IV
Anzahl Wörter: 995
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«Wir können rein!»
Nola flüstert zur Sicherheit, um niemanden auf sie aufmerksam zu machen. Sie streckt eine Hand nach unten. Roxana versucht, es sich nicht anzumerken, aber sie ist sichtlich beruhigt, ihre Partnerin zu sehen. Sie geht einige Schritte zurück, holt Anlauf und springt an der Wand hoch. Die glatte Oberfläche gibt ihr kaum Halt, doch zusammen mit der helfenden Hand von Nola schafft sie es. Flach auf dem Bauch liegend schüttelt sie den Kopf. «Wie schaffst du das nur immer allein», wundert sie sich. Nola grinst nur und zuckt mit den Schultern. Da meldet sich Sophias nervöse Stimme: «An Renault und Alfa Romeo: eure Kameras sind schwarz und ich höre euch kaum, seid ihr in Sicherheit?» Da erinnern sich die beiden daran, dass sie auf den Geräten liegen. Nola richtet sich auf und sagt: «An Sophia: Luft ist rein». Vorsichtig robbt sie übers Dach zu einer Luke und Renault folgt ihr dicht. Nola hat die Luke bereits mit Hilfe von Werkzeugen geöffnet, sodass sie sich nun beide durch die Öffnung ins Innere fallen lassen können. Sie landen beide sanft auf den Beinen.
«Wir sind drin», Nola hört die Vorfreude in Roxanas Stimme. «Nun beginnt der richtige Spass!»
Nola blickt sich um. Hinter ihnen ist nur Wand, aber vor ihnen macht der Gang eine Kurve. Nola späht kurz um die Ecke und sieht eine Kreuzung. «Alles klar», sagt sie und schaut zu Roxana. «Wir sind richtig.»
«Natürlich sind wir das», entgegnet Renault und wirft einen Blick nach oben zur Luke. «An Audi: wie siehts aus? Niemand etwas bemerkt?»
«Ihr seid sicher», beantwortet Sophia ihre Frage. «Ich rechne damit, dass der Zug jeden Moment weiterfahren wird, um allfällige Verspätungen zu vermeiden.» «Gut», sagt Nola. «Wir müssen an der Kreuzung links, um zur Luxuslounge zu gelangen. Geradeaus ist eine Sackgasse und hinter den verwinkelten Gängen rechts würden wir der Security in die Arme laufen.» Roxana nickt. «Dann los.»
Sie machen sich auf dem Weg. Bei der Kreuzung ist die Musik der Disco schwach zu hören und der Zug setzt sich in Bewegung. Renault holt ein Absperrband hervor und klebt damit den Eingang zu, der zur Öffnung führt. Das ist das Mindeste, was sie tun können, um zu verhindern, dass jemand die offene Luke entdeckt.
Dann biegen sie links ab. Sie schleichen um eine weitere Ecke, bevor sie stehenbleiben. Per Headset ertönt Sophia. «An Renault und Alfa Romeo: hinter der nächsten Ecke liegt die Türe zur Luxuslounge. Vor der Türe und in dem Raum sind jedoch je zwei Security, um die ihr nicht herumkommt. Aber ihr wisst ja, was zu tun ist. Nur seid vorsichtig.» Die Sorge in Sophias Stimme ist nicht zu überhören. Aber sie dürfen keinen Laut von sich geben und daher nichts Tröstendes erwidern, um unbemerkt zu bleiben.
«Ich bin gerade dabei, die Headsets der Security zu hacken und die Kopplung mit den anderen aus dem Partyraum zu unterbrechen. Gebt mir eine Minute.» Nola macht sich innerlich bereit und stellt sich vor, wie sie diese Kerle fertigmacht. Denn das Kämpfen ist ihre Stärke. Und nicht nur das, sie ist sehr beweglich und dies ist wahrscheinlich ein wichtiger Grund, weshalb sie es ohne Hilfe aufs Dach geschafft hat.
«Okay, ich bin so weit», sagt Sophia. «Renault und Alfa Romeo, euer Moment ist gekommen: in drei, zwei, eins … go!»
Gleichzeitig hechten die beiden um die Ecke und sprinten auf ihre Gegner zu, welche völlig überrascht sind. Dies ist natürlich optimal, denn ein Überraschungsangriff ist immer der schnellste Weg zum Erfolg.
Nola schätzt die Distanz ein, sieht dem perplexen Securitymann tief in die Augen und springt mit einem Satz in die Höhe. Sie versetzt ihm einen präzisen Schlag in die Magengrube, noch während er vergeblich nach Verstärkung funkt. Er krümmt sich sogleich zusammen und jault vor Schmerzen auf. Doch schnell hat er sich gefasst und kann ihren nächsten Schlag verteidigen. Es geht hin und her, beide greifen abwechselnd an und verteidigen, doch Nola gewinnt mehr und mehr die Oberhand. Tatsächlich gelingt es ihr, einen Schlag anzutäuschen, woraufhin der Securitymann sich in die falsche Richtung wegduckt und sie ihm dadurch innerhalb von Sekunden einen gezielten Schlag zusetzen kann, der ihn sofort ausknockt. Er sinkt wie ein nasser Sack zu Boden und bleibt reglos liegen, die Hand noch an seinem Headset.
Nola war wie immer viel zu sehr auf ihren eigenen Kampf fokussiert und blendete alles andere aus. Sie dreht sich erst jetzt leicht ausser Atem zu Roxana um. Diese hat ihren Gegner im Würgegriff und er kann nichts dagegen tun. Bevor er jedoch keine Luft mehr kriegt, holt sie mit ihrer Hand aus und schlägt ihm mit einem Objekt voll an den Schädel. Auch er ist sofort bewusstlos und sie lässt ihn zu Boden gleiten.
Nun sieht Nola, dass Renault in der einen Hand ihren geliebten Dolch hält und in der anderen, mit der sie dem Typen den finalen Stoss gegeben hat, eine Pistole. Auch diese beiden Dinge zeigen schnell ihre Begabung: sie ist Waffenspezialistin und Scharfschützenkönigin. Und diese Titel hat sie echt verdient, denn sie kann ziemlich gut mit ihnen umgehen.
Roxana blickt auf die zwei regungslosen, aber trotzdem noch lebendigen Körper hinunter. «Saubere Arbeit», sagt sie. «In der Tat», gibt Sophia durchs Headset zu. «Aber vergesst nicht, es ist noch nicht vorbei. Im Raum warten noch weitere Gegner auf euch. Die Türe ist verschlossen.»
Nola nickt. «Und deshalb sollten wir gleich weitermachen. Renault, erweist du mir die Ehre?»
Roxana verbeugt sich leicht und versorgt ihren Dolch an einem Gurt, der vor neugierige Augen gut unter der Lederjacke versteckt ist. Nola möchte gar nicht erst beginnen, darüber nachzudenken, welche Waffen sie sonst noch an ihrem Körper trägt.
Roxana richtet ihre schallgedämpfte Pistole gegen den Türgriff und drückt ab. Der Knall ist nicht laut genug, um die weit entfernte Security zu alarmieren, aber spätestens jetzt sollten die Insassen des Raumes wissen, mit welchen Mitteln sie ausgerüstet sind.
Das Schloss hängt nur noch traurig runter. Sophia warnt sie: «Die da drinnen sind vorbereitet, also seid bitte auf der Hut!»
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