Kapitel 2 - Verwandlung
Unter Anstrengung schaffte Elyon den Körper des Jungen in den Tempel. Er legte ihn auf eine weiche Liege. Eine von vielen, die in diesem Teil des Tempels standen. In den Schriften hatte er erfahren, dass einst hier die Templer geschlafen hatten. Bevor die Kunst des Alten verschwand und in Vergessenheit geriet, nur freudig darauf wartend wiederentdeckt zu werden.
Es gab noch viele Dinge in diesem, Tempel die Elyon noch nicht lösen konnte – unzählige um genau zu sein. Und ob die verzierten Liegemöglichkeiten nur der Ästhetik vorbehalten waren, oder ob sie gar höheren Sinn erfüllen sollten, würde ihm wohl auf Ewig ein Rätsel bleiben. Einzelbetten inmitten von Drachenmäulern, die mit ihren Spitzen Zähnen sicherlich einige Schlafenden scheußliche Alpträume beschert hatte.
Doch das Schlimmste waren die roten Augen der Drachenköpfe. Die selbst in der absoluten Schwärze wie die gelben Augen eines Rudels hungriger Wölfe funkelten. So beobachteten sie die Schlafenden.
Elyon hätte sich gerne den purpurnen Rubinaugen angeeignet, nur waren sie hinter einem festen durchsichtigem Material, was schon etliche Messer hatte stumpf werden lassen. Es zeugten nur noch die Kratzer auf der Oberfläche von den vergeblichen Versuchen.
„Hilf ihm!", sagte er sich. „Wie?", fragte er sich.
Er hatte in den Schriften gelesen, wie Verletzungen von Pfeil und Bogen zu behandeln waren. Doch noch nie bat sich ihm die Möglichkeit, dieses Wissen anzuwenden.
Zunächst wollt er dem Jungen die regendurchnässten Kleider entledigen, als ihm auffiel, das etwas anders war. Die rechte obere Körperhälfte, war gar nicht das, was sich Elyon vorgestellt hatte. Keineswegs menschlich. Es waren keine Verletzungen oder Schnitte wie am restlichen Körper zu erkennen, sondern dieser Teil war überzogen von weißen Schuppen. Übernatürlich, gleichmäßig und Stahlhart überzogen sie seinen Arm bis hin zu den Fingern, die der Junge in einem Leinentuch verhüllt hatte. Es dauernde einen Moment bis Elyon die Stoffschichten gelöst hatte, aber was er erblickte, ließ ihn erschaudern. Die Hand war mehr eine Klaue, versehen mit vier spitzen Fingern, die drohten alles und jeden zu zermalmen. Sie glänzte im Licht der Fackel und den roten Augen der Drachenfiguren. Elyon wurde sofort in Ehrfurcht versetzt.
Sofort kramte er sich die Schriften heraus, die auch ein wenig durch den Regen beschädigt wurden waren. Und er lass über die vergangen Kultur. Jedoch passte es nicht überein. Die Bewohner des antiken Tempels wurden anders porträtiert, nicht die rechte Körperhälfte war im schimmernden Gewand des Drachen gehüllt, sondern die linke untere Körperhälfte. Elyon überprüfte wieder und wieder. Egal wie häufig er den Text lass oder drehte oder wendete. Es war immer die linkte untere Hälfte.
Diese Entdeckung ließ ihn vergessen, dass der Junge schwer verletzt war und selbst der Pfeil in seiner Schulter war keineswegs mehr interessant für Elyon. Schließlich entschied er sich seinen wertvollsten Schatz zu holen. Der Grund weshalb er all diesen Stress auf sich genommen hatte – Die Schrift des Manevis.
„Irgendwo musste ein Hinweis darin versteck sein," erhoffte er sich.
„...Die Rätsel der Drachen belohnen und bestrafen in gleichermaßen, der Finder erhält seinen Wunsch, aber verliert seinen Traum, verwandelt sich in Wesen von Herrlichkeit und erfüllt mit Macht und Schrecken. Immer ein Stückchen mehr, bis er kaum zu unterscheiden ist von einem Drachen. Einem Wesen, das die Welt beherrscht und unsterblich ist. Alles was nötig ist dazu, ist es die Geheimnisse der vier Tempel zu lösen..."
Die Schrift des Manevis; 3. Absatz
Er hätte gerne weiter gelesen doch hier endete sein Auszug aus Manevis Schrift. Elyon war sprachlos. Geschockt ließ er die Schrift zu Boden fallen. Nicht nur hatte der Junge einem der versteckten Tempel gefunden, was ihm alleine schon drei Jahre gekostet hatte, sondern es gelang ihm gleichzeitig auch noch das Rätsel diese Tempels zu lösen.
Das gequälte Husten des Jungen, ließ Elyon aufschauen. Nichts würde er ihm nutzen, wenn der Junge hier verenden würde. Die Stirn fühlte sich an wie heiße Kohlen. Elyon musste unbedingt das Fieber senken und den Pfeil entfernen. Zum Glück stand in dem Alten Schriften eine Wundermedizin mit dem Namen Schmierkwurzeln. Als er ihn auf die Seite wendete fiel ihm eine weite Unnatürlichkeit auf. Im Rücken des Jungen klaffte wurde der Buchstabe „E" geschnitzt. Das Zeichen für einen zu Exekutierenden.
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