnte, geschah es. Mit einem lauten Zischen und einem eben so lautem Klatsch wurde etwas auf den Geist fallen gelassen. Ein geschockter Aufschrei drang unter der Kapuze hervor und das Feuer ging aus. Der Mantel hing an ihr herunter und war klatschnass von dem Eimer voll Wasser, den Alexander über ihrem Kopf ausgeleert hatte. Die schmalen Hände schossen unter ihrem Mantel hervor und sie riss sich mit einem entsetztem Gesichtsausdruck die Kapuze vom Kopf. Voluminöses braunes Haar quoll unter der Kapuze hervor und das schmale fuchsartige Gesicht verzog sich zu einer geschockten Miene. Doch bevor sie auch nur einen Laut hervorbringen konnte, begann jemand zu lachen. „Das ist das coolste, was du je gemacht hast Alexander." Alister warf seinen Kopf in den Nacken und lachte sein helles Lachen. „Es war auch eine der besten Ideen, die du je hattest." Gab Alexander leise kichernd zurück. Vicky stand grinsend hinter den beiden und reckte ihre beiden Daumen in die Luft und rief mit einem freundlichen Lächeln zu Shani nach unten. „Alex und Alister verstehen sich endlich!" Shani kicherte leicht und schüttelte ihren Kopf während sie ihre Hand auf die Schulter der Frau legte. „YAY!" Rief Jack, der sich erschöpft an die Wand von einem der Häuser lehnte, während Jana sich mit schnellem, flachen Atem Schweiß von der Stirn wischte. „Was seid ihr denn für Verrückte?!"

Die große Frau schnippte vor Shanis Gesicht und warf ihre Haare nach oben. Die junge Frau mit der dunklen Haut legte mit einer irritierten Miene ihren Kopf schief. „Was meinst du?" Die junge Frau schnappte empört nach Luft und stieß ihre Nase nach vorne wie einen Speer. „Ich führe hier jede einzelne Nacht meine Aufführung auf und plötzlich taucht ihr hier auf. Erstmal schaut ihr mir zu, zugegebenermaßen, ich verstehe weshalb. Dann verfolgt ihr mich und heute," Sie sah angewidert auf ihren nassen Mantel und ihre von Ranken umschlungenen Füße. „heute habt ihr den Vogel wirklich abgeschossen. Wie wollt ihr mir euer Verhalten erklären?" Sie hob eine ihrer Augenbrauen und sah verurteilend zu Alex und Alister nach oben. „Warte, wo ist die Kleine mit den langen Haaren?" Die beiden jungen Männer sahen verwirrt zwischen sich und bemerkten, dass das Mädchen verschwunden war. Alister wedelte mit seiner Hand in der Luft herum, bis sie plötzlich gegen etwas traf. „Autsch!" Fluchte Vicky und rieb sich über ihre Wange. „Oh sorry." Sagte Alister schnell und sah sie erschrocken an. „Ich wollte das nicht." „Ja schon gut." Sagte Vicky. „Ich hab mich nur erschreckt vor...ähm dem Feuergeist." „Ähm...trotzdem..." „Kommt sofort hier runter und rechtfertigt euch!" Fauchte sie zu ihnen nach oben, woraufhin Alister, Vicky und Alexander zurückzuckten. „Ja...ja ...schon gut." Nuschelte Alexander und fing tatsächlich an über das Dach zurück zu laufen zu der Leiter, die sie hochgeklettert waren. Alister rollte genervt mit den Augen aber stapfte dann dicht gefolgt von Vicky das Dach entlang.

Während die drei sich wieder auf den Weg zum Boden machten, wandte sich der Geist den anderen zu. „Also? Erklärt euch gefälligst!" Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust. Jana musterte die Geisterdame irritiert und legte ihren Kopf schief. „Du bist ein Geist. Wir sehen Geister... wir haben keine Idee, was wir machen sollen. Und der letzte Geist ist mit unserer Hilfe verschwunden..." Der Geist warf mit empörter Miene ihre Haare herum. „Und deshalb glaubt ihr, dass ihr berechtigt seid arme, tote Seelen zu belästigen, die einfach nur ihre Zeit als Überbleibsel einer anderen Zeit in dieser Welt genießen wollen?!" Sie schüttelte mit ihren Händen und schnaubte beleidigt. „Wisst ihr was?! Ihr habt mich so sehr genervt! Ich werde euch jetzt verfolgen! Genau so verfolgen wie ihr mich verfolgt habt, ihr nervtötenden Kakerlaken!" Sie drehte ihren Kopf zur Seite, ihre Haare begannen um ihren Kopf herumzuwallen, während wieder kleine Feuer über ihren Mantel züngelten. „Was meinst du?" Fragte Shani kritisch und hatte das Gefühl, sich die Haare aus dem Gesicht streichen zu müssen. Ihre Haare waren zwar alle unter der Mütze, aber trotzdem war die Situation dafür verantwortlich, dass das sie dies tun wollte. „Dass ich euch jetzt hinterher schweben werden und euch genau so nerven werde, wie ihr mich genervt habt. HA!" Sie schwebte ein bisschen in die Luft und verschränkte ihre Arme vor der Brust.

„Und wie willst du das machen?" Fragte Jana, die sich wieder gerade hinstellte und ihre linke Augenbraue hochhob. „Nun junge Frau, ich sehe du hältst mich nicht für sonderlich einschüchternd. Aber das wirst du dir noch anders überlegen." Mit einem bösartigen Grinsen löste sie sich einfach auf und auch Shanis Griff brachte da gar nichts. „Verdammt!" Fluchte sie und trat einen Schritt zurück. Fast genau in diesem Moment traten Vicky, Alex und Alister in die Gasse und Alexander legte mit irritiertem Gesicht den Kopf zur Seite. „Wo habt ihr denn den Geist versteckt? Oder hat er bei dem Gedanken mit Alister reden zu müssen, die Flucht ergriffen." „Der Geist ist eine Frau... aber keine Ahnung, sie hat gesagt sie würde jetzt uns jagen." Stellte Shani fest und schüttelte mit genervtem Gesichtsausdruck ihre Hände. „Was solln das bedeuten? Hing die nicht schon die ganze Zeit an ihrer Route? Und naja... steckten der Jäger und der Junge nicht auch an ihren Plätzen fest?" Fragte Alister und verschränkte die Arme vor der Brust. „Hofft die jetzt, dass wir ständig hier in diesen Gassen rumlungern oder" Vicky bemerkte etwas an der hinteren Wand der Gasse und zupfte schnell an Alisters Ärmer. „Al..." Sagte sie leise, doch Alister redete einfach weiter. „was denkt die, was wir vorhaben? Außerdem sah es bisher nicht so aus-" „Alister." Der Junge mit den roten Haaren sah zu Vicky hin und fragte. „Was ist denn los?" Fragte er und Vicky zeigte mit ängstlich geweiteten Augen auf die Wand.

Alister drehte seinen Kopf in die Richtung und schluckte. „Oh nein..."

Auf diese Aussage hin sah auch der Rest der sechs zur Wand, auf die Vicky deutete. Aus ihr drang etwas hervor. Etwas schmales längliches, ganz in rotes, feuerartiges Licht getaucht. Dem Bein folgte ein weiteres und ein weiteres, noch eins... und noch eins... und plötzlich war da eine abartig große, verdammt noch mal in rotem Licht leuchtenden Riesenspinne aus der Wand getreten. Und auch wenn Jack und Shani nicht leicht, nahezu gar nicht in Panik gerieten, brachte das nichts. Dass zwei von sechs Leuten nur verwirrt zurücktraten, machte sie nicht gerade leise. Da die anderen vier extrem laut aufschrien. Wirklich, wirklich laut. Alex stolperte zurück und fast prompt über seine Füße. Vicky zog sich ihre Haare vors Gesicht und verschwand keine Sekunde später wieder in die Unsichtbarkeit. Auch Jana und Alister konnten sich einen Angstschrei nicht verkneifen. Plötzlich richtete sich die Spinne auf und stieß zwei ihrer vorderen Beine nach vorne. Das ungefähr auf der Höhe von Jacks Kopf. Shani trat einen Schritt zurück und zischte dann durch ihre Zähne. „Wir gehen jetzt ganz langsam und rückwärts hier raus." Sie tat einen ersten langsamen Schritt nach hinten. Doch plötzlich brach ein grausames, kreischendes Geräusch zwischen den Kieferklauen des riesigen Tieres hervor. Der Schrei war betäubend, dröhnte in den Ohren der Jugendlichen und ließ selbst Shani die Haare im Nacken zu Berge stehen. Doch noch konnte sie gegen ihr wie wild rasendes Herz ankämpfen.

Nur Jack hatte wirklich keine Angst. Und nur wegen seinem Grundwissen, dass man sich nicht mit Riesenspinnen anlegt, wich er zurück. Doch dann fiel ihm etwas ein, er trat fest auf den Boden und zwischen dem Asphalt, auf dem die Spinne stand schossen Ranken hervor, doch bevor sie sich um die Beine wickeln konnten, sprang die Spinne nach vorne und spucke einen zischenden Ball aus grünem, sprudelnden Schleim aus. Wieder wurde es laut vor Angst und Alexander riss im zweifelnden Versuch sich zu Schützen seine Hände vors Gesicht. Er kniff seine Augen zusammen und Tränen traten ihm in die Augen. Doch plötzlich wurde es still, die Schreie waren wie abgeschnitten und auch das schreckliche Gebrüll war endlich vorbei. „Alex? Wie...wie machst du das?" Er hörte die zitternde Stimme von Jana und öffnete seine Augen. Einige Meter vor ihnen in der Luft schwebte der Ball. Direkt in der Linie seiner Hände, seiner zitternden angespannten Hände. Die Spinne blickte ihn irritiert aus ihren tiefschwarzen Augen an und schien nicht genau zu fassen, was passierte. Doch als er auch nur eine Sekunde später realisierte, was passierte, zuckte Alexander erschrocken mit einem leisen Aufschrei zurück und kaum war diese pure Panik abgeklungen, fiel der Säureball zu Boden. Es klatschte mit einem lauten flatsch auf den Boden und keine Sekunde später löste sich das Geschoss der Spinne auf.

„Was... habe ich gerade gemacht...?" Fragte Alex leise und sah geschockt auf seine Finger. „Deine Superpower benutzt!" Sagte Jack mit einem leichten Boxen auf Alex Arm und ging an dann langsam rückwärts, wobei er Alex vorsichtig mitzog. Shani hatte Vicky irgendwo aus der Luft gegriffen und zog auch sie zurück. Die Spinne trippelte wieder einige Schritte auf sie zu. Hatte die Angst vor Alex Fähigkeit im Panikrausch verloren. Jana und Alister liefen nebeneinander rückwärts auf das Ende der Gasse zu. Mehrere Schritte von dem riesigen Tier in die Richtung der Jugendlichen. „Ich hasse Spinnen." „Ich mag kleine Spinnen! Aber die hier, die hier ist echt ziemlich pfui!" Alex sah zu Jack und nickte dann. „Du hast recht. Einfach nur recht." Stellte der Kleinere daraufhin fest und zitterte stark. Und keine Sekunden später traten die ersten beiden, Vicky und Shani, auf die freie Straße. Danach auch die anderen vier. Hinter ihnen gleich die Spinne. Doch es blieb nicht bei dieser einen Gefahr. Während die Spinne, bis auf ihr Kreischen ganz stumm war, kamen jetzt schwere, laute Schritte auf sie zu. Noch sahen alle die rot glühende Spinne als größere Gefahr an, aber das Stapfen kam näher. Und dann sah Jana doch hin und schluckte fast augenblicklich, nur um Alister danach in die Richtung zu drehen.„Was...?" Fragte Alister mit leicht zitternder Stimme und sein Mund klappte auf. Jana klappte seinen Mund wieder zu und dann sahen auch die anderen in die Richtung und sahen, dass sich jemand näherte.

Mit verfettetem Haar, in einem Pferdeschwanz zusammengebunden, stapfte eine trollartige Gestalt auf sie zu. Die kleinen Schweineaugen fixierten die sechs und Jana trat einen Schritt zurück. „Oh Satan... Mrs. Thomas..." Sagte sie leise und Alister sah sie verwirrt an, als auch Vicky und Alex sie erkannten. „Das... das ist doch diese gruselige Frau, die in der Kirche allen Leuten mit Raucherstimme von ihren letzten Erfolgen beim Bingo erzählt?" „Oh nein..." Sagte Vicky, die wieder sichtbar war, aber sich schnell hinter Shani versteckte. „Ich...meine ja sie sieht angsteinflößend aus... aber... warte rennt die auf uns zu?" Fragte Alister und ja er hatte recht, die alte Frau nahm Fahrt auf. Und plötzlich erschallte ein Röhren, ähnlich laut wie die Spinne, nur noch schriller. Oh ja die Spinne, die kam ja auch näher! „WIE KÖNNT IHR ES WAGEN NACHTS SO LAUT ZU SEIN?! EUCH ZIEH ICH DIE OHREN LANG!" Und damit stürmte die Frau in einem wirklich wirklich erschreckenden Tempo auf sie zu und auch die Spinne war inzwischen aus der Gasse hervorgesprungen. „Jetzt ist es aber wirklich Zeit wegzurennen." Sagte Shani und prompt begannen die sechs loszurennen. Die Laute, die die Frau daraufhin von sich gab, waren am besten mit denen aus einem der Dinosaurier in Jurassic Park zu vergleichen. Alex wusste nicht genau, ob er mehr Angst vor der Riesenspinne, die sie verfolgte, oder vor Misses Thomas, die sie verfolgte, haben sollte.

„Was geht denn ab mit der?" Fragte Shani, die überlegte, ob sie Vicky Huckepack tragen sollte, um sie vor den beiden Gefahren zu beschützen. Aber dann fiel ihr ein, dass Vicky jederzeit in irgendeine Ecke springen und verschwinden konnte, wenn sie wollte. „Was weiß ich?!" Fauchte Jana zurück. „Meine Mudda mag die Olle, Daran könnte es liegen!" Fügte sie dann hinzu, während sie immer noch weiter rannten. „Sollen wir uns vielleicht aufteilen?!" Fragte Alister und sah über seine Schulter, wo die Spinne und die Frau, die schnaubte wie ein wütender Drache, hinter ihnen her rannten. „Dann können" Alister schnappte nach Luft. „Dann sind ein paar von uns, die jetzt nicht so sportlich sind... sicherer! Weil... weil Spinne böse... und Freundin von Janas Mutter... auch böse..." „Alister hat recht!" Sagte Shani mit fester Stimme und sah dann blitzschnell nach links. Rechts war der See. Sie blickte in all die Gassen und dann zurück zu den beiden Verfolgern. Während die Spinne immer näher kam, verlor die Frau an Nähe zu ihnen. „Jack, Alex! In 15 Metern ist links eine kleine Gasse, rein da!" Alex fühlte körperlich wieder Erschöpfung und Schmerz aber auch in seinem Kopf versetzte ihm das einen Stich. 'Schon wieder ich' dachte er, doch beschwerte sich nicht sondern bog zusammen mit Jack in die sehr kleine, sehr schmale Gasse ab, in der die beiden jungen Männer nicht mal vernünftig nebeneinander stehen konnten. Auf alle Fälle war das zu eng für die Spinne und Jack lief trotzdem noch weiter und die beiden bogen weiter in das Straßennetz hinein. Und sobald sie um einige Ecken geschlichen waren, war sich zumindest Jack sehr sicher, dass die Frau sie nicht mehr finden könnte.

Trotzdem hielt Alex aus Angst die Luft an. Jack selbst befand sich eher in einem Zustand des Adrenalin Hochdrucks, doch es war kein negativer. Die einzige Sorge, die er hatte war, wie die anderen und vor allem Shani mit den beiden anderen Sachen klarkommen sollten. Auch wenn er wusste, dass wenn überhaupt einer der vier sicher war, es auf alle Fälle Shani sein würde. Außerdem, dieser Gedanke kam ihm als er zu Alex sah, war er als der Begleiter des Koreaners geschickt worden, um sich um die Gesundheit des Anderen zu kümmern. Also ging er zu ihm hin und legte ihm mit einem freundlichen Gesicht eine Hand auf die Schulter. Doch auf der anderen Seite des Gassennetzes trommelten Füße auf Asphalt und Spinnenbeine hinter ihnen. Die Menschen mit tatsächlichen Geräuschen und die Spinne von ihrem Kreischen abgesehen vollkommen ohne irgendwelche. Auch die röhrende Frau, die jetzt sogar lauter war, als die Jugendlichen am Anfang, war immer noch da. „Okay! Wollen wir uns wieder aufteilen und hoffen, dass die zwei jeweils eine andere Gruppe verfolgen?" „Gute Idee! Hier ist, sobald wir hier nicht mehr See rechts von uns haben, eine Nachbarschaft, die ich gut kenne." Alisters Stimme war schon schwach, trotzdem versuchte er sein bestes, eine Hilfe zu sein. „Super!" Stellte Shani fest und sah zu Vicky. „Ein bisschen weiter die Straße rauf," Shani kniff ihre Augen zu und schnippt dann drei mal, während des Laufens. „gabelt sich die Straße und einer geht einen Hügel hoch. Wir laufen den Weg lang... die Frau sah nicht so aus, als würde sie gut bergauf laufen können." „Aber er ist weit genug für die Spinne?" Brachte Vicky während einem Schnappen nach Luft hervor. „Genau das!" Sagte Shani und nickte Vicky bestätigend zu.

„Also teilen wir uns auf!" Stellte Jana, ebenfalls mit schon ziemlich brennenden Muskeln fest und rannte zusammen mit Alister zur rechten Seite des Weges. Die Spinne ließ ein erneutes Kreischen aus ihrem riesigen Leib entfliehen, welches eisige Schauer über Alisters und Janas Rücken rasen ließ. Und sie kam immer näher, näher und näher. Eine große Welle Panik befand sich auf dem besten Weg zur Flut und würde nur allzu bald über ihnen zusammenschlagen. Schmerzende Muskeln, stechender Atem und endlich macht die Straße eine Kurve. Sie hatten zu viel Angst, um zurück zusehen. Janas Kräfte begannen auch langsam nachzulassen. Mit ihrem Kopf wollte sie einfach weiter und weiter, aber ihre Muskeln und ihr Körper, waren zu schwach. Und als sie zu Alister sah, erkannte sie in seinen Augen, dass er wusste, dass Jana nicht mehr lange so weiter rennen konnte. Dafür hatte sie schon zu viel Energie für diesen Abend verbraucht. Und endlich war da die die Straße, in die Jana und Alister prompt einbogen. Während Shani und Vicky von der Spinne gefolgt weiter die Straße entlang rannten und kurz darauf die breite Straße den Hügel nach oben. Und die Spinne folgte ihnen tatsächlich wie geplant. „Vicky! Wenn sie zu nahe kommt, dann drück dich in die nächste Ecke und mach dich unsichtbar! Ich komm schnell genug weg." Vicky nickte daraufhin schnell und dann rannten die beiden weiter, mit der Spinne dicht auf den Fersen, aber die menschliche Verfolgerin der Jugendlichen, hatte sich tatsächlich die anderen beiden als Ziel ausgewählt.

Kaum waren die beiden in die schmalere Gasse eingebogen, fasste Alister den Ärmel von Janas Mantel und zog sie schnell die Straße entlang. Der junge Mann zitterte dabei und seine Beine fühlten sich an, als würden sie jeden Moment schmelzen. „Ich sollte wirklich mal trainieren." Keuchte er und ließ seinen schweißüberströmten Kopf hängen. Jana taumelte selbst zur Seite und atmete zitternd ein und aus. „Kommt...lasst uns...lasst uns einfach weitergehen." Sagte Jana schwach und stolperte ein paar Schritte nach vorne. Alister nickte und ging dann langsam los. Doch plötzlich hörten die beiden das Stapfen. „Ich hab gesehen wohin ihr gerannt seid!" Hörten die beiden plötzlich die schnarrende Raucherstimme hinter ihnen. Jana und Alister sahen einander aus großen Augen und vor Anstrengung zitternd an. „Verrottender Wahlkadaver!" Zischte Jana zwischen ihren Zähnen hervor, während Alister sie weiter durch die Nebengassen zog. „Was?" Fragte Alister auf Janas Ausdruck zurück, was das Mädchen dazu brachte eine schwache wegwerfende Handbewegung. „Keine Ahnung. Mikail der Sack arbeitet daran, mich dazu zu bringen, dass Wort fuck aus meinem Wortschatz in seiner Gegenwart zu entfernen. Und es scheint ein bisschen zu gut anzuschlagen." Alister zog erst eine Augenbraue hoch und dann Jana, um eine weitere Kurve. „Mein kleiner Bruder kann dich dazu bringen, aber ich nicht? Er ist gerade mal elf Jana..." „Ja! Ja genau das ist der Punkt! Er ist noch klein und niedlich. Außerdem hat dieser Fuchs ein Punktesystem entwickelt, bei dem ich immer Minus Punkte bekomme, wenn ich mit von ihm nicht bestätigten Worten fluche. Er hat meine Schwäche herausgefunden..." Jana sprach dabei nicht leise, nicht im geringsten doch leider war das nicht das letzte Problem.

Denn Janas Lautstärke lockte diesen Dinosaurier im Damen Kostüm nur an, doch das sollte nach Alisters eigentlich kein Problem sein. Also hatte er keine zusätzliche Panik, bis er sich herumdrehte und den Zaun sah. „Warum stehen wir in einer Sackgasse, Alister?" Fragte Jana leise, als die Stapfen hinter ihnen wieder lauter wurde. Der Jüngere verzog sein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen und sah dann zu Jana. „Der Zaun ist neu gebaut... Ich wusste nicht, dass er da war..." Doch während Alister zitternd und mit schmerzendem Körper und einem Gesicht, dass jederzeit in Tränen ausbrechen könnte, da stand, kamen die Geräusche ihrer Verfolgerin näher. Doch dann blinzelte Alister seine Tränen weg und sagte mit zitternder Stimme, aber trotzdem bestimmt. „Jana ich helf dir gleich über den Zaun. Du läufst geradeaus, bis zu der großen Fabrik, am Ende der Straße. Dann gehst du nach links und irgendwann ist da ein richtig weit aufgebrochenes Bodenfenster. Da kannst du durch und die Vordertür ist offen, von da an kommt man ganz leicht zu mir..." Jana sah zu Alister hin und verschränkte empört die Arme vor der Brust. „Sach ma hast du einen Sprung oder was geht mit dir?!" „Jana." Alister legte seine Hände sanft auf Janas Schultern und sagte dann mit einer Stimme, so ängstlich und zitternd wie Jana es selten wahrgenommen hatte. Doch Angst hatte er nicht um sich sondern um Jana. „Wenn meine Eltern mich bei so was erwischen, kriege ich einen ewigen Vortrag und Hausarrest oder so... wenn deine Eltern herausfinden, was du hier machst, bringen sie dich um..."

Einen Moment sah Jana Alister schweigend an, wollte etwas dagegen sagen, doch wusste trotzdem, dass er irgendwie recht hatte und drückte ihn dann kurz. „Wehe dir, du lässt dich von Misses Thomas zu Tode walzen Alister. Es gibt keine unwürdigere Weise abzukratzen." Der Jüngere nickte daraufhin schnell und zitternd und formte eine Räuberleiter mit seinen Händen. Jana kletterte mit Alisters Hilfe über den Zaun, während der Rothaarige mit bebenden Lippen den Geräuschen der Frau lauschte. Er war körperlich wirklich untrainiert. Wäre es anders gewesen, hätte er jetzt selbst über den Zaun klettern und der alten Hexe entgehen können. Aber nein. So sah er nur wie Jana auf der anderen Seite des Zauns zu Boden sprang und noch leise sagte: „Viel Glück Alister..." Und dann huschte sie auch schon weiter in die Dunkelheit. Doch egal wie leise sie sich jetzt verhielt, die Frau wusste sicherlich genau wo er war. Also schluckte er mit schrecklicher Angst in seiner Brust, den Kloß in seiner Kehle runter und fing dann an, langsam in die Richtung zu laufen, aus der er zuerst gekommen war. Möglichst leise. Alles tat ihm weh und er hatte bereits jede Hoffnung aufgegeben zu entkommen. Seine einzige Hoffnung wäre jetzt ein Engel gewesen oder eine Explosion. Oder ein explodierender Engel! Wie auch immer seine Hilfe sein wollte, er hoffte, dass sie existieren würde. Schon als er auch nur wenige Schritte weiter war, war der kurze Gedanke daran, ungeschoren davon zu kommen, wieder verschwunden.

Doch trotzdem schlich er weiter und hoffte einfach, dass die Frau nicht um die Ecke wartete und wenn doch, dann wollte er wenigstens ein bisschen Vorsprung. Also trat er aus dem Weg heraus und sah sich um. Fünfzig Meter rechts von ihm war die Frau, die ihn und seine Partner verfolgt hatte und sie trabte weiter auf ihn zu. Mit blähenden Nüstern und Atem der ein bisschen aussah wie Qualmwolken. Jap... definitiv keine Lust mich mit ihr zu Unterhalten, dachte er und rannte dann los. Und endlich, endlich, Adonai ich danke dir aus ganzem Herzen, waren seine seherischen Fähigkeiten mal zu etwas gut. Während das Unheil auf zwei Beinen ihm nachsetzte, schossen Bilder durch seinen Kopf. Er schüttelte sich schnell von der Benommenheit los und wusste das er nicht nach rechts abbiegen sollte. Also rannte er nach links und wieder nach links und bog um jede Ecke bei denen er Fluchtmöglichkeiten sah. Doch egal wie viele Harken er schlug, das Schnauben und Stapfen hinter ihm wollte nicht verstummen. Es war zwar weiter entfernt, aber die Frau gab einfach nicht auf. Inzwischen standen Tränen in seinen Augen, jeder Part seines Körpers schmerzte höllisch und sein Atem kam inzwischen nur noch begleitet von Lauten der Erschöpfung und Schmerzen begleitet aus seinem Mund. Doch er konnte das aushalten! Er konnte es aushalten. Aushalten... Doch plötzlich, ein schlimmerer Schmerz ein Blitz schoss durch sein linkes Bein und er konnte es einfach nicht mehr bewegen. Er fiel nach vorne, schlug auf den Boden auf ohne es zu schaffen sich abzufangen und konnte nicht mehr aufstehen. Der Muskelkater war schrecklich. Schrecklicher als je zu vor. Schwarze Flecken tanzten vor seinen Augen, sein Mund war ausgetrocknet. Und es gab nur drei Dinge, die er hörte, sein rauschendes Blut in seinen Ohren, das Näherkommen der Frau und ein Hämmern begleitet von fröhlichem Pfeifen.

Das letzte war wahrscheinlich einfach nur Einbildung. Wahrscheinlich ein flashback zu der Zeit, in der Archie und er ein Vogelhaus zusammen gebaut hatten. Wenigstens werde ich mit einer schönen Erinnerung zu Tode gewalzt... dachte er und dann war er nicht mal mehr stark genug, um seine Augen aufzuhalten. Mit Wangen, die nasser und nasser wurden von Tränen, versuchte er mit schrecklich schmerzenden Muskeln in eine kniende Haltung zu kommen. Er konnte ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken und das war auch das, was dafür sorgte, dass die stampfenden Schritte, die sich gerade von ihm entfernt hatten, wieder näher kamen. Es tut mir leid Archie, dass du mich bald so sehen musst... doch bevor er auf und seinem Verderben in die Augen sehen konnte, hörte er wie eine Tür aufgerissen wurde, dann wurde er plötzlich am Rücken seiner Jacke gepackt und zurück gerissen. Dann schlug die Tür zu. Er war gerettet worden. War es ein Engel gewesen? Hatte ein Engel ihn gerettet vor diesem erschreckendem Schicksal? Er könnte wirklich davon ausgehen von den starken aber schmalen Armen, die ihn langsam durch einen Raum zogen. Es tat ihm immer noch alles weh, aber die warmen Arme, die ihn hielten schienen seine stechenden Muskeln ein bisschen weniger stechend zu machen. Er wurde nach wenigen Sekunden abgelegt „Du bist ja ganz heiß, brauchst du Wasser? Weißt du was: dumme Frage! Ich hol dir was zu trinken..." Die Stimme, die an seine Ohren drang war sanft und süß. Es war die Stimme einer Frau, eines Mädchens? Sie sprach melodisch und Alister hatte schon immer eine Schwäche für schöne Stimmen gehabt. Also war er fast sofort ruhiger und als er plötzlich etwas kaltes an seinen Lippen fühlte und kurz darauf Wasser in seinen Mund drang, schluckte er seine Panik zusammen mit der Flüssigkeit herunter.

Es war Balsam für seine geschundene Kehle und alles begann sich weniger schrecklich anzufühlen. Er war immer noch komplett aufgeheizt vom Rennen und immer noch unfassbar erschöpft. Doch sein Schutzengel hatte auch auf dieses Problem eine Lösung. Als ein kaltfeuchter Lappen auf seine Stirn klatschte, seufzte er erleichter auf und sein verspannter Körper erzitterte. Das Kalte fühlte sich so gut an auf seiner heißen Haut. Eine Weile lag er einfach nur still, bis sein Körper nicht mehr brannte wie Feuer und er nur noch sicher war, dass der Muskelkater am nächsten Tag endgültig sein Tod sein würde. Doch inzwischen war er wieder okay genug, um seine Augen zu öffnen. Er wollte schließlich wissen, wie seine Retterin aussah, die in den letzten Minuten hin und her gelaufen und ihn einige Male nach seinem Befinden gefragt hatte. Seine Augen schlugen flatterten auf und er sah in das Gesicht eines Engels. Kaffeebraune Haut, langes, dunkelbraunes, zu einem Zopf gebundenes Haar, das an einem Gesicht mit runden Wangen vorbei fiel. Zwei hellbraune Rehaugen sahen ihn besorgt an und das ganze Gesicht und ein Großteil des Haares waren befleckt von Motoröl. Das Mädchen sah ihn an und sagte mit dieser süßen Stimme und einem leichten Lächeln. „Hey! Da bist du ja!" Sie schenkte ihm ein hübsches Lächeln und legte ihren Kopf zur Seite. „Danke." Wisperte er und verzog seine trockenen Lippen zu einem Lächeln. „Du bist gerade echt mein Engel..." Das Mädchen kicherte und stemmte ihre behandschuhten Hände in die Hüften.

„Und der Name lautet Daisy. Und du bist auch ganz süß, wenn auch schwitzig." „Alister, eine Freude dich kennenzulernen." Wieder lachte sie und nickte. „Ich konnte nicht zulassen, dass so ein hübscher Junge, einfach direkt vor meiner Garage im Dreck liegen bleibt." „Du hast mich gerade gerettet..." „Jup ich hab deine Verfolgerin gesehen, was hast du denn angestellt, um sie so zu erzürnen?" „Ich und ein paar Leute waren...wohl zu laut vor ihrem Haus." Daisy nickte leicht und legte ihren Kopf zur Seite. „Ach böse alte Menschen. Willst du eigentlich eine Banane? Oder so? Oder willst du vielleicht irgendetwas Magnesiumhaltiges?" Sie streckte sich plötzlich und ein Haufen lautes Knacken ging von ihrem Körper aus und schüttelte sich wie Hund, der gerade aus einem Fluss gestiegen war. „Uhm..." Alisters Körper zitterte immer noch zu sehr, als dass er sich erheben konnte. Er wusste nicht mal genau, wo er überhaupt lag. „Ich glaub nicht..." „Okay cool! Sag mir wenn du was willst, oder wenn du wieder aufstehen kannst." Damit schritt sie wieder hinfort und keine paar Sekunden später fing das Hämmern wieder an. Er fühlte sich besser und war so unfassbar dankbar dafür, dass ihm geholfen worden war. Doch plötzlich hörte er einen lauten Knall und zuckte heftig zusammen. Und als ein helles Lachen von Daisy kam, war er wieder in einem Zustand der Panik. Er versuchte sich aufzusetzen, aber dann war das Gesicht des Mädchens wieder vor ihm und lächelte ihn an. Wahrscheinlich versuchte sie ihn zu beruhigen, doch als sie hinzufügte: „Keine Sorge, dass war nur mein Bruder. Er jagt öfter mal Sachen in die Luft. Wahrscheinlich kommt er gleich hier runter und erzählt mir, wie stolz er darauf ist." war das nicht gerade beruhigend.

Er sah sie ängstlich an und Daisy wuschelte ihm kichernd durch die Haare. „Alles gut lieber Alister, mein Bruder ist ein ganz Netter." Er nickte, was ebenfalls ziemlich wehtat. „Kannst du dich hinsetzen?" Fragte sie ihn und wischte sich etwas Motoröl von den Wangen. „Wie passen denn hämmern und Öl eigentlich zusammen?" Fragte Alister, im Versuch sich abzulenken und das Mädchen strich sich durchs Haar. „Ich hab hier vor bisschen an der alten Kiste herumgeschraubt und dann eine Latte wieder festgenagelt. Meine Nachbarn haben sich eine Weile beschwert, aber haben es aufgegeben, als ich nur noch die Musik lauter gemacht haben, als sie sich beschwert haben... Warte... darüber haben wir gar nicht geredet." „Du wolltest wissen, ob ich sitzen kann." „Ah ja! Und?" „Keine Ahnung..." Doch als er gerade versuchte sich hochzustemmen flog die Tür auf und ein Junge mit in alle Richtungen abstehenden Haaren rannte in den Raum. Alister erschrak und fiel mit zitternden Armen zurück auf die Liege, während der Junge mit den weißen Flecken im Gesicht zu seiner Schwester rannte und sie grinsend an den Schultern schüttelte. Sein Gesicht war rußgeschwärzt und er hatte ein leicht verstörendes breites Lächeln auf dem Gesicht. „Wenn du Äpfel aushöhlst und sie mit Knallern füllst, dann explodieren sie! Sie fliegen durch den gaaaaaaanzen Raum." Der Junge wippte grinsend auf und ab und stupste Daisy wieder und wieder mit seinen Finger auf die Schulter. „Ich habs geschaaaafft." Sagte er in einem aufgeregtem Singsang und seine Haare wippten auf und ab.

Daisy kichert und schüttelte ihren Bruder zurück. „Großartig Bruderherzileinchen! Ich hoffe du hast es aufgenommen!" „Na klar hab ich das!" Die beiden sprangen grinsend umeinander herum und Luke, ja Alister hatte den Jungen schon einige Male gesehen, schüttelte seine Hände und seine braunen Augen glänzten. Während die beiden Geschwister sich sichtlich freuten, schaffte es Alister sich aufzusetzen und an die Wand zu lehnen. Nach einigen Sekunden bemerkte der Junge Mann ihn dann auch endlich. Fast sofort war das Hüpfen vergessen und er stand direkt vor ihm. „Heyyy!" Die Stimme des Jungen war hoch und aufgeregt und er lächelte Alister so sehr an, dass sich der rothaarige an die Wand drückte. „Uhm..." „Hey Luke meiner!" Daisy kicherte und gab ihrem Bruder einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. „Warum? Sein Gesicht sieht soooo weich aus!" „Ja Luke, ja Luke, das ist wahr. Sein Gesicht sieht weich aus, aber das sagt man nicht, wenn man sich nicht so gut kennt." „Aber es ist soooo nieedlich." Alister fasste sich an die Wange und rieb sich mit schmerzendem Arm darüber. „Ich versuche seit Ewigkeiten mir einen Bart wachsen zu lassen... aber es klappt einfach nicht..." „Oh keine Sorge, dein Gesicht ist wundervoll!" „Das stimmt! Du hast ein super Gesicht." Die beiden Geschwister lächelten Alister beide an und der Junge wurde daraufhin schlagartig rot. „Wo hast du ihn denn her?" Fragte Luke seine Schwester, die daraufhin antwortete. Alister sah dabei immer noch rot zu Boden. Ich bin nicht gut darin, Komplimente anzunehmen, dachte er und knetete seine eigenen Hände, während ihm die Locken ins Gesicht fielen.

„Wie zur Hölle hast du das angestellt?" Fragte Jana und sah Alister fragend an. Auch die anderen aus der Gruppe schenkten ihm einen verwirrten Blick. Alexander wirkte besonders verstört und das sagte etwas über die Ausdrucksstärke seines Gesichts aus, da es zur Hälfte mit seinem Kapuzenpulli bedeckt war. Alister sah den Geschwistern hinterher, die mit ihm zusammen zu seinen 'Teammitgliedern' gebracht haben. „Ich weiß nicht... ich glaub Luke und Daisy mögen mich." „Ja vor allem Daisy." Sagte Jana und boxte ihrem besten Freund mit einem neckenden Grinsen gegen die Schulter. Alister kratzte sich nervös am Hinterkopf. „Keine Ahnung... ja?" Shani schnaubte amüsiert. „Na dann Alister. Herzlichen Glückwunsch, du bist einer alten gruseligen Frau entkommen und hast zwei neue Verehrer bekommen." Alister sah mit einem Nicken zur Seite. „Ich meine ich find die zwei schon nett, aber... ähm..." dann erinnerte sich Alister, dass er in der Schule war und sich nicht verlegen und schüchtern zeigen wollte. Also räusperte er sich und hob seine Nase. „Naja wie dem auch sei. Das Wichtigste ist, dass wir die verrückte Dame losgeworden sind. Und diesen blöden Geist verloren haben. Ich werde diese irre Feuerfrau nicht noch einmal durch die Nacht jagen, weil verdammt nochmal. Dieser Muskelkater ist unfassbar schrecklich." Wie als würde, sein Körper dies noch einmal bestätigen wollen, jagte er eine Welle an Schmerz durch Alisters Glieder. Vicky nickte und rieb sich über ihre Oberschenkel. „Es tut echt weh." Alex legte seinen Kopf zur Seite und rieb sich mit verzogenem Gesicht über den Rücken. „Mir tut auch alles weh..."

Jack sah besorgt zu den anderen drei, während Shani und Jana nicht so ganz wussten, was sie tun sollten. „Wollt ihr vielleicht das nächste mal zuhause bleiben? Wenn ihr am Tag danach so durch seid?" Fragte Shani dann und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Vicky ließ sich wieder ihre Haare ins Gesicht fallen, Alisters sah zu Boden und der Scham, der so schlimm in Alexanders Brust brannte, war unfassbar deutlich in seiner Miene und Körperhaltung zu sehen. Doch plötzlich griff jemand ein. „Hey. Ich weiß ja nicht, was ihr meint, aber ohne euch wären wir letzte Nacht nicht mal ansatzweise so weit gekommen. Ihr habt uns wirklich geholfen und nur, weil ihr am Tag danach ein bisschen Muskelkater habt, könnt ihr uns doch nicht allein auf Missionen gehen lassen. Wer soll uns sonst sagen, in welche Richtung wir rennen müssen und sich unbemerkt an unsere geistlichen Gegner heranschleichen?" Fragte Jack und legte lächelnd seinen Kopf schief. Vicky kicherte leise in ihre Hand. „Jack, ein Geistlicher ist eine Person in der Kirche. Kein Geist." Einige Sekunden schien Jack darüber nachzudenken, dann hellte sich seine Miene auf. „Wir können auch Pfarrer vermöbeln, wenn ihr wollt!" Auch Alister lachte jetzt und stieß seine Fäuste in die Luft. „Ja! Nieder mit den Christen!" Jana sprang auf die Bank auf der Alex saß und rief laut und enthusiastisch. „JA! Nieder mit den Christen!"

Vicky vergrub ihr Gesicht in den Händen, doch konnte sich ein leises Kichern nicht verkneifen. Alexander lachte nicht, er fühlte sich nicht danach. Er fühlte sich schuldig und nutzlos und so unfassbar einsam, da er mit seinen ''Freunden'' noch nicht einmal so gelacht hatte. Auch Shani lachte nicht, sie verschränkte die Arme vor der Brust und hob eine Augenbraue. Jana sah zu ihr und fragte mit leicht kritischer Stimme. „Was gibt's?" Shani seufzte und zuckte mit den Schultern. „Nun... Warum dürft ihr so was sagen, wie 'Nieder mit den Christen' ohne irgendwelche Reaktionen? Aber wenn ich es tue, dann sehen mich Leute komisch an? Das ist einfach nur extrem unfair." Sie warf ihre Haare in die Luft und machte dieses Geräusch, was diese zickigen Mädchen in High school Dramen immer von sich geben. Doch sie konnte das nicht lange aufrecht halten und als Jack, Alister und Jana wieder zu lachen begann, lachte auch sie mit und stemmte ihre Hände in die Hüften. Auch Vicky kicherte leise mit und ihre Haare wippten, während sie lachte, auf und ab. Alex sah zu Boden, seine Hände zitterten leicht, er war so müde. Einfach nur so unfassbar müde. Er wollte mitlachen, aber alles tat ihm weh und alles fühlte sich taub und bedeutungslos an und er wollte aufstehen und mit den anderen fünf glücklich sein. Aber er konnte nicht. Er steckte... fest. Doch plötzlich fühlte er etwas warmes. Eine warme, sanfte Berührung auf seiner Schulter und als er aufsah wurde ihm auch warm. Jack lächelte ihn an und das so, so ehrlich und herzlich, dass in Alex Herz eine Blume voll Wärme und Glück erblühte. Er konnte ein eigenes Lächeln nicht mehr unterdrücken. Und als Jack zu seinem Lächeln auch noch etwas sagte, wurde das Lächeln noch viel breiter.

„Hey dich hab ich eben ja fast vergessen. Du hast uns Gestern echt den Hintern gerettet, ich bin wirklich froh, dass du dafür gesorgt hast, dass keiner von uns von Spinnensäure verätzt wurde." Alex konnte es nicht mehr zurück halten, Tränen traten ihm in die Augen und seine Unterlippe begann zu zittern. „Danke..." Wisperte er mit zitternder Stimme und sah zu Boden. „Ach Alex!" Im nächsten Moment fühlte er, wie sich zwei Arme um ihn schlangen und Jack ihn an seine Brust drückte. Seine Augen weiteten sich und ohne darüber nachzudenken erwiderte er die Umarmung fest. Er fühlte sich unfassbar gut, alles fühlte sich warm an, warm und gut. Eine wirkliche Umarmung hatte er auch seit Ewigkeiten von niemandem außer seinen Eltern mehr bekommen. Doch plötzlich hörte er leichten Applaus und sah über Jacks Schulter hinweg. In der Luft schwebte eine Frauengestalt, gehüllt in einen weiten Mantel, umspielt von rotem Licht. „Aw wie herzerwärmend. Am Ende siegt Freundschaft über alles und jeden woooow wie originell!" Jetzt hatten sich alle sechs zu ihr herum gedreht, zu ihr, die sie genervt anstarrte. Ihre braunen Haare wehten in einem nicht existentem Wind und irgendwie wünschte sich Jana, dass sie ihre Kapuze aufbehalten hätte. Mit ihren dunkelbraunen Augen und ihrem wütenden fuchsartigem Gesicht war sie sogar gruseliger als mit der schwarzen Fläche, unter ihrer Kapuze.

„Warte, warte warum bist du am Tag da?" „Warum nicht?! Ich hab euch doch gesagt, dass ich euch jagen werde! Glaubt ihr etwa, dass ich lüge?!" Sie schnaubte beleidigt und schwebte auf die sechs zu. „Ihr seid wirklich furchtbare Kinder!" Sagte sie und warf ihre Haare herum. Jana sah sich um. In der Ecke des Schulhofs in der sie sich aktuell befanden, waren nicht so viele andere Schüler, weil Alex auf keinen Falls mit Jana und Alister gesehen werden wollte. Und genau jetzt war Jana ihm sehr dankbar für diese Idee. Denn auch wenn sie sich sicher war, dass niemand anderes sie sehen konnte, wollte sie doch nicht vor einem Haufen anderer Leute mit der Luft reden. Nun ja... vielleicht doch, aber nur wenn ihr Bruder zusah und sie so tun konnte, als wäre es ein Dämon oder so. Doch so war sie nur irritiert und zog ihre Augenbrauen zusammen. „Und was willst du damit erreichen Fliegenpilz?" Fragte Jana und sah sie Geisterfrau mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Wie kannst du kleine freche Göre es nur wagen?!" Ihre Haare flogen nach oben und ihr Mantel bauschte sich auf. Janas Augen verengten sich und sie hatte das seltsame Bedürfnis, dem Geist ihre Faust ins Gesicht zu rammen. Ein Grollen bahnte sich aus ihrem Inneren nach oben und hatte plötzlich eine Idee. Während die Frau mit ihren wallenden Haaren begann irgendeinen unsinnigen Müll zu reden, fixierte Jana sich auf einen kleinen Punkt auf ihrer Stirn und biss sich auf ihre Unterlippe.

Sie versuchte kleine Fetzen von Gefühlen aufzufangen und sich danach an ihnen zu Gedanken weiter zu hangeln. Jana und Alister hatten das einige Male geübt. Zur Information, beim Großteil von positiven Emotionen hatte er an Archie gedacht und bei negativen meist an irgendetwas schulbezogenes. Doch hier genau hier, an dieser wundervollen bittersüßen Stelle hatte der Hund Pfeffer geschnupft. Jana hatte geübt. Jana war sich sicher, dass sie es konnte. Und alles lief problemlos. Sie wusste genau, wie sie von den Gefühlsfetzen weiterarbeiten konnte. Sie griff Schnipsel von Aggression und zynischem Amüsement auf und versuchte sich zu der Wurzel dieser Gefühle vorzuarbeiten. Bei Alister hatte das Immer so gut funktioniert. Kaum hatte sie es geschafft sich bei ihm, an einen Gedanken anzudocken, konnte sie dem Strom des Restes seines Gedanken Fluss folgen. Doch als sie jetzt den einen Gedanken fand, war es fürchterlich schwierig dem Fluss in ihrem Kopf zu folgen. Und ihr wurde erstens klar, dass Alister seine Gedanken absichtlich ruhig gehalten hatte und, dass sie sich maßlos überschätzt hatte. Denn kaum hatte sie einen Gedanken des Geistes erfasst und eine Mischung aus Belustigung und Genervtheit gefunden, schlug etwas um. Plötzlich schossen so viele Bilder durch ihren Kopf, dass sie sie nicht mal ganz verarbeiten konnte. Unterschiedliche Helligkeiten, Farben und so viele Gefühle! Ein hämmernder Schmerz schoss durch ihren Kopf und im Hintergrund ihres Falls durch mehr Informationen und Gefühle, als sie wahrnehmen konnte, hörte sie ein lautes, keckerndes Lachen. Es bohrte sich tief in ihren Schädel und sie begann schrecklich heftig zu zittern. Und plötzlich riss das Band mit einem fast fühlbaren 'zing'.

Der Lärm in ihrem Kopf war bis auf ein, leider noch verdammt super lautes, Echo verschwunden. Ihre Sicht war noch ganz fleckig und verschwommen und ein Frost hatte ihre Haut bedeckt. Sie stolperte mit blau angelaufenen Lippen zurück und fiel nur nicht auf den Boden, da sie plötzlich aufgefangen wurde. „Jana, Jana bist du okay?" Alister sah seine beste Freundin besorgt an und obwohl er eigentlich normal sprach, klang es für Jana ganz undeutlich und vernuschelt. Das einzige, was noch ganz klar war, war das Lachen, der feurigen Frau. „Sagte ich doch. Eine freche Göre ohne Hirn im schmalen Schädel!" Die Frau sah die übrigen fünf mit einem Augenaufschlag und verschränkten Armen vor der Brust an. „Wie hast du das gemacht?" Fragte Shani und musterte die Frau mit zusammengekniffenen Augen. Jetzt sah sie die Frau das aller erste Mal nicht als genau so leicht zu besiegenden Gegner an, der ähnlich leicht zu irritieren oder überzeugen war, wie die letzten Geister, mit denen sie bisher zu tun hatten. Eigentlich hätte sie das schon am Tag davor erkennen müssen, wo der Geist sehr effektive offensive und defensive gezeigt hatte. Doch jetzt wo sie Jana mit nicht mehr als einem hämischen Lächeln ausgenockt hatte, wusste Shani endgültig, dass sie diese Gegnerin nicht unterschätzen sollte.

Doch während sie dies ganz ruhig analysierte, starrten Vicky und Alexander sie entsetzt an. Jack sah besorgt zu Jana, die ziemlich verzweifelt versuchte wieder eine klare Sicht und einen klaren Kopf zu bekommen. Und Alister hatte wieder diesen ratlosen Blick aufgesetzt. „Ach, ganz einfach. Wenn du deinen Kopf so gut kennst wie ich, dann merkst du die Anwesenheit eines Eindringlings in deinen Gedanken.Und dann kannst du deine Gedanken so manipulieren, dass das kleine Problem verschwindet." Jana knurrte und stieß ein leises Schimpfwort hervor. „Wird sie wieder okay?" Fragte Alister leise und die Frau warf ihm einen spöttischen Blick zu. „Ha! Glaubst du wirklich, dass es mich interessiert?! Aw wie niedlich. Unschuldig und dämlich wie ein Schäfchen, aber wie anders mit den Haare?" Sie lachte und drehte sich mit einigen Tritten in die Luft. Einen Moment fragte sich Shani, wie man seinen Kopf so gut kennenlernen konnte, aber dann fiel ihr etwas anderes ein und das genau in dem selben Moment, in dem Vicky fragte: „Woher weißt du denn, wie sich eine fremde Person in deinen Gedanken anfühlt?" Die Augen der Frau weiteten sich leicht und dann begann sie zu kichern. „Ohhh ihr glaubt, ihr seid die einzigen, die unsere Ebene sehen könnt. Ach ihr werdet euch freuen, wenn ihr ihn kennenlernt!" Sie klatschte in die Hände und begann gruselig weit zu grinsen. „Er ist ein komischer Kauz! Ein hinreißend komischer Kauz!"

Shani sah zu Vicky und nickte ihr leicht lächelnd zu. Alex zog besorgt seine Augenbrauen zusammen. „Hast du heute deine Spinnen zuhause gelassen?" Fragte er und trat nach vorne neben Shani und Vicky. „Nein. Sachen beschwören ist zur nächtlichen Zeit anstrengend genug, aber am Tag? Niemals. Ich will euch nerven, warum sollte ich mich extra anstrengend dafür? Aber mich für Leute wie euch auch noch bemühen?! Ihr seid nicht nur dumm sondern auch dreist." Doch diese Aussage, die eigentlich verunsichern sollte, beeindruckte mindestens eine der Partner überhaupt nicht. „Leute wir gehen jetzt alle zu unseren Klassenräumen. Sie kann uns sicher nichts tun." Shani verschränkte ihre Arme vor der Brust und sah die anderen an. „Was ist mit Jana?" Fragte Alister sie besorgt, woraufhin Jana mit ihrer Hand in der Luft wedelte. „ Mir geht es super duper, mein Kopf tut nur eine kleines Bisschen weh. Und da sind außerdem ein paar schwarze, tanzende Flecken. Aber ich kann wieder normal laufen." Sie löste sich aus Alisters Griff und stolperte einige Schritte herum, bis sie sich mit wedelnden Armen in einem halbwegs stabilen Stand befand. „Okay dann mal los." Shani nahm Jacks Hand und die beiden liefen zusammen in eine Richtung. Der Geist sah den beiden entsetzten Gesicht an und fuhr geschockt herum, als auch Alister und Vicky nach links losliefen. Jana ging einfach in irgendeine Richtung los, während sie mit einem aggressiven Kopfschütteln versuchte ihr Sichtfeld frei zu bekommen. Der Geist sah auch ihr nach und ballte ihre kleinen Fäuste. Doch dann drehte sie sich um, zu der letzten Person, die noch in ihrem unmittelbaren Radius war. Alexander lief mit einem lahmen Bein in und gesenktem Kopf davon, aber der Geist hatte gerade ihr Opfer ausgewählt.

Also flog sie hinter Alex her, um seinen Kopf herum und jagte dem armen Jungen mit laute Geräuschen immer wieder einen kräftigen Schreck ein. Sein Herz pochte so schnell, dass er furchtbare Angst hatte, bald selbst auch ein Geist zu sein. Doch er schaffte es irgendwie. Er blendete das was der Geist sagte, genau so effektiv aus, wie so ungefähr alles, was von Ava oder Mark kam. Sachen die John sagte, waren meistens so dämlich und absurd, dass er freiwillig zuhörte. Bei Mona bestand immer die Gefahr, dass sie dir gerade erklärte, wie und wo sie jemandem ein Bein stellen wollte. Und bei Rodger hatte er immer die Angst, dass er ihm später ein Ausfüllquiz in die Hand drücken würde. Doch er war sich sehr sicher, dass nichts was die Geisterdame sagte wichtig sein, also ignorierte er es, während er sich mit schmerzenden Gliedern zu seinem Klassenraum schleppte und krampfhaft an andere Sachen dachte. Verflucht sollte dieser Geist sein. Verflucht sollte der Fakt sein, dass er nicht schnell genug abgehauen war. Frustriert, müde und mit schmerzendem Körper ließ er sich auf seinem Platz in der letzten Reihe fallen. Geschichte. Warum hatte er sich ausgerechnet für Geschichte entscheiden müssen? Vor allem, weil sowohl Ava, als auch Mona diese Klasse gewählt hatte. Und okay wenn er so darüber nachdachte, wusste er plötzlich genau, warum die drei diese Klasse gewählt hatten. Antonio Cherleton war unverschämt attraktiv und wenn er schon apathisch auf einem Tisch liegen wollte, sollte die Person, der er dabei zuhörte, wenigstens hübsch sein. Der Geist schwebte dabei immer noch um seinen Kopf herum und jagte ihm immer wieder einen Schrecken ein.

Doch er war nicht der einzige, der unter dem Handeln des Geistes zu leiden hatte. Jana stolperte ziemlich genau gegen eine Wand und krallte sich mit einem frustrierten Gesicht an ein Fensterbrett. „Shit." Knurrte sie und schüttete ihren Kopf energisch. „Jana? Ist alles okay?" Sie hörte Maries Stimme nur wenige Sekunden bevor sie ihre Hände an ihren Schultern fühlte. Sie bekam nur irgendein unverständliches Geräusch heraus. „Bist du krank?" Das blonde Mädchen legte besorgt ihre weichen Hände an Janas Wangen und hatte wohl ihre Idee von, keine Demonstration von romantischen Gefühlen in der Schule vergessen. „Soll ich dich zur Krankenschwester bringen Darling?" Fragte sich ganz sanft und drückte Jana zärtlich an sich. „Alles...alles okay... ich ähm." Verdammt! Sie konnte ihr nicht von Geistern erzählen, sie konnte ihr nicht davon erzählen, dass eine seltsame Feuerfrau, die aussah wie ein bösartiger Fuchs, ihre Sinne verwirrt hatte, weil sie ihr zu viele Gedanken durch den Kopf gejagt hatte. Also überlegte sie sich eine Notlüge. Doch als sie in Maries dunkelgrüne Augen sah, fiel es ihr unfassbar schwer eine Unwahrheit auszusprechen, obwohl es normalerweise mehr als leicht für sie war. Sie biss sich auf die Unterlippe und sah an sich herunter. Dann fiel ihr etwas ein, was nicht mal gelogen war.

„Ich bin gestern nicht nachhause gekommen und weil ich weder Alister noch einen Schlüssel dabei hatte, wollte ich nicht unbedingt spät in der Nacht bei Als Familie klingeln...Also ähm... und ja nachhause wollte ich auch nicht... also was ich sagen will ist... ich habe gerade eine Art Schwächeanfall, weil ich zu lange nichts gegessen und nicht geschlafen habe..." Doch als Jana aufsah, bemerkte sie das fürchterlich besorgte Gesicht ihrer Freundin. Und schon bereute sie, ihr das erzählt zu haben. Es war zwar die Wahrheit, aber trotzdem tat es ihr weh, sie so zu sehen. „Okay komm mit, ich hab was für dich in meinem Spind." Sie strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und nahm ihre Hand. Jana stolperte Marie hinterher, bis die beiden nach kurzer Zeit bei Maries Spind ankamen. Jana lehnte sich an eine Wand, während die Welt um sie herum endlich weniger drehte. Alles wurde langsam wieder normal. Doch plötzlich hörte sie ein Rascheln und als sie Marie wieder ansah, schaute sie auf eine noch verschlossene Tüte mit Chillichips, die ihr von ihrer Freundin hingehalten wurde. „Hier. Ich verstehe echt nicht warum du diese Dinger so magst..." Sagte Marie und Janas Augen wurden groß. „D..danke... du du hast dir echt gemerkt, was meine Lieblingschips sind... du hast Chips gekauft... und du hast sie in der Schule gelagert..." Auf Janas Wangen begann ein dunkles Rot zu glühen und Tränen traten ihr in die Augen.

Ihr Herz klopfte verdammt schnell und sie fühlte sich so unfassbar glücklich. „Natürlich. Ich weiß doch, dass du bei dir zuhause nichts isst... und mein Herz tut weh, wenn ich daran denken muss, dass es dir schlecht geht." Auch Marie war inzwischen rot geworden, während Jana die Tüte aufriss und sich ein paar Chips nahm. Das Klingeln der Glocke ignorierte sie dabei geflissentlich. Doch dann fiel ihr etwas ein. „Du hast jetzt doch gar keinen Unterricht. Warum bist du überhaupt in der Schule?" Fragte Jana, während sie sich immer normaler fühlte. „Ich habe eine Besprechung mit den anderen Klassensprechern und ja." Sie kratzte sich am Hinterkopf und zuckte mit den Schultern. „Und ich hab dich jetzt gefunden." Jana lächelte leicht und ihre Wangen blieben weiterhin rot. „Wow dann hatte ich heute wohl wieder Glück." „Du hast all das Glück verdient, was du bekommen kannst Jana." „Hab ich mit dir nicht schon meine ganze Dosis Glück für so zehn Jahre aufgebraucht?" Marie drehte sich mit roten Wangen zur Seite. Und strich sich über ihren blauen Cordrock. „Kann ich nicht mal die sein, die die süßen Sprüche bringt?" „Niemals. Denn ich bin, egal was die Situation ist, die Beste!" Marie rollte mit den Augen und Jana kicherte, während sie weitere Chips aß. „Naja in einer Sache bin ich besser als du." Stellte Marie nach wenigen Sekunden fest, während sie etwas in ihren Spind legte. „Hmhm?" Fragte Jana mit vollem Mund. „Ich habe die bessere Freundin!" Sagte Marie entschlossen und ihre Freundin grinste daraufhin. „Ich akzeptiere dies nicht, denn ich habe die bessere Freundin."

Nachdem die beiden aufgehört hatten zu grinsen, gab Jana Marie die Tüte zurück. „Danke dir Marie. Du bist echt super." Sie gab ihrer Freundin einen schnellen Kuss auf die Wange, nachdem sie sich umgesehen hatte, ob irgendjemand da war. „Ich muss dann mal zur Klasse. Erste Stunde Geschichte... yaaay..." Marie lachte leicht auf. „Ich hab dir doch gesagt, wähl kein Fach, nur weil du den Lehrer ansprechend findest." „Ja ja ich weiß, ich weiß du hattest recht. Ich hätte auf dich hören sollen, aber wenn ich in einem Unterricht schon nicht zuhöre, dann soll die Person, die ich dabei anstarre gefälligst hübsch sein!" Marie schnaubte und wuschelte durch Janas Haare. „Prioritäten auf alle Fälle richtig gesetzt." Stellte Marie schmunzelnd fest. „Na dann, wenns dir besser geht, viel Spaß in Geschichte." Jana nickte. „Dankeschön. Wann können wir uns eigentlich wieder mal treffen?" „Ganz bald." Sagte das größere Mädchen und legte ihre Hand auf Janas Schulter. „Okay, ich nehm dich beim Wort." Sagte sie leise und lächelte die Andere an. Danach drehte sich Jana um und lief los in die Richtung des Klassenraums. Und um ehrlich zu sein, sie hatte nicht mal gewusst, dass Alex und sie in der selben Klasse waren. Sie hatte nie wirklich Interesse an den ganzen Streitigkeiten zwischen Rodger und Maya gehabt. Sie war zwar auch immer dabei, wenn es eine größere Auseinandersetzung gab, aber hatte bisher so gut wie immer darauf verzichtet, sich privat mit jemandem außer Rodger oder Mona zu kabbeln. Sie waren ihr einfach zu leichte Ziele. Und auch jetzt erkannte sie nur, dass sich Alex in diesem Raum befand, weil eine gewisse Geisterfrau über einer der Bänke schwebte.

Ohh da haben wir ja noch einen von euch. Und dann auch noch dich!" Doch sie war nicht die einzige, die sofort mit Jana sprach. Nun das war nicht fair. Herr Cherleton fing Punkt genau an zu sprechen, als der Geist aufgehört hatte. „Oh Jana. Nur sieben Minuten zu spät heute." Sagte er und sah zu dem Mädchen hinunter. „Zu meiner Verteidigung," sagte Jana und stemmte ihre Hände in die Hüfte. „ich bin schon sehr lange nicht mehr zu spät gekommen." Er räusperte sich und schüttelte den Kopf. „Setz dich einfach hin und pass auf." Der Geist schwebte mit einer Geste, die aussah wie ein kleines Kichern in die Höhe. Jana streckte dem Geist kurz die Zunge raus, während sie zu ihrem Platz lief. Doch auch der große, hagere Mann lief zu dem Platz, wo der Geist in der Luft schwebte. Das einzige was Jana von diesem Platz sah, war ein dunkelblonder Haarschopf, der auf dem Tisch lag. Sie fischte ihr Heft aus ihrem Rucksack und sah nach hinten zur Seite. „Alexander? Darf ich dich fragen, warum du es für nötig hältst in meiner Klasse zu schlafen?" Jana spürte Mitleid in ihr hochkommen und wünschte sich beinahe später in die Klasse gekommen zu sein, damit er eher von ihr genervt wäre und nicht von Alexander. Wie gesagt sie wusste, was für ein einfaches Opfer er sein konnte.

Alex schoss erschrocken hoch und sah in die glanzlosen nahezu schwarzen Augen. „Ich...ich äh... was ähm..." Der Mann schüttelte seinen Kopf und sagte kühl. „Also, willst du mich informieren?" Fragte er mit einem schmallippigen Gesichtsausdruck. Alex schluckte und sah mit rotglühenden Wangen auf den Tisch. „Nein... nein ich habe keine Entschuldigung...." Ava, die nur eine Bank vor ihm saß, sah besorgt und mitleidig zu ihm hin, während Mona, die neben ihr saß, sich sichtlich bemühte nicht loszulachen. „Oh Mann, du bist ja wirklich lächerlich!" Die Frau lachte laut und es war sehr schwer für ihn, nur das zu hören, was sein Lehrer sagte. „Sorg einfach dafür, dass es nicht mehr vorkommt, okay? Ich hoffe, dass ich kein Gespräch mit deinen Eltern führen muss." „Es... es wird nicht wieder vorkommen." Sagte er, woraufhin Mister Cherleton nickte. „Gut." Sagte er, nickte und kehrte zur Tafel zurück. „Wooooow das ist enttäuschend! Wirklich! Du hättest ihm ruhig die Ohren lang ziehen können! Buhhhh, das ist ein furchtbares Kind!" „Ach halt die Klappe." Zischte Jana dem Geist zu, was Alexander ein bisschen zum lächeln brachte. Auch wenn Mona und andere Schüler sie ansahen, als wäre sie verrückt geworden. Nur der Mann mit den hellbraunen Haaren sagte nichts dazu, während der Geist zu Jana schoss und lauthals begann sie anzuzetern. Alex sah dankbar zu ihr hin, während der Geist Flammen um Jana herum schießen ließ. Jana hob einen Mundwinkel an, während sie ihren Kopf schüttelte. Dämlicher Geist, dachte sie und Alex dachte so ungefähr das selbe. Es war wirklich ein dämlicher Geist.

„Ich schlage normalerweise keine toten Menschen, aber ich habe gerade das unfassbare Bedürfnis dieses Gesicht mit meiner Faust zu lochen!" „Ja ich mag sie auch nicht sonderlich." Alister sah Jack und Shani abwechselnd mit offenem Mund an. „Ich weiß gerade nicht vor wem von euch beiden, ich mehr Angst haben sollte." Jack und Shani sahen einander an und zeigten dann auf den jeweils andere. „Und ich weiß nicht mal auf wen ich saurer sein soll! Diese Fuchsfrau aus der Hölle oder auf Mona! Ernsthaft! Oh nein, du hast mit einem von Mayas 'Leuten' geredet! Du wirst jetzt exekutiert werden. Sind wir in einem Bandenkrieg oder was?! Maya ist nicht einmal hier! Wo ist Maya überhaupt?!" Alex drehte sich mit einem angenervten Gesicht zu Jana. „Sie ist irgendwie schon ewig nicht mehr hier!" Alister antwortete anstatt von Jana. „Sie war für eine Beerdigung in Irland und ist dort ziemlich krank geworden. In ihrem Zustand darf sie nicht in ein Flugzeug und sitzt deshalb dort fest." „Oh das tut mir leid." Sagte Alex leise und sah zur Seite. Jana nickte. „Ja Maya ist aktuell weg und Sarah klebt an ihrem Freund, also soweit ja." Unangenehmes Schweigen kehrte ein, bis Vicky plötzlich mit gesenktem Kopf zur Gruppe gelaufen kam, mit einer Frau, die hinter ihr herlief und sie wieder und wieder beleidigte. Shani lief fast ohne darüber nachzudenken los und stellte sich zwischen Vicky und den Geist. „Und deine Haare sehen aus wie das Fell eines uralten Straßenhundes. Oh nicht mal selbst verteidigen kannst du nicht, du brauchst Hulk in eine Röckchen, um dir zu helfen." Daraufhin begann die Frau laut zu lachen. „Ihr seid wirklich die erbärmlichste Truppe an Möchtegernsuperhelden, die ich je gesehen habe!" Shani seufzte genervt und sah zu Vicky hin.

„Sie ist furchtbar Vicky. Und wir werden dafür sorgen, dass sie gleich verschwindet." Das kleinere Mädchen nickte und machte die paar Schritte, um sich ganz hinter Shani verstecken zu können. Der Geist lachte hämisch und aus ihren Händen begannen flammende Säulen hervorzuschießen. „Ich werde euch alle verbrennen!" „Für diese Manifestationen reichts aber plötzlich?!" Fauchte Jana und trat zu Vicky und Shani vor. „Es sieht sicher seltsam aus, dass wir mit der Luft reden. Und es ist auch wirklich seltsam mit jemandem zu reden, dessen IQ so ungefähr der Windstärke entspricht." Sagte Alex und stemmte eine seiner Hände in die Hüfte. Der Geist knurrte und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Wir müssen sie loswerden wirklich! Ich hab mir heut im Sportunterricht fast das Bein gebrochen wegen der Tussi!" Sagte Alister und schüttelte den Kopf. „Ich hasse Gymnastik...so so sehr." „Ja! Sie ist gemein zu meinen Freunden und außerdem sehr nervig." Jack verschränkte seine Arme vor der Brust und alle waren sich bei diesem Punkt einig. Jeder von ihnen konnte den Geist nicht ausstehen. „Das habt ihr von eurer Unverschämtheit!" Fauchte die Frau und die Jugendlichen warfen einander einen leicht verstörten Blick zu. „Sie hat wirklich einen Sprung in der Schüssel. Aber ich hoffe einfach mal, dass es eine Möglichkeit gibt, einen Geist zu vertreiben, ohne, dass dieser naja selbst daran mitarbeitet." Stellte Shani fest, während ihre schwarzen Locken ihr ins Gesicht fielen.

Hey ignoriert mich nicht so!" „Ich meine mich daran zu erinnern, dass der Oppa vom Anfang komisch darauf reagiert hat, als Alex das Seil gekappt hat. Vielleicht wäre er ganz verschwunden, wenn wir es richtig kaputt gemacht hätten." Jack sah zu Jana. „Aber... was bedeutet das dann für die Geister? Ich meine das Kind hat sich von selbst aufgelöst, er ist gegangen, aber was wenn wir so ein Dings wie das Seil zerstören? Was passiert dann?" Jack kratzte sich mit einem nervösen Gesicht am Hinterkopf und der Geist lachte wieder. „Wie traurig! Selbst euer großer Kerl ist eine Lusche!" Jana zuckte mit den Schultern und nickte in Richtung des Geistes. „Nun ja, also ich meine... Geister sind ja ohnehin schon tot... viel schlimmer kanns auch nicht mehr werden, oder?" „Für eine Geistbinderin fehlt dir jede Empathie!" „Alister, Jana könnt ihr zwei irgendwie herausfinden, wo ihr... Ursprung... Ist?" „Was ist los mit euch?!" Die rot flammende Gestalt schoss in die Höhe und das Haar der Frau, begann sich wie ein Spinnennetz über den Himmel auszubreiten. Geschockt traten alle sechs einen Schritt zurück, doch das rote Licht, was begann aus dem Geist hervorzuleuchten bedeckte sie immer noch. Alex sah sich nervös um, aber er konnte niemanden außer seinen Partnern im Geistersehbusiness auf dem Hof sehen.

„Leute wollen wir vielleicht wegrennen?!" Zischte Alex eine Frage hervor, während er hinter Jack in Deckung ging. „Das bringt nichts! Außerdem was will sie tun, wieder mit Spinnen um sich schmeißen? Wir werden den selben Tanz für Tag aufführen, wenn wir sie nicht loswerden." Shani sah die Gruppe ernst an. „Alister, Jana ihr lauft jetzt in eine andere Richtung weg und versucht den Platz zu finden! Wir werden sehr viel Geräusch machen und sie so gut es geht ablenken." Alister nickte schnell und salutierte Shani zu. „Yas Ma'am!" Shani lachte auf und salutierte zurück. Jana nickte nur und nahm Alisters Handgelenk. „Na dann lass rennen!" Jana und Alister rannten nach links, während der Rest der Gruppe Shani folgend nach rechts rannten. „Irgendwelche Ideen Aufmerksamkeit zu erregen?" Fragte sie, während sie zu Vicky und Jack hinsah. „Jack deine Pflanzen!" Der Älteste der Gruppe sah zu Vicky hin und nickte schnell. „Einmal super Idee! Zweimal wo kann man so ein cleveres Gehirn wie deins kaufen?" Während er das sagte spreizte er seine Finger schon voneinander ab und verzog sein Gesicht zu einem begeisterten Lächeln. Dann fasste er in seine Tasche und warf eine Handvoll Sonnenblumenkerne in die Luft. In Sekundenbruchteilen schossen Blumen aus ihnen hervor und der Geist drehte ihren Kopf mit eine verstörtem Gesicht zu ihnen. „Pflanzenkontrolle!?Was ist das denn für eine Kraft! Wie kommt man da drauf?!" Die Augen der Frau begannen zu glühen und ihre Lippen verzogen sich zu einem kalten aber breitem Lächeln.

Ihr glaubt nicht wirklich, dass ich so lange hier geblieben wäre, wenn man mich so leicht austricksen könnte! Mal schauen, ob eure Freunde alte Bekannte mögen!" Mit diesen Worten wies sie in die Richtung von Alister und Jana, wo innerhalb von wenigen Sekunden ein Sandsturm entstand und sich aus diesem etwas löste. Ein riesiges Bein gefolgt von einem ebenso massivem Körper trat aus dem Wirbel heraus. „IST DAS DIE FRAU VON GESTERN?!" Rief Jack und Alex sprang fast reflexartig zurück. Shani sah, dass Vicky wieder Luft holte, um unsichtbar zu werden. Und sie wusste dass das nicht passieren durfte. Seltsames Verhalten war okay, aber wenn Vicky sich einfach in Luft auflösen würde. Und es jemand sehen könnte. Okay das hätte sie auch bei den Blumen bemerken können, aber dafür war es jetzt wohl zu spät. Trotzdem wollte sie weiteres tun, um vermeidbare übernatürliche Ereignissen zu verhindern. Also packte sie Vickys Arm und schüttelte energisch den Kopf. „Nein. Sie muss uns sehen! Das ist der Punkt, sie darf sich nicht auf Jana und Alister fokussieren! Wir müssen sie ablenken!" Vicky sah sie kurz an und nickte dann schnell. „Okay." Daraufhin drehte sich das kleine, mollige Mädchen mit den hüftlangen braunen Haaren zum Geist um und rief in einer Lautstärke, die man ihr definitiv nicht zutrauen würde. „HEY DU GIGANTISCHHES BRENNENDES TASCHENTUCH! WENN DU SO EIN UNBESIEGBARER GEIST BIST, WARUM BRAUCHST DU DANN HILFE, UM MIT SECHS KINDERN FERTIG ZU WERDEN?!" „Was?!" Die Frau schoss herum, während die Gigantin mit dem Gesicht von Mrs. Thomas Alister und Jana nach stampfte. „Oh ich werde mit euch fertig werden!" Fauchte die Frau mit fürchterlicher Wut in der Stimme und feurige Bänder erschienen plötzlich in ihren Händen. Und nun innerhalb von wenigen Sekunden, begann sie diese durch die Luft zu wirbeln.

Auf der anderen Seite des Geistes hatten Jana und Alister gerade erst ganz erfasst, dass eine noch weiter in die Höhe und noch weiter in die breite gezogene Version von Mrs. Thomas auf sie zu stampfte. Die beiden sahen einander geschockt an. Jana war entsetzt und ihr Blut rauschte in ihren Augen. Die gigantische Frau, um die rotes Licht glühte, machte einen weiteren schweren Schritt. So, so schwer, dass die Erde unter ihren Füßen erzitterte. Alisters schmale Lippen zitterten und Janas Herzschlag wurde so schnell, dass sie es in ihrer kleinen Brust fühlen konnte. „Sie wird uns zermalmen..." Flüsterte Alister und obwohl Jana anfangs erst sagen wollte, dass das von Panik beeinflusster Unsinn war, sah sie, dass die riesige Frau eine Keule aus ihren ewig langen, strähnigen Haaren zog. „Oh mein verdammter Satan...du hast recht... Okay wir rennen jetzt." „Nicht schon wieder rennen." Sagte Alister, aber zögerte trotzdem nicht trotz ekelhafter Schmerzen loszurennen. „Was ist jetzt der Plan?!" Fragte Jana, während sie und Alister um die Ecke des Schulhauses wetzten. Es sahen sie jetzt ein paar andere Schüler von Seiten des weitaus beliebteren Innenhofes an. Aber wenn nur, auf brutalste Weise zerknautscht werden oder sehr seltsam angeschaut werden, als Optionen offen standen, dann ja Menschen starrt mich an. Das dachte sich Jana während sie sich mit panisch aufgerissenen Augen umsah, um irgendeine Fluchtmöglichkeit zu finden.

„Haken schlagen! Verwirrung stiften! Du und ich müssen in verschiedene Richtungen wegrennen, um sie zu verwirren, dann wieder zurück zusammen und das so lange, bis wir irgendwie aus ihrem Sichtfeld kommen." Alister schnappte nach Luft und schnipste ins Leere. „Niemand außer uns kann sie sehen, also kann sie wahrscheinlich auch keinen Einfluss auf... auf Gegenstände haben." Alister holte zitternd nach Luft und Jana sah auch wie der Rest seines Körpers nachzugeben begann. Ja... ja wir müssen uns auf alle Fälle beeilen, sonst knallt er noch gegen eine Wand oder so. Jana nickte schnell und schlug einen schnellen Haken, während Alister in einem weiten Bogen zurück lief. Viele ihrer Mitschüler sahen sie verstört und belustigt an. Nur die Blicke von einem der anderen Schüler waren kälter und stechender als die aller anderer. Violetts dunkle Augen folgten den Bewegungen der beiden Jugendlichen und sie konnte ein leichtes, dunkelrotes Flimmern in der Luft erkennen. Sie legte ihre schmale Hand auf Lukes Schulter, der direkt neben ihr stand. „Siehst du das?" Sie gab ein minimales Kopfnicken in die Richtung, ihre Augen verengten sich und sie versuchte das besser zu erkennen, was sie nicht sehen konnte. Der Junge hob seinen Kopf und gab ein fragendes Geräusch von sich. Das dürre Mädchen zeigte auf die Stelle, an der Jana nach links und rechts sprang und sie ein seltsames Flimmern bemerkte. Luke schaute auf und dann zur Stelle. „Oh das ist Alister! Er ist gestern Nacht einfach in Daisys Schubben aufgetaucht. Total fertig war der Junge, als hätte ihn etwas gehetzt. Jetzt sieht er genau so aus... hat der Arme Wahnvorstellungen?"

Luke sah Violett besorgt aus seinen großen Hundeaugen an. „Können wir uns biiiitte um ihn kümmern?" Das Mädchen schüttelte ihren Kopf. „Nein...und nein 1. Luke wir können nicht irgendwelche Leute adoptieren und 2. irgendwas...irgendwas stimmt hier nicht. Ich kann es riechen, wirklich." Sie strich sich ihr schwarzes Haar hinters Ohr, während sie Jana und Alister beim herumrennen beobachtete. Es waren keine entspannten Bewegungen, es war verdammte Flucht, panische Gesichter, ruckartiges Platz wechseln, fast schon Sprünge. Wie Eidechsen, die dem Schnabel hacken eines Rabens entfliehen wollten. „Du kannst wieder riechen? Oh das freut mich! Du hattest doch diese blöde Entzündung in den Nasenhöhlen!" Luke schlang seine Arme um den schmalen Körper der Frau und drückte sie so fest, dass Violett erschrocken Luft einsaugen musste. „Ja, ja Luke... mir geht es wieder gut, aber bitte," sie drückte ihre Hand gegen Lukes Kopf. „lass mich los, ich muss observieren." „Und ich muss dir meine Liebe demonstrieren." „Bitte mach das, nachdem ich aus diesem Ereignis schlau geworden bin." Damit sah sie wieder in die Richtung der beiden, die plötzlich wieder vom Innenhof rannte, die Störung in der Luft folgte ihnen, zwar mit größerem Abstand, aber es war immer noch dieses Ding. Sie konnte es nicht identifizieren, aber sie wusste, dass es da war. Und das frustrierte sie, sehr. Sie hasste es Sachen nicht zu verstehen, aber sie war sich mehr als sicher, dass sie es bald herausfinden würde.

Jana und Alister waren durch. Es war zu viel. Alister tat alles weh, sogar noch mehr als davor und Jana war so kurz davor einfach vornüber zu kippen und sich die Nase zu brechen. „Jo ich glaub die Fleischstränge in meinen Beinen reißen gleich!" Bellte Jana, während ihre Finger und Arme begannen sich taub anzufühlen. Das Stampfen und Trampeln kam näher und das laute Wusch der Keule, die durch die Luft zischte, dröhnte in ihren Ohren. Der Wille weiter zurennen war da, aber die Kraft fehlte und als sie zu Alister sah, wusste sie, dass ihm nicht mal der Wille geblieben war. Sie schaffte es exakt vier Schritte weiter als Alister, bis sie mit zitternden Beinen auf den Boden sank. Zerquetscht von einer gigantischen Trollfrau, was ein trauriger Tod. Sie saß einfach da, schwarze Haare in ihrem Sichtfeld, zitternde Glieder und kalter Boden unter ihren tauben Fingern. Und die schweren Tritte kamen näher. Jana drehte sich mit letzter Kraft um und sah die Frau an. Jap Mrs. Thomas hob ihre Keule und oh man sind das Hauer, die aus ihrem Unterkiefer hervorkommen? Nun denn so endet es. Doch als die Keule nach unten sauste, fühlte Jana keinen Schlag, keinen Schmerzen, sie sauste einfach durch sie hindurch und dann in den Boden hinein.

„Was?!" Jana sah an sich herunter und keine lilanen Flecken, keine Kälte und. „Was...passiert hier?" Wisperte Jana mit bebender Stimme und sah zu Alister, der sich einfach platt auf den Asphalt fallen ließ, „Oh Mann...ich bin Matsch, ich bin einfach Matsch..." „Jo Al, benutz dein gerilltes Gehirn und erklär mir, was geschehen ist." Alister atmete zitternd ein und aus und streckte einen seiner Arme in die Luft. „Illusion würd ich sagen..." Die Keule sauste noch einmal durch sie hindurch in den Boden und die Frau ließ ein Brüllen los. „Irgendwie hab ich überhaupt keine Angst mehr." Sagte Jana, als ein gigantischer Fuß, durch sie hindurch schoss. „Okay das ist nur noch eklig." „Ja, ich würde mich übergeben, wenn ich genug Kraft hätte, aber stells dir einfach mal vor." Sagte er, während er tief durchatmete und die Augen schloss. Seine Stirn war Schweiß überströmt, seine Brust hob und senkte sich hektisch, sein Körper zitterte und es war ihm sogar völlig egal, wie dreckig er sich gerade machte. Auch, dass wieder eine Keule durch ihn hindurch schoss, kümmerte ihn nicht großartig. „Ich brauche Wasser. Wirklich." Wusch! Die Illusion sprang zweimal auf die beiden Jugendlichen und brüllte dabei. „Das was hier am meisten weh tut, ist die Helligkeit. Glaubst du wir können jetzt raus finden, wo wir nach dem Ursprungsdings suchen müssen?" Drei heftige Schläge mit dem Knüppel gingen durch Jana hindurch.

„Jup... oh man ey. Das war super stressig. Aber jetzt ist dieser Geist irgendwie sehr viel weniger gefährlich als ich dachte." „Das stimmt Allerdings." Erwiderte Alister und verzog dezent angewidert das Gesicht, als die Illusion erneut versuchte ihn zu zermatschen. „Also wie machen wir das?" „Gib mir deine Hand Alister und dann versuch ne Weile lang an nichts zu denken." Alister nickte und seufzte und gab Jana seine Hand. „Okay und jetzt Augen zu." Auch Jana schloss ihre Augen und versuchte ihre Gedanken mit Alisters zu verbinden und da sie mit dem Kopf ihres besten Freundes bereits bekannt war, fiel ihr dies nicht allzu schwer. Sie errichtete schnell eine Art Block zwischen ihren Gedanken, um nichts mitzubekommen, was in Alisters Kopf passierte und ließ nur den Teil, der sich vollkommen anders anfühlte und anders aussah, als der Rest von Alisters Gedanken, offen und verband sich mit diesem. Natürlich konnte Jana nicht alle Gefühle ausfiltern aber außer Erschöpfung und abklingender Angst war da nichts. Also konnte sie sich besser darauf konzentrieren, die Verbindung der Illusion zum Geist zurückzuverfolgen. Diesmal vermied sie es, in den Gedankenstrom des Geistes einzutauchen, da sie inzwischen schon sehr gut wusste, dass die Geisterdame nicht sehr gut darauf reagierte. Also riss sie ihre gedanklichen Augen auf und erkannte die Spur aus Energie, die der Geist gegangen war und wieder gehen würde und woher sie kam. Rote Flecken in der Stadt und alle deuteten auf. „Das alte Bootshaus am Nagelsteg." Jana drehte sich zu Alister, der sich zitternd über die Stirn rieb. Sie nickte. „Was jetzt?" „Jetzt." Alister klopfte sich Staub von der Hose. „Jetzt retten wir unsere Freunde. Sehr bedacht und ohne zu rennen."

Jana erhob sich und half Alister auf die Füße, der sich nicht mal alleine auf den Beinen halten konnte. Er rieb sich über seine schmerzenden Beine und sein ganzer Körper begann sich anzufühlen wie Wabbelpudding...Wackelpudding. Sein Gehirn war auch Wackelpudding man. Er war noch nicht ganz an Janas Kopfknüpfen gewöhnt, also verpasste es ihm noch öfter Übelkeit und verschwommene Sicht. „Na komm ich will wissen, wie der Rest der Posse mit unserem Glühwürmchen klarkommen." Während sich die beiden zurück zu dem Ort bewegten, von dem die Freunde los gerannt waren, ignorierten die beiden die zahlreichen Attacken der Illusion. Der anfängliche Horror war zu dem müden Gefühl nach einem hundertfach wiederholten Jump-Scare geworden. Also gab es nichts mehr, wegen dem sich Alister und Jana sorgten. Es war nur noch ein Haufen Lärm und fast wie der Wutanfall eines Kleinkinds, nur dass das Baby drei Meter hoch war. Alister war schon ein bisschen weniger blass um die Nase und Jana fühlte langsam wie Gefühl in ihre Glieder zurückkehrte. „Jetzt trifft das hier tatsächlich mehr in das Feld von 'zu Tode nerven'." Jana lachte auf seine Aussage hin und die beiden traten auf den kleineren Nebenhof. Und dann sahen die beiden tatsächlich hin. „Was?" „Uhm... ich bin mir nicht sicher, aber ich will es photographieren..."

Und zugegebenermaßen es war wirklich ein extraordinärer Anblick. Die Geisterfrau versuchte mit einem sehr angespanntem Gesicht nicht von Nelken getroffen zu werden, die Jack auf sie schleuderte. Zur selben Zeit versuchte sie Vicky mit ihren zu Tentakeln verformten Haaren zu erstechen. Die glühenden Stacheln schossen immer wieder in den Boden hinter Vicky, die es ohnehin nur wegen Shanis Hilfe schaffte, all dem zu entgehen. Alex dagegen stand nur am Rand und versuchte mit einem angespannten Gesicht und einem Haufen verknoteter und ehrlich lustig aussehender Handbewegungen irgendetwas zu erreichen. Doch nichts passierte außer, dass Alex aussah wie ein verrückter alter Mann, der versuchte Vögel zu verscheuchen. Es waren sehr hartnäckige Vögel und er tat auch am allerwenigstens, um diesen blöden Feuervogel zu verjagen. Doch jetzt wussten Jana und Alister genau, wie man das Nest zerstören konnte. Die Bilder waren immer noch in seinem Verstand. Die ungewohnten Gefühle und alles andere drehten sich noch in seinem Kopf, aber er wusste jetzt endlich mit Gewissheit, dass es bald vorbei sein würde. Er war noch wackelig auf den Beinen, sein Körper zitterte noch, aber er hatte jetzt eine Hoffnung ein klares Ziel mit dem er arbeiten konnte. Und ja er hatte auch keine Angst mehr vor dem Mrs. Thomas Giganten, die nach wie vor versuchte seine beste Freundin und ihn zu zermatschen.

Die einzige Gefahr, die er noch erkennen konnte ging von dem Geist selbst aus, da er sich sehr sicher war, dass auch sie diese lilanen Flecken verursachen konnte. Doch nun, die anderen hatten ihre Angst vor der Illusion im Gegensatz zu den beiden nicht verloren. Und natürlich hatte die riesige Frau nicht aufgehört zu Röhren und zu Brüllen. Und als sie einen weiteren dröhnenden Schrei von sich gab, drehte sich Alexander schnell um und der Schock, der sich auf sein Gesicht malte, war so heftig, dass Alister wirkliches Mitleid mit ihm bekam. Und als Alex zurück stolperte und auf dem Boden landete, fühlte Alister einen richtigen Stich im Herzen. Und dann sauste plötzlich die Keule nach unten. Mitten durch Alister und Jana hindurch. Alexander kauerte sich sofort zusammen und schlug sich die Hände vors Gesicht. Tränen traten ihm in die Augen und er wollte nicht hinsehen, er wollte es nicht sehen. Auf gar keinen Fall. Schon allein die Vorstellung von dem, was Jana und Alister gerade passiert war, zerbrach ihn ein riesiges Stück innerlich. Warum hatten sie nur da gestanden? Warum hatten sie keine Angst gehabt?! Warum... Er, er hatte nicht einmal versucht das widerliche Holzstück aufzuhalten! Er hätte es verhindern können. Aber er hatte es nicht getan. Er zog die Beine an seinen Körper und verlor jeglichen Willen, sich weiter dem Kampf zu stellen, er konnte ohnehin nichts tun. „Alexander!" Konnte man so schnell zu einem Geist werden? Oder war es nur sein Kopf, der Janas Stimme erneut abspielte?

Immer noch wollte er nicht aufsehen, er wollte den Schaden, den die Keule angerichtet hatte, nicht mit eigenen Augen erblicken, doch dann fühlte er etwas. „Keine Sorge uns geht es gut." Alister? Okay jetzt wusste er endgültig, dass das alles in seinem Kopf passierte. Alister würde niemals so sanft mit ihm sprechen. Das Gefühl war eine kleine Hand mit langen Fingern, die sich auf seinen Kopf legte. Er schüttelte seinen Kopf, doch dann boxte ihm etwas gegen die Schulter. „Alex! Aufstehen! Verlasse die Embryostellung und erhebe dich wie der muntere Grashüpfer am Morgen!" Das war zu physisch für eine Tote, also öffnete er doch seine Augen und sah zu Alister und Jana auf, die über ihm knieten. „Ihr seid okay?" Fragte Alex und legte seine Hände erst an Alisters und dann an Janas Gesicht. „Natürlich, alles ist gut." Der schmale Junge mit dem lockigen Haaren legte seine Hand an Alex Gesicht und strich mit seinem Daumen seine Tränen weg. „Das," Alister drehte sich herum und wies mit seiner linken Hand auf die riesige Frau. „ist eine Illusion. Sie ist nicht gefährlich, sie lässt nicht mal die violetten Flecken erscheinen. Du musst wirklich keine Angst um uns haben." Alex nickte leicht. „Ihr habt mich wirklich furchtbar erschreckt..." Wirklich, wirklich sehr dachte er, doch begann auch leicht zu lächeln, als Jana ihn kurz drückte. „Alles ist super. Wir haben rausgefunden wo wir hin müssen. Und jetzt steh auf Alter, wir helfen erst dem Rest der Horde und dann löschen wir das Glühwürmchen."

„Horde?" Jana und Alister fuhren herum zu Jack, der leicht zu lachen begann. „Eine Illusion also! Das ist ja clever! Und schön, dass ihr nicht geplättet wurdet!" Jack legte einen Arm um Jana, den anderen um Alister und drückte die beiden an sich. „Und schön das wir keine Angst mehr vor Mrs. Thomas haben müssen." Die vier hörten plötzlich ein erneutes Brüllen und es fiel ihnen zugegebenermaßen schwer, es zu ignorieren. „Die zerfetzt mir noch die Felle der Trommel mit ihrem Gekreische." Stellte Jana genervt fest und rieb sich über die Ohren. „Jap! Wo müssen wir hin? Und muss ich einem von euch helfen?" Er sah Alister und Jana fragend an und bevor Alister Hilfe ablehnen konnte, fuhr Jana dazwischen. „Alister ist ziemlich durch und braucht vielleicht etwas Unterstürzung." Ihr bester Freund sah zu ihr hin und wollte protestieren, doch als er die Besorgnis in Janas Gesicht sah, nickte er. „Ja ich glaub ich brauch ein bisschen Hilfe." „Okay! Wenn wir losgehen nehm ich dich Huckepack, aber zuerst helfen wir Shani und Vicky. Sammle du so lang noch die Stärke in deinem Körper!" Alister kicherte leicht und trat einen kleinen Schritt zurück. Jack und Jana

dagegen gingen etwas nach vorne.

Shani und Vicky hatten zur selben Zeit noch ziemlich andere Probleme. Ja zumindest gehört hatten beide Frauen die Punkte zu den Illusionen. Das war zugegebenermaßen der einzige Punkt, wegen dem Vicky noch nicht vor Panik ausgetickt war, obwohl es gab noch einen anderen Grund. Und dieser war Shani. Die größere Frau hatte ihrer beste Freundin schon oftmals geholfen diesem Hagel aus Haarspeeren zu entgehen. Sie presste sich ängstlich an die Brust ihrer besten Freundin, während sie selbst versuchte aus eigener Kraft auszuweichen. Shani hatte zwar kein Problem damit Vicky aus dem Weg zu ziehen, aber sie befürchtete immer, sie versehentlich in einen der Stacheln hinein zu stoßen. Sie sprang zur Seite, während sie Vicky am Rücken ihres Pullis fasste und schnell in eine Umarmung zog, um einem Haufen der rotglühenden Geistertentakel zu entgehen. Vicky klammerte sich an Shanis Schulter und zog ihre Beine an ihren Bauch heran. Dann sah sie über die Schulter ihrer besten Freundin und sah einen Stein durch die Luft segeln. Dazu auch noch Pflanzen und sie glaubte, dass Alex den Geist sehr böse anschaute. Die rotglühende Frau schoss herum und sah mit ihren leuchtenden Augen zu ihnen. „IHR SEID WIRKLICH SO NERVIG!" Fauchte sie und ballte ihre Fäuste. „Und jetzt habt ihr es heraufbeschworen! ICH. MUSS. MICH. ANSTRENGEN!" Mit diesen Worten riss sie ihre Hände in die Luft, was Mrs. Thomas augenblicklich verschwinden und ihre eigenen Haare wieder auf normale Größe schrumpfen ließ. Keine Illusionen mehr...

Doch es blieb nicht dabei. Kleine drehende Bälle erschienen in der Luft und um diese begannen sich Gestalten zu formen. „Leute?... Das." Jana hielt sich mit einem leichten Würgen die Hand vor den Mund. „Will die alte uns jetzt irgendwie wegekeln?!" Jana hustete und sah zur Seite, was zwar half, da sie es nicht mehr anschauen, trotzdem sorgte der widerliche Gestank dafür, dass ihr übel wurde. Eine unfassbar entstellte menschliche Gestalt, der Eingeweide aus dem Bauch fielen, stand vor ihnen. Das einzige was zu erkennen war, waren zwei verzweifelte Augen, die ihr tief in die Seele zu blicken schienen. Alle sechs traten ziemlich abrupt einen Schritt zurück, während vier von ihnen abartig schlecht war. Nur Shani und Jack schafften es die Übelkeit einigermaßen niederzukämpfen. Doch das brachte nichts. Denn vor ihnen erschienen mehr und mehr entstellte und verstümmelte Menschen aus rotem Nebel. Der Gestank nach Verwesung jagte Tränen in Augen, Galle in Kehlen und brachte Glieder und zittern. Alex würgte und kniff seine Augen zu. „Leute... Leute d..das ist nicht echt! Das sind n...nur... Bilder. Es sind nur Projektionen." Sagte Shani, die ihre Stimme ganz ganz ruhig hielt. Sie hatte ihre Fäuste geballt und atmete kontrolliert aus und ein. Immer wieder aus und ein und obwohl sie wusste, dass das alles nicht echt war. Dass das nur von diesem schrecklichen Geist kam... schlug es sie irgendwie komplett in den Bann. Sie konnte nur hinsehen. Wie eine Motte, die komplett gebannt war vom Licht. Sie versuchte sich zu wehren, aber es gelang nicht. Es gelang einfach nicht. Sie war zwar die letzte, die sich in den Bann reißen ließ, aber sie war genau so gefangen darin, wie all die anderen... Und nur eine Außenstehende Person könnte sie wohl von dem schrecklichen Anblick loseisen.

Diese Außenstehende war Marie Laurent. Blond, bleich und bewaffnet mit einem wahrlich angsteinflößenden Rächen. Oh dieser böse Rechen! Viele Blätter hatte er bereits gerissen aus ihrem natürlichem Binom. Alles Lose erzittert wenn sie sehen kommen sein glänzend blaues Antlitz. Das war zumindest das, was sich Marie immer und immer und immer wieder durch den Kopf schießen ließ. Mit albernen Gedanken konnte man sich gut ablenken. Und das musste sie. Da das, was sie so ungefähr alle sieben Sekunden wage aufblitzen sah, mehr als nur knochenfrostend war. Aber egal wie viel Angst sie gerade hatte, sie wusste, dass sie dies tun musste. Und je näher sie kam, desto öfter blitzten die Bilder auf. Bilder von ziemlich eklig entstellten Menschen, die sich in einem sehr beunruhigenden Weg ihrer Freundin näherten. Es wirkte seltsam! Es sah aus als wären die Leute nicht ganz da, irgendwie ausgefasert oder nur halb in dieser Welt geladen. Ihr Herz klopfte schnell und ihre Hände zitterten. Und als sie sah wie ängstlich? Irritiert? Versteinert? Alles auf einmal? Jana dreinschaute, wusste sie, dass egal was gerade passierte, auf gar keinen Fall gut sein konnte. Also war das Erste, was sie tat, als sie nah genug bei den nebligen Gestalten vor Jana und den anderen ankam, ihren Rechen mit all ihrer Kraft durch die flimmernden und flackernden Wesen hindurchzuschlagen.

Zu ihrem Erstaunen und Schrecken hatte keiner der sechs Marie auch nur gesehen, bis ein blauer Rechen mit voller Wucht durch die menschlichen Gestalten fuhr und sie in roten Nebel zerplatzen ließ. Sofort war der Bann gebrochen und Shani schnappte augenblicklich sofort in ihre normale Person zurück und zog Vicky schnell hinter sich, während Marie weitere Leute zerpuffen ließ. Jana sah nahezu fasziniert zu und wirkte wieder gebannt. Auch wenn es diesmal sicher an ihrer Freundin lag und nicht mehr an dem Einfluss des Geistes. Alister hatte ohnehin am weitesten von den Gestalten weg gestanden und war neben Shani wohl auch wieder am klarsten im Kopf. Alexander würgte und hielt sich ihre Hände vor den Mund. Jack war sofort neben ihm und legte besorgt seine Hand an seine Schulter. „Musst du zu einem Klo?" Alexander nickte leicht und ließ sich von Jack wegführen. Der Geist tauchte erstaunlicherweise nicht auf, auch nachdem von den widerlichen Figuren nichts mehr außer kleinen roten Wölkchen übrig war. „Marie?" Fragte Shani und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Hallo Shani. Schön dich mal wieder zu sehen... ist das ein neuer Rock? Steht dir hervorragend." Sagte Marie außer Atem und stellte ihren Rechen auf den Boden. „Marie!" Bevor irgendjemand anderes etwas sagen konnte schlang Jana ihre Arme um Maries Brust und drückte ihr einen Kuss auf den Mund.

„Du hast uns gerettet!" „Ist es denn jetzt vorbei?" Fragte Marie besorgt und legte ihre Hände auf Janas schmale Schultern. Jana zog Luft ein und schüttelte den Kopf. „Nein... nein da ist noch ein Problem." „Okay! Okay, dann lösen wir das Problem und dann stelle ich Fragen!" Jana kicherte leicht und nickte. „Sicher, dass du es nicht wissen willst?" Marie schüttelte ihren Kopf und fuhr sich durch ihre Haare. „Weißt du. Ich glaube es wird mich sehr in Panik versetzen und... ich will keine Panik gerade." Während die beiden miteinander gesprochen hatten, waren auch Alister, Vicky und Shani an die beiden herangetreten und jetzt standen die fünf in einem kleinen Kreis. „Wieso kann Marie das sehen...?" Fragte Vicky leise und Shani schüttelte den Kopf. „Das ist gerade nicht wichtig glaub ich." „Das ist allerdings wahr! Bei all den Sternen saget mir, wo wir das Problem lösen können und dann auf auf zum lösen des Problems." Jana schmunzelte leicht, während Marie ihren Besen fester umfasste. „Du redest wieder komisch Schatz. Außerdem fehlen uns noch zwei Mitglieder unserer Posse." „Oh..." Jana legte kichernd einen Arm um Marie. „Danke für deine Hilfe." Stellte Shani wieder ganz ruhig fest und steckte ihre Hände in ihre Jackentaschen. „Noch gibt es nichts zu danken." Sagte Marie und sah auf den roten Rauch, der langsam wieder verblasste.

Es waren zwei Minuten vergangen, bis Jack und Alex zurückkehrten. Der Geist war immer noch nicht aufgetaucht. Und auch, wenn das eigentlich gute Nachrichten waren, war immer noch eine gewisse Unsicherheit da. Es fühlte sich an, wie eine unsichtbare Hand, die unmittelbar vor der eigenen Kehle schwebte. So kurz davor jemandem die Luft abzudrücken. Trotzdem marschierten jetzt alle sieben, Jack mit Alister im Huckepack, los in Richtung verlassenes Bootshaus. Jeder sah sich mindestens einmal um. Nach Zeichen des Geistes Ausschau haltend. Doch da war nichts. Und das war irgendwie ähnlich beunruhigend. Alister hielt sich an Jack fest und sah sich um. Da war kein rotes Glühen und auch keine ungewöhnlichen Geräusche. Also gingen sie zwar nicht übermütig aber trotzdem selbstsicher in Richtung des Platzes, den Jana und Alister gesehen hatten. Marie hatte ihren Rechen fest in der Hand und wirkte trotz ihres entschlossenen Gesichtsausdrucks ein kleines bisschen wie ein Meerschweinchen mit einem Maschinengewehr. Zwar auf alle Fälle bereit sich zu wehren, aber trotzdem ein bisschen verängstigt und unsicher im Angesicht der Gefahr. Jana sah mit einem glücklichen Lächeln zu Marie und war immer noch so unfassbar aufgeregt , dass sie wieder mal diesen Part ihrer Freundin sehen konnte. Sie musste sich wirklich konzentrieren nicht zu überschwänglich zu laufen. Die Erschöpfung, die sie davor gefühlt hatte, war weg. Sie war trotz des Geistes und ihrem schmerzenden Körper und den verstörenden Illusionen ausgesprochen glücklich.

Und irgendwann war es dann so weit. Die Gruppe stand vor dem kleinen Haus. Jack hatte Alister gerade wieder auf den Boden gesetzt, während Shani die Tür mit einem Ruck öffnete. „Jana?" Das zierliche Mädchen sah zu Shani und legte ihren Kopf zur Seite. „Ja?" „Glaubst du, dass du den Ursprung des Geistes lokalisieren kannst?" Jana zuckte daraufhin mit den Schultern und nickte dann. „Höchstwahrscheinlich ja. Ich meine, ich konnte es mit Als Hilfe ja bis hier her orten, also... sicherlich." Jana sah lächelnd zu Marie. „Wir erklären es dir später." Marie nickte schnell und strich sich durch die blonden Haare, während Shani und Jana in die kleine Hütte traten. Alexander lehnte sich an die Wand und strich sich über sein Gesicht. Er sah immer noch aus, als wäre ihm schlecht. Vicky schaute sich nervös um und ging leicht nach links und rechts. Alister massierte sich eine seiner Waden, während er mit einem seltsam, leeren Blick in die Ferne schaute. Plötzlich fühlte Marie ein Tippen auf der Schulter und sah überrascht auf zu Jack, der sich neben sie gestellt hatte. „Hm?" „Glaubst du, dass das Problem sich nochmal gegen die Zerstörung auflehnen wird?" Jack lächelte sie freundlich an und Marie zuckte mit den Schultern. „Ich hoffe nicht... aber wenn, dann sind wir bereit dem Problem eins auf die Mütze zu geben." Jack lachte leicht und nickte. „Ja! Probleme boxen!"

Innerhalb der Hütte saß Jana auf dem Boden und ihre Finger drückten gegen selbigen. Ihre Augen waren geschlossen und sie war bereits dabei ihren Kopf zu leeren, während Shani im Raum herumlief und auf irgendwelche Aktionen des Geistes wartete. Doch nichts passierte. Sie war angespannt, ihre Nackenhaare stellten sich auf und die klamme Atmosphäre drückte ihr schon spürbar auf den Kopf. Das war viel zu einfach. Sie konnte nicht glauben, dass das alles war, was der Geist drauf gehabt hatte. Jana öffnete ihre Augen und zeigte auf eine Stelle auf den Dielen. „Da drunter ist es. Da fühl ich eine Energie." Shani nickte und ging zu dem Brett hin. Sie kniete sich auf den Boden und klopfte auf die Dielen. „Jup ist hohl. Wir müssen das Brett aushebeln. Gibt es irgendetwas metallartiges hier?" Shani sah sich um und stand dann auf. „Ach da. Schau mal nach, wie es den anderen da draußen so geht." Jana nickte schnell und lief zur offenen Tür. Dann sah sie nach draußen und schlug sie schnell zu. „Jup... der Geist ist wieder am Werk." Shani drehte sich aufmerksam mit einer Metallstange in der Hand um und legte ihren Kopf schief. „Was ist los?" Fragte sie und ging zu der hohlen Stelle an den Dielen. „Da draußen geht der übelste Sturm ab... ich glaube wir haben eine neue Illusion vor uns." Shani nickte und zuckte mit den Schultern. „Ja egal. Wir machen einfach weiter. Dann haben wir diesen Geist einfach los. Sie will uns damit eh nur aufhalten..."

Damit setzte Shani ihre Metallstange an dem Bodenbrett an und übte Druck aus, bis ein lautes Knirschen zu hören war und das Brett sich leicht anhob. Mit dieser Lücke legte Shani ihre Hand an das Brett und riss es mit einem Ruck aus dem Boden. Jana sah in das Loch im Boden und erkannte ein rotes Leuchten. Jana langte in das Loch, hindurch durch dutzende uralte Spinnweben, und umfasste ein kleines weiches Ding. Und dann zog sie den Gegenstand heraus. Und kaum hatte das kleine Ding in Janas Hand Licht berührt schoss eine Art Blitz durch das Mädchen und sie hörte plötzlich Fußstapfen. Ein junges Mädchen rannte durch durch einen leeren Raum. Angstschweiß im Nacken, Herzschlag flatternd wie ein Kolibri. Als sich die schmale Gestalt in der roten Szenerie auf den Boden stürzen ließ, hörte Jana, die irgendwie wie ein Betrachter vor einem Fenster und irgendwie auch in Mitten des Geschehens war, schwere Schritte näher kommen. Sie wusste um die Bedrohung, um die Gefahr, doch sie konnte dem Mädchen, deren braunes Haar ihr gesamtes Blickfeld versperrte, nicht warnen, ihr nicht helfen. Sie konnte nur machtlos zusehen, wie das Mädchen einen unfassbar stark rotglühenden Gegenstand unter ein loses Brett quetschte und dann aufsprang. Dann stürzte sie weg hinter eine Tür, doch ihr Verfolger trat ins Zimmer. Ein nachtschwarzer Schatten schien auf das ausgemergelte Gesicht. Was genau daraufhin passierte konnte Jana nicht wahrnehmen, aber das Ergebnis war auf alle Fälle das laute Knacken von Knochen.

Jana schnappte entsetzt nach Luft und fuhr auf. Entsetzt starrte sie auf die kleine Puppe in ihrer Hand. Mit Stroh gestopfter Stoff, umschlungen von der Miniatur einer roten Kutte. Archie und Alisters Großeltern hatten ihr und den anderen Kinder von Familie Martin öfter Märchen vorgelesen, als sie jünger waren und augenblicklich kam ihr Rotkäppchen in den Kopf. Rotes Leuchten strahlte auf ihre Hände und sie musterte den kleinen Gegenstand entsetzt. „Alles okay Jana? Es sah aus als hätte dir jemand einen Vorschlaghammer über den Schädel gehauen." Jana drehte sich zu Shani und schüttelte den Kopf. „Alles okay... wir haben diese Puppe..." „Sie sieht aus wie unsere Geisterfreundin." Stellte Shani fest und drehte sich eine ihrer Locken um den Finger. „Komm wir machen das Ding kaputt, dann lässt sie uns wahrscheinlich in Ruhe. Sie will unsere Hilfe ja scheinbar nicht." Jana nickte und rieb sich über den Kopf. „Ja... lass uns das machen." Unentschlossen sah Jana auf die teilweise angefrostete Puppe. Schaute auf den wohl letzten Part, der von dem Mädchen, das sie eben für ein paar Momente gesehen hatte, noch übrig war. Ein bisschen schlecht fühlte sie sich schon, als sie die Arme der Puppe Griff und zog. Ungefähr sieben Sekunden später hörte sie auf sich schlecht zu fühlen, als plötzlich das andere Überbleibsel des Mädchens wie aus dem Nichts erschien und ihre Haare augenblicklich in die Höhe schossen.

SAGT MAL SPINNT IHR?!" Fauchte die Frau und versuchte den kleinen Gegenstand an sich zu reißen. Natürlich griff sie mitten durch die Puppe hindurch, doch das entsetzte Gesicht, was sie daraufhin zog, sagte Jana genug, dass sie das kleine Spielzeug sofort fallen ließ. Sie trat einen Schritt zurück, während die Frau ihre Fäuste ballte und versuchte sie durch schwache Illusionen genug zu erschrecken, um sofort von dem kleinen Gegenstand wegzugehen. Doch es funktionierte nicht mehr, Shani und Jana hatten ihre Angst verloren und kaum hatte die feurige Dame dies realisiert, erlosch das Licht um sie herum. Ihre Haare fielen auf ihre Schultern und der Umhang der Frau hörte auf sich zu bauschen. Sie wirkte nur noch deprimiert und Jana sah wieder nur das kleine Mädchen vor ihr stehen. Ein Mädchen, dem sie helfen wollte. Die größere Frau dagegen wirkte nur irritiert und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie hatte nichts von den Dingen wahrgenommen, die Jana gesehen hatte. Also beschloss sie, der anderen das Reden zu überlassen. „Tut mir leid?" Fragte und sagte Jana so ungefähr zur selben Zeit, woraufhin die Frau nur mit Frustration reagierte. „ARGH! Wisst ihr was?! Ich habe keine Lust mehr auf euch und auf diese blöde alte Stadt! Nicht mal mehr meinen ewigen Frieden habe ich hier! Ich werd einfach verschwinden, ihr gruseligen Teenager! Dreihundert Jahre bin ich schon tot und ich muss mir das echt nicht bieten lassen!" Sie schlug mit beiden Händen in die Luft. „Warum kriegen jetzt auch absolute Vollidioten solche Fähigkeiten verliehen? Ihr seid schrecklich und nervig, ich kann euch nicht leiden und deine Haare," Sie zeigte mit einem wütenden Gesicht auf Jana. Auch wenn die Wut etwas gekünstelt wirkte. „sehen grauenhaft aus!" Damit drehte sich sich einmal im Kreis warf ihre Hände in die Luft und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Toll gemacht habt ihr das! Wirklich!" Mit einem letzten beleidigtem Schnauben erlosch das rote Leuchten komplett. Die Gestalt der Frau schrumpfte auf die Größe eines Mädchens zusammen und löste sich auf.

„Wow...das ging erschreckend schnell." Sagte Shani und bückte sich, um die Puppe aufzuheben, die jetzt ein ganz normales Spielzeug war. Kein Glühen, keine Verbindung. Jana nickte. „Wir müssen die Arme wirklich genervt haben..." „Eher erschreckt... hast du nicht gesehen wie schnell sie aufgetaucht ist, als du auch nur ein bisschen, an dem Ding hier gezogen hast? Es muss etwas schreckliches mit ihr passieren, wenn das Ding hier kaputt gehen würde." Stellte Shani ruhig fest, während Jana bedrückt ihre Hände in ihre Jackentaschen steckte. „Also sind wir jetzt fertig hier?" Fragte sie und sah auf den Boden. Alle Geräusche hörten sich seltsam still an, wie nach einem abgeflauten Sturm. „Geht es dir gut Jana?" Fragte Shani und legte ihren Kopf zur Seite. „Nein nein es ist gerade nichts okay... ich weiß nicht warum, aber mein Kopf fühlt sich gerade leer an." Die Größere klopfte Jana beruhigend auf die Schulter. „Das ist glaub ich normal. Nachdem der Kleine von neulich verschwunden ist, war auch kurz alles still." Das schmale, kleine Mädchen nickte leicht und kratzte sich am Hinterkopf. Ihr war immer noch etwas kalt und es war plötzlich so, als würde ihr gefrorenes Blut wieder durch ihre Adern fließen. „Gut, gut... ich hoffe mal, dass du recht hast." Die Größere nickte. „Du hast das wirklich gut gemacht. Und ich glaub jetzt ist auch etwas anderes klar." „Hm?" Jana sah zu Shani auf, während die beiden. „Die Geister können selbstständig entscheiden, wann sie sich... nenne wir es mal auslösen. Man muss nicht irgendwie ihren verpassten Lebenszweck erkennen." „Oh." Jana nickte leicht. „Das ergibt Sinn." Die andere Frau nickte. „Ja und jetzt komm. Gehen wir raus, ich will wissen welchen Einfluss der Geist auf Jack und die anderen gehabt hat."

Damit liefen die beiden Frauen aus der Hütte heraus und sobald Jana Alister sah, konnte sie ein paar Tränen nicht stoppen, die ihr in die Augen stiegen. Sein Gesicht hatte diese seltsame Mischung aus verdutzt,verängstigt und doof, die ihn aussehen ließ, wie ein kleines, rotes Schäfchen. Er sah mit seinen zerzausten Locken und irritiertem Ausdruck einfach zu vertraut aus, in dieser surrealen Situation. Der Sturm war weg, der Geist war weg, alles hatte sich so schnell aufgelöst, war so schnell verstrichen. Aber ihr bester Freund war noch da und als sie wenige Sekunden später wieder richtig hinsah, stand er fast direkt vor ihr und umarmte sie kurz. „Wir haben gewonnen oder?" Fragte er mit einem zögerlichen Lächeln und Jana nickte und grinste. „Gewonnen das haben wir!" „Super! Wir haben einen weiteren Toten bezwungen! Und du kannst jetzt auch deiner Freundin davon erzählen." Damit fasste er Jana an den Schultern und drehte sie so herum, dass Jana direkt vor Marie stand. „Hey Herzchen." Zwei Sekunden später hing Jana in den Armen ihrer Freundin. Marie erwiderte die Umarmung fest und drückte ihrer Freundin schnell einen Kuss auf die Stirn. Jana drückte ihr Gesicht in Maries Schulter und atmete aus. „Endlich." „Endlich was?" Fragte Marie, während Jana kicherte. „Endlich bist du da." „Aw..." Erwiderte ihre Freundin grinsend und drückte Jana an sich.

Währenddessen half Shani ihrem Freund auf die Füße und lächelte ihn an. „Hey Schatz." „Du hast es geschafft!" Sagte er grinsend und drückte sie fest an seine Brust. „Jana und ich beide. Und wir mussten den Geist nicht mal gewaltsam vernichten." Sie konnte nahezu sehen wie die Augen ihres Freundes zu glitzern begannen und seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Es sah so verdammt niedlich aus, dass Shani ihn an seinem Revier fasste und ihn in einen Kuss zog. Jack erwiderte mit einem Lächeln und Shani begann ebenfalls leicht zu lächeln. Alexander und Vicky waren in der Zeit wieder auf den kleinen Platz vor dem Bootshaus getreten. Alister ging zu beiden hin und legte den Kopf schief. „Ihr fühlt euch gerade auch single oder?" Alexander nickte und strich sich die Haare aus dem Gesicht. „Ja. Immer jeden Tag. Immer wenn ich aufwache, ist das das Erste, was in meine Gedanken kommt." Alister schnaubte amüsiert. „Ist das dein Thema Vicky?" Fragte er. „Meine einzigen beiden Freunde sind ein Paar. Ja das ist mein Thema." Alister lachte leicht und klopfte mitleidig auf Vickys Schulter. Alexander kicherte auch. „Du tust mir leid Vicky. Nicht leid genug, um es nicht ein bisschen lustig zu finden. Aber nehme mein Mitleid an." Das kleinere Mädchen rollte mit den Augen. „Stell dir einfach vor, ich würde euch mit meinen Haaren hauen." „Hey Leute!" Alle drei drehten sich zu Shani um. „Ich glaube, wir müssen Marie einige Sachen erklären. Oder?"

Marie dazu zu bringen, die ganzen Geschehnisse zu glauben, war nicht allzu schwer. Immer noch schwer, aber sie hatte einen Großteil der Illusionen gesehen und mit weiteren Beweisen wie dem Fakt, dass Jack Pflanzen zum Wachsen bringen konnte, glaubte sie ihnen endgültig. Und das war eine Erleichterung für all die anderen sechs. Jemand, der nicht direkt an der Sache beteiligt war, glaubte ihnen und erklärte sie nicht für verrückt. Nach einigen Minuten Schweigen hatte sich Marie einfach gerade hingesetzt und es akzeptiert. Und jetzt saßen alle sieben in dem Diner, in dem sich sonst immer Jack, Vicky und Shani trafen und sprachen über die Ereignisse der letzten Wochen, die Geister. Und es war tatsächlich Vicky, die auf die Idee kam Notizen zu machen. Also saßen alle sieben Teenager in diesem Diner und sprachen über ihr Geisterproblem. Alle listeten Stellen auf, an denen ihnen seltsame Dinge geschehen und aufgefallen waren. Alexander erwähnte sein seltsames Abhalten von einem Teil der Illusion aus der letzten Nacht, doch er war in diesem Moment zu müde, um zu versuchen etwas anderes zu verschieben ohne es anzufassen. Trotzdem mochte er diese Gemeinschaft wirklich sehr. Er mochte es Leute um sich herum zuhaben, die sich nicht zu ernst nahmen und Späße miteinander machen konnten. Er wäre gerne öfter bei ihnen. Selbst Alister irritierte ihn nicht mehr genug, um ernsthaft genervt von ihm zu sein. Und Jack hatte er bereits total ins Herz geschlossen. Doch an einer dunklen Stelle im Wald ereignete sich zur selben Zeit ein weiteres seltsames Geschehen.

Der junge Mann stand auf der Lichtung und strich nervös über seine Lederjacke. Seine langen Haaren waren zu einem Dutt gebunden und er hatte eine Sonnenbrille mit dunklen Gläsern auf. Die Menschen, die er bisher gesehen hatte, hatten sich zwar nicht so gekleidet wie er es gerade tat, aber das waren dann wohl die sogenannten Geeks und Nerds gewesen. Doch er sollte gerade nicht über Menschen nachdenken, er hatte Wichtigeres zu tun. Er rückte seine Sonnenbrille zurecht, während er das Pentagramm, das er ins Gras getrampelt hatte, mit dunkelroten Steinen nachlegte. Dann zog er ein Streichholz über seine Hand und sah auf das entflammte Stöckchen. Daraufhin warf er es mit einem leichten Klappen seiner Hand auf das Pentagramm, was sich augenblicklich entzündete. Flammen größer als der Junge Mann selbst schossen aus dem Pentagramm hervor. Und jetzt war die Sonnenbrille doch nicht mehr ganz so nutzlos. Das Feuer rauschte in seinen Ohren, doch plötzlich mischte sich ein weiteres Geräusch in seine Ohren.

Es war das laute und kehlige Lachen eines Mannes und keine fünf Sekunden später sprang selbiger Mann aus dem Feuer hervor. „Merika ich bin zurück!" Der große Mann mit den schulterlangen, lockigen Haaren stand in Flammen und der Blick aus seinen dunklen Augen strich fasziniert und neugierig über die Bäume. „Ich glaub es heißt Amerika." Stellte der junge Mann fest und steckte das erloschene Streichholz in seine Jackentasche. Der große Mann schüttelte sich und die Flammen erloschen langsam. „Merika! Merika! Daniel lass mir die Freude wieder in der Welt zu sein! Der Himmel hier ist nicht rot und Bäume riechen gut." Der Mann drehte sich im Kreis und griff dann den jüngeren an den Schultern und schüttelte ihn leicht. „Los Daniel, riech den Wald Daniel! Rieche ihn!" „Ja ich rieche den Wald. Er riecht sehr grün. Ausgesprochen grün." „Das tut er Daniel!" Er schüttelte ihn ein weiteres Mal und sog sehr hörbar die Luft durch seine Nase ein. „Mariano, ich bitte dich." Ein weiterer Mann kleiner, dicker und mit viel hellerer Haut als die anderen beiden trat aus dem Feuer hervor. „um etwas mehr Klasse darf ich dich doch bitten?" Der große Mann sah zu dem kleineren hinunter. „Warum siehst du denn so aus?" Fragte Mariano, während Daniel sich an einen Baum lehnte. „Dies tut nichts zur Sache. Ich sehe so aus. Und wir sind jetzt hier." Mit diesen Worten trat er in das Feuer hinein, was augenblicklich ausging. „Yewfalls, ewig nicht gesehen diesen Ort." Der Mann mit den blonden Haaren legte den Kopf zur Seite und streckte sich. „Du wirst es sicher mögen mein Sohn," mit diesen Worten klopfte er auf Daniels Schulter, während er in den Himmel aufsah.

„Die Luft hier riecht nach Tod, wisst ihr?" „Dani und ich haben eigentlich gerade festgestellt, dass du Luft nach Wald riecht oder der Wald nach grün, aber wahrscheinlich hast du einfach den besseren Schnüffler." Der große Mann zuckte mit den Schultern und der kleinere schüttelte den Kopf. „Du hast noch viel zu lernen junger Mann." „Oh ja... Ich vergesse ja ständig wie alt du bist." Daniel begann sich augenblicklich zu fragen wie alt er im Vergleich mit den Beiden war doch ließ die Frage doch bleiben. Die anderen beiden folgten anschließend dem kleinstem der drei, während Mariano Daniel irgendwelche dummen Grimassen schnitt. „Du bist jetzt übrigens Daniels Onkel." Stellte der Blonde fest. „Cool! Wir sind jetzt verwandt! Wir hatten sicher richtig coole Angeltrips in deiner Kindheit." Sagte er und klopfte dem Jungen auf den Kopf. „Sicher, mein lieber Onkel." Der blonde Mann schüttelte mit seinen Händen in den Manteltaschen. „Ihr seid so kindisch." Sagte Daniels Vater und während die anderen beiden weiterhin Unsinn anstellten, leuchteten seine roten Augen hell in der Nacht. Yewfalls also... Ein wahrhaft interessanter Ort. Und so wahrscheinlich auch die Leute, die ihn beschworen hatten.

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Wortcount: 20669 . Geschrieben vom: 29.10.20 bis zum: 18.12.20. Letzte Korrekturlesung: 19.12.20

Hey ihr hoffentlich nicht erfrorenen Meersalzbrötchen, dieses Kapitel ist endlich fertig. Das hat sehr sehr lang gedauert. Gründe dafür sind: Ich hatte sehr viel Schulzeug zu erledigen und war ne ganze Zeit so krank, das ich nicht mal Teetrinken, geschweige denn Schreiben konnte. Und das nächste Kapitel wird auf alle Fälle schneller kommen, da das hier für eine Weile das letzte Kapitel mit allen Hauptfiguren sein wird. Die nächsten drei oder vier Kapitel werden zwei bis vier Hauptfiguren im Fokus haben.

Nun ja, ich hoffe das Warten auf dieses Kapitel hat sich gelohnt. Und ich bin weg. Tschausi Mausi.

(Nachtrag: Ich überlege, ob ich halbwegs regelmäßig Schreibupdates posten sollte, damit so ungefähr klar ist, wann das nächste mal etwas hochgeladen wird.
Was ist eure Meinung dazu? )

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