Höllenkreise, Höllenkreise diese wecken Geistergreise
„Hey hast du schon gehört? Alister und Jana wollen den Teufel beschwören." Shani sah auf ihr Handy und las die Nachricht erneut, die von der wahrscheinlich einzig vernünftigen Person dieser Schule an sie geschickt worden war. „Liebe Shani, ich möchte dir berichten, dass meine gute Freundin Jana zusammen mit einem anderen Schüler namens Alister heute Nacht in dem Waldhaus ein Ritual zur Beschwörung des Teufels vollziehen wird. Und da ich nach einer gewissen Uhrzeit nicht mehr nach draußen darf, würde ich dich darum bitten, an diesem Ritual teilzunehmen und ein Auge auf Jana zu haben. Mit freundlich Grüßen, Marie Laurent." Shani ließ ihr Handy sinken und sah mit einem gezwungenen Gesichtsausdruck zu Vicky. Sie hatte laut vorgelesen und das unscheinbare brünette Mädchen, mit den dunkelbraunen Augen zuckte nur mit den Schultern. „Ja es ist komisch, dass ihre Eltern sie nicht in der Nacht rauslassen, und?" Shani blinzelte zwei mal, exakt zwei mal, betont und beabsichtigt schockiert wirkend. „Meine liebe Vicky, dies ist eine Whatsapp Nachricht. Sie benutzt korrekte Punktierung und richtige Grammatik-Wörter Dings... Ich benutz das nicht mal in Aufsätzen. Warum tut sie das?" Die schöne junge Frau strich mit ihren schlanken Fingern durch ihre zu einem Dutt gebundenen lockigen, dunklen Haare. „Bist du dir sicher, dass Marie ein Mensch ist?" Fragte sie die Kleinere, während sie ihre Hand in ihre Hüfte stemmte.
Vicky sah zu Shani auf, auf ihre dunkle Haut und in ihre goldbraunen Augen. Und obwohl sie die Andere schon seit ihrer frühsten Kindheit kannte, schüchterte ihr selbstbewusstes Auftreten und ihre Fähigkeit so gut wie jeder Person, ohne auch nur ein Wort zu sagen Angst einzujagen, selbst Vicky ein. Doch während sie noch dabei war sich irgendeine Antwort, bestenfalls eine lustige auszudenken, kreuzte die eine Person auf, die zu mutig oder zu dämlich war, um Angst vor irgendwas zu haben. Jack war schnell zu den beiden Mädchen gelaufen und schlang sofort seine Arme um seine Freundin. „Shani!" Er drückte die junge Frau fest an sich und sie lachte daraufhin auf. „Hi Liebling." Antwortete Shani mit einem leichten Lachen und wuschelte ihrem Freund durch die dichten schwarzen Haare. „Warum bist du denn so spät da?" Fragte sie und schaute den großen jungen Mann auffordernd an. „Naja... Miss Johnson hat mich gefragt, was mein Berufswunsch ist." „Und darauf gehofft, dass deine Antwort sinnvoller ist als die deines Bruders?" Jack verzog empört den Mund und verschränkte die Arme vor der Brust. „Finne ist ein sehr sinnvoller Berufswunsch." „Ja... ja das ist es Jack." Kicherte Shani und ein liebevolles Lächeln machte sich in ihrem Gesicht breit. Auch Vicky kicherte leicht, als die große junge Frau eine weitere Frage stellte. „Und, was hast du geantwortet?" Jack grinste leicht und schnipste dann in die Richtung seiner Freundin. „Ich habe gesagt, dass es mein größter Berufswunsch ist, durch die Gegend zu laufen und Geld zu suchen." Stolz lächelte er sie an, bis Shani laut zu lachen anfing und Jacks Lächeln zufriedener wurde. Ein Lachen von ihr, war ihm das klitzekleine bisschen Nachsitzen und erneut etwas Ärger mit einem Lehrer so was von Wert gewesen.
„Und worüber habt ihr so ohne mich konspinitiert?" „Konspiriert." Korrigierte Vicky ohne darüber nachzudenken. Jack nickte daraufhin schnell. „Ach Fleecy, ohne dich würd ich heut immer noch glauben, dass Kollision eine Hunderasse ist." Vickys Lächeln wurde auch ein bisschen heller und wie zum Beweis, dass dieser Spitzname zu ihr gehörte, zog sie ihre Fließjacke enger um sich, doch winkte es einfach ab. „Du hast es einfach nur mit Worten, die mit 'K' anfangen. Aber um deine Frage zu beantworten: Jana, ich glaub du kennst sie, und Alister wollen den Teufel beschwören und Marie hat Shani gefragt, ob sie auf Jana aufpassen würde, weil Marie nicht kann." „Ja dann sind wir doch dabei, nicht wahr Leute?" Jack grinste die beiden Mädchen erwartungsvoll an und fügte dann hinzu. „Jana ist echt cool. Ich und sie haben mal ne Wette geschlossen, wer von einem Schrank springen und die beste Landung hinlegen kann." „Und?" Fragte Shani und Jack zuckte mit den Schultern. „Ich hab verloren mit Abstand, aber sie hat sich was gebrochen. ...Trotzdem war ich der offizielle Verlierer." Vicky konnte bereits verstehen, warum Marie sich Sorgen um dieses Mädchen machte. Wetten mit Jack waren generell furchtbare Ideen, doch erneut entschied sich plötzlich eine Person ihre Gedanken zu stören.
Diesmal ein anderer junger Mann. „Habe ich gerade die Worte Alister und etwas gebrochen in der selben Unterhaltung gehört?" Alexander war zu den dreien getreten und grinste, während von hinten zwei oder drei seiner Freunde lachten. „Ja hast du. Aber du wirst nichts von deinen luchsigen Ohren haben, außer du begleitetest uns." Alexander hob grinsend die Augenbrauen. „Einmal danke für deine himmlische Wortverdrehung Jack und klar bin ich dabei." Shani hob eine Augenbraue, während Vicky sich dankbar aus dem Gespräch zurückzog. „Aber Alex, sag mal." Shani schaute den etwa gleichgroßen kritisch an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du kannst Alister doch gar nicht leiden, oder? Und ich bezweifle mal, dass du genug Sympathie für uns hast, um ihn auszuhalten. Also warum willst du das?" Fragte sie und auch wenn Alexander es unangenehm war, er fühlte sich gezwungen zu antworten, also gab er die Antwort, die er bereits vorausgeplant hatte. „Doch, doch du hast recht, aber es gibt eine hundertprozentige Chance, dass das Ritual fehlschlägt... und Alister versagen sehen bringt mir immer soooo viel Freude." Alexander strich mit einem süffisantem Grinsen sein nach oben gegeltes, dunkelblondes Haar aus dem markantem Gesicht.
Jack zuckte mit den Schultern, „Na dann komm doch ruhig mit. Jana freut sich sicher über mehr Gesellschaft." Alexander lachte kurz auf. „Natürlich, Jana wer sonst? Was denk ich auch, Alister," er betonte den Namen als wäre es eine Art Eiterpickel, den man in der Achselhöhle ausbildete, „wäre niemals in der Lage irgendetwas durchzuführen. Wie konnte ich Dummerchen, das nur für möglich halten." Alex schlug sich mit der flachen Hand leicht lachend an die Stirn. Es war kein ehrliches Lachen wie Jacks. Es war kalt, ohne echte Freude. Doch keiner der anderen drei interessierte Alister zu diesem Zeitpunkt, also ließen sie es unkommentiert und billigten Alexanders verhalten ohne großartige Notiz davon zu nehmen. „Also dann treffen wir uns heute Abend?" Fragte Alexander und Shani nickte. „Um 11.00 Uhr am Rathaus." Fügte sie hinzu und Alexander nickte schnell. „Jup, bis dann ihr drei." Und lief damit wieder zu seinen Freunden die zu feixen begannen. „Wie schlimm glaubst du, wird sich dieser Versager auf die Fresse legen?" Fragte seine Freundin Mona mit einem hämischen Kichern. Woraufhin Alex nur ein Grinsen zurückgab. „Je schlimmer desto besser." Seine Freunde lachten daraufhin, auch er quälte sich zu einem Kichern, doch Alex' Mundwinkel sanken sofort nach unten, sobald seine Freunde sich einem anderen Thema zuwandten.
Vicky war zuerst am Treffpunkt und sie hatte Angst. Sie wusste zwar, dass Rituale kompletter Unsinn waren, trotzdem fürchtete sie sich ein wenig. Das war eine ganz schlechte Idee gewesen, eine ganz, ganz, ganz schlechte. Sie tippte mit ihren Fingern auf ihrem Handrücken herum und fing an auf der Innenseite ihrer Wange herumzukauen. Als sie bereits einige Minuten gewartet hatte, tauchte endlich eine andere Person auf. Doch als sie realisierte wer es war, wünschte sie sich, dass Shani diese Woche nicht bei ihrer Tante geblieben wäre. Dann wären die beiden Mädchen zusammen hier her gelaufen und sie müsste jetzt nicht alleine mit Alexander reden, welcher um Punkt 11 am Treffpunkt erschien. Der junge Mann nickte ihr als Begrüßung zu und sah dann nach oben. „Wie glaubst du endet das hier?" Fragte er nach einer Weile und sah aus seinen dunkelbraunen Augen mit einigen helleren Flecken zu ihr hin. „Wahrscheinlich in einem Weg, der äußerst unberechenbar ist. Ich meine wir haben Jack... und Jana scheint ja auch von der selben Sorte Mensch zu sein, also kann es nur in so etwas wie einer Explosion enden." Eine sehr einfallsreiche Antwort Vicky, wirklich wirklich sehr clever. Sie zog ihre Fließjacke wieder enger um sich und hoffte noch mehr auf Jacks oder Shanis Auftauchen. „Stimmt wohl," Gab Alexander zurück und fischte ein Handy aus seiner Tasche. Er tippte einige Sekunden darauf herum, bis eine schrille Mädchenstimme daraus ertönte. „Oh man Alex," der Name kam so langgezogen aus dem Telephon, dass selbst der Angesprochene kurz die Augen verdrehte. „Ich kann echt nicht glauben, dass du was mit diesen Freaks und dem Molotov unternimmst. Jaaaa, ich weiß John und Mark finden das total hardcore, aber musst du dich wirklich so lächerlich machen? Ich meine du wirst sicher keinen Spaß dabei haben und das ist doch doooof."
Der Blonde schnaubte auf die Frage hin nur, schien einige Sekunden sehr genervt und zwang sich dann sichtlich bemüht zu einem neutralen Gesichtsausdruck und einer ähnlichen Stimme. „Ja Ava. Allein um danach ne dämliche Geschichte erzählen zu können." Mit diesen Worten steckte er sein Handy zurück in die Tasche. „Drei wollen es, zwei finden es doof. Also mach ich es." Sagte er wie zu sich selbst und kratze sich am Hinterkopf. „Nicht, dass ich nachts irgendwas besseres vorhätte." Dann erst fiel ihm wieder auf, dass er nicht allein war. „Oh stimmt. Du bist auch noch da... ähm..." „Vicky." Sagte sie leise und Alexander nickte leicht. „Ah ja, danke." Er nickte und drehte sich dann wieder weg. Es dauerte einige Minuten, bis Jack und Shani zusammen auftauchten. „Ihr seid spät." Stellte Alex mit verschränkten Armen fest. „Du hast recht." Gab Shani zurück und Jack schnipste erst und zeigte dann mit Fingerpistolen auf Alex und grinste. „Jawohl!" Der Blonde schüttelte leicht den Kopf und strich sich dann danach über den Nasenrücken. „Gut gut, wollen wir dann gehen?" Fragte er wieder ruhig und ignorierte die Verspätung der beiden sehr geschickt. Vicky war fast unterbewusst näher zu Shani getreten, welche Alexander zunickte. „Ja lass uns gehen, ich will nichts verpassen." Sagte sie und Jack nickte begeistert. „Ja und es wird sicher großartig!" Jetzt zuckten die Mundwinkel des blonden Mannes doch nach oben und auch Shani und Vicky begannen zu lächeln.
Die vier liefen los. Jack, Alexander und Shani sprachen miteinander, während Vicky still neben ihnen her ging und bei jedem nicht von der Gruppe kommenden Geräusch leicht zusammenzuckte. „Also Shani, warum vertraut Marie, und ich wiederhole, Marie, dir genug, um dich zu bitten auf Jana, und ich wiederhole, Jana aufzupassen?" Fragte der einzige Asiat in der Runde und sah das Mädchen mit den hoch geschnürten, weißen Riemensandalen an. Shani zuckte daraufhin mit den Schultern. „Ich und sie kennen uns von ein paar Gruppenprojekten und dem Schwimmteam. Außerdem weiß sie, dass ich und Jack zusammen sind und ich es geschafft habe, dass er sich nicht auf die eine oder andere Weise umgebracht hat." Jack nickte. „Ich bin froh, dass sie das schafft, auch wenn es sicherlich schwer ist." Shani sah zu ihrem Freund auf und begann leicht zu Lächeln. „Meine liebste schwere Aufgabe." „Naw." Der schwarzhaarige drückte seiner Freundin einen Kuss auf die Wange, die daraufhin liebevoll durch die Haare des Größeren wuschelte. Alexander hatte leicht zu lächeln angefangen und Vicky tat das selbe. Die vier liefen die lange Hauptstraße entlang, bis sie zum Anfang des Waldes kamen, der die Stadt fast vollkommen umschloss. Im Wald selbst war es still, nicht zu still, aber ruhig genug, dass sie ihre eigenen Schritte hören konnten. Doch das Gespräch der anderen überdeckte diese Stille. Nur das etwas molligere Mädchen mit den hüftlangen, braunen Haaren nahm die ungewöhnliche Ruhe trotzdem wahr.
Sie liefen eine lange Weile durch den Wald, bis sie an dem verlassenen zweistöckigen Haus ankamen. Die Wände waren mit Graffiti verunstaltet, die Fenster mit bereits teilweise modernden Brettern vernagelt und das Dach war extrem löchrig. Trotzdem schien es sicher genug zu sein, um nicht einzubrechen und mindestens Jack war es ohnehin egal, ob es sicher war oder nicht. Er klopfte fest gegen die Tür und sie wurde fast sofort aufgerissen. Alister Martins stand vor ihnen. Er war etwas kleiner und schmaler als Alexander, Jack und Shani und seine knallrot gefärbten, kurzen, lockigen Haare hingen ihm in die blasse Stirn. Er grinste leicht, als er Jack und Shani sah, doch seine Miene wurde sofort grimmiger, als er Alexander bemerkte. „Was macht denn dieser Flaumenstreicher hier?" Knurrte er und schob sich seine Haare aus der Stirn. Alexander schnaubte abfällig und warf Alister ein herablassendes Grinsen zu. „Deine billigen und nebenbei unverständlichen Worte prallen an mir ab, wie Zahnstocher von einem Panzer, Al." Das letzte Wort betonte er besonders und Alister verdrehte daraufhin die Augen. „Kannst du dich bitte einfach verpissen?" „Alister Müllkippensohn, lass die Leute rein, du kannst Alex später die Augen auskratzen." „Ja, ja..." Alister öffnete die Tür weiter und ließ die vier in das Haus treten.
Von innen sah das Haus besser aus als von außen. Es war schon ein beliebter Treffpunkt bei Jugendlichen, die Wände waren zwar auch mit Graffiti besprüht, allerdings nicht mit vulgären Ausdrücken sondern mit einigermaßen hübschen Mustern, in einer Ecke standen zwanzig Flaschen Schimmelentferner und ein Haufen Teppiche lag in diesem Raum herum. Eigentlich hätten sie den ganzen Boden bedecken sollen aber ein Mädchen mit zerzausten Haaren hatte einige davon zur Seite geschoben, um ein Pentagramm auf den Boden zu zeichnen. Jana hatte sich ihre Haare zurückgebunden und sah mit einem breiten Lächeln zu den anderen auf. „Hey! Wer von euch wurde von Marie geschickt?" Fragte sie, woraufhin Shani sich meldete. Jana nickte, „Also darf ich in deiner Gegenwart nicht komplett am Rad drehen." Stellte sie fest, woraufhin die junge Frau mit dem knielangen Faltenrock nur schnaubte. „Ich soll nur auf dich aufpassen, keinen Report abgeben." Janas Grinsen wurde ein Stück breiter. „Gut freut mich. Ach toll, dass so viele Leute gekommen sind." Vicky schien erneut die Einzige zu sein, der ein kleines Detail auffiel. An der Wange des blauäugigen Mädchens unmittelbar unter ihrem Auge befand sich eine leichte Schwellung, die sie allerdings nicht allzu sehr zu stören schien. Doch sie kannte das andere Mädchen definitiv nicht gut genug, um nachzufragen, woher die Verletzung kam... Und Shani hatte es ganz sicher auch bemerkt, doch würde die Information eher unterbewusst abspeichern. Aber da sie es nicht für nötig empfand zu fragen, würde es Vicky auch nicht tun. Jana hatte sich inzwischen auch Jack zugewandt und grinste ihn an. „Ich dachte mir schon irgendwie, dass Marie nicht dich geschickt hat." Der Größere zuckte breit lächelnd mit den Schulter. „Du hast wohl recht, ich glaube sie würde sich, wenn sie wissen würde, dass ich auch hier bin, noch mehr Sorgen um dich machen." „Zurecht!" Gab sie grinsend zurück und sprang auf die Füße. Sie sah auch Alexander und Shani breit lächelnd an, das brünette Mädchen schien sie auf seltsame Weise übersehen zu haben. Erst als Shani ihre beste Freundin ganz in das Haus zog, bemerkte Jana auch sie und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. „Also ihr könnt euch dann irgendwo hinsetzen, während Al und ich hier mit dem Ritual anfangen."
Alister rollte bei dem Spitznamen Al die Augen und Jana lachte daraufhin leicht und schlug ihrem besten Freund spielerisch auf die Schulter. Dann setzte er sich neben sie und sie schienen leise etwas zu besprechen. Vicky sah die Möglichkeit und zog sich in eine Nische auf der anderen Seite des Raumes zurück. Shani lehnte sich an eine der Wände und redete weiter leise mit Jack, doch bis auf diese gewisperten Gespräche wurde es still in dem Raum. Alexander stellte sich an eines der Fenster und sah nach draußen in die Dunkelheit des Waldes. Nun gut hinter ihm gab es einen kurzen Wortaustausch, nach den Stimmen zu urteilen zwischen Jack und Jana, doch das alles war nur noch ganz schwammig da, schaffte Raum für etwas anderes. Er kannte das Bild der Dunkelheit, die Finsternis. Die Geräusche und die Kulisse nach Anbruch der Nacht waren ihm nur allzu bekannt. Und er liebte das alles, nicht nur weil er vertraut damit war, sondern weil es einfach friedlicher auf ihn wirkte. Der Wald war zwar ungewöhnlich still in dieser Nacht, aber Alex wusste Stille durchaus mehr zu schätzen, als man es von ihm erwarten würde, wo er doch mit so lauten Personen wie Rodger, John und Ava befreundet war. Mochte er Ruhe mehr als diese drei? Ja definitiv, ja. War er trotz der Lärmdämpfung durch Finsternis kaum in der Lage zu... er stoppte diesen Gedanken, darüber nachdenken macht es nur schlimmer. Doch auch er hatte mit der Zeit genug von der Lautlosigkeit und drehte sich wieder in den Raum. Sein Blick fiel auf Jana, er kannte das Mädchen nicht sonderlich gut, aber sie hatte eine ähnlich energiegeladene und chaotische Ausstrahlung wie Jack und schien wirklichen Spaß daran zu haben, das Ritual vorzubereiten. Dann sah er zu Alister, diesem bleichen, unhöflichen Edgelord mit der viel zu großen Klappe. Es war für ihn so gut wie sicher, dass er diesen komischen Ritus nur durchzog, weil er es total cool fand und dachte, dass andere es auch total cool finden würden. Doch bevor er darüber nachdenken konnte, wie sehr er Alister verachtete, fiel dem Blonden etwas auf.
Die zwei jungen Menschen vor dem Pentagramm trugen sehr ähnliche Kleidung. Schwarze ziemlich zerrissene Jeans, Jana hatte sich einen grünen Mantel übergezogen, während Alister eine Lederjacke mit aufgenähten roten und schwarzen Flicken trug. Auf einigen waren sogar Totenköpfe angebracht. Dazu trugen beide schwarze Stiefel und ein schlabberiges Shirt, Janas war noch okay, der Name irgendeiner Band war zusammen mit ihrem Logo mit einer Graffiti-artigen Schrift darauf zu sehen, doch Alister hatte wie nicht anders zu erwarten den Vogel der Furchtbarkeit mit einem aufgeschlagenen Totenschädel abgeschossen. Gott... er konnte diesen Jungen nicht leiden. Er stieß einen genervten Seufzer aus und lief zu Jack und Shani hin, um sich entweder an ihrer Unterhaltung zu beteiligen oder einfach nur zuzuhören. Die Zeit verging relativ langsam, Shani verabschiedete sich aus der Unterhaltung, um nach Vicky zu sehen, sodass Alex und Jack keine andere Wahl mehr hatten, als über Theater oder Musicals zu reden, bis sich der ältere nach einer Weile zu Alister und Jana umwandte.
Das Mädchen mit dem schwarzen Haar saß im Schneidersitz vor dem Pentagramm, sie biss sich selbst auf die Unterlippe. „Sach ma Jana, was bitte verstehst du unter, ich kenne jeden Schritt, keine Sorge?" Sie rollte nur mit den Augen und sah zu Alister, der neben ihr saß. „Alister, sag dem hässlichen, schwarzhaarigen Mann, dass er stillschweigen soll." Alister drehte sich zu dem großen jungen Mann, streckte ihm die Zunge raus und sagte. „Schnauze Fury." Niemand lachte. „Was?" Alexander sah mit hochgezogener Augenbraue zu ihm. „Ist das deine Art lustig zu sein?" Fragte er und der Jüngere verzog gespielt angewidert, von der Tatsache, dass Alexander mit ihm sprach, das Gesicht. Doch bevor er antworten konnte, kam eine laute Stimme von der hinteren Ecke des Raumes. „Vicky sagt, niemand versteht deine 1955ziger Fernsehreferenzen, Al." „Doch, Vicky versteht sie." Entgegnete er, woraufhin die Größere nur mit den Schultern zuckte und antwortete. „Vicky findet sie aber nicht lustig." Der junge Mann verdrehte die Augen ohne Shani, die sich inzwischen neben ihrer besten Freundin auf die von Kissen bedeckten moderigen Bank niedergelassen hatte, aufgrund des Spitznamens Al und dem Rest der Konversation anzuzicken. Doch diese minimale Bewegung in Alisters Gesicht fiel der feinfühligsten, zartbeseitesten Person in diesem Raum auf. „Shani! Du, ich glaub, du hast den Stolz von unserem Edgy-boy verletzt. Es ist doch ein Verbrechen gegen die düstere Krone des essigspeienden Salamanders!" Jack hatte sich inzwischen einmal um die eigene Achse gedreht, fing an bestimmte Worte zu betonen und ließ seinen feurigen Blick durch den Raum gleiten.
Er stand auf seiner eigenen Bühne und befand sich bereits komplett in seinem eigenen Theaterstück. Doch auf seine Vorstellung hin schnaubte Alister nur und fing an die Kerzen aus den Plastikverpackungen zu lösen, wie Jana es ihm aufgetragen hatte. Das Mädchen selbst grinste den größeren an und nickte ihm zu. „Du hast recht Jack. Alister ist einfach eine kleine beleidigte Leberwurst und du bist wahrscheinlich wieder auf Drogen." „Nö. Oder Liebling, ich bin sauber?" Shani nickte lachend und sprang auf die Füße. „Ich schwöre bei den Urahnen und unserem Hausmeister, dass dieser Mann vollkommen nüchtern ist." Jack nickte zufrieden und Vicky in der Ecke giggelte leicht. Alexander seufzte genervt und setzte sich selbst auf den Boden. „Na dann, wann fangen wir an?" Fragte er und lehnte sich an die Wand hinter ihm. „Genau jetzt," antwortete Jana und zündete ein Streichholz an. Ein kalter Wind pfiff plötzlich durch das Zimmer und die kalte Vorahnung schmiegte sich an die Atmosphäre in dem Raum. Spürbar für keinen dieser spirituell noch total Blinden und Dummen. Und natürlich für Jack, der auch auf weltlicher Basis zu oft am Klebstoff geschnüffelt hatte.
Endlich zündete Jana die Kerzen an und sah die anderen auffordernd an. „Würde einer bitte das Licht ausmachen und sich dann alle in den Kreis setzten?" Fragte sie und Shani ging zum Lichtschalter, während alle anderen sich um das Pentagramm herum setzten. Im Kerzenschein waren die Gesichter der anderen noch gut zu erkennen, doch es verlieh der ganzen Situation etwas mehr Spannung. „Kommt mir irgendwie vor wie im Kindergartenstuhlkreis." Stellte Alexander fest, die Spannung doch wieder brechend, nur fehlte sein üblicher schnippischer Unterton und noch etwas anderes fehlte. Jana drehte sich zu Alister und sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Wo bleibt denn dein bissiger Kommentar?" Alister zuckte daraufhin mit den Schultern. „Ich kann Alexander nicht leiden und wünsche ihm einige hundert hübsche Splitter an Stellen, wo man nicht gut drankommt, aber der Stuhlkreis im Kindergarten hat gefetzt." Mit dieser Aussage entlockte er Vicky ein leichtes Kichern, Shani ein amüsiertes Augenrollen und Jack ein lautes Lachen. Jana boxte ihm grinsend gegen die Schulter und Alex sagte nur: „Dachte nicht, dass du so normale Witze machen kannst." „Wenn das ein Kompliment war, war es ein schlechtes." Alexander schnaubte abfällig und sah zu Jana.
„Fang an, bevor ich deinem Freund hier ins Gesicht schlagen muss." „Okay!" Die junge Frau zog plötzlich ein Messer aus ihrer Tasche und deutete auf eine flache Metallschüssel etwas neben ihr. Es befanden sich noch andere Verpackungen an der Wand hinter ihr, aber was mal darin gewesen war, wollte keiner so genau wissen. „Wir müssen uns jetzt alle einmal in den Finger schneiden und etwas Blut in die Schüssel tropfen lassen." Vicky wurde leicht bleich und sah hilfesuchend zu Shani, die nur mit den Schultern zuckte. „Sofern wir uns nicht die wichtigen Adern aufschneiden müssen oder so, klar." „Darf ich anfangen?" Fragte Jack breit grinsend und war schon sichtlich gespannt auf den Rest des Rituals. Jana schüttelte leicht den Kopf. „Ich muss anfangen, aber dann kannst du weitermachen." Jack nickte entschlossen und Jana schnitt sich selbst in den Finger. Ein Paar Bluttropfen fielen auf das Metall und das Mädchen reichte Schale und Messer an Jack weiter. Er wischte erst die Klinge ab und schnitt sich danach in den Finger ohne zu zucken und den Schmerz kaum spürend. Sein Blut tropfte auch in die Schüssel und er reichte sie an Shani.
Auch sie schien keine Angst zu haben. Auch ihr Blut mischte sich in sekundenschnelle zu dem von Jana und Jack. Vicky war die Erste, die sichtlich zitterte. Ihr war die ganze Zeit schon nicht ganz wohl zu Mute gewesen und würde sie sich nicht so eingeengt von den Blicken der anderen fühlen, würde sie jetzt aufstehen und weggehen, aber so starrte das Mädchen einfach nur auf das Messer mit der roten Schneide. Jack war der Erste, der sich regte. Er klopfte Vicky beruhigend auf die Schulter und warf ihr ein freundliches Lächeln zu. „Du musst das nicht machen, wenn du nicht willst." Sagte er und Shani nickte bestimmt, froh, dass Jack es ausformuliert hatte. Jana zuckte mit den Schultern und sagte, „Naja irgendwie steht es ja schon in den ungeschriebenen Regeln eines Rituals, dass jeder der teilnimmt auch mitmacht." Alister nickte zustimmend und Alexander tat es nur nicht, um nicht das Selbe zu tun wie Alister. Daraufhin schluckte Vicky und fokussierte ihren Blick wieder auf das Eisen. Okay, diesmal mach ich keinen Rückzieher, und so überzeugt von ihren Gedanken, reinigte sie erst das Messer an ihrem Pulli und ließ es dann in ihren Finger eindringen. Sie hatte die Augen zugekniffen, während ihr Blut in die Schüssel fiel und Shani musste ihr auf die Schulter tippen, um sie darauf hinzuweisen, dass sich bereits genug von ihrem Blut in der Schüssel befand. Mit immer noch ziemlich blassem Gesicht reichte sie die Schüssel an Alister weiter, der rechts neben Jana saß. Dieser sah sehr skeptisch auf die Klinge und zog daraufhin etwas aus seiner Jackentasche. „Nein, das kann nicht dein Ernst sein. Du hast nicht... nein..." Alexander sah den Jungen mit den rot gefärbten Haaren nahezu geschockt an, als Alister ein Tuch und Desinfektionsmittel aus seiner Tasche zog. „Doch natürlich, Keime sind nicht zu unterschätzen Alexander, und fremdes Blut ist gefährlich," während er erst das Messer säuberte und es dann mit dem klaren Inhalt des Fläschchens einsprühte. Danach verstaute er das Mittel und das Tuch in seiner Jackentasche und schnitt sich in den Finger. Ein paar weitere Blutstropfen mischte sich zum Rest des Rot in der Schüssel.
Alexander schnaubte abfällig, als Alister die Schüssel erst Jana reichte, die sie dann an den Blonden zu ihrer Linken weiter gab. „Ihr seid wie kleine Kindergartenkinder, wisst ihr das?" Fragte sie, während sie Alex auch das Messer gab, der es mit angewidertem Gesicht an seinem Hosensaum abwischte. „Hey, es wurde endlich mal nicht zu mir gesagt!" Sagte Jack freudig und sah seine Freundin breit grinsend an. „Jack, Liebling, Leute sagen dir nur regelmäßig, dass du den Intellekt eines jungen Kindes hast. Ich sage nicht, dass es stimmt, aber..." „Was heißt Inteelikt noch gleich." Doch als Vicky gerade etwas antworten wollte, hob Shani die Hand. „Keine Wikipedia Definitionen bitte, Jack vergisst sie eh wieder." Sagte die junge Frau mit einem leichten Lächeln aber trotzten bestimmt, woraufhin Vicky verständnisvoll und Jack bestätigend nickte. „Ich vergesse alles ständig, außer, dass ich Finne bin, stimmt doch oder?" Jack sah aus großen Augen zu seiner Freundin, die allerdings mit dem Kopf schüttelte und entschuldigend mit den Schultern zuckte. „Du bist Hawaiianer Liebling." „Ohhhh, da war ja was." Alister hielt sich mit einem leichtem Grinsen die Hand vor den Mund und hatte den Streit, den er mit Alexander hatte anfangen wollen irgendwie vergessen. Alexander selbst war zwar nicht ganz so leicht abzulenken gewesen, aber trotzdem schnitt er sich einfach in den Finger, um mit der Prozedur fertig zu sein. Die, nun mit dem Blut von sechs Menschen gefüllte, Schüssel reichte der junge Mann jetzt an Jana zurück, welche das eiserne Gefäß in der Mitte des Pentagramms platzierte und ihre Hände auf der Ecke vor ihren Beinen. Das Messer hatte sie davor in ihrer Tasche verstaut.
„Fängst du jetzt an irgendwelchen unverständlichen Stuss auf Latein zu reden?" Fragte Alex, woraufhin sich Jana mit angenervter Miene zu ihm drehte. „Natürlich nicht. Erstens: Ich kann kein Latein. Zweitens: Der Teufel würde sicher ganz schön dumm dastehen, wenn er kein Englisch könnte. Ich meine... duh. Es ist die buchstäbliche Aufgabe vom verdammten, scheiß Teufel, Leute zu verführen irgendwelche Sachen zu machen. Wie großen Erfolg würde er damit haben, wenn niemand ihn verstehen würde? Und die, die ihn verstehen würden irgendwelche einsamen, ungeliebten Latein Nerds sind?" Alex rollte mit den Augen. „Keinen Großen, ja ja." „Gut, dann lass mich jetzt machen." Dann schloss sie die Augen und begann zu reden. Die Worte, die sie sagte, spielten dabei in der Tat weniger eine Rolle als das, worauf sie sich konzentrierte. Dazu muss gesagt werden: Jana hatte aus Gründen, die für diese Geschichte keine Rolle spielen, ein klareres und spezifischeres Bild von der Gestalt, die allgemein Teufel genannt wird, in ihrem Bewusstsein gespeichert, als die meisten anderen Menschen. Und auf dieses Bild richtete sie all ihre Gedanken, versuchte sich besser zu fokussieren als je zuvor. Ob sie wirklich daran glaubte, dass etwas übernatürliches passieren würde? Das wusste nicht mal sie selbst so richtig, aber eines war sicher. Sie hoffte es, auch wenn sie wusste wie unrealistisch es war, aber sie wollte nicht ihr ganzes Leben an eine Lüge geglaubt haben. Eine doppelte Lüge sogar... also lag es wahrscheinlich an ihrer Hoffnung, dem klaren Bild und... nun der Stadt, dass dieses Ritual bemerkt werden würde. Doch was die, von einem großen See und Kiefernwäldern umgebene, Stadt anging, dies war ebenfalls ein Teil der Geschichte, der zwar allgemeine Relevanz hatte, aber alles in allem jetzt noch nicht aufgegriffen werden muss.
Plötzlich hob Jana dann doch die Stimme und sagte klar und deutlich. „Sieh das Blut, sieh das Feuer, komm in unsere Mitte, zeige dich." Alister wusste, was er daraufhin tun musste, nahm die einzige Kerze mit rotem Wachs und hielt sie so dicht an die Schüssel, dass die Flamme das Metall berührte. Ein leichter Rauch stieg auf und verdichtete sich und nahm einen dunkleren Grauton an, als er die Decke erreichte. Vicky sah auf und schluckte. Das war etwas, was nicht passieren sollte. Trotzdem war es erst das extrem laute Zischen, was sowohl sie, als auch Alister zusammenfahren ließ. Kurz schien alles in dem Raum einzufrieren, kein Geräusch, kein Härchen regte sich, dann schoss plötzlich ein Windstoß durch den Raum und alle Kerzen erloschen. Einige Sekunden blieb es still, der Schock war den sechs ein wenig zu tief in die Knochen gefahren, als dass sie sich sofort davon hätten lösen können. Keiner von ihnen war wirklich so taff, wie sie es vorgaben zu sein, oder in Vickys Fall nicht mal versuchten vorzugeben, bis auf... „Ich stehe jetzt auf und mache das Licht an. Ich will keine Herzkasper oder Schreikrämpfe mitbekommen." Mit diesen sehr langsam, deutlich und ruhig ausgesprochenen Worten erhob sich Shani und ging genau auf die Stelle zu, an der sie einige Minuten davor den Lichtschalter umgelegt hatte.
Mit einem leisen Klick und einem Flackern leuchtete die Glühbirne wieder auf. Alles wirkte relativ normal. Alister hatte die Kerze fallen gelassen und klammerte sich an Janas Arm, die nur schweigend in die Mitte des Pentagramms starrte. Vicky war so bleich wie ein Betttuch und ihr Gesicht war zu einem Ausdruck der Panik verzogen, während Alexander seine Zähne so tief in seine Unterlippe gegraben hatte, dass er sehr nah davor war, zu Bluten anzufangen. Jack wirkte eher sehr irritiert als erschreckt, aber allein die Tatsache, dass er in so einer Situation die Klappe hielt, sprach sehr viel über seine Unruhe. „Okay. Wir gehen jetzt raus und wieder Nachhause. Ganz einfach. Das war ein dummer Zufall, sonst nichts." Shanis Stimme und ihr Blick waren fest und die Ruhe, die sie trotz der ziemlich seltsam aussehenden Situation auszustrahlen schien, sickerte wenigstens teilweise in den Raum ein und auch wenn es wenigstens Alister und Vicky etwas helfen schien, räusperte sich Jana leise. „Also ich will euch ja nicht beunruhigen, aber das Blut ist weg." Jana zeigte mit dem Arm, an dem sich nicht ein bleicher Junge festkrallte, und einem ziemlich fassungslosen Gesicht auf die Schüssel. Und sie hatte recht. „Was zum..." Alisters Augen weiteten sich ziemlich entsetzt und er begann heftig zu atmen. Sein gesamter Körper fing an zu zittern und es sah fast so aus, als würde er gleich zu weinen anfangen wollen, er verkrampfte sich komplett, bis plötzlich eine Hand mit einem lauten Klatschen auf seiner Wange landete.
Er schien aus seinem Schock herauszubrechen und mit einem Zucken war er wieder halbwegs bei Sinnen. „Danke Jana." Nuschelte er und löste seine Finger von ihrem Arm. Sie nickte nur knapp und klopfte dem jungen Mann daraufhin auf die Schulter. „Okay, okay, okay, das ist seltsam... Trotzdem sollten wir Shanis Vorschlag nachkommen." Alexanders Stimme zitterte extrem und er trommelte mit seinen Fingern auf seinem Arm herum. Jack nickte bestätigend und stand ebenfalls auf. Jana zog Alister auf die Füße und Alex stand langsam auf. Nur Vicky saß noch ziemlich starr auf dem Boden und nur ein Zittern konnte als Bewegung registriert werden. Jack kniete sich neben sich neben sie und musterte sie besorgt. „Glaubst du, dass du allein nach draußen kommst?" Fragte er mit sanfter Stimme und legte mit einem bemüht aufmunterndem Lächeln den Kopf zur Seite. Jacks Stimme schien sie wieder in die Realität zu rufen und sie nickte schnell. „J...ja..." Der Ältere half ihr vorsichtig aufzustehen, während der Rest der Gruppe immer noch ziemlich starr vor Schock im Raum herumstanden. Shani musterte Vicky kurz besorgt und ging dann zur Tür, weil alle anderen, bis auf Jack, der ihrer bester Freundin gerade geistigen Beistand leistete, zu verängstigt dafür wirkten. Sie griff nach der Klinke, drückte sie nach unten und drückte. Die Tür bewegte sich nicht. Sie drückte nochmal gegen die Tür, keine Bewegung. „Okay. Das ist nicht normal." Einige Momente atmete sie tief durch und drehte sich dann mit einem ernsten aber immer noch ruhigem Gesicht zu den anderen. „Hat einer von euch die Möglichkeit jemanden zu kontaktieren, der uns helfen kann?" Jana schüttelte den Kopf ohne überhaupt auf ihr Telefon sehen zu müssen. Alexander holte sein Handy aus der Tasche, genau wie Alister. Vicky zuckte mit den Schultern und wisperte mit zitternder Stimme: „Ich hab mein Handy nicht dabei..." Sobald der schwarzhaarige junge Mann bemerkte, dass Vicky sich alleine auf den Beinen halten konnte, nahm er sein eigenes Smartphone zur Hand.
Auch Shani checkte ihr Handy, sie schluckt und hoffte, dass das Handy von einem der anderen ein Signal hatte. Jack war der zweite, der den Kopf schüttelte. Alister tippte ein bisschen auf seinem Handy herum und sagte dann leise. „Das Ding hat nicht mal in der Stadt Verbindung, hier ist gar nichts." Alle sahen zu Alex, welcher gerade noch auf seinen Handybildschirm sah. Sein dunkelblondes Haar fiel ihm in die Stirn und nach einer Weile seufzte auch er frustriert. „Nein, nichts, wenn wir uns gleich noch aufteilen, dann können wir noch mehr Horrorfilmklischees erfüllen..." „Ich muss ihm zustimmen. Aktuell wissen wir nur, dass dieser Raum hier sicher ist. Vielleicht können wir nachschauen, ob wir irgendwie die Bretter von den Fenstern wegbekommen..." Alexander sah überrascht zu Alister, der endlich wieder zu seinem normalen Intelligenzlevel zurückzufinden schien. „Ja, gute Idee... wer von euch kann fest zutreten?" Fragte Alexander in die Runde, woraufhin sich Jana, Shani und Jack meldeten. „Du nicht?" Fragte der Kleinere, mit einem skeptischen Blick auf die Muskeln die sich an den Armen des Blonden abzeichneten und Alexander schüttelte daraufhin den Kopf. „Beinbruch, ist nie richtig verheilt..." „Oh das muss sicher furchtbar-" „Jungs! Das ist nicht der richtige Moment über Muskeln nachzudenken und über Beinbrüche zu reden! Jack, Shani und ich versuchen hier das Holz wegzubekommen und ihr schaut erst in den anderen Räumen im Erdgeschoss um und dann im ersten Stock nach, ob irgendwelche Bretter locker wirken. Ist in zwei Dreiergruppen aufteilen für euch noch okay?" Auf die Frage des schwarzhaarigen Mädchens nickten die beiden Jungen zustimmend und nur Vicky warf ihren beiden Freunden einen besorgten Blick zu, den Jack allerdings nur mit einem aufmunterndem Lächeln erwiderte und Shani als sie sah, dass es Vicky zu helfen schien das selbe tat. Daraufhin seufzte sie und nickte doch. „K...klar." „Wenn was passiert, dann kommen wir dich schon retten, oder Jack?" Fragte Shani und ihr Freund nickte daraufhin, wieder mit diesem breitem Grinsen im Gesicht. Ein wenig beruhigter machte sich Vicky zusammen mit Alex und Alister auf, sich die anderen Räume im Erdgeschoss anzuschauen.
Bis auf die Geräusche von den Tritten gegen die Holzbretter, war es still in dem Raum. „Verdammte, Drecksscheiße! Warum klappt das nicht?!" Knurrte Jana die Holzplanken an, während sie versuchte die Dinger mit einem Besenstiel, den sie aus einer Ecke geholt hatte, auszuhebeln, gegen die sie davor mehrere Male getreten hatte. „Keine Ahnung." Gab Jack zurück, während er ein weiteres Mal fest gegen die Bretter vor dem Fenster trat. Shani nickte. „Das ist echt seltsam." Sagte sie und rammte ihre Fäuste gegen die Bretter bei ihrem Fenster. Sie fletschte die Zähne und ein Schmerz schoss durch ihre Hände. Sie ignorierte das feste Stechen und obwohl ihre Bretter stärker reagierten als die von Jana und Jack, war es nicht genug. Nach einer Weile stieß Jana frustriert Luft aus und stieß den Besen gegen das Fenster. „Okay das ist hoffnungslos, die anderen hatten sicher mehr Glück..." Nach diesen Worten wurde es kurz still, bis das Kratzen zu hören war. Es war so als würde ein Tier, vielleicht ein Hund oder ein Wolf erst in der Erde Scharren und dann ein Kratzen wie auf Holz. Als würde irgendetwas großes von außen an der Hauswand schaben. Jack sah zu der Stelle und legte den Kopf schief. „Okay, sicher geht da draußen jemand mit seinem Hund spazieren. Wir können versuchen die Person irgendwie zu erreichen?"
Doch Shani schüttelte daraufhin nur den Kopf. „Jack, ich liebe deinen Optimismus, sehr. Aber es ist glaub ich zu spät für Spaziergänger und außerdem sind wir ziemlich weit vom eigentlichen Weg weg... Hier... kommt man nicht vorbei... was auch immer da draußen ist... ist glaube ich nicht in freundlicher Absicht hier..." „Wenigstens neutral?" Jana zuckte mit den Schultern, „ich glaub es nicht, aber mit Schwarzmalen können wir auch nichts anfangen... aber naja sooo spät ist es noch gar nicht..." „Ändert nichts an der Entfernung zu irgendwelchen normal nutzbaren Wegen." „Ja stimmt auch wieder." Frustriert ließ sich Jana zu Boden sinken und haute mit dem Besenstiel auf die Dielen. Shani trat noch ein paar mal gegen die Bretter und versetzte ihnen dann einen Hagel von Faustschlägen. Doch dann sah sie zu Jack, der mit geschlossenen Augen in den Raum hören zu schien. Jana und Shani sahen einander fragend an, als Jack wieder die Augen aufschlug. „Hört ihr auch dieses Klicken?" Fragte er leise und die beiden Mädchen schwiegen sofort. Und Jack hatte recht. Es war eine Art Rascheln, ein nicht wirklich zuordenbares Geräusch, dann das angesprochen Klicken, ein leises Zischen als würde etwas angezündet werden gefolgt von einem lauten, die Stille zerfetzenden Knall. Shani presste sofort ihre Hände auf ihre Ohren und ging mit vor Panik verzogenem Gesicht in eine geduckte Haltung. Jana stolperte erschrocken zurück und diesmal war es Jack, der sich nicht von dem scheinbaren Geräusch eines Schusses in eine Starre werfen ließ. Sofort hatte er sich vor seine seine Freundin gekniet und hatte seine Hände vorsichtig auf ihre Schultern gelegt. „Ist alles okay?" Fragte er besorgt, woraufhin die junge Frau, nachdem sie einige Sekunden durchgeatmet hatte, leicht nickte. „Ja, alles gut... danke." Sie warf ihm ein warmes Lächeln zu, was Jack mit einem breiten Lächeln erwiderte.
„Ich will ja nicht stören, aber ich glaube wir sollten nach den anderen schauen, ein Pistolenschuss ist kein gutes Zeichen." Shani nickte zustimmend und richtete sich wieder auf, fast instinktiv zog sie ihren Freund etwas zu sich, woraufhin Jacks Lächeln noch ein Stück glücklicher wurde. Doch die drei mussten gar nicht nach den Anderen sehen, da Alister, Alexander und Vicky genau in diesem Moment durch die Tür kamen, die in einen Flur mit einer Treppe am Ende und vier schon lange aufgebrochenen Türen führte. Sie wirkten zwar ein wenig aufgerührt aber waren um einiges zu ruhig, als dass sie den Schuss gehört haben könnten. „Was ist denn mit euch passiert?" Fragte Jana mit einem ziemlich kritischen Blick auf die Schürfwunden an Alisters Hand und einem seiner Knie. Sichtlich peinlich berührt sah Alister zur Seite und gab Alexander damit die Möglichkeit dieses Schweigen auszunutzen. „Naja. Ein Hund hat angefangen wie irre zu bellen und Alister hat sich nun... sehr erschreckt, sagen wir es so. Er ist gegen eine Wand gestolpert und hingefallen..." Das schien den Lockenkopf weiter in das Feld des unangenehm Fühlens zu schicken, was Vicky dazu bewegte sich leise zu Wort zu melden. „Ich hab mich aber auch sehr erschreckt..." und dadurch fand sich Alister in der Lage Alexander ebenfalls anzuschnauzen. „Außerdem hast du selbst rumgequietscht wie ein angestochenes Schweinchen." „Ahja, wenigstens ist meine körperliche Reaktion nicht so stark, dass ich mich selbst verletze!" „Wenigstens schreie ich nicht so laut, dass die anderen Leute, die mit dir im Raum sind, sich eine Langzeittrommelfellschädigung zuziehen."
Die beiden Jungen begannen einander wütend anzustarren, bis Shani, wieder im Zentrum ihrer Ruhe, fest in die Hände klatschte. „Aufhören! Wir sind hier in einer Hütte im Wald eingesperrt und da ich euch nicht anweisen kann euch ein Zimmer zu nehmen, weil das aktuell nicht im geringsten helfen würde: Hört auf mit euren Kindergartenstreitigkeiten und sagt mir, ob ihr auch den Schuss gehört habt." Alister und Alexander verließen sofort ihre kampfbereiten Positionen und sahen fragend aber aufmerksam zu Shani. Vickys Blick war eher besorgt, aber als Shani hinzufügte „Keine Sorge, die anderen haben den Schuss auch gehört" wirkte sie wieder ruhiger. „Ja wir aber nicht. Habt ihr das Bellen, das Geräusch von Alister, der durch den halben Raum gefallen ist und meine und Vickys Schreie gehört?" Jana und Jack sahen einander kritisch an und Shani schüttelte den Kopf . „Nein. Nichts." Alexander schluckte und ihm war sichtlich mulmig zu Mute. „Okay, das wird endgültig komisch. Aber die Bretter in den anderen Räumen waren auch nicht locker, also sollten wir oben nachschauen..." Alister nickte leicht. „Ihr scheint ja auch keinen so großen Erfolg gehabt zu haben." Jana rollte mit den Augen und nickte dann. „Ja. Aber ich will echt nicht weiter hier feststecken... Wer will mit mir nach oben?" Der Blasseste aus der Gruppe hob sofort die Hand, weil er seine beste Freundin nicht alleine gehen lassen wollte. Auch Alexander nickte, da er es nicht ausgehalten hätte in so einer Situation inaktiv zu werden.
Vicky sah immer noch zitternd auf ihre Füße, ihr Gesicht war bleich und es sah so aus, als würde sie gleich zu weinen anzufangen wollen. Und auch Shani war innerlich noch um einiges zu verrückt von dem Schuss, als dass sie in der Lage gewesen wäre sich sofort wieder in Aktion zu begeben, aber sie wollte sich diese Schwäche natürlich nicht eingestehen. Sie tat alles, um sie nicht nach außen zu zeigen, aber ein gewisser Mensch bemerkte es trotzdem. „Shani, Liebling. Ich glaube Vicky braucht dich gerade..." Sagte er sanft und legte seine Hand auf ihre Schulter. Shanis Blick ging zu ihrer besten Freundin und sie bemerkte erst jetzt wirklich die Unsicherheit und die Angst in Vickys Körpersprache und Gesichtsausdruck und nickte dann leicht. „Ja... Leute ich passe hier auf Vicky auf... und du Jack? Ähm..." Jack nickte mit einem Lächeln zu Shani und sagte dann. „Und ich bleib hier, weil Gruppen, die kleiner als drei sind, in Horrorfilmen immer in Gefahr sind." Shani grinste leicht daraufhin. „Na dann danke, dass du dich so aufopferst." Vicky nickte leicht und machte einen kleinen Schritt auf Shani und Jack zu. „Na dann Jungs. Lasset uns nach oben gehen." Mit diesen Worten drehte sich Jana auf dem Absatz um und schritt durch die Tür. Alister lief ihr nach und Alexander folgte den beiden. Die Tür fiel hinter den dreien zu und sie fanden sich in dem Flur wieder. Am Ende des Ganges führte eine ziemlich morsch aussehende Treppe, die ungefähr in der Hälfte einen Knick in eine andere Richtung machte, nach oben.
„Also ich hab mit Sicherheit keine Probleme da hoch zu kommen, Al wahrscheinlich auch nicht... Alex du..." Jana sah zu Alexander, der daraufhin eine seiner schmalen Augenbrauen hob. „Was willst du damit andeuten?" Fragte er und verzog seinen Mund zu einem mehr oder weniger aggressiven Ausdruck. „Das du zu fett bist und die Treppe unter dir einkrachen würde." Knurrte Alister und Alex drehte sich genervt zu ihm um. „Also erstens..." „Aufhören. Gott bei euch muss man auch immer dazwischen gehen." Gab Jana in einem Ton von sich, der keine Verhandlungen duldete. „Alexander ich meinte nicht, dass du übergewichtig bist. Ich weiß nur, dass ich klein und leicht genug bin, um diese Treppe hochzukommen. Al hier ist ebenfalls ziemlich leicht und du bist einfach größer und weniger an der Grenze zum Untergewicht als wir, alsoo." Alister rollte mit den Augen und Alexander nickte kurz. „Na dann solltest du vorgehen, wenn du dir so sicher bist, dass die Treppe dich aushält." „Jup mach ich." Sagte Jana und die drei gingen den Gang entlang, bis sie am Fuß der Treppe angekommen waren. Das sehr schmale, sehr dünne, kleine Mädchen machte den ersten Schritt auf eine der Stufen. Wenige Sekunden verbrachte sie damit ihr Gewicht auf diesen Fuß zu verlagern. Kein Knarren, das Holz gab nicht mal ein bisschen nach, daraufhin atmete sie beruhigt aus und setzte ihren anderen Fuß auf die Stufe über dem anderen. Weiterhin keine Geräusche oder irgendeine Form von Bewegung des moderigen Holzes. Jana schien selbstsicherer zu werden und nahm die nächsten vier Stufen schneller, doch als sie einen dritten Schritt machte und gerade bei dem Knick angekommen war, begann die Treppe plötzlich zu beben. Ein Rütteln ging durch das moderige, braune Holz und Jana krallte sich sofort am Geländer fest. Alister und Alexander sahen entsetzt zu dem Mädchen, das fast so aussah als würde es das Geländer gleich abreißen. Doch Alister riss sich dieses mal sehr schnell von seinem Schock los und wollte gerade auf die Treppe springen, um dem Mädchen mit dem grünen Mantel zur Seite zu stehen, als Alexander ihn an seiner Lederjacke packte und ihn mit leichter Gewalt zurück zog.
„Sag mal spinnst du?!" Fauchte Alister wütend und gleichzeitig erschrocken und doch versuchte er sich aus seiner Jacke herauszuwinden und wieder auf die Treppe zu zurennen, aber Alexander packte seinen Arm fest und zog ihn so dicht zu sich, dass er ihn hätte erneut davon hätte abhalten können zur Treppe zu rennen, wenn Alister sich erneut losreißen würde. „Wir können nichts tun! Wenn wir auf diese Treppe gehen, machen wir es nur noch schlimmer!" Zischte er in Alisters Ohr, woraufhin dieser wenn auch nur widerstrebend aufhörte sich zu wehren. Jana stand währenddessen immer noch auf der Treppe, die sich wie verrückt gegen irgendetwas wehrte. Jana konnte es zwar nicht sehen, aber in ihren Ohren schallte es deutlich wieder, ein Grunzen... Sie sah es zwar nicht und es klang überaus lächerlich, aber diese Treppe war ein vor Raserei tobender Keiler, ein Wildschwein, mit pechschwarzen Borsten und riesigen Hauern. Es versuchte sie abzuwerfen, sie vor die Hufe zu bekommen, um sie danach zu überrennen. Aber oh verdammt noch eins nein, das würde nicht passieren. Sie krallte ihre Finger in die Borsten und trat fest mit ihrem Absatz auf den Rücken des Ebers, auf den sie wie auch immer geraten war. Das Tier fing an noch stärker zu toben, doch Jana ließ nicht locker, doch was sollte sie tun? Das Tier zu töten war definitiv keine Option, allein weil Jana physisch gar nicht dazu in der Lage gewesen wäre. Außerdem schien es so als würde das Riesenvieh irgendwo in einem schwarzen Nichts toben und den einzigen Gedanken, den sie dazu zuließ war, ich darf nicht runter fallen. Diese Konzentration verdrängte sogar die Angst und ließ nicht mal den Fakt, dass das alles gerade wirklich passierte. Dass sie auf einem wilden Keiler in einem nicht existenten Raum balancierte, dazwischen kommen. Diese vollkommene Fokussierung war es, die dem Mädchen das Leben rettete.
Sie wusste nicht einmal genau, was sie tat, aber irgendwie war es ihr möglich, etwas wahrzunehmen. Und dieses etwas war Angst... doch nicht ihre eigene, selbst wenn sie gerade in der Lage gewesen wäre etwas zu bemerken, was ihre eigene Gefühle betraf, dann wäre Angst aktuell alles andere als etwas positives gewesen. Also war es für Jana in dieser Situation mehr als überraschend, dass etwas an ihrem Bewusstsein zupfte. Das Wildschwein, was für Alister und Alexander immer noch nur die, sich wie irre bewegende Treppe war, hatte furchtbare Angst. Der Schuss musste etwas damit zu tun gehabt haben... etwas anderes ergab für das junge Mädchen keinen Sinn. Wie von selbst begann sich Jana auf das fremde, ungewohnte, so rohe und grobschlächtige Gefühl, zu konzentrieren. Sie krallte ihre Finger fester in die Borsten, oder was auch immer und versuchte etwas durch den Kanal zurück zu schicken. Und das Einzige, was ihr in diesem Moment im Verstand herumgeisterte, war, dass das aufhören soll. Also war es keine Überraschung, dass das eine Wort, der eine Gedanke, den sie durch diese Gedankenverbindung schießen ließ, 'Stopp!' war. Sie ließ das Wort mit solcher rohen Willenskraft durch die geistige Verbindung schlagen, dass es einem Peitschenhieb glich. Und daraufhin folgte endlich der Stillstand.
Sobald die Treppe stehengeblieben war und es nur noch Janas minimales Zittern war, was eine Bewegung darstellte, riss sich Alister endlich von Alexander los und rannte die Treppe nach oben. Jana war inzwischen zu Boden gesunken und nur noch ihre Hände waren um das Geländer der Treppe gekrallt. Ihre Knöchel traten hervor und ihre Haare hingen ihr ins Gesicht. Sie wirkte wie versteinert und als Alister versuchte sie irgendwie auf sich aufmerksam zu machen, indem er seine Hände auf ihre Arme legte, zuckte er plötzlich zurück. „Was ist los?" Fragte Alexander besorgt von unten, es nicht wagend auf die Treppe zu treten. „Sie ist eiskalt..." Wisperte Alister und sah geschockt zu dem blonden, Halbkoreaner am Fuß der Treppe. „Schau nach ihrem Puls." Wies Alexander ihn an woraufhin Alister schnell und dankbar nickte und legte seine zitternden Finger gegen Janas Handgelenk. Und zu seiner massiven Erleichterung fühlte er ihn. Beruhigt nickte Alister und stieß etwas der vor Anspannung angehaltenen Luft aus. „Alles soweit okay..." „Al, was zum... was ist los?... Naja wenigstens seid ihr zwei jetzt wieder da... hier, hier... ihr habt auch das... bemerkt?" Fragte sie erst knurrend, dann mit immer leiser und schwächer werdender Stimme und schüttelte den Kopf, um die Haare aus ihrem Gesicht zu bekommen. „Naja die Treppe ist komplett ausgerastet..." Sagte der junge Mann leise und strich seiner besten Freundin die Strähnen hinters Ohr. Jana schnaubte amüsiert und ließ sich gegen Alister fallen. „Wenn wir nicht selbst in der Situation wären, dann wär das ziemlich cool oder?" Alister kicherte leicht und nickte. „Stell dir vor wie schwer die Effekte mit der Treppe in einem Film umzusetzen wären."
„Ja klar. Oder eine Schauspielerin zu finden, die so wunderschön ist wie ich.." Nuschelte sie und versuchte die Hände vom Geländer zu lösen. „Ähm... Du Alister, wo kommt das Eis an meinen Händen her?" Der Mann mit den lockigen Haaren sah zu Jana, die versuchte Ihre Finger von dem Geländer zu lösen, auf dem sich Eiskristalle gebildet hatten. „Was...was ist das...?" Wisperte sie und Alister sah sie ziemlich verwirrt an. „Ich habe keine Ahnung, aber wir sollten definitiv von dieser verfluchten Treppe runter." „Ich stimme dir voll zu." Antwortete Jana, die es doch geschafft hatte das Geländer loszulassen, während Alister ihr half auf die Füße zu kommen. „Könntet ihr jetzt bitte hochgehen, damit ich auch auf die Treppe darf?" Fragte Alexander von unten und hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Jana nickte mit einem Augenrolle und war tatsächlich einfach zu geschockt, als dass sie über den Fakt nachdenken konnte, dass sie gerade eine geistige Unterhaltung mit einem nicht existenten Wildschwein gehabt hatte. So stiegen die beiden zusammen die Treppe nach oben, bis die beiden Freunde im ersten Stock angekommen waren. Alexander lief die Treppe dann ebenfalls hoch und musste sich extrem zusammenreißen, um nicht zusammenzuzucken, wenn immer die Treppe leicht nachgab oder quietschte. „Also wir sind jetzt oben." Nuschelte Alex und sah sich um. Ein dunkler Flur lag vor ihnen. Moderige Wände und Schimmelflecken am Boden. Die Decke war gerade und etwas vor den drei Jugendliche klaffte ein Loch in dem ziemlich kaputt aussehenden Material. „Wie wäre es, wenn wir uns erst einmal hier umschauen, ob hier irgendwo Wände oder Fenster sind, durch die wir hier rauskommen können? Und dann nachsehen, ob da oben was ist, was uns irgendwie helfen kann, hier wegzukommen?"
„Gute Idee Jana," sagte Alister und sah den Gang entlang. „Gehen wir alle zusammen oder...?" „Horrorfilmregel eins ist?" Fragte Alexander und Alister rollte daraufhin extrem stark die Augen. „Ja okay, lasst uns dann jeden Raum zusammen anschauen." Antwortete dieser dann genervt und machte einen Schritt nach vorne. Jana und Alexander liefen ihm hinterher, als Alister das erste Zimmer betrat. Nur ein einziges Fenster war zu sehen. Dazu auch noch ein sehr kleines in einer Höhe, die von den sechs maximal Jack hätte erreichen könnte. Allerdings war es nicht mit Brettern zugenagelt. „Glaubst du, du kommst da durch Jana?" Fragte Alister leise, woraufhin das Mädchen mit einem Schulterzucken antwortete. „Keine Ahnung, die Wahrscheinlichkeit ist gering, außerdem, was soll ich draußen Bitte machen? Und ich weiß nicht, ob ihr es noch wisst, aber ich bin echt nicht so scharf darauf, aus dem ersten Stock auf den Boden zu springen..." Danach räusperte sie sich und strich sich die Haare aus dem Gesicht. „aber trotzdem sollten wir alles versuchen. Vielleicht schaffe ich es ja sicher nach unten und kriege die Tür von außen auf." Die beiden jungen Männer nickten und Jana sah zu Alexander. „Kannst du mir dann hoch helfen?" Fragte sie und der Blonde nickte daraufhin. „Warum fragst du ihn und nicht mich?" „Och Al, du musst doch nicht eifersüchtig sein. Aber du bist einfach zu klein, um mir zu helfen." „Wie bitte?" Fragte er empört und stemmte die Hände in die Hüften. „Ich bin mindestens mal zwanzig Zentimeter größer als du." Jana zuckte mit den Schultern. „Ich bin einen Meter zweiundfünfzig groß, das ist kein Kunststück." „Ja, ja." Nuschelte Alister und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust, während Alexander und Jana zu der Wand mit dem Fenster traten.
Der Größere verschränkte seine beiden Hände miteinander und hielt sie so vor sich, dass Jana sich darauf stellen konnte. Alexander hob sie daraufhin hoch und sobald Jana in der Lage war ihre Hände auf das Fensterbrett legen konnte, krallte sie sich daran fest und zog sich daran hoch. Sobald sie hoch genug war schob sie eine ihrer Hände durch das kaputte Fenster und legte sie von außen an den Fensterrahmen. Dann tat sie es mit der anderen Hand und kniete sich daraufhin auf das Fensterbrett. „Ohne von diesen Fensterresten aufgeschlitzt zu werden, werd ich das kaum hinbekommen... mal schauen, ob ich irgendwie einen der Hebel umgelegt bekomme..." „Soll ich mich bereit machen dich zu fangen, Jana?" Fragte Alex von unten und das Mädchen, welches gerade damit beschäftigt war, sich einen der Ärmel ihres Mantels über ihre recht Hand zu stülpen, antwortete. „Jup, mach dich bereit." Nuschelte sie und biss auf ihre Unterlippe. Alister ging währenddessen in dem Raum auf und ab und fuhr sich mit den Händen durch die lockigen Haare. Er war nervös und versuchte nicht auf den widerlichen Geruch in dem Raum und die Flecken an den Wänden zu achten. Er war auch ohne den ganzen Dreck in dem Raum schon angespannt genug von der Situation. Also versuchte er sich anstatt auf seinen Geruchssinn und seine Augen zu konzentrieren ein bisschen mehr auf das zu achten, was er hörte. Ein Fehler, wie es sich herausstellen sollte.
Alister blieb stehen, sein Herz schlug ungefähr doppelt so schnell wie es dies normalerweise tat. Er schluckte und drehte sich zur Tür. Einen Moment brauchte er, um es zu realisieren... Auf der anderen Seite knurrte es. Und auch wenn er Hunde eigentlich mochte, dieses Geräusch schien nicht von einem der freundlichen Vierbeinern zu kommen, die er außerordentlich schätzte. Bedrückt und ängstlich schluckte er und ging dann langsam auf die Tür zu. Er legte seine linke Hand zögernd und leicht angewidert an das Holz und trat einen Schritt näher an sie heran. Das Knurren wurde lauter und der Geruch von Hund drang durch die Tür. Nun nicht nur das Aroma von Hundefell wehte zu Alister durch die Tür, etwas anderes schwang mit. Einen Geruch, den er weder zuordnen noch einschätzen konnte. Er schluckte besorgt und legte widerwillig sein Ohr an die Bretter und hörte hin. Scharren, Knurren und das Geräusch von auf dem Boden auftreffenden Pfoten. „Al...was ist los?" Kam es plötzlich von der anderen Seite des Raums, wo Alexander Jana gerade von dem Fensterbrett hinunterhalf, welches sie nicht aufbekommen hatte. Doch die Frage hatte nicht Jana gestellt, die gerade erst wieder auf dem Boden angekommen war. Stattdessen war sie von Alexander gekommen, der ihn besorgt ansah. Und nur wegen der außerordentlichen Situation, ging Alister dem Impuls, dem größeren für den Spitznamen ins Gesicht zu schlagen, nicht nach. „Ich glaube da draußen ist irgendwas Hundeartiges... ich habe keine Ahnung, wie das hier her kam... aber..." Die beiden anderen kamen zu ihm angelaufen, während das Knurren lauter wurde und es so klang, als würde das Tier an der Tür kratzen. Doch das Kratzen war lauter, als zuvor.
„Glaubt ihr, wir sollten...die Tür aufmachen?" Fragte Alexander zögernd, der nur den Hund hörte und nicht den seltsamen Geruch wahrnahm. „Nun, Fiffi da draußen klingt zwar nach super angenehmer Gesellschaft, aber irgendwie mag ich meine Beine im unzerkauten Zustand." „Ich stimme Alister hierbei vollkommen zu." Alexander atmete frustriert aus und fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. Plötzlich wirkte er um einiges müder und seine Haare fielen ihm ins Gesicht. „Ich will nicht darauf warten, dass irgendwas passiert. ...Aber wenn ihr euch besser fühlt können wir auch hier drin warten, bis keine Ahnung, das Ding weg ist?" Alexander ließ sich zu Boden sinken und stützte seinen Kopf in die Hände, bevor er sich gegen die Wand hinter ihm lehnte. Er blinzelte mehrmals und rieb sich übers Gesicht. „Alles okay bei dir?" Fragte Jana und setzte sich ihm gegenüber auf dem Boden, während Alister wieder auf und ab ging. Alexander gab daraufhin nur ein Schulterzucken mit einer ausdruckslosen Miene zurück. „Keine Ahnung..." Wisperte er und schlug plötzlich seinen Kopf gegen seine Hände. „Warum passiert das alles?!" Fauchte er und krallte seine Finger in seine Arme. Seine Pupillen hatten sich verkleinert, durch das Reiben über sein Gesicht, traten rote Adern in seinen Augen hervor. „Das ergibt doch gar keinen Sinn!" Er raufte sich die Haare und schaukelte mit dem Oberkörper vor und zurück. Er musste sich kontrollieren nicht zu schluchzen und sein Herzschlag begann immer schneller zu werde. Er fühlte den Stress in sich aufwallen und war kurz davor, sich auf dem Boden zusammenzurollen und sich in der Hoffnung einzusperren, dass all dies nur irgendein furchtbarer Traum war. Er zog seine Knie an seinen Körper und drückte sein, immer noch in seinen Händen vergrabenes, Gesicht auf seine Knie.
Jana sah besorgt zu Alister, der daraufhin mit einem ziemlich verstörtem Gesicht, den Kopf schüttelte. Jana sah von Alexander zu Alister und warf ihm einen aufforderndem Blick zu. Ihr bester Freund schüttelte daraufhin energisch den Kopf und verzog sein Gesicht. Janas Gesicht wurde ernsthaft besorgt und sie zeigte auf Alexanders zitternde Gestalt. Alister schien sich sichtlich unwohl zu fühlen, aber als Jana ihm ein, „bitte hilf mir hiermit!" zu zischte und Alexander plötzlich doch vor Schmerzen aufschluchzte und heftig zuckte, zwang ihn sein Schuldgefühl doch dazu, zu seiner besten Freundin und einem der Menschen, die er am wenigsten mochte hinzugehen. Er sah zögernd auf den schmutzigen Boden, woraufhin Jana mit den Augen rollte, ihren abgetragenen Mantel auszog und ihn auf den Boden legte. „Und jetzt hör auf dich wie eine kleine Prinzessin aufzuführen, setz dich hin und hilf mir diesem armen Jungen dabei zu helfen keinen kompletten Zusammenbruch zu bekommen!" Alister kniete sich neben Jana, während das Mädchen ihre Hand auf die Schulter des Größeren legte. „Hey... Alex, alles wird gut... Wir kommen hier raus... ganz sicher und auch wenn nicht, Marie weiß wo ich bin. Also... wir kommen hier wieder weg." Doch Alexander gab auch daraufhin nur ein weiteres Zucken zurück und drückte sich an die Wand. Er wollte aufhören, aber er war gefangen in diesem Zustand von Schmerz und Panik.
Jana sah besorgt zu Alister, der genervt aufseufzte und dann die Augen verdrehte. Dann beugte er sich vor, fasste Alexander am Shirt und zog ihn zu sich hoch. Alexander sah aus großen Augen und zitternd zu ihm auf und der Jüngere starrte ihn aus seinen haselnussbraunen Augen an. „Alexander Kim, du wirst jetzt nicht zusammenbrechen! Du wirst dich jetzt zusammenreißen, dich mit der Situation befassen und deinen Kopf anstrengen, weil wir aktuell jeden guten Einfall brauchen! Und versteh das ja nicht falsch: Du bist ein überheblicher, unfreundlicher, unsympathischer Brausekopf mit komischen Ohren! Aber du wirst jetzt nicht aufgeben, weil du nicht aufgibst! Und jetzt steh auf und kämpfe weiter, weil wenn du weiter rumheulen willst, dann werd ich Videos davon machen und sie ins Internet stellen! Kapierst du das?!" Alister starrte Alexander wütend und mit gefletschten Zähnen an. Einige Sekunden sah Alex ihn aus großen Augen, blinzelte dann mehrmals, zog die Nase hoch und wischte sich dann übers Gesicht. „Du hast recht, sonst müsst ich es ja Vollidioten wie dir überlassen, die Situation hier zu regeln." Seine Stimme zitterte zwar noch, aber er war nun wieder in der Lage sich auf die Situation zu konzentrieren. Alisters laute Stimme hatte ihn wieder zurückschnappen lassen und ihm etwas anderes zum drüber nachdenken gegeben. „Gut." Antwortete Alister und trat einen Schritt zurück. Doch während Alexander immer weiter zur äußeren Ruhe kommend aufstand, räusperte sich Jana. „Darf ich kurz etwas einwerfen?" Fragte sie und hob ihren Mantel vom Boden auf. „Ja?" Fragte Alexander, mit halbwegs fester Stimme und klopfte sich den Staub von den Kleidern. „Al hatte definitiv die bessere Beleidigung."
Alister grinste daraufhin und rollte amüsiert mit den Augen und Alexander schnaubte und wirkte wieder ziemlich beruhigt. „Na jetzt wo das geregelt ist, lasst mal nachschauen, ob unser knurrender Freund noch da ist..." Sagte Alister und strich sich die Haare aus der Stirn. Jana nickte daraufhin und Alexander war ziemlich überrascht darüber, wie vernünftig und clever er in dieser Situation handelte, doch sagte nichts dazu, sondern nickte einfach ebenfalls. „Also wollen wir auslosen oder abstimmen, ode-" „ich machs. Ihr haltet Abstand und wenn mich etwas nicht menschliches anspringen sollte, versucht es irgendwie wegzubekommen." Sagte Jana und ging zur Tür hin, während die beiden jungen Männer ein paar Schritte zurücktraten. Jana drückte die Klinke nach unten und zog die Tür langsam auf. Nichts attackierte sie. „Okay. Nichts gefährliches in Sicht. Wir können rausgehen." Die drei verließen das Zimmer und sahen zur nächsten Tür. „Ich glaub wir sollten einfach nur in die Räume reinschauen oder?" Fragte Jana und ihr lockiger, bester Freund nickte bestätigend. „Ganz eurer Meinung." Nuschelte Alex und schritt nach vorne zur nächsten Tür. Jetzt wo das Mädchen ihren Mut demonstriert hatte, wollte keiner der beiden anderen tatenlos herumstehen. Alister und Jana gingen zu anderen Türen und öffneten auch diese. Im Gang waren insgesamt 5 Türen. Die eine, die am hinteren Ende des Ganges auf der linken Seite lag, hatten sie bereits geöffnet und durchschritten. Die andere war knapp neben ihr und um einiges kleiner als alle anderen Türen. Im Gang vor ihnen waren links zwei Türen und rechts eine weitere. Die zweite linke Tür war am weitesten von den dreien entfernt und es war auch die, die keine der drei angelaufen war. Alexander hatte die kleinere Tür geöffnet und Jana und Alister waren zu den Türen links und rechts gegangen, die einander fast gegenüber lagen. Sie befanden sich alle noch an dem einen Ende des Ganges, als das Knurren erneut begann. Fast gleichzeitig zuckten sie zusammen und Alexander war der erste, der es wagte, seinen Kopf in die Richtung des Geräusches zu drehen.
Der Boden des Ganges war von hellblauen Nebelschwaden bedeckt. Ein Nebel, der sich weiter und weiter in die Richtung der drei Jugendlichen ausbreiteten. Das Knurren wurde lauter und jetzt hatte Alexander auch das Bild zu dem Geräusch und wünschte sich sofort, nicht zu wissen, was genau er da gehört hatte. Jetzt sah er das Tier, was er davor nur auf einer Ebene wahrgenommen hatte. Er sah wie das Wesen mit dem stahlgrauem Fell über den Boden kratzte. Und auch wenn er die Pfoten durch den Nebel nicht sehen konnte, hörte er das Klicken der Krallen auf dem Boden. Und auch ohne Pfoten und einen Teil der Beine, war der Wolf, der die drei Jugendlichen aus wirklich erschreckend orangenen Augen anstarrte alles andere als beruhigend. Und um es noch schlimmer zu machen, war der verdammte Wolf, der aus dem nichts aufgetaucht war, auch noch riesig groß. „Ist es jetzt der richtige Zeitpunkt auszurasten?" Fragte er leise und wagte es nicht sich zu bewegen. Der Wolf knurrte trotzdem und trat einen Schritt auf die drei zu. „Ich glaub schon... wir sollten versuchen alle in einen Raum zu kommen... aber wenn es schlecht läuft, gehen wir alle in die Tür vor uns..." Janas Stimme war gepresst und sie hatte ziemlich offensichtliche Angst. Ja, ja das geistige Wildschwein, war schon gruselig genug gewesen, aber da hatte sie noch irgendeine Ahnung gehabt, was sie tun sollte. Jetzt stand ein verdammter, ziemlich großer, ziemlich aggressiv aussehender Wolf vor ihnen.
„Leute..." Der Wolf machte ein paar Schritte in ihre Richtung, woraufhin Jana und Alister beide zurückwichen. „Ihr seht auch, dass das Ding da extrem durchscheinend ist, oder?" Fragte Alister leise und jetzt wo Alex genauer hinsah, bemerkte er ebenfalls wie irreal der Wolf wirkte. Fast als würde der Nebel das Raubtier bilden und als würde es von innen heraus glühen. Und das war nur der Pelz, die orange leuchtenden Augen sahen aus wie Scheinwerfer, die jeden Part einer dunklen Gasse gnadenlos erhellten. Und dann fing das Tier an sich anzuspannen und in eine angriffsbereite Position zu begeben. „Der springt gleich." Zischte Jana, die inzwischen neben Alexander stand. Alister stolperte leicht, während er zurückging. Der Wolf begann laut zu Knurren und fletschte die Zähne. Dann sprang er los. Alister schrie laut auf und stolperte weiter zurück, Jana schrie ebenfalls und riss als Abwehr die Arme hoch. Alexanders Augen wurden groß, allerdings war seine Reaktion zu langsam, um auszuweichen oder auch nur zu schreien. Die Pfoten des Wolfes trafen gegen seine Brust und rissen ihn zu Boden. Seine Reflexe waren zu langsam, um sich abzufangen, also knallte er der Länge nach auf den Boden. Sein Hinterkopf traf schmerzhaft auf dem Boden auf und das Gewicht des durchscheinenden Tieres presste ihm die Luft aus den Lungen. Panisch versuchte er seine Arme zu heben, um den Wolf von sich runter zu stoßen, aber seine Gliedmaßen fühlten sich an, als wären sie an den Boden zementiert. Alexander kniff die Augen zusammen und sah so nicht den schrecklichen schwarzen Schlund, den der Wolf entblößte, als er seine Schnauze öffnete und seine großen, scharfen Zähne kurz davor waren, sich in seine Kehle zu graben. Er war sich so sicher, dass er gleich sterben würde, dass eine Welle von Schuldgefühlen über ihn hereinzubrechen begann. Ich wünschte, ich hätte mich richtig bei meinen Eltern verabschiedet, aber wenigstens gilt ihnen mein letzter Gedanke...
Doch seine Kehle wurde nicht von diesen leuchtenden Zähnen herausgerissen, stattdessen wurde der Druck plötzlich von seiner Brust gestoßen und der Wolf heulte auf. Er spürte wie er fest nach hinten gerissen wurde. Er riss die Augen auf und sah, dass Jana dem durchscheinenden Wolf mit einem Sprung gegen die Seite getreten und ihn durch die Luft geschleudert hatte. Sie sprang zurück, während Alister Alex zurück in den Raum zog, aus dem die drei davor getreten waren. Der Wolf schlug auf dem Boden auf aber rappelte sich sofort wieder auf und wirkte noch aggressiver und größer. „Jana komm!" Rief Alister von hinten und das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Also drehte sie sich auf dem Absatz herum und sprintete mit dem Tier dicht hinter sich zu der Tür, die ihr bester Freund unmittelbar nachdem sie in dem Raum angekommen und aus der Reichweite der Tür gehechtet war, zuschlug. Schon im nächsten Moment hörten die drei Jugendlichen das Geräusch von dem Tier, was gegen das Holz prallte. Alister und Jana pressten sich von Innen dagegen. „WAS ZUR HÖLLE?!" „ICH HAB KEINE AHNUNG!" Gab das Mädchen zurück und sah zu Alexander, der sich gerade mit einem vor Angst komplett starren Gesicht aufrappelte. „Sagt mir bitte, dass ich über meine Panik von eben einen Sessel, einen Teppich und drei ausgestopfte Tierköpfe übersehen habe." Wisperte er mit einer Stimme, die fast mehr zitterte als sein Körper.
Auf der anderen Seite, knallte der Wolf erneut gegen die Tür, die sich einen kleinen Spalt öffnete. Die beiden drückten sie schnell wieder zu und von draußen drang ein bellen, gefolgt von einem Knurren durch die Tür. „Ja, ich glaube wir haben jetzt alle kapiert, dass das, was hier abgeht, nicht normal ist. Ich sage es jetzt, aber wir wissen es alle. Und bis der Sessel uns angreift, kümmern wir uns, um den Wolf, der dich fast gekillt hat. Beziehungsweise halten die Tür zu und warten bis er weggeht. Ich glaube es bringt auch nichts, in die letzte Tür zu gucken... bei euch gab es auch kein passendes Fester oder?" Frage Jana gepresst, während Alex langsam zu ihnen ging, aber immer noch auf den Sessel schaute. Danach drückte er sich neben Jana auch mit dem Rücken an die Tür, gerade zur rechten Zeit, da das Raubtier von der anderen Seite erneut gegen das Holz von der anderen Seite knallte. Mit dem Druck, den Alexander noch dazu gab, wackelte die Tür nur ein wenig, aber die Geräusche von den Krallen die gegen die Tür trafen, das Jaulen und das Bellen wurden nur lauter. Alister schüttelte den Kopf und presste sich fester an die Tür. „Kein Fenster bei mir..." „Wie könnt ihr nur so ruhig bleiben?!" Fragte Alexander mit extrem schnell schlagendem Herz und panischem Atem. Jana zuckte mit den Schultern. „Entweder bin ich an extreme Panik gewöhnt oder ich bin einfach zu voll von Adrenalin, um mich krass aufzuregen. Sobald wir hier raus sind, werde ich wahrscheinlich zusammenbrechen und ein paar Tage in Alisters Haus in einer flauschigen Decke, Kakao trinkend auf der Coach liegen und Dragonball Z schauen..." Sie sah zu Alexander und strich sich durch die schwarzen Haare. „Bei mir ist es ähnlich, ich weiß, dass Jana mir eine runterhauen würde, wenn ich panicken würde und ich will keine runtergehauen bekommen." Ein weiteres Schütteln ging durch die Tür uns Alister drehte sich ebenfalls zu Alex. „Ich würd mich auch am liebsten weinend auf dem Boden zusammenrollen, aber das würde mir aktuell nichts bringen und ich würde zum Opfer der Situation werden. Also schreie ich innerlich und versuche mich irgendwie beieinander zu halten..."
„Ihr zwei macht das entschieden besser als ich." Nuschelte Alexander ohne das sich sein Atem großartig beruhigte und legte seine Hand an seine Brust. „Ja, natürlich, wir sind ja auch cooler als du." Die beiden gaben einander eine Brofist, wobei Alisters Hand total zitterte. Alexander rollte mit den Augen, doch zuckte heftig zusammen, als erneut etwas gegen die Tür knallte. „Also harren wir jetzt einfach aus?" Fragte Alister. „Jup. Und sobald die Luft rein scheint, rennen wir nach unten. Egal was kommt, wenn du Shani dabei hast, dann bist du mindestens einmal 85% sicherer." „Jana hat einen Punkt..." Stellte Alister fest und Alex nickte leicht. „Warum ist Jana eigentlich immer die mit den Ideen?" Das Mädchen zuckte mit den Schultern. „Du hast gerade zu viel Angst, um Ideen zu haben und Alister hat zu wenige Gehirnzellen..." Ihr bester Freund schnaubte daraufhin, doch bei dem nächsten Schlag gegen die Tür zuckten alle drei zusammen. Er war heftiger gewesen als die davor und sie mussten die Tür wieder zudrücken, als die Schnauze teilweise durch den Spalt lugte. Jana schluckte bedrückt. Das Tier würde nicht weggehen... Doch plötzlich, hörte sie eine leise Stimme und das selbe Klicken wie zuvor. Es kam von dem Sessel... Zuerst konnten sie die Stimme nicht verstehen, doch sie wurde lauter und es waren endlich Worte zu verstehen. In wenigen Sekunden würde sie sich wünschen, dass sie sie nicht verstehen könnte. Die Stimme war kratzig und bellend und ließ den dreien das Blut in den anderen gefrieren. „Tritt das Holz und schieß das Reh, heißes Blut tropft in den Schnee, Flintenschüsse, Jagdsonett...
was machen drei Ratten auf meinem Parkett?!"
Die Stimme wurde beim letzten Satz lauter und aggressiver und kaum hatte die Stimme zu ende geredet, drehte sich der Sessel herum und eröffnete den Jugendlichen den Blick auf den Insassen des roten Möbels. Es war ein Mann von etwas mehr als Alisters Größe, weißes Haar quoll unter einer grünen Kappe hervor, an der eine Fasanenfeder steckte, weiße Koteletten und ein weißer Schnurrbart prangten in seinem Gesicht. Stechend blaue Augen blitzten sie unter buschigen, weißen Augenbrauen an. Das Gesicht war von Falten durchzogen und die grüne Kleidung des Jägers, wirkten außerordentlich alt. Oh und es gab drei weitere Dinge an ihm... das erste und eigentlich am ungewöhnlichsten wirken sollende Merkmal war die Tatsache, dass der Mann dunkelgrün glühte und damit das, zuvor nun vom ungewöhnlich hellem Mondlicht erleuchtete, Zimmer in ein anderes Licht tauchte. Das zweite und einzig nicht grün glühende an ihm, war der braune Strick um seinen Hals. Er hatte sich tief in die Haut des Mannes gegraben und etwas Blut trat unter ihm hervor. Und nun nebenbei bemerkt, hatte er den Lauf einer Schrotflinte auf die drei gerichtet. Sein Finger lag am Abzug und sein Gesicht sah wütend aus. „Was macht ihr in meinem Haus?" Knurrte er und schien auf eine Antwort zu warten. „W...wir wussten nicht, dass hier noch jemand w..wohnt..." Flüsterte Alister, woraufhin Jana schnell nickte und Alexander immer noch versuchte nicht zusammenzubrechen.
Der Mann hob die Gewitterwolken von Augenbrauen und erhob sich aus dem Sessel. Seine Schuhe schwebten einige Zentimeter über dem Boden und seine blauen Augen leuchteten noch ein bisschen stärker. „Ich glaube nicht, dass ich diese Ausrede mag..." Er hob das Gewehr. Noch bevor er abdrücken konnte, riss Alister die Tür auf und zog Alexander mit ihm nach draußen, während Jana, die Bewegung Alisters sofort wahrnehmend, mit den zwei durch die Tür hechtete. Der Rothaarige trat die Tür zu und ein lauter Knall ertönte. Plötzlich schossen Bilder durch seinen Kopf. Ein knurrendes Tier... ein Sprung. Auch wenn er es nicht sah, er wusste was geschehen würde, er wusste, dass... Alister packte Jana und Alexander und riss beide zu Boden. Schmerzerfüllt stöhnte Alexander auf, während Jana sich gerade noch rechtzeitig abfangen konnte. Doch bevor einer der beiden Alister anschreien konnte, was zur Hölle das sollte, schoss der Wolf über sie hinweg, stieß die Tür auf und flog direkt in den Mann mit dem Strick um den Hals hinein und riss ihn zu Boden. Alister sprang sofort auf die Füße riss Alexander, der immer noch komplett neben der Spur wirkte und fast gegen ihn gefallen wäre, ebenfalls nach oben. „Jana, stützen! Er packt das nicht allein!" „Woher weißt du das?!" Alister sah Jana aus seinen panisch aufgerissenen braunen Augen an und schüttelte den Kopf. „Ich hab keine Ahnung, die Bilder waren einfach da...und, und es ist besser, wenn wir ihm helfen..." Sie nickte schnell und die beiden halfen Alexander so schnell es ging die Treppe herunterzuhelfen.
Alexanders Sichtfeld war verschwommen und er fühlte sich schlechter und schlechter und der Herzschlag des jungen Mannes hämmerte immer schneller. Und dass die beiden anderen die Treppen nahezu runtersprangen, half Alexanders extrem schmerzenden Körper nicht im geringsten. Sobald die drei unten ankamen rannten sie den Gang entlang, während von oben wütende Schreie, Knurren und Kläffen zu ihnen nach unten drangen. Jana riss die Tür auf und sie fielen nahezu in den Ritual Raum. Kaum war die Tür zu verstummten all die Geräusche. Alister und Jana sahen einander entsetzt an und Alex sank danach einfach zu Boden und lehnte sich nach Luft schnappend und mit flatternden Wimpern an die Tür. „Ähm... was geht den mit euch ab?" Fragte Shani und sah kritisch zu den dreien. Der Blonde hyperventilierte immer noch, zuckte heftig und hatte wieder einmal furchtbarer Schmerzen. Er versuchte zwar wieder ruhiger zu werden, aber trotzdem wurden die Schmerzen nicht besser. „Hier... hier ist ein Wolf... und ein Irrer mit einer... Schrotflinte..." „Und ein geistiges Wildschwein!" Jack, Shani und Vicky sahen Jana und Alister leicht verwirrt und Alexander sehr besorgt an. „Okay, okay. Ich sehe ihr habt ein Problem. Wir setzen uns da jetzt hin und ihr erzählt uns, was passiert ist, okay?" Jana nickte schnell und Alister nickte ebenfalls, während er sich gestresst durch seine Locken fuhr. Alex atmete tief ein und nickte dann schwach, doch zitterte immer noch extrem stark. Jack und Shani sahen einander besorgt an und Shani stellte daraufhin eine Frage. „Alex willst du dich kurz ausruhen? Du siehst absolut furchtbar aus." Der Blonde hustete daraufhin und nickte kurz. „Du hast recht... Shani. Ich bin komplett durch." Er zuckte plötzlich fest zusammen und ein stechender Schmerz begann in seiner Brust aufzuwallen. Er zuckte erneut und biss sich auf die Unterlippe.
Shani zog ihn vorsichtig nach oben, was ihr erstaunlich leicht fiel und Jack stützte den etwas kleineren daraufhin ab, um seiner Freundin so gut er konnte zu helfen. Jana und Alister sahen immer noch komplett geschockt und verwirrt aus, da ihr Adrenalin endlich Gelegenheit hatte abzuflachen. Vicky stand nur ausgesprochen fassungslos an der Bank in der Ecke und drückte ihr eigenes Handgelenk. Was war ihnen gerade passiert? „Habt ihr irgendwas davon gehört?" Fragte Jana und raufte sich die Haare, während sie sich an der Wand hinuntersinken ließ. Alister stieß auch die angehaltene Luft aus und lehnte sich an die kalte Wand hinter ihm. „Nein. Keine Geräusche hier unten." Antwortete Shani ruhig und Jack nickte bestätigend. „Ja alles war still." Während Shani Alex noch stützte, rollte Jack einen der Teppiche zusammen und schob ihn unter den Kopf des jungen Mannes, der immer noch leicht zuckte. Selbst Alister schien inzwischen besorgt um ihn zu sein. „Was stimmt nicht mit ihm...?" „Keine Ahnung Vicky, aber du bist diejenige mit den Ersthilfekursen auf dem Buckel. Also könntest du mal nach ihm gucken." Shani sah zu dem brünetten Mädchen, die sich erschrocken, dass sie etwas gefragt hatte oder an sich irgendetwas gesagt hatte, die Hand vor den Mund schlug. „Sicher, dass ich das..." „Ja. Ja, du bist diejenige mit Ahnung. Komm her." Vicky schluckte und trat dann langsam zu dem anderen Mädchen hin.
Jack ging einen Schritt zur Seite, wodurch sich Vicky neben Alex knien konnte. Danach lief er zu Jana und Alister, während das Mädchen mit den langen Haaren Alexanders Puls und Atem prüfte. „Also, was ist euch passiert?" Fragte Jack und legte seinen Kopf zur Seite. Alister seufzte und stupste Jana auffordernd in die Seite. „Ich kann nicht. Mach bitte du..." Flüsterte er und das Mädchen nickte. „Warum hab ich anderes erwartet, du Lusche..." Wisperte sie und haute Alister schwach auf die Schulter. „Also-" Jana fasste die Ereignisse kurz zusammen, kurz genug, um damit fertig zu werden, aber ausführlich genug, dass Jack und auch Shani und Vicky es verstehen konnten. Der junge Mann vor den beiden blinzelte mehrmals, legte seine Finger aneinander und sah Jana dann fest an. „Was ich aus dieser Geschichte entnommen habe, ist, dass es hier Spukt und du Superkräfte hast Jana. Du vielleicht auch Alister, aber Jana auf alle Fälle." „Jack das ist nicht witzig!" Fauchte Alister, woraufhin Jack nur mit den Schultern zuckte. „Ich glaube, wenn wir schon bei geistigen Wildschweinen, den ganzen Geräuschen und einem schwebenden Mann sind, können wir noch weiter in das crazy Zeug abdriften, da wir unsere aktuelle Situation, wenn ihr nicht halluziniert, nicht anders erklären können. Also sollten wir einfach akzeptieren, dass dieses Ritual irgendwas bewirkt hat oder irgendwas mit diesem Haus nicht stimmt und genau das jetzt für diesen übernatürlichen Sachen sorgt. Außerdem sind Superkräfte und Geister mega cool." Stellte Jack grinsend fest und zuckte mit den Schultern.
Jana kicherte leicht und wirkte schon ein bisschen entspannter. „Ja... wenn du es so sagst, ich hoffe nur, dass es nach heute Nacht aufhört und, dass wir heute Nacht überleben." Stellte Alister fest und setzte sich auf den Boden und zog sich seine Hände durchs Gesicht. „Ja, aber wie gesagt sieh es positiv. Deine beste Freundin hat Superkräfte, das ist super." Alister hob seinen Kopf und grinste leicht. „Du bist wirklich gut damit Leute aufzumuntern, oder?" „Jup. Eine meiner wunderhübschesten Qualitäten." Sagte Jack und strich sich seine Haare aus der Stirn. „Also, was ist dein Vorschlag gegen den Geist vorzugehen?" „Hey, keine Ahnung. Ich bin nicht der mit den Plänen. Ich sag einfach nur, dass wir hier einen Geist an unseren Händen haben. Und du" er schnipste in Janas Richtung. „ein eiskaltes Händchen hast." Jana verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. „Bitte. Bitte hör auf Jack. Du bist cool aber... nein, hör auf." Alister lachte leicht und, während Jana sich neben ihn setzte. Danach ließ sich der Größte aus der Gruppe auch noch auf den Boden sinken und grinste die zwei anderen an. „Also, während wir noch hier sind und nichts wirkliches tun können. Glaubt ihr, dass wir anderen auch Superkräfte kriegen?" Er sah die zwei aus seinen glitzernden braunen Augen an und grinste schon wieder überschwänglich. Und auf seine Weise, half er Jana und Alister aus ihrem Zustand des Stillstand durch Angst heraus. „Also irgendwie wäre es schon cool." Räumte Alister ein und Jack nickte. „Das wäre nicht nur irgendwie cool. Es wäre abartig super cool!" Jana nickte leicht und lächelte. „Aber ich glaube, es gibt coolere Kräfte, als mit geistigen Wildschweinen zu kommunizieren..." „Das weißt du nicht. Vielleicht ist die Welt ja gefüllt mit geistigen Wildschweinen und dann kannst du...mit Sachen reden... und Sachen einfrieren!" Jana lachte. „Wann haben wir der Treppe eigentlich diesen Titel gegeben?" Jack zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung, du hast es so genannt und ich mag den Namen."
„Jack, Liebling kommst du mal kurz her?" „Klaro." Der junge Mann stand fast sofort und war noch schneller bei seiner Freundin. „Was ist los?" Fragte er und sah Shani aufmerksam an. Das Mädchen zog ihn zur Seite und sah ihn besorgt an. „Ich glaube nicht, dass das hier gut enden wird. Ich mein, ich hab gehört, was Jana erzählt hat. Und auch ohne... das alles, haben wir genug Probleme. Aber zusätzlich dazu, dass wir hier nicht rauskommen und dass es Alex sehr, sehr schlecht geht, auch noch Geister und besessene Objekte auf dem Plan zu haben, ist ganz offen gesagt beschissen." Jack strich sich durch die Haare und nickte dann leicht. „Du hast recht. Trotzdem sollten wir irgendetwas anderes machen, als einfach nur ausharren und darauf hoffen, dass irgendwas passiert." Shani atmete aus und tippte mit ihren Fingern auf ihrem Arm herum. „Wir kommen durch keine der Wände und oben scheinen wir ein anderes Problem zu haben. Aber ich glaub wir müssen Alexander so schnell wie möglich zu sich nach Hause bringen, da hat er wahrscheinlich Medikamente dafür. Er scheint so was häufiger zu haben, oder zumindest habe ich das aus den Antworten entnommen, die er Vicky gegeben hat. Vielleicht muss er auch direkt zu einem Arzt..." Jack zog besorgt seine Augenbrauen zusammen und nickte dann. „Ja. Das ist wirklich nich gut, aber was sollen wir machen?" Shani sah leicht besorgt zur Seite, woraufhin Jack ihre Hand nahm und sie sanft drückte. Die junge Frau sah zu ihm und begann sichtlich sicherer zu lächeln. „Du bist echt die einzige Person, die..." Doch Shani musste nicht mal zu ende sprechen, da das überglückliche Lächeln auf Jacks Lippen und das Glänzen in seinen Augen ihr zu verstehen gab, dass er sie verstand, auch ohne, dass sie es komplett ausformulieren musste. Und sie war ihm dankbar dafür, dass sie in seiner Gegenwart nicht nach vielen Worten kramen musste.
„Na dann." Shani klatschte in die Hände und drehte sich herum. „Ein Plan. Oder zumindest irgendeine Ahnung, was wir machen sollen. Wenn ich mich richtig erinnere hat dieses Haus ein ziemlich fettes Loch im Dach." Sie drehte sich zu Jana und Alister. „Hat irgendeiner von euch eine Möglichkeit gesehen zu Dach zu kommen?" Alister hob den Kopf und nickte leicht. „Ja in der Decke oben ist ein Loch. Ich glaub da passen wir wahrscheinlich alle durch, genau kann ich es nicht sagen, aber ich bin nicht der mit der photographischen Erinnerung." Shani nickte daraufhin. „Klingt gut genug, jetzt haben wir allerdings ein Problem, das nicht so leicht zu lösen ist. Da oben sind ein Mann mit einer Waffe und ein Wolf. Oder ich glaube einfach mal, dass es einer ist." Jana zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, wir sind hier nur runtergekommen, weil Alister schnell genug reagiert hat." „Ja, wenn's gut gelaufen ist, dann hat der Wolf den Typ zerfleischt..." Jana sah kritisch zu Alister, der daraufhin mit den Schulten zuckte. „Lass mich doch mal positiv denken." Plötzlich drang ein schwaches Lachen zu den beiden herüber. „Dass ich das mal von dir höre... Optimismus von dir... du," ein nach Luft Schnappen und ein Husten kamen von Alexanders Seite. „halbgarer, boshafter Edgelord." Alister rollte mit den Augen, doch schien etwas beruhigt durch den Fakt, dass Alex immer noch lebendig genug war, um ihn zu beleidigen.
„Wenn du schon in der Lage bist, mich zu nerven, dann kann es deinem miserablen Selbst gar nicht so schlecht gehen." Alex setzte sich auf und sah zu Alister, welcher die Arme vor der Brust verschränkt hatte. „Es wird wieder. Ich komm aktuell ganz gut klar, dank Vicky." „Ich hab dir nur dein Schmerzmittel gegeben..." „Ja. Deswegen habe ich keine Schmerzen mehr..., weil du mir mein Schmerzmittel gegeben hast." Vicky antwortete daraufhin nichts, sondern sah einfach nur zur Seite. „Also Alexander, kannst du durch ein Loch in der Decke klettern?" Fragte Shani, woraufhin der Andere nickte. „Mit etwas Hilfe, sicher doch." „Und wir sind die Leute, die dir helfen." Stellte die junge Frau fest und Jack nickte schnell. „Aber wir haben immer noch das Problem mit dem Wolf und dem Bang Bang Mann." Stellte Jana fest und Vicky nickte schnell. „Ja... ich frage mich nur..." Doch als sie merkte, dass andere Leute sie ansahen, schwieg sie augenblicklich. „Ja Vicky hast du eine Idee, was wir machen könnten?" „Nein." Antwortete sie mit leicht zitternder Stimme Stimme. „Ich...ich frag mich nur, warum er nicht hier herkommen sollte." Jetzt starrten wirklich alle Vicky an. „Hab... ähm... Shani?" „Warum musstest du das sagen?" Fragte Alister und raufte sich mit einem extrem angespanntem Gesicht die Haare. „Tut mir leid..." Flüsterte Vicky und sah nervös zur Seite. „Nein Vicky. Du musst dich nicht entschuldigen. Das war ein guter Punkt, der dafür sorgt, dass wir uns hier nicht all zu sicher fühlen und damit was werden, Alister?" Er rollte mit den Augen und antwortete dann mit einem Schulterzucken. „Keine Ahnung, was sollen wir werden, wenn wir glauben, dass... ... ich hab keine Ahnung was du mich gefragt hast Shani. Bitte sag uns einfach, was du meinst."
Shani schüttelte den Kopf. „Also. Was ich sagen will ist, weil wir jetzt den Gedanken haben, dass die Gefahr auch aktuell herkommen kann, werden wir uns nicht ganz entspannen und damit nicht wirklich unvorsichtig werden. Ich verstehe im allgemeinen nicht, wie keiner von uns komplett am ausflippen ist." Vicky hob zitternd die Hand. „Ich bin komplett am ausflippen Shani..." „Ich weiß Vicky. Dann korrigiere ich mich: Ich bin sehr verwundert darüber, dass niemand von uns, außer Vicky, komplett am ausflippen ist." „Ich würde es mit einer Mischung aus Adrenalin, Unglauben, Verwirrung und Dummheit erklären." „Ich bin der Punkt mit der Dummheit." Stellte Jack auf Janas Aussage hin fest, woraufhin sie leicht nickte. „Ich glaub ich bin verwirrt," sagte Alex und strich sich Haaren aus den Augen. „Ich glaube, dass ich nicht glaube, dass das alles passiert." Jana schaute Alexander und Alister mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Seid ihr fertig damit, die einzelnen Punkte, die ich gerade genannt hatte zu euch selbst zuzuteilen?" Shani nickte daraufhin. „Ja hört einfach auf, wir müssen uns gerade fokussieren und produktiv an was arbeiteten und ihr macht einfach nur irgendwelchen Unsinn!" Jack sah sie daraufhin mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Ich glaube, Alex und Al beruhigen sich nur damit... und auch wenn wir nicht unvorsichtig werden sollten, sind blanke Nerven auch nicht die beste Voraussetzung, um mit unserer aktuellen Lage umzugehen." Shani sah kurz kritisch zu ihm auf, doch als sie nur Besorgnis in Jacks Blick sah, bemerkte sie, mit dem Hinweis in die richtige Richtung, wie extrem offensichtlich Vicky, weniger offensichtlich Alexander und Alister, und in einem Weg, der sehr verzweifelt versuchte es nicht zu zeigen, Jana Angst hatten. Sie versuchte die Gefühle der anderen zu begreifen und damit ihre Aktionen zu erklären. Und als sie sich dann auch auf ihre eigenen Gefühle konzentrierte, bemerkte sie ihre eigene Angst. Zwar hörte sie nicht darauf, was diese ihr sagten, aber sie nahm war, dass sie existierten. Also seufzte sie kurz und vollführte eine Bewegung, als würde sie mit ihren Händen dem Atem folgen, den sie ausstieß. Dann schnappte sie zurück in ihren normalen Modus.
„Jana, glaubst du, dass du mit deinem Messer was anfangen kannst?" Das andere Mädchen zuckte mit den Schultern. „Wenn wir den Weg in die Absurdität ganz gehen und wir annehmen, dass wir wirklich mit Geistern im Konflikt stehen, dann habe ich keine Ahnung, ob wir sie anfassen geschweige denn verletzen können. Aber ein Messer ist auf alle Fälle besser als keines." Shani nickte daraufhin. „Hat jemand anderes eine zusätzliche Idee?" Alister nahm den Besen mit dem Jana das Fenster malträtiert hatte in die Hände, oder besser hielt das schmutzige Holz nur mit den Fingerspitzen von sich weg, und schaute es kritisch an. „Ich kann hiermit nichts anfangen. Shani, Jack? Will einer von euch den Besen haben, um damit Sachen kaputt zu hauen?" Jack sah zu seiner Freundin und lächelte dann kurz. „Nimm du den Besen. Du bist stärker als ich." Shani nickte leicht und fing den Besen, als Alister ihn ihr zuwarf. „Na dann, ziehen wir in den ersten Stock, um gegen Geister zu kämpfen und durch Dächer zu klettern!" Jack stemmte entschlossen die Hände in die Hüften und Jana stieß zustimmend ihre Hand in die Luft. Shani schnaubte zustimmend und Alexander nickte leicht. Vicky seufzte und Alister zuckte gespielt gelassen mit den Schultern.
Shani ging vor zur Tür und öffnete sie nach einigen Sekunden, in denen sie in die Stille auf der anderen Seite gehört hatte. Sie traten alle in den Gang und liefen auf die Treppe zu. Und kaum war die Tür hinter ihnen zugefallen begannen die Geräusche erneut. Es fing an mit Fußstapfen. Dann folgte das Kratzen. Vicky zuckte zusammen und sah immer wieder nach hinten. Sie wollte zurück in den Raum. Da hatte sie irgendwie ein Gefühl von Sicherheit gehabt, jetzt war es weg. Sie drehte eine ihrer Strähnen um ihren Finger und knabberte auf ihrer Unterlippe herum. „Ist die Treppe jetzt sicher?" Fragte Shani und Jana nickte knapp. „Ja das... ja es ist sicher." „Wenn Alister und du zusammen auf die Treppe können, ohne das sie zusammenbricht, dann kommen wir anderen sie auch hoch." Stellte die junge Frau fest und trat auf die erste Treppenstufe. „Sobald ich in der Mitte der Treppe bin, geht Jana auf die Treppe, dann wenn sie in der Mitte ist Vicky, danach Alister, dann Alex, dann Jack." Die anderen nickten kurz, allein weil Shani bei der Anweisung so sicher klang. Die Treppe knarzte leicht unter Shanis Schritten, aber hielt problemlos stand. Oben angekommen trat sie zur Seite und hielt ihren Besen in einer verteidigen Position vor sich. Jana trat einige Sekunden später neben sie und hielt das Messer fest in der rechten Hand. Die anderen folgten, bis alle von ihnen am oberen Ende der Treppe standen. Bis auf Jack, der noch auf der obersten Stufe stand.
Jana sah auf das Loch in der Decke. „Okay, wir versuchen da durch zu klettern bevor unsere neuen Freunde auftauchen." „Ja... kommt schnell..." Alister sah kurz zu der Tür, durch die Jana, Alex und er in dieser Nacht schon einige Male getreten waren. Die Tür war noch einen Spalt offen und Schwaden des selben gruseligen Nebels drangen aus ihr hervor. „Okay! Los, wir müssen uns beeilen!" Sagte er mit hektischer Stimme und gestikulierte in Richtung der offenen Tür. „Alex, Jack kommt her..." Sagte Shani und ging selbst zu der Stelle unter dem Loch in der Decke. „Ich gebe dir eine Räuberleiter und Jack hebt dich dann hoch, du kannst dann nach Löchern im Dach schauen." „Klar..." Antwortete Alex mit leicht zitternder Stimme. „Wer kommt danach?" Fragte er, während er näher zu Shani und Jack trat. „Jana," Antwortete das Mädchen daraufhin. „Was?! Warum muss ich schon aus der Aktion raus?" Fragte das Mädchen, nahezu aufgebracht. „Weil du wahrscheinlich die einzige Person bist, die Alex da oben verteidigen könnte ohne durch die Decke zu brechen. Da oben können immer noch Sachen passieren und du kannst mit deinem Messer mehr anrichten als die meisten von uns. Du bist klein und leicht genug da oben rumzuspringen oder so..." Jana seufzte leicht und verschränkte die Arme vor der Brust, während Shani den Besen an die Wand lehnte und dann ihre Hände miteinander verschränkte. Alex setzte seinen Fuß auf die Hände der jungen Frau und legte mit einem ziemlich unsicherem Gesicht die Hände auf ihre Schulter.
Mit ziemlicher Leichtigkeit hob sie ihn hoch. „Du bist ganz schön leicht." Stellte Shani fest, eine Sekunde bevor Jack Alex an den Seiten fasste und ihn so weit nach oben stemmte, dass sein halber Oberkörper oben auf der Art Dachboden war. „Was? Nein... der ist voll schwer." „Nein? Ich dacht immer, dass du stärker bist als ich. Aber Alex ist super leicht." Sagte sie und half dem jungen Mann daraufhin auf die Fläche über der Decke zu klettern, indem sie gegen seiner Schuhe drückte. Alexander wurde daraufhin nahezu nach oben katapultiert und kam ohne irgendwelche Probleme auf der anderen Seite des Loches in der Decke an. Er musste sich nicht einmal hochziehen, sondern kniete einfach verwirrt auf dem Holz. „Shani wie stark bist du bitte?" Fragte Alex von oben nach unten, woraufhin die junge Frau verwirrt auf ihre Hände sah. „Hä? Ich meine ja... ich trainiere schon, aber so? Naja..." Sie sah besorgt zu den Schwaden, die aus dem anderen Raum krochen. „Wie dem auch sei, Jana komm her." Sagte sie schnell und Jana lief zu ihr hin. Alister und Vicky sahen beide zu der Tür, hinter der es zu knurren begann. Shani hob Jana schnell und ohne jedes Problem nach oben, bis sich das Mädchen selbst hochziehen konnte.
Dann drehte sie sich auch zur Seite, nur um als letzte den knurrenden Wolf zu sehen, der aus der Tür getreten war. Vicky wich zurück auf die Treppe, während Shani sich den Besen griff und beschützend vor die anderen trat. Der Wolf schien sich weiter anzuspannen und sie hielt den Besen als Speer vor sich. Doch dann schwang die Tür ganz auf und der Mann mit dem Strick um den Hals trat auf den Gang. Jetzt wohl als verbündeter des Tieres... Er hielt eine Schrotflinte in den Händen und von dem Zusammenstoß mit dem Wolf war nichts mehr zu bemerken. Seine schwarzen Stiefel schwebten einige Zentimeter über dem Boden und man konnte durch ihn die Wand hinter ihm sehen. „Das ist ein Geist, definitiv..." Nuschelte Alister und Jack nickte. „Ich weiß nicht ob ich das cool oder Furcht einflößend finden soll..." „Wie wäre es mit einer Mischung?" Fragte Shani gespielt ruhig, ohne den Wolf aus den Augen zu lassen und ihre Gedanken von der Schusswaffe wegzuzwingen. „Noch mehr Eindringlinge in meinem Haus... so lange Stille und ..." Etwas in seinen Augen flammte auf und er fletschte die Zähne. „Jetzt muss ich gleich sechs erschießen." „Bevor du uns erschießt, nur eine Frage." Der Geist sah zu Jack, welcher seine Hand gehoben hatte wie in der Schule, obwohl er sich da so gut wie nie meldette. „Nun gut. Was willst du wissen?" Fragte der Geist und verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Warum willst du uns umbringen?" Fragte Jack und sah den Geist in der Kleidung eines Jägers fragend an. „W..was? Weil ihr auf meinem Grundstück seid! In meinem Haus seid natürlich!" „Macht dich das echt so sauer? Ich meine, wenn wir nach dem Gesetz gehen, ist auf das Grundstück von anderen Leuten gehen ein großes 'Nein Nein' aber naja... gut gut ein paar Leute in diesem Land nehmen auch das super ernst... aber ich dachte Leute erschießen war immer ein größeres 'Nein Nein.'"
Der Geist sah Jack höchst irritiert an. „W...was? Warum hast du keine Angst vor mir?!" Bellte er und Jack zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, abe-" „Ich halte gerade eine Waffe auf dich Junge! Fürchte dich!" Er blitzte ihn aus seinen erschreckenden Augen an und schoss auf Jack zu, dass er jetzt nur noch einige Zentimeter vor ihm in der Luft schwebte. Jack sah einfach nur zu dem Geist auf, der jetzt über ihm herum fluoreszierte. Alister sprang geschockt zurück und Vicky duckte sich mit einem erschreckten Aufschrei hinter das Treppengeländer. Shani riss die Augen auf und wollte sofort in die Situation eingreifen, aber als sie bemerkte, dass Jack keine Spur von Angst zeigte und der Geist einfach zu verwirrt schien, um ihren Freund zu verletzen, verharrte sie in ihrer Angriffsbereiten Situation. Doch dann knurrte es von ihrer Seite und ihr fiel ein, dass der Wolf nicht so abgelenkt war. Sie wandte sich dem Geisterwolf zu und bemerkte, dass er gerade auf sie zusprang. Shani schwang den Besen wie einen Baseballschläger, der das durchscheinende Tier tatsächlich am Hals traf. Das war der gute Part. Der unglaublich überraschende war, dass der verdammte Wolf gequält aufheulte, dann durch den Gang flog und mit einem Winseln gegen die Wand prallte und auf den Boden stürzten. Der Besen war dabei in zwei Stücke gebrochen und Shani starrte das winselnde Tier entsetzt an. „Was...zum..." Aber dann wirbelte sie herum, als Jack eine Antwort an den Geist richtete.
„Tut mir sehr leid, ich weiß du würdest dich besser fühlen, wenn ich Angst hätte, aber das habe ich leider nicht." Der Geist wirkte noch irritierter und schwebte ein Stück in der Luft zurück und starrte Jack weiter an, der ihn einfach nur freundlich anlächelte. „Ich kann nicht der erste Geist sein mit dem du interagierst Meister Petz! Du wärst nie so gelassen wenn-" Jack sah den Geist daraufhin seinerseits irritiert an. „Also... ähm nichts gegen deinen Geschmack für Spitznamen, aber... ich glaub ich kapier deine Anspielung nicht. Außerdem hast du meine Frage noch nicht beantwortet." „WELCHE FRAGE?!" Rief der Geist, er schien sich selbst aufzupumpen, all das wenige Licht was in dem Gang noch übrig war in sich aufzusaugen. „Du kannst Licht manipulieren?!" Fragte Jack mit glitzernden Augen, doch schüttelte dann leicht lachend den Kopf. „Oh tut mir leid, ich hab gefragt, ob es dich wirklich so aufregt das wir hier sind." Jack klang rückhaltlos freundlich und wenn Alister nicht so geschockt gewesen wäre, hätte er wegen der Bizarrheit der Situation laut gelacht. Aber er war nicht so furchtlos wie der Mann, der gerade einen Plausch mit dem Geist führte. „Natürlich macht es mich wütend!" Fauchte der Geist und starrte Jack furios an. „Das tut mir wirklich leid. Wir könnten einfach gehen, wenn du willst." „NEIN IHR MÜSST BESTRAFT WERDEN!" Rief der Geist und das grüne Leuchten um ihn herum breitete sich weiter aus, der Strick leuchtete ebenfalls, glühte nahezu und an seinem Hals mischten sich die Lichter miteinander. Jack kratzte sich am Hinterkopf. „Joa... wenn du meinst, aber naja... du willst uns ja töten glaub ich... Du weißt schon, dass wir dann länger in deinem Haus bleiben müssen? Wenn auch als tote Leute?" Der Geist presste seine rissigen Lippen aufeinander. „Da...darüber hab ich nicht nachgedacht... ...trotzdem müsst ihr bestraft werden!" Der Geist schwebte höher nach oben und seine Augen begannen zu glühen.
Aber noch ein wenig höher, im Gebälk des Dachs, waren die Interaktionen zwischen Menschen und Geistern nicht unbemerkt an Jana und Alex vorbei gegangen. Der größere der beiden hatte zwar bereits ein Loch in der Decke gefunden, durch das die beiden sicher gepasst hätten, aber hielt Inne als er unter der Stelle, an der das Dach extrem nah am Boden war, etwas bemerkte Und er musste sich auch an der Stelle, an der das Dach am höchsten war leicht ducken. Ein grün glühendes etwas, war um einen der Dachbalken gelegt. „Jana..." Flüsterte er mit schwacher Stimme. Sie sah zu dem Schein hin und hob überrascht die Augenbrauen. „Ich komm da nicht hin... aber grünes Leuchten kennen wir doch sonst nur von Jacks neuem Freund... würdest du es dir mal ansehen...?" Fragte er und Jana nickte schnell. Sie musste schließlich irgendwas tun, also stieg das Mädchen schnell von Balken zu Balken, das Messer fest umklammernd. Der Schein fiel fast schon auf ihre Stiefel und jetzt musste auch Jana sich ducken. Aber aufgrund des erschreckend hellen Lichtes konnte sie immer noch nicht feststellen, was genau es war. Also schlich sie über den Balken auf das Licht zu, bis sie sehen konnte, was da leuchtete. Es war ein Strick. Die Dachbalken befanden sich etwas über der Fläche, die das Gebälk vor den Augen der Leute im Gang unter ihnen verbarg. Und unter dem Seil, was fast unmittelbar unter dem Dicken Holz abgeschnitten oder gerissen worden war befand sich ein Loch. Es war in sichtlicher Eile und Panik in das Holz geschlagen worden, vielleicht mit einer Axt... und als Jana ihre Hand nach dem Seil ausstreckte, ihre Finger langsam vom grünen Licht überflutet wurde, schlug ihr etwas entgegen. Eine Welle aus Gefühlen...
Überwältigende Trauer und Verzweiflung schossen in Janas Bewusstsein, wie bei dem Treppentier waren es fremde Gefühle, die sich in ihr Bewusstsein drängelten. Aber etwas war anders... bei dem Wildschwein waren es die Gefühle eines Tieres gewesen, pur von Sinnen und Instinkt bestimmt, das was jetzt in ihrem Kopf aufflammte... waren die Gefühle eines Menschen. Eines lang verstorbenen Menschen aber trotzdem, eines Menschen. Sie fühlte langsam wie sich ihre Sicht verschob, ihr Bewusstsein, ein Name schoss durch ihren Kopf. „Monika..." Ihr Atem wurde kälter uns Eiskristalle begannen sich auf ihren Händen zu bilden. Doch sie bemerkte das nicht. Bilder schossen durch ihren Kopf. Vergangene Bilder aus Zeiten die schon lange an dieser Stadt vorbeigeflossen waren... Die Bilder flackerten hin und her, zusammen mit mehr Gefühlen. Ein Bild einer weiten friedlichen Wiese, bei Sonnenschein und leichter Wärme, zusammen mit freudige Gefühle, wechselte sich schlagartig ab mit einer flackernden Wut, die von herzzerreißender Trauer durchsetzt war, mit dem Gang, der sich unter Janas Füßen befand, als Kulisse. Und während sich diese fremden Gefühle und fremde Erinnerungen in ihrem Kopf ausbreiteten, begann sich etwas raues um seinen Hals zu legen. Und... es begann sich zuzuziehen, sie spürte den Drang von dem grünen Glühen zurückzuweichen, aber sie war nicht mehr in der Lage sich zu bewegen. Es war nur noch der fremde Schmerz in ihrem Kopf, die Bilder, die sie noch nie gesehen hatte, vor die reale Welt schob sich... Eis. Alles vereiste, alles eigentlich existente und sie begann auf diesem Eis zu rutschen, abzurutschen, einzubrechen, doch unter dem Eis, war nur noch mehr Eis und die Erinnerungen, die fremden Erinnerungen waren alles, was es noch um sie gab. Gefühle wie Eiskristalle, erblühten überall in ihrem Verstand und begannen ihren eigenen Kopf zuzufrieren...
Wäre sie allein gewesen, hätte Jana sich in der Kälte verloren, aber so, wurde sie abrupt zurück gerissen. Weg von der Quelle, von der die Gedanken in ihren Kopf sprudelten, die nicht die Ihren waren. Alex hielt das fürchterlich kalte Mädchen fest an sich gedrückt und versuchte seinen eigenen Schmerz zu ignorieren. Mit jeder Sekunde, in der Jana außerhalb des grünen Lichtes war verschwanden die Gedanken von dem Mensch, der inzwischen zu dem Geist geworden war, der mit der Waffe herumhantierte, mehr und mehr aus ihrem Kopf. „Jana? Bist du noch da?" Fragte Alex besorgt, ohne das Mädchen aus seinem unsicheren, zitternden Griff zu lassen. „Wenn du mich noch ein bisschen weiter drückst, dann erstick ich, oder meine Rippen brechen sonst ist alles super duper." „Tut mir leid..." Nuschelte Alex und ließ das Mädchen schnell los. „Danke." Sie sah zu dem grünen Leuchten hin. „Was glaubst du passiert, wenn ich das durchschneide?" Fragte sie und ging einen Schritt von Alex weg, der sie schnell losließ. „Erstmal, bitte geh da nicht nochmal hin und einfach so...ich glaub es wird den Geist beeinflussen..." „Dann haben wir schon den Grund, warum ich da doch nochmal hingehen werde. Krausbart da unten wird sich nicht mehr lange von Jacks flachen Direktheit und Furchtlosigkeit betäuben lassen. Und wenn es dadurch auch nur die geringste Chance gibt, dass Alisters Leben gesichert wird, dann geh ich nochmal in das grüne, Eislicht!"
Alexander stöhnte voller Frust auf. „Gib mir das Messer ich machs." Jana hob die Augenbrauen. „Du hast Alister über heute Nacht so lieb geworden Alex? Das is ja süß." „Nein. Nur, dass noch ein Gang dahin... wahrscheinlich deinen Tod bedeutet. Und ich weigere mich, dich wegen so einem Idioten wie Alister sterben zu lassen. Noch dazu, dass ich dafür verantwortlich gemacht werden würde! Lass es mich machen, ich bin wegen all den Schmerzen gar nicht in der Lage dazu, Motte und Lampe mit dem grünen Dings da zu spielen." Das Mädchen zuckte mit dem Mundwinkel und schaute den jungen Mann aus ihren großen dunkelblauen Augen an. „Du wirst dir den Rücken verrenken beim Versuch da drunter zu kriechen, aber hier, wenn du unbedingt willst." Sagte sie grinsend und drückte Alexander das Messer in die Hand. Er verdrehte daraufhin die Augen und ging tief geduckt auf das Glühen zu. Er machte langsame Schritte und die Schmerzen in seiner Brust wurden immer schlimmer. Doch er schaffte es irgendwie ohne seinen Schmerzen verbalen Ausdruck zu verleihen, nah genug an das Leuchten dranzukommen, dass er das Seil mit dem Messer erreichen konnte. Doch als seine Hand und einer seiner Schuhe von dem grünem Licht bedeckt wurden, fühlte er nichts. Es baute sich keinerlei Verbindung auf, keine Flut aus ungewohnten Gefühlen überkam ihn, keine Bilder, kein Strick und auch als er das Seil in der Mitte durchschnitt, war da nichts außer seiner eigenen Angst. Doch in dem Gang unter dem Raum in dem Jana und er sich befanden tat sich einiges mehr.
Wie als hätte jemand die Fäden einer Marionette durchtrennt, sackte der Geist zu Boden und gleich durch selbigen hindurch. Er schrie laut und mit einer Mischung aus Erschrecken und Zorn auf, fuchtelte mit seinem Gewehr rum, doch fiel dann durch den Boden, ohne Gelegenheit zu haben zu schießen. Shani sah irritiert auf die Dielen und schaute dann zu Jack. „Warst du das?" „Ich hab keine Ahnung, aber ich glaub, dass wir die Zeit, die wir gerade gewonnen haben nutzen sollen, aber... ach egal. Alister, Vicky kommt schnell." Vicky begab sich aus der Deckung der Treppe, während Shani und Jack Alister bereits halfen zu Jana und Alexander hochzuklettern. Die junge Frau beäugte, den Wolf, der sich mit einem ängstlichen Winseln in der Ecke zusammengerollt hatte, mit einem Blick, der nur aussagte: wenn du uns zu nahe kommst schmeiß ich dich nochmal durch den Gang. Woraufhin sich das seltsame Tier mit sichtlicher Angst vor Shani in die Ecke drückte. Alister war inzwischen im Raum unter dem Dach angekommen, wo Jana auf das Loch in der Decke wies. „Al, kletter schon mal raus, schau dich um ob irgendwo ein Regenrohr ist, was wir runter klettern oder Gestrüpp ist, wo wir drauf landen können..." Der Junge nickte schnell und stieg mit Alexanders Hilfe schnell auf das flache Dach. Noch während das passierte, erschien Vickys Kopf in dem Loch und Jana half ihr zu ihnen nach oben zu kommen. Alex zuckte plötzlich zusammen und beugte sich voller Schmerzen nach vorne. Er verzog sein Gesicht und wollte sich einfach nur in einer Ecke zusammenrollen.
„Vicky bitte bring ihn hoch... ich glaube wenn unser Geister Kumpel hier auftaucht... dann... ja." Vicky nickte ganz schnell und lief mit Alex zusammen zu dem kaputten Part des Daches. In dem Flur unter ihnen hob Jack Shani auf seine Schultern, um ihr in den Unterdachraum zu helfen. Kaum war Shani auf einem der Balken angekommen, lehnte sie sich nach vorne und streckte ihren Arm durch das Loch im Boden. Und in dem Moment, in dem Jack die Hand seiner Freundin mit beiden seinen Händen ergriff, hörte er das rasende Heulen des Geistes. Und es kam näher. Schoss die Treppe nach oben, doch bevor außer dem grünen Glühen etwas von dem Geist zu sehen war wurde Jack nach oben gezogen. Er hatte zwar immer gewusst, dass Shani verflucht stark war, aber er hätte nie gedacht, dass sie ihn auf diese Art so hoch heben konnte. Sobald er halb durch den Riss in der Decke war, hielt er sich an dem Balken fest. Seine Beine baumelten noch in den Gang, aber fast sofort war seine Freundin da und hob ihn ganz zu sich und Jana unters Dach. „Ich wusste nicht, dass du sooo stark bist." Flüsterte Jack und Shani lächelte ganz kurz. „Ich auch nicht," „Warte! Oh mein Gott! Kannst du mich hochheben? Also du weißt wie ich das meine." Shani kicherte ganz kurz und grinste dann. „Ich liebe dich wirklich so sehr. Und ich verspreche dir wir können das später ausprobieren." Sagte sie und half ihrem Freund dann auf die Füße. „Ich dich auch. Und Jas!" Gab er leise zurück und sah lächelnd zu ihr.
„Leute. Ich weiß ihr habt euch ganz dolle lieb, aber ich glaub wir sollte jetzt auf das Dach klettern..." Sagte Jana, die gerade versuchte allein durch das Lauch aufs Dach zu kommen. Allerdings war sie ein Stück zu klein, um das zu schaffen. Und als Jack und Shani die Geräusche des Geistes klarer wahrnahmen und das Leuchten, was ihn umgab, zu ihnen in den Raum schien, war beiden klar, dass sie nach oben mussten. Jetzt. Shani sprang über die Lücke zu dem Balken auf dem Jana stand und hob sie hoch, damit sie auf das Dach klettern konnte. Danach sah sie kurz zu Jack, der inzwischen auf dem selben Balken stand wie sie. Beruhigt, dass er so nah an Sicherheit war, dass er allein auf das Dach kommen konnte, griff sie nach oben und zog sich dann mit ziemlicher Leichtigkeit auf das Dach. Das bemooste Dach unter ihren Fingern war nicht allzu glitschig. Zum Glück hatte es in den letzten Tagen nicht geregnet, sodass die Ziegel auf denen sie gerade kniete halbwegs guten Halt boten. Sie rutschte ein großes Stück zur Seite, damit Jack auch zu ihr nach oben klettern konnte. Jana stand ein Stück rechts und weiter oben am Dach und ihr schwarzes Haar wurde vom Wind gepeitscht. „Kommt schnell, die anderen sind auf der anderen Seite des Dachs!" Rief sie, woraufhin die beiden jungen Erwachsenen aufstanden und zusammen mit ihr das Dach hoch kraxelten. Für einen Moment sah Jack zurück und bemerkte eine grün glühende Hand, die aus dem Loch im Dach schoss.
Doch kaum war die Hand in die Luft außerhalb des Gebäudes gestoßen, ertönte ein lauter Aufschrei und der Körper des Geistes wurde wieder in das Haus hinein gerissen. „Jack kommst du?" Shani sah zu ihm hin und hielt ihm die Hand hin, woraufhin Jack diese ergriff und die beiden das Dach ganz hoch liefen. Das laute Heulen des Geistes noch hinter sich. Auf der anderen Seite, sahen die anderen drei Vicky, Alister und Alexander, die an der tiefsten Stelle der Ecke des Daches standen. Doch auch an dieser Stelle war es für Jana wirklich unangenehm in den Abgrund zu sehen. „Hey, Jay Spark, da unten ist so ein Haufen Büsche außerdem bleiben nur gut zwei Meter Fall übrig, wenn wir uns hier von dem Dach runter hängen lassen..." „Jack vielleicht, aber ich bin doch näher am Boden dran, wenn ich aufrecht stehe!" Sie spielte zwar ihre eigene Angst zwar runter, aber freute sich trotzdem darüber, dass Alister sie beruhigen wollte. „Na dann." Sagte Shani und trat an den Rand des Daches. „Wir lassen uns in das Gebüsch fallen und Jack und ich werden dann Alex nach Hause bringen." „Vorausgesetzt, dass der Geist uns nicht verfolgen kann." Alister steckte seine Hände in seine Jackentaschen und sah in die Tiefe unter ihm. „Musst du wirklich so pessimistisch sein?" Fragte Alex und verschränkte die Arme vor der Brust, während seine Beine über der Leere unter dem Dach baumelten. „Ich bin nicht pessimistisch, nur vorsichtig!" Fauchte Alister zurück und Alexander sah grimmig zurück. „Alister, der Geist scheint nicht aus dem Haus zu kommen, also kannst du die Dinge ein wenig flauschiger sehen." Jedem anderen, hätte Alister nach dieser Aussage wahrscheinlich eine reingehauen, aber er wusste, dass Jack es tatsächlich einfach nur gut meinte und er ihn beruhigen wollte.
Er nickte also nur schnell. „Lass uns einfach alle hier weg." Sagte er leise und lies den Kopf hängen. „Ja, und je länger wir warten desto schwerer wird es für uns hier runter zu springen." Sagte Shani, woraufhin Vicky sie ängstlich ansah. „Bist du dir sicher?" „Ja. Definitiv," „Ja erstmal sind es nur zwei Meter und das Gestrüpp da unten ist extrem groß und so buschig, dass es schon fast fluffig ist." Vicky sah unsicher zu Alister, aber als er sie aufmunternd anlächelte, wurde sie schon etwas sicherer. Shani nickte ebenfalls aufmunternd und war ziemlich glücklich darüber, dass Vicky sich auch von Alister hatte beruhigen lassen. „Also dann..." Sagte Shani leise, rutschte über die Kante, während sie sich immer noch am Dach festhielt, doch griff um bevor sie nur noch an ihren Händen hing. Jetzt hatte sie die Wand des Hauses vor sich, einige Sekunden hing sie nur da, doch löste dann ihre Finger vom Dach. Sie fiel, nur kurz, bevor sie in den Büschen landeten, die ihren Fall abfingen. Es tat ein wenig weh, als ein Schock durch ihre Brust lief. Sie brach durch ein paar der oberen Äste, der schon seit Ewigkeiten nicht mehr beschnittenen Büsche, und wurde dann von den Unteren abgefangen. Das Holz kratze ein bisschen ihrer Haut auf und außer ihren Beinen mit denen sie voran nach unten gefallen waren, gab es keine großartigen Schmerzen für sie. Und obwohl ihre Beine ziemlich wehtaten war es nur ein simples Stechen und sie war trotzdem in der Lage sich so schnell sie konnte aus den Büschen zu lösen und einige Meter von ihnen wegzugehen.
Sie ignorierte den leichten Schmerz und legte den Kopf in den Nacken. „Versucht auf einer möglichst großen Fläche zu landen!" Rief sie zu den anderen nach oben und zupfte eines der Zweiglein aus ihrem Dutt. Die Erleichterung endlich aus dem Haus heraus gekommen zu sein, überflutete sie in wunderschönen Wellen von Wärme und Freude und wäre sie der Typ gewesen der alles Gute,was ihr widerfuhr auf einen Gott zurückzuführen, hätte sie jetzt ein Stoßgebet zu Allah gesandt. Doch sie wurde aus ihren erschreckend religiösen Gedanken gerissen, als die nächste Person in den Büschen landete. Alister landete so ziemlich genau auf seinem Hintern und schrie erschrocken auf als er in den Busch einsank. Einige Sekunden blieb er in einer Mischung aus Schrecken und Verwirrung im Busch hängen, aber als Jana einen Meter neben ihm in einem Busch landete, schaffte er es sich aus seiner Mischung zu lösen und langsam aufzustehen. Jana war so schnell sie konnte auf die Füße gesprungen und lief jetzt fast gleichzeitig mit Alister zu Shani hin. Allerdings hinkte sie ein wenig, weswegen ihr bester Freund sie besorgt ansah. „Geht deine Hüfte?" Fragte er leise und Jana zuckte mit den Schultern. „Naja... die alte Verletzung halt... ist ja nie ausgeheilt... wenn wir bei dir zuhause sind, dann kann ich mir was von eurem Schmerzmittel leihen, oder?" „Klar doch." Antwortete Alister leise. „Also pennst du heute Nacht wieder bei mir?" „Aber natürlich, ich geh heut doch nicht mehr nachhause..." Alister nickte leicht und grinste Jana an. „Glaubst du, dass Archie wieder ma 2 Uhr Nachts Pancakes macht?" Fragte sie leise und die beiden besten Freunde grinsten einander breit an. „Es gibt keine Nacht in der Archie keine 2 Uhr Nacht Pancakes macht... die Frage ist nur ob sie die köstlichen, perfekt gebräunten Kuchen aus der Pfanne teilen wollen." „Oder ob wir es schaffen irgendwie anders an sie dranzukommen." Kichernd schüttelte Alister den Kopf. „Ich mag wie du denkst." Doch während die beiden sich mit ihrem kleinen Gespräch von den Ereignissen der Nacht abzulenken, landete auch Vicky auf den Büschen. Sie zuckte erschrocken zusammen und quietschte auf.
Fast augenblicklich stand Shani trotz ihres schmerzenden Beines neben Vicky und half ihr vorsichtig aufzustehen. „Geht es?" Fragte Shani leise, woraufhin das jüngere Mädchen schnell nickte. „Du hast da einen Käfer im Haar." Stellte Shani plötzlich fest, woraufhin Vicky fragte. „Wo genau... ich hab ziemlich viel Haar." Shani hob ihren linken Mundwinkel und wies auf eine Stelle an Vickys Haaren. Sie fuhr sich an der Stelle durch die Haare und schaffte es tatsächlich den Käfer aus ihren Strähnen zu entfernen. Sie sah das kleine Tier kurz an und pustete es dann vorsichtig weg. Die beiden traten von den Büschen weg und so waren es nur noch die zwei größten aus der Gruppe, die sich noch auf dem Dach befanden. „Gehen die Schmerzen?" Fragte Jack und setzte sich neben Alex, der wie paralysiert nach unten sah. Kurz schien er ihn nicht zu hören, doch schüttelte dann schnell den Kopf. „Tut mir leid, würdest du das nochmal wiederholen?" Flüsterte er mit zitternder Stimme und auch sein Körper zitterte ziemlich. Jack sprach den Satz mit besorgt zusammengezogenen Augenbrauen noch einmal. „Oh... ah... ja. Sie, sie sind okay... ich komme ja bald nach hause. Ich hab meine Medikamente, also noch mehr als das Schmerzmittel, keine Sorge..." „Okay, kann ich dir irgendwie helfen runterzukommen?" „Ne... lass mal, ich ziehe es einfach schnell durch..." Jack klopfte mit einem leichten Lächeln auf Alex Schulter. Dann rutschte auch Alex über die Kante. Doch er war nicht in der Lage schnell genug umzugreifen und war kurz davor Kopf voran nach unten zu fallen. Er kniff ängstlich die Augen zusammen, bereit für einen fürchterlichen Schmerz, doch Jack reagierte schnell genug, um ihn hinten an seinem Shirt zu greifen und damit seinen Sturz zu verhindern. „Schnell halt dich am Dachrand fest..." Presste Jack zwischen zusammen gepressten Lippen hervor.
Alex griff mit zitternden Händen nach dem Rand des Dachs und kaum hatte Jack sein Shirt losgelassen, plumste Alexanders Körper nach unten wie ein Sandsack. Und das genau so graziös wie ein solcher, Doch auch jetzt, wo er sich festhielt, war sein Griff nicht stark genug, um sich oben zuhalten und er stürzte mit einem lauten Schrei, in einer seltsamen Seitenlage nach unten auf das Gestrüpp. Er wurde nur knapp über dem Boden abgefangen. Sein Gesicht von Ästen aufgekratzt und sein Körper voller stechender Schmerzen zuckend. Tränen schossen ihm in die Augen und die Luft wurde ihm aus den Lungen gepresst. Er musste sich zusammenreißen nicht leise zu wimmern. Er wollte sich nicht mehr bewegen. Er hätte sich einfach zusammenrollen und schlafen können, aber natürlich war ihm das nicht vergönnt. „Alex!" Plötzlich wurde er nach oben gezogen und sah in ein paar braune Augen. Shani musterte den Jungen kritisch und sehr besorgt und zog ihn dann schnell aus dem Gebüsch. „Vicky bitte schau ihn dir nochmal kurz an..." Sagte die junge Frau und sah zu ihrer Freundin und diesmal machte Vicky keine Anstalten sich gegen die Bitte zu sträuben und lief schnell zu der schmerzerfüllt stöhnenden Gestalt am Boden. Vicky kniete sich neben Alex und fühlte seinen erschreckend schnellen Puls. „Alexander?" Der junge Mann drehte seinen Kopf von links nach rechts. „Alexander..." Vicky sah unsicher zu Shani, die die Augen verdrehte, sich neben Alex kniete und vor seinem Gesicht klatschte.
Alex schrie auf und schoss nach oben. „AU!" Er wollte sich sofort wieder zusammenrollen, aber er wurde von Shani an den Schultern gegriffen. „Alexander! Stopp den Igel zu machen und bleib aufmerksam." Murrend drückte Alex seinen Kopf gegen seine eigene Schulter. „Komm schon, wir bringen dich nach hause, aber du musst dich noch ein bisschen zusammenreißen. Okay?" Fragte Shani, bemüht sanft sprechend, weil man das ja so tat, wenn jemand verletzt war und Alex blinzelte. „...okay, klar..." Nuschelte er und zuckte plötzlich einfach zusammen. Mit besorgtem Blick zog die junge Frau Alex auf die Füße und sah zu Jack, der inzwischen auch in den Büschen gelandet war. Und fast sofort stand er bei Shani und das Pärchen legte sich, ohne sich absprechen zu müsse, jeweils einen von Alex Armen über die Schulter. „Wir laufen jetzt zusammen aus dem Wald und dann bringen wir dich nach hause." Sagte Shani entschlossen, woraufhin Alex nur schwach nicken konnte. Jana und Alister traten zu den anderen vier und einige Sekunden wurde es still. „Also, wir haben erfolgreich ein Geisterhaus überlebt. Wir sind ziemlich krass!" Stellte Jack mit einem breiten Grinsen fest, dass man in dem Mondlicht zwar nicht genau sah. Aber trotzdem begann Jana laut zu lachen. „Ja so kann man das natürlich auch sehen." Sagte sie und ein großer Druck fiel von ihren Schultern. „Naja, noch sind wir im Wald." Stellte Alex fest, woraufhin Jack mit den Schultern zucken. „Na dann lasst uns mal den Wald verlassen."
Die sechs Jugendlichen liefen eine Weile über die Trampelpfade, Jana neben Alister hinten, Shani und Jack mit Alex zwischen ihnen ganz vorne und Vicky so nah sie konnte an Shani dran. Bis die Gruppe irgendwann auf den Weg trat über den die vier schon beim Hinweg gelaufen waren. Das Unglauben und Ausreden für die Ereignisse der Nacht begannen sich über die Köpfe der Jugendlichen zu legen. Jetzt wo sie sich immer weiter aus dem Radius der Gefahr entfernten, wurde aus der Angst Sicherheit. Sicherheit, dass das nicht so passiert war. Das konnte nicht passiert sein, das war nicht real gewesen. Und wegen dem Wissen, dass das Geschehende nicht möglich war, begann sich die Gewissheit, dass es eben nicht geschehen war, über den Weg auszubreiten, den sie zur Akzeptanz für das Übernatürliche gelaufen waren. Es war ihrem Verstand nicht möglich, die Ereignisse, den schwebenden Mann, das verschwundene Blut, das geistige Wildschwein und den Wolf, als das zu akzeptieren was sie waren. Als supernaturelle Geschehnisse. Jetzt war die Nähe, der Zwang hinzusehen verschwunden und wie es logisch erscheint, wollte auch keiner von den Kindern darüber reden, was ihnen passiert war. Sie sahen allesamt so schnell sie konnten weg, darauf hoffend, dass ihr Weltbild nicht komplett von dem, was sie gesehen hatten, erschüttert werden würde.
Und dann verließen sie den Wald. Das letzte bisschen Glauben an Geister fiel von ihnen ab und die kalte Nachtluft, die inzwischen nicht mehr den Geruch nach Wald hatte, klärte die Köpfe der jungen Menschen, die inzwischen sogar ein kleines Stück mehr als Menschen waren. Als sie ein kurzes Stück in die Stadt gegangen waren, gab es eine Gabelung, an der die beiden, die Alexander stützten nach links und weiter am Wald entlang mussten und der Rest weiter in die Stadtmitte. „Na dann. Jetzt trennen sich unsere Wege." Stellte Jack fest und es war dieser Moment, in dem Vicky bemerkte, dass sie alleine nach Hause laufen müsste. Sie schluckte leicht und sah zu Boden, als plötzlich jemand auf ihre Schulter tippte. „Hey... Vicky, würdest du dich besser fühlen, wenn Jana und ich dich nachhause bringen würden?" Sie drehte sich herum und sah zu Alister, der sie mit einem fragendem Gesicht ansah. „Oh...ich...ja. Ja, wenn ihr das machen würdet, wäre das echt toll." Ein unsicheres Lächeln schlich sich auf Vickys Lippen und Jana lächelte breit zurück. „Ich hätte zwar nicht damit gerechnet, dass du so aufmerksam bist Al, aber ja lass uns das machen." Vicky sah nochmal schnell zu Shani und lächelte die andere junge Frau an. Shani winkte ihr ebenfalls mit einem leichten Lächeln zu. „Gute Nacht euch drei, kommt gut nach Hause." „Machen wir." Gab Jana schnell zurück und Alister nickte. „Ihr seid nebenbei bemerkt beide ziemlich cool. Also ich wusste, dass du cool bist Jana... aber ich hör jetzt einfach auf zu reden." „Danke Jack," kicherte Jana und wie auf ein Kommando hin liefen die beiden Gruppen in entgegen gesetzten Richtungen.
Alexander versuchte die ganze Zeit selbst Initiative zu ergreifen und alleine zu laufen, aber er hatte einfach zu starke Schmerzen und war zu erschöpft, um irgendetwas zu tun. Jack sah besorgt zu Shani, die daraufhin mit den Schultern zuckte. „Alles wird gut... wenn Alex zuhause ist, dann ist er sicher... und um ihn nach hause zu bekommen, brauchen wir nicht mehr lange." Jack nickte schnell, während Alex voller Schmerzen seine Augen zusammenkniff. Er hatte fürchterliche Schmerzen und musste sich zurückhalten, nicht zu weinen. Er zitterte heftig und jedes mal, wenn er gegen eine Kante oder irgendwas anderes stieß, schoss eine Welle aus Schmerz durch seinen Körper. Alles tat ihm weh und auch, wenn er ebenfalls den Schleier des Unglaubens über den Geister Part geworfen hatte, saß ihm der Schreck tief in den Knochen. Niemand von ihnen sprach großartig, bis sie vor Alexanders Haus ankamen. „Ich klingle mal, kannst du Alex so lange halten?" Fragte Jack seine Freundin, woraufhin Shani nickte. Jack ging zur Tür und klingelte. Dann trat er einige Schritte zurück und wieder neben Shani. Einige Sekunden später öffnete sich die Tür. Eine kleine asiatische Frau öffnete die Tür und sofort viel ihr Blick auf ihren Sohn. Und bevor sie überhaupt auf die Idee kam etwas zu fragen, stand sie vor den anderen und legte besorgt ihre Hände an Alex Gesicht. „나의 보물! was ist passiert?" Fragte sie besorgt und Alex schaffte es kaum seine Augen zu öffnen. Ein Wort bekam er gar nicht hervor, nur ein Nuscheln, drang über seine Lippen, woraufhin seine Mutter sich herumdrehte, aber trotzdem ohne hinzusehen durch Alex Haare strich. „Oliver! Komm schnell her, unser Häschen hat ein Problem!" Rief sie und ziemlich schnell tauchte ein großer Mann mit strohblondem, strubbeligen Haaren in der Tür auf. Er stolperte zwar ein wenig, aber auch er war schnell bei den anderen.
„Was ist ihm passiert?" Fragte die Frau, während Alexanders Vater den Jugendlichen selbst zu sich nahm. „Wir wissen nicht genau warum. Plötzlich hat er einfach angefangen zu zucken und konnte nicht mehr richtig atmen. Und dann ist er irgendwie in einen Busch gefallen..." Antwortete Jack, so gelassen, dass man die Lüge kaum bemerkte, während Alexanders Vater den Jungen vorsichtig zurück zum Haus führte. „Oh... danke, dass ihr mein Kind nach Hause gebracht hat." Sagte Frau sichtlich besorgt und nickte den beiden dankbar zu. „Gerne doch." Antwortete Shani und lächelte höflich. Die Frau nickte knapp und lief dann zu ihrem Ehemann und Kind. Die drei betraten das Haus und die Tür fiel hinter ihnen zu, nachdem Alexander sich nochmal kurz zu den beiden umgedreht und 'danke' geflüstert hatte.
Jack und Shani sahen einander an. „Wow, wir habens geschafft." Stellte Jack grinsend fest und Shani lächelte ihn daraufhin an. Sie trat daraufhin einen Schritt auf ihn zu und schlang die Arme um die Brust ihres Freundes, der die Umarmung sofort erwiderte. „Ja, wir haben es geschafft." Sagte sie mit sanfter Stimme und drückte ihren Freund. So standen sie da im Licht der Laternen, bis Jack irgendwann etwas sagte. „Na, was hältst du davon, wenn wir zu Susans Diner gehen und da einen Tee oder so was trinken und ein Stück Bienenstich essen?" Shani nickte leicht und begann zu grinsen. „Klingt super." Die beiden lösten sich voneinander und Jack nahm dann die Hand seiner Freundin. „Das wird super." Sagte er und lächelte Shani glücklich an. Sie lächelte zurück und das Pärchen lief zusammen die Straße nach unten, auf dem Weg zu einer schönen gemeinsamen Zeit nach einer aufwühlenden Nacht.
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Wortcount: 20990. Geschrieben vom: 18.7. 20 bis zum: 13.8.20 . Letzte Korrekturlesung: 27.09.20
Hileu (Kann ich meine Leser noch Meersalzbrötchen nennen?). Nach einer Ewigkeit des Schreibens, bin ich fertig mit dem ersten, sehr langen Kapitel meiner neuen Geschichte 'Die Wächter von Yewfalls.' Willkommen in diesem Universum. Die Kapitel werden wahrscheinlich so änlich lang bleiben und in unregelmäßigen Abständen hochgeladen werden.
Ich würde mich sehr über Kritik freuen und das wärs dann auch. Tschüdelü
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