Kapitel 12 (3/3)
Mir fiel fast alles aus den Händen, als ich ungeschickt nach draußen stolperte und versuchte, das Auto mit dem kleinen Finger am Schlüssel zu sichern. Die Aktentasche links, der Behandlungskoffer rechts, in den Ellenbogen Beutel mit Unterlagen aus der Praxis und zwischen den Zähnen... ein Blumenstrauß.
Rosen, aber keine roten! Farbiges Papier, aber nur beige! Eine Karte, aber nur generisch! - Das beste unaufdringliche Dankeschön mit romantischen Ansätzen, wenn man der Verkäuferin glaubte.
Die hatte es nämlich so satt gehabt, mich eine Dreiviertelstunde im Blumenhaus rumlungern zu sehen, dass sie meine Miesere kurzerhand übernahm und mir sogar noch einen Rabatt gab, damit ich schnellstmöglich verschwand.
Und jetzt... jetzt klopfte mein Herz, als ich nach Hause kam und alles unwichtige Zeugs zu Boden fiel, damit ich meine Krawatte richten und mich räuspern konnte. Denn dann kamen nur noch wenige Schritte, bis ich zum Wohnzimmer ging. Die Tür stand halb offen und es brannte Licht. Da musste Killian sein. Und gleich bekam er mein Geschenk und würde mir freudenkreischend um den Hals fallen - zumindest in meinen Wunschvorstellungen.
Tatsächlich war die kurze Euphorie schnell verflogen, als ich sah. dass Killian nicht alleine war. Überrascht blickten vier Augen zu mir auf und der Blumenstrauß senkte sich von ganz allein.
»Was machst du hier, Terry?« Dabei hatte ich die ersten Worte an Killian gedanklich so oft geübt, jetzt begrüßte ich den Idioten. »Hab ich was verpasst?«
Der Idiot, der meinen schönen Auftritt versaut hatte, stand auf und kratzte sich am Hinterkopf. »Schon gut, wir haben nur ein bisschen geplaudert. Du warst vorhin nicht da, also hat sich Killian gut um mich gekümmert.«
»Aha.« Es passte mir mal so gar nicht.
»Jap.« Terry anscheinend auch nicht.
Seltsame Stille, in der wir uns nur lippenbeißend betrachteten. Die alte Standuhr tickte wörtlich laut herum.
»Cool. Dann. Ja. Werd ich mal.«, durchbrach Terry sie. Nach einem zögerlichen Versuch, mir auf die Schulter zu klopfen, ließ er es bleiben und verschwand, ganz die leise Maus.
Ich zeigte Richtung Tür, die gerade zufiel. »Gibt es irgendwas, das ich wissen sollte?«
In Zeitlupe, schüttelte sich Killians Kopf und ich bestätigte es mit einem Nicken. »Gut. Super. Nur... also...« Wie sollte ich es ausdrücken, ohne herablassend zu wirken. »Du weißt, dass du keine fremden Leute ins Haus lassen solltest?«, hakte ich also ganz vorsichtig nach. Doch Killians Augen wurden wieder ganz groß. »Hab ich was falsch gemacht? Hätte ich ihn wegschicken sollen? Es tut mir-«
So schnell war ich bei ihm, dass er gar nicht fertig sprechen konnte. Ich setzte mich hin. »Nicht entschuldigen. Alles fein. Es war ja nur Terry, kein Dieb, der die Häuser abklappert. Dir tut es bestimmt gut, auch mit anderen Kontakt zu haben.«
Um nicht wieder in eine peinliche Situation zu geraten, hob ich den Blumenstrauß an und hielt ihn Killian hin. »Wenn sie dir nicht gefallen, dann ist das auch in Ordnung. Ich wusste ja nicht, was dir so gefällt und dachte, mit Rosen kann man nichts falsch machen. Aber was ich immer so denke, haha.«, redete ich mich um Kopf und Kragen. Dabei nahm Killian sie entgegen, schloss sie Augen und schnupperte daran.
Dann lächelte er so süßt, dass er selbst wie eine der Blumen aussah. Mein Herz hüpfte. »Für mich?«, kam die helle Frage. »Dankeschön. Sowas habe ich noch nie bekommen. Wenn man davon absieht, dass ich sowieso noch nie etwas bekommen habe.«
Ich folgte gebannt seinen Bewegungen, als er aufstand und zur Vitrine ging, aus der er eine Vase holte. »Darf ich sie gleich ins Wasser stellen?«
»Ja. Natürlich.«, kam es aus der Pistole geschossen. Nachdem er in die Küche gegangen war, hielt ich das erleichterte Seufzen nicht mehr zurück. Die Krawatte war schnell gelockert und das Jackett ausgezogen. Dass es ihm gefiel, nahm die ganze Spannung des Tages von meinen Schultern.
Wow... jetzt noch ein schöner Abend mit einem guten Essen und einem langweiligen, aber beruhigenden Film und die Welt schien perfekt. So ließ es sich doch echt leben.
Wovor hatte ich nur solche Angst gehabt? Wenn es so weiterging, dann gab es nichts, was ich noch mehr hätte wollen können. Im Moment war ich einfach nur glücklich - die rosarote Brille?
Ich legte den Kopf auf die Lehne und schloss die Augen. Wenn meine Brille eben so rosa wie eine frische Blüte war, dann wollte ich sie niemals verwelken lassen...
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