Anzahl Wörter: 959
- - -
«Wir haben ihn kalt gelegt.»
Akira ist mitten im Satz, als sie Sophias Stimme hört. Einen kurzen Moment stockt sie und lässt das Gefühl der Erleichterung, diese Worte zu hören, auf sich wirken. Dann beendet sie das Gespräch.
«… und dann würde ich Sie so bald wie möglich kontaktieren, wenn wir alles geregelt haben», sagt sie. Logus nickt fleissig. «Unbedingt, ich kann es kaum erwarten! Und was ich bis jetzt ganz sicher sagen kann: es wird eine wunderbare Partnerschaft zwischen unseren Firmen.» Er streckt seine Hand aus und Akira schüttelt sie, als würden sie einen Vertrag abschliessen.
«Das kann ich nur bestätigen», sagt sie und ein Lächeln umspielt ihre Lippen. «Lassen wir uns doch auf diesen Erfolg anstossen.»
«Natürlich!», erwidert Logus und hält sein Glas hoch, von dem er bis jetzt noch keinen Schluck getrunken hat. Akira erhebt es ebenfalls und prostet ihm zu. «Auf LogusReisen.»
«Auf unsere Partnerschaft!», korrigiert er lachend, dann setzt er das Glas an die Lippen. Akira tut das Gleiche und beobachtet zufrieden, wie er einige tiefe Schlucke nimmt. Dann sieht er mit anerkennender Miene auf sein Glas. «Sie haben recht, ein gutes Glas Wasser tut immer gut.»
«Wasser ist das Elixier von Leben und Tod», sagt Akira unvermittelt. Logus lacht höflich, ohne jedoch zu verstehen, was diese Frau meint.
Akira lächelt innerlich, während sie aufsteht und den Stuhl zurückschiebt. Logus begleitet sie zur Tür und öffnet sie. «Werden Sie noch an die Bar gehen?»
«Das war mein Plan, tatsächlich», sagt sie, «Tanzen gehört nämlich nicht zu meinen Stärken.» Logus lacht ungläubig. «Da bin ich mir nicht so sicher, ich denke, sie wären fabelhaft.»
«Bis bald, Herr Logus», sagt Akira daraufhin nur und nickt ihm belustigt zu. Logus erwidert das Nicken. «Gute Reise, Frau Arcerito!»
Akira dreht sich um und sobald er ihr Gesicht nicht mehr sehen kann, fällt die heitere Miene wie eine Maske von ihrem Gesicht. Elegant schreitet sie durch den Gang, um die vielen Kurven und Ecken, die Musik wird immer lauter. «An Audi: bin draussen», nimmt sie Kontakt zu Sophia auf. Diese gibt ihr sofort Antwort: «An Mitsubishi: alles gut?»
«Könnte nicht besser sein.» Endlich kann sie wieder richtig lächeln, nicht so wie vorhin bei Logus. Schon erreicht sie den ersten Partywagon. «Das ist gut», sagt Sophia, auch wenn ihre Stimme etwas verunsichert tönt. «Du weisst, was zu tun ist?»
«Sicher doch.»
«Gut. Pass auf und …»
«… sei unauffällig, ich weiss schon, vielen Dank», sagt Akrira ungehalten und senkt ihre Stimme. «Ich muss jetzt schweigen, sonst ist es auffällig, wenn ich mit mir selbst rede.»
«Ich beobachte dich», sagt Sophia nur noch drohend. Doch das stört Akira nicht, im Gegenteil. Sie schlängelt sich durch die Menschen, direkt zur Bar, wo mehr Platz ist. Oder vielleicht auch aus einem anderen Grund.
Schneller, als irgendjemand sehen kann, was sie tut, schnellt ihre Hand in die Innentaschen des Mantels. Sie nimmt ganz gezielt nur kleine Tabletten heraus und lässt sie über unbewachte Gläser fallen. Dabei dreht sie den Kopf kein einziges Mal zur Seite, sondern schaut stur nach vorne. So bewegt sie sich fort, durch den ersten und den zweiten Wagen, bis sie vor dem Ende des zweiten Wagens steht.
Sie kann das Seufzen von Sophia hören. «Beruhig dich mal», Akira verdreht ihre Augen. «Das gibt höchstens Blähungen, Kopfschmerzen oder Übelkeit.»
Bevor sie in den Gang geht, wo es zum Ausgang führt, greift sie ein letztes Mal in ihren Mantel und holt eine kleine unscheinbare Kugel hervor. Sie lässt sie fallen und setzt ihren Weg fort. Da entdeckt sie die Notbremse. Genau das, wonach sie gesucht hat. Direkt neben der Zugtüre ist der Hebel. Sie nähert sich ihm und lehnt sich dann genau an der Stelle an die Wand. Um sie herum tummeln sich einige Leute, die wahrscheinlich eine Pause von der Tanzfläche brauchen.
Sie lässt ihre Haare nach vorne fallen, damit niemand sieht, wie sich ihr Mund bewegt. «Gib mir einfach Bescheid, wann ich ziehen soll.»
«Das werde ich», sagt Sophias konzentrierte Stimme. «Dauert nicht mehr lange. Nach meinen Berechnungen und der Geschwindigkeit des Zuges sollte es bald so weit sein …»
«Denk an die Zündung», Akira erinnert ihre Partnerin an die Kugel. «Klar», murmelt Sophia und dann sagt sie mit lauter Stimme: «Ich zünde sie jetzt und dann bist du an der Reihe. Achtung … jetzt!»
Per Knopfdruck aktiviert Sophia die Rauchkugel, was für Akira nur ein lautes Knallen ist. Innerhalb von wenigen Augenblicken ist die Sicht nur noch weiss und die Leute schreien auf.
Akira dreht sich um und betätigt den Hebel.
Sofort reagiert der Zug und bremst so schnell er kann ab. Die plötzliche Bremsung führt zu noch viel mehr Verwirrung und Panik in der Menge. Akira bleibt aber entspannt und wartet geduldig, bis der Zug stillsteht und die Tür aufschwingt. Mit einem Satz springt sie hinaus und rennt los. Wer auch immer sie nun in dem Chaos beobachtet hätte, sieht nur noch einen Schatten in der Dunkelheit verschwinden.
«Ich bin gelandet», Akiras Atem hat sich ein wenig beschleunigt und der Mantel flattert um ihre Beine. «Wo sind die anderen?»
«Werden bald zu dir stossen», erwidert Sophia. «Sie kämpfen sich noch durch die Luke.»
«Verbinde mich mit ihnen», keucht Akira. Sofort hört sie die Stimme von Nola. «Verdammt, ich habe eben gehört, wie Security vorbeigerannt ist!»
«Alfa Romeo! Renault!», ruft Akira. “Alles klar bei euch?»
«Mitsubishi!», antworten beide gleichzeitig. Nola erzählt ihr von ihrer Lage. «Könnte besser sein, wir haben es gerade aus dem Zug geschafft und sind noch auf dem Dach. Und vorher ist Security durch den Gang gerannt. Wir müssen sehr vorsichtig sein, um nichts zu vermasseln. Bist du schon auf dem Weg?»
«Ja», antwortet Akira und schaut kurz zurück zum Zug, der schon ein gutes Stück hinter ihr liegt. «Ich denke, ich bin schon bald da.»
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro