Der Sturm bricht los
Es war so weit.
Das Heer Mordors stand vor den Mauern Minas Tiriths, eine endlose, schwarze Masse.
Der Unheil verkündende Klang der Kriegstrommeln zeriss die Luft, in der sich ansonsten kein Wind regte.
Sie stand absolut still.
Als würde die gesamte Welt den Atem anhalten.
So zumindest empfand es Eluréd.
Er stand zusammen mit Gandalf im Hof vor dem Thronsaal, als einige Soldaten Faramir auf einer Trage brachten. Pfeile ragten aus seinem Oberkörper. Er war der einzige, der von dem Angriff auf Osgiliath zurückgekehrt war.
Mit wehendem schwarzem Mantel lief Denethor aus dem Thronsaal, gefolgt von Pippin und einigen Dienern. Als Eluréd Pippins entsetztes Gesicht sah, durchzuckte ihn ein Stich des Mitleid, für Denethor hingegen empfand er gar nichts.
Er war selbst schuld, an dem, was geschehen war.
Er sah, wie sich Denethor über den Körper seines Sohnes beugte, nur um im nächsten Moment wieder zurückzutreten.
"Meine Söhne sind tot...Meine Linie ist zuende!"
Gandalf und Eluréd sahen sich entsetzt an und liefen auf die Versammlung zu, als Pippin plötzlich rief:"Er lebt!"
Doch der Truchsess hörte ihm gar nicht zu. Er war zum Rand getreten und sah auf das Heer unter ihm hinab. Und auf die verzweifelten Soldaten, die auf den Zinnen standen und auf Befehle warteten. Auf einen starken Anführer.
Inzwischen hatten der Elb und der Zauberer die Versammelten erreicht. Eluréd kniete sich gerade neben Pippin, als Denethor plötzlich schrie:
"FLIEHT! FLIEHT UM EUER LEBEN!"
Zornerfüllt wollte Eluréd wieder aufspringen, doch Gandalf war schneller:
Mit einer flüssigen Bewegung holte er mit seinem Stab aus und schlug den Wahnsinnigen zu Boden.
Dann wandte er sich den Soldaten zu, die schon im Begriff gewesen waren, die Waffen niederzuwerfen.
"Nehmt Eure Stellungen ein!"
Er drehte sich um, ein entschlossener, kalter Ausdruck auf dem alten Gesicht.
"Kommt, Lûmdir."
Im nächsten Moment eilte er bereits an ihm vorbei, auf Schattenfell zu, der ebenfalls im Hof war.
Eluréd legte Pippin die Hand auf die Schulter und deutete auf Faramir:" Pass auf ihn auf."
Dann sprang auch er auf und folgte Gandalf in die unteren Ringe.
Schon von weitem sah er die Belagerungstürme, die das mordorische Heer auf die Stadt zurollte. Nicht nur das. Auch wurden immer wieder die uralten Mauern von den Gesteinsbrocken der feindlichen Katapulte getroffen.
Bei jedem Treffer erzitterte die Ganze Stadt.
Schreie hallten durch die Windstille Luft.
Endlich hatte Eluréd die Mauer erreicht und reihte sich neben den Soldaten ein. Nicht weit entfernt entdeckte er Gandalf, der auf Schattenfell saß und den Männern Ermutigungen zuschrie.
Er wollte gerade nach seinem Bogen greifen, sich den Schützen anschließen, als plötzlich ein ohrenzerfetzender Schrei erklang.
Nazgûl...
Die Narbe an seinem Bein begann unangenehm zu jucken, als er sich an seine letzte Begegnung mit ihnen erinnerte.
Diesmal geht es besser aus, sagte er sich, Es muss...
Der Elb brauchte nicht lange zu suchen, um die neun schwarzen Schemen am dunklen Himmel auszumachen.
Mit einem weiteren Schrei stießen sie auf die Zinnen hinab.
"Achtung!",schrie Eluréd und packte den vor ihm stehenden Mann an den Schultern, als eine der Bestien mit ihren Krallen durch die Soldaten fuhr.
Der Elb ließ den Menschen los, dem er gerade eben die Haut gerettet hatte und verfolgte die Nazgûl. Irgendwo hinter ihm versuchte Gandalf, für Ruhe zu sorgen.
Eluréd fluchte, als er sah, dass die Neun überall in der Stadt solche Attacken durchführten.
Ein Schatten fiel plötzlich auf ihn.
Eluréd sah nach oben - und konnte gerade noch zurückweichen, als der nächste Nazgûl auf den Wehrgang hinabstieß.
Einer plötzlichen Eingebung folgend, zog der Elb sein Messer.
Und als sich die Bestie wieder in den Himmel erhob, sprang er ihm hinterher.
Er erwischte das Biest mit dem Messer am Hinterbein, gerade weit genug oben, um mit der anderen Hand eine Rückenzacke fassen zu können.
Einen schrecklichen Augenblick lang hing er in der Luft, bis er mit den Füßen Halt fand und sich hochzog.
Der Nazgûl zwang sein Reittier zu einer scharfen Wende, doch er konnte den Elb nicht abschütteln.
Dieser hockte mittlerweile auf dem Kamm der Bestie und lief die letzten Schritte nach vorn.
Der Diener Saurons war nicht in der Lage, im Sattel aufzustehen und zu kämpfen, ohne die Zügel loszulassen.
Und anscheinend traute er der Bestie nicht zu, alleine zu fliegen.
Der Nazgûl schaffte es zwar noch, sein Schwert zu ziehen und Eluréds ersten Angriff abzuwehren, war aber nicht mehr in der Lage, den zweiten zu Blocken.
Die Klinge aus Menegroth bohrte sich durdh den schwarzen Mantel und die Rüstung darunter, direkt hinein in die Leere des Nazgûl, der daraufhin ein schreckliches Kreischen ausstieß und zu Staub zerfiel.
Eluréd grinste, doch seine Befriedigung war nur von kurzer Dauer, als er bemerkte, dass er nun auf einer führerlosen Bestie dutzende Meter über dem Boden stand.
Notgedrungen sprang er in den Sattel und griff die Zügel.
Er hatte keine Ahnung, wie er diese Vieh lenken konnte, also riss er einfach mit den Zügeln scharf nach rechts- wieder auf die Stadt zu.
Das Biest befolgte den Befehl.
Als es direkt über der Stadt war zog Eluréd sein Schwert und rammte es dem Tier von oben durch den Hals.
Es stieß ein ohrenbetäubendes Brüllen aus, erstarrte und zitterte in der Luft. Es versuchte, sich oben zu halten, trudelte aber stetig in die Tiefe. Als es auf Höhe der Zinnen war, sprang Eluréd ab und landete mitten unter den Soldaten, die mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Ungläubigkeit zurückwichen.
"Sie sind nicht unbesiegbar. "
Sagte der Elb zu den Soldaten, während von unten ein lautes Krachen ertönte. Dann machte er sich auf die Suche nach Gandalf. Unterwegs sah er die Leiche des Biests, das direkt auf einen der Türme gefallen war und den Orks den Weg blockierte.
Er fand den weißen Zauberer dort, wo er ihn zurückgelassen hatte.
Aus den Türme, die die Mauern erreicht hatten, strömten etliche Orks und die Schlacht um die Mauern hatte begonnen.
Eluréd stürzte sich erneut in den Kampf und erschlug jeden der Orks, der dumm genug war sich mit ihm anzulegen.
Plötzlich wurde er einer schwarz- silbern gekleideten, kleinen Gestalt gewahr.
Es war Pippin.
Er schien verloren und orientierungslos in dem Getümmel.
Plötzlich bemerkte ihn ein Ork aus den feindlichen Truppen.
Eluréd lief auf ihn zu und erreichte ihn, gerade als der Ork nach Pippin ausholte. Die Elbenklinge bohrte sich durch dir Rüstung des Orks als wäre es Papier.
Eluréd stieß die Leiche von sich und wandte sich Pippin zu.
"Geh wieder hinauf! Mach schon!"
"Gandalf führt uns in die Schlacht..."
Stieß er ungläubig hervor, "Und du hast...Du hast."
Abgelenkt durch Pippins Gestammel bemerkte Eluréd den Ork erst, als er nach ihm ausholte.
Er riss das Schwert hoch, doch Pippin hatte den Ork schon gesehen.
Sein kleines Schwert blitzte kurz im trüben Licht, bevor er es mit voller Wucht dem Ork in den Bauch rammte - er hatte sich unter dem Schlag weggeduckt und nach oben gestoßen.
Pippin zog vollkommen überrascht sein Schwert aus der Orkleiche und betrachtete das schwarze Blut darauf.
Eluréd grinste.
"Ein Wächter der Veste, wohl wahr. Jetzt geh wieder. Schnell."
Der Hobbit nickte ihm zu, dann machte er kehrt und verschwand zwischen den Häusern.
Kurz sah Eluréd ihm nach, bevor er sich Gandalf zuwandte.
"Beeindruckend. "
Meinte er. Der Elb verstand, worauf er anspielte und nickte.
"Wie stehen die Dinge?"
Der Zauberer verzog das Gesicht.
"Nicht gut," meinte er, während er nagh unten zum Tor sah, "Sie könnten Hilfe gebrauchen."
Eluréd lächelte, kalt und grimmig.
"Ich bin schon unterwegs. "
Im nächsten Moment hatte er sich bereits abgewandt und sprintete die Gassen hinab.
Wieder erschütterten Katapulte die Stadt.
Der Sturm ist über uns,dachte er, und er entlädt sich mit voller Wucht.
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