XI
Anzahl Wörter: 824
- - -
«Geniesst es.»
Nach diesen letzten Worten von Akira erlischt das blinkende Licht der Kamera. Sophia sprintet augenblicklich zu ihrem Laptop und betätigt einige Knöpfe. Akira atmet tief ein und aus. Auch Nola und Roxana sehen so aus, als würde eine Last von ihren Schultern fallen.
«Okay, ich habe wieder zurück ins Studio geschaltet», sagt Sophia und öffnet ein weiteres Fenster, sodass sie die Liveübertragung des Programmes sieht. Beschäftigte des Nachrichtensenders wuseln aufgeregt wie Hühner über den Bildschirm. Sophia kann sich ein Lächeln nicht verkneifen.
«Leute, wir haben es geschafft», sagt Akira und blickt sie alle an. Sophia kann ihre ehrliche Freude erkennen, die sonst so tief vergraben ist. Und dies macht auch sie glücklich. «Das haben wir», bestätigt sie und geht zurück zu den anderen. Sie stehen im Kreis da, der Raum ist immer noch in ein rotes Licht getaucht. Die Stimmung ist ganz speziell, beinahe magisch.
Manchmal vergisst Sophia, wer sie eigentlich sind. Doch dann wird es ihr wieder klar.
«Wir sind unbesiegbar und niemand kann uns schlagen, wenn wir so weitermachen», spricht sie ihre Gedanken laut aus. Die anderen stimmen ihr zu. Schweigen herrscht zwidchen ihnen, die jedoch so viel aussagt.
«Packen wir zusammen?», durchbricht Roxana die Stille nach einer Weile. Nola nickt und macht eine ausladende Handbewegung auf ihre Sachen. «Wir haben trotz allem noch viel zu tun.»
Roxana und Nola gehen davon und schnappen sich einigen Kisten. Akira wendet sich auch ab und macht sich daran, die Kamera abzubauen. Sophia berührt sie an der Schulter. «Was ist los?»
Sie hat bemerkt, dass sie zwar zufrieden ist, aber etwas an Akiras Oberfläche brodelt. Akira seufzt auf und hält inne, an der Kamera herumzuschrauben. «Willst du es wirklich wissen?»
«Was ist das für eine Frage? Natürlich.»
«Dann halt», gibt Akira klein bei und holt tief Luft. «Ich muss nur darüber nachdenken, wie ich früher für Mortimus gearbeitet habe. Er war so ein ekelhafter Mensch, der uns wie Dreck behandelte. Man sollte denken, solch ein Team sollte man mit Respekt behandeln, sonst kann einem irgendwann so etwas passieren, wie es ihm nun geschehen ist.» Akira lacht freudlos auf.
«Ich habe mir damals schon geschworen, dass ich ihm und der Welt beweisen werde, zu was ich fähig bin. Und deshalb bin ich auch so froh, dass wir alle irgendwie zusammengefunden haben. Gemeinsam ist man immer stärker.» «Das ist so», sagt Sophia und rückt ihre Brille zurecht. «Ich denke, wir sind auf dem besten Weg dazu, allen zu zeigen, was wir draufhaben.»
«Absolut», meint Akira und lacht auf. «Ich kann es kaum erwarten, was wir alles noch erleben.»
Sophia boxt sie spielerisch an die Schulter. «Wir doch auch.»
Sie ist schon dabei, fortzugehen, als sie noch einmal stehen bleibt. «Ach ja, ich wollte noch sagen, dass deine Giftkenntnisse wirklich ausserordentlich gut sind. Logus ist tot.»
«Wie geplant», schmunzelt Akira. «Dabei freute er sich doch so darüber, dass er einen weiteren Sponsor gewonnen hat. Zumindest hat er mir das mit seinen endlosen Reden vermittelt.»
«Zwar ist er nicht direkt mit Mortimus verbunden, aber zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, ist einfach zu verlockend. Ich meine, wie er die Konten der Kunden alle abgezockt hat! Unglaublich.» «Definitiv, und deshalb ist es umso genialer von dir, dass wir den Menschen nichts davon zu erzählen und sie im Glauben zu lassen, dass wir ihn aus purer Bosheit ermordeten. Denn somit werden wir jetzt in seiner langen Abwesenheit auf sein geheimes Konto … aufpassen.» Bei dem letzten Wort funkeln Akiras Augen hinterlistig. «Mhm», sagt Sophia nur und wagt es kaum, an die ganzen Summen zu denken.
Danach schaut Sophia zu Boden. «Einige Leute im Zug sind ebenfalls gestorben. Ursache noch nicht klar.»
Sie wirft einen kurzen Blick in Akiras Gesicht und geht dann davon. Sie spürt Akiras Blick im Nacken. Sophia kennt sie einfach zu gut, um zu wissen, dass sie gar nicht auf eine Antwort von Akira warten muss, wenn eh keine kommen wird.
Sie packt ihre Techniken zusammen, aber nicht, bevor sie noch einmal alles kontrolliert hat. Nola, Roxana und Akira haben ebenfalls bald alles zusammengepackt und verteilen es in Taschen, um sie mit dem Motorrad mitzunehmen. Die grösseren Sachen sind bereits im Audi.
Sophia verschwindet noch mal mit einer Flasche in der Lagerhalle. Als sie zurückkehrt, ist sie leer.
«Wer will?», fragt Sophia und hält die Streichholzschachtel hoch. Niemand meldet sich, bis Akira nach vorne tritt. «Ich mach’s», sagt sie und Sophia gibt es ihr. Akira geht einige Schritte ins Lagerhaus, zündet ein Hölzchen an und wirft es in hohem Bogen zu Boden, während sie schon mit eiligen Schritten zurückweicht. Denn im nächsten Moment wird das Benzin entflammt und setzt das ganze Gebäude in Flammen.
Schweigend stehen die Jägerinnen da und schauen zu, wie die Flammen das Gebäude Stück für Stück verschlingen. Sobald der Geruch zu stark ist, drehen sie sich um und gehen zu ihren Fahrzeugen. Und während das Feuer an den Wolken des Himmels knabbert, verschwinden die Jägerinnen so unauffällig, wie sie gekommen sind.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro