8. Chipsdose
Sofia und Emma waren allein im Zelt, da die anderen im Waschraum waren.
„Wie lange bist du eigentlich schon in Jakob verliebt?", wollte Emma wissen.
„Ich glaube so ungefähr ein halbes Jahr", überlegte Sofia.
„Warum hast du nie was gesagt?", fragte Emma schon fast entrüsstet nach.
„Es war einfach viel zu offensichtlich, dass Jakob in dich verliebt ist. Deshalb hab ich ihn abgeschrieben", erzählte Sofia. Dann kamen die anderen aus dem Waschraum zurück.
Mara sah richtig fertig aus, als sie das Zelt betrat sagte sie gerade zu MSo: „... irgendwie mach ich mir voll Vorwürfe."
„Warum machst du dir Vorwürfe?", fragte Monika.
„Ach, ihr bekommt es ja eh irgendwann raus", meinte Mara seufzend. Dann erzählte sie den anderen was zwischen ihr und Luke vorgefallen war.
„Das hat er nicht gemacht", meinte Emma entsetzt.
„Doch hat er", sagte Mara kleinlaut. „Leider."
„Und du hast ihm wirklich eine rein gehauen?", fragte Sofia nach.
„Ja, das war so eine Kurzschlussreaktion", meinte Mara schon fast weinerlich.
„Ach, deshalb hatte Luke einen Abdruck auf der Wange und Schrammen am Kinn", stellte Sara fest.
„Echt hat er das?", fragte Mara verwundert nach.
„Du hast ihn wohl ziemlich hart erwischt", sagte MSo.
„Das wollte ich gar nicht", jammerte Mara. „Mein Gehirn war in dem Moment glaub aus."
„Ach, das tut dem ganz gut", sagte Sara. „So was hat der schon lange mal gebraucht."
„Mädels ihr seid ja immer noch wach", die Leiterin kam ins Zelt.
„Nein, stimmt doch gar nicht, wir reden nur im Schlaf", sagte Emma.
„Dann ist ja gut", erwiderte die Leiterin.
Als Emma am nächsten Morgen aufwachte, war Sara schon weg. Alle anderen schliefen noch. Es dauerte aber nicht lange, bis sie alle wach waren. Als sie zum Frühstück gingen kamen sie an Sara vorbei. Diese diskutierte heftig mit ihrem Bruder. Als die anderen schon an den Tischen saßen kam Sara zu ihnen.
„Es tut mir ja wirklich leid für dich Mara, aber Luke will nicht aufgeben", verkündete sie.
„Danke für die Wahrung", meinte Mara. „Ich werde ihn einfach ignorieren, vielleicht hilft das."
„Ich bezweifle zwar, dass das hilft. Aber du kannst es ja mal versuchen", sagte Monika. Nach dem Frühstück saßen sie auf den Treppen vor dem Haupthaus und unterhielten sich, als Annika und Andre zu Tagesbesuch kamen.
„Hi Leute", grüßte Andre.
Annikas Blick fiel auf Luke: „Was ist denn mit dir passiert?"
„Die Geschichte erzählen wir dir später", meinte Emma.
„He, mich interessiert das aber auch", protestierte Finn.
„Wenn Luke will kann er es euch ja erzählen", entgegnete Sofia. Luke hörte gar nicht zu, er beobachtete stattdessen Mara.
„Sara ich hab noch eine schlechte Nachricht für dich", verkündete Finn theatralisch seufzend.
„Ach arg viel schlimmer kann es eh nicht mehr werden. Lass hören", meinte diese.
„Dein Bruder ist nicht nur Liebeskrank, er hat auch noch die Porzellankrankheit", sagte Finn.
„Hä? Was ist das denn jetzt wieder?", hackte Leander nach.
„Ist doch einfach", meinte Jakob. „Er hat einen Sprung in der Schüssel." Alle mussten lachen, Luke schaute irritiert.
„Was ist los?", fragte er verdattert.
„Danke für die Bestätigung", sagte Andre.
„He, jetzt langt es aber", warf Mara ein.
„Der Jingle fängt an", meinte MSo und sie gingen ins Veranstaltungs-Zelt. Die Band spielte wie immer coole Lieder. Als der Prediger auf die Bühne kam hatte er eine Chipsdose, eine Wanne und einen Wasserschlauch dabei. Er füllte die Chipsdose mit Wasser.
„Gott hat uns den Lebenswillen gegeben", fing er an. „Doch Schmerz, Leid, verlorene Freunde, zerbrochenen Beziehungen und vieles andere kann uns den Lebenswillen nehmen." Er hielt die Dose über die Wanne und stach Löcher hinein. Das Wasser floss heraus.
„Und Gott kann nur eins tun", er holte wieder den Wasserschlauch. „Er kann nur immer wieder Lebenswillen nachgießen. Ich möchte heute etwas mehr auf die Beziehungen eingehen. Manche von euch sind sicherlich in einer Beziehung. Aber ich möchte euch warnen, jede Beziehung kann mal zerbrechen. Es muss zwar nicht bei jeder Beziehung so sein. Die Beziehung mit Gott zu Beispiel zerbricht nie. Ich möchte euch jetzt nicht von einer Beziehung abraten, das auf keinen Fall. Aber lasst euch nicht sofort auf alles ein, beide müssen damit einverstanden sein. Lasst euch nicht von eurem Partner drängen, tut nur das was ihr wollt. Handelt nicht vor eilig. Trefft euch oft, redet viel miteinander, lernt euch wirklich gut kennen. Ich möchte euch jetzt eine Geschichte erzählen, die ich mal gehört habe. Ein Mann hatte schon viele Jahre eine Freundin. Doch er hatte Angst sie zu heiraten, weil er sich noch nicht bereit dafür fühlte. Irgendwann brannte seine Freundin mit einem anderen durch und heiratete diesen. Der Mann machte sich viele Vorwürfe, dass er den Wunsch seiner Freundin nicht erfüllt hatte. Als er eine neue Freundin hatte, heiratete er diese nach drei Monaten. An seiner Hochzeit machte ein guter Freund von ihm ein Spiel mit ihm und seiner Frau. Jeder sollte Fragen über den anderen beantworten. ,Welche Augenfarbe hat deine Frau?' lautete die erste Frage. ,Ja braun, glaube ich', antwortete dieser. Seine Frau drehte sich um und schaute ihn mit strahlend blauen Augen an." Alle prusteten laut los.
„Ich möchte damit sagten: Lernt euch gut kennen, bevor ihr heiratet", endete der Prediger. Sie beteten noch, dann spielte die Band noch ein paar Lieder und das Programm war wieder vorbei. Als sie aus dem Zelt traten, kam Finn von hinten auf Emma zu, legte seine Arme um sie und zog sie an sich.
„Ich möchte ein Weilchen mit dir allein sein", flüsterte er ihr ins Ohr. „Kommst du mit." Er nahm sie an der Hand und zog sie hinter sich her. Die anderen schauten ihnen grinsend nach.
„Die sind so süß zusammen", seufzte Mara.
„Kannst du auch haben, wenn du willst", Luke lächelte sie an.
„Bohr, lass mich bloß in Ruhe", meinte Mara genervt. „Sonst knall ich dir wieder eine." Luke ging schnell in Deckung.
„Wer kommt mit Fußball spielen?", fragte er schnell, bevor die anderen wieder peinliche Fragen stellen konnten. Die Jungs zogen ab, Leander blickte noch einmal verstohlen zurück.
„Leander hat doch beim Kanu fahren so etwas erwähnt", meinte Monika. „Ich glaub der ist auch verliebt."
„Stellt sich nur die Frage in wen?", meinte MSo.
Finn führte Emma ein Stückchen vom Zeltplatz weg, zu einem kleinen Bach.
„Ist dir mal aufgefallen, dass wir noch nie ein echtes Date hatten", meinte Finn.
„Stimmt, das auf Korfu war ja ein Wetteinsatz", sagte Emma.
„Ich finde das müssen wir ändern. Hier mit verspreche ich dir, dass wir nach diesem Camp ein Date haben werden", verkündete Finn feierlich. Dann schaute er Emma lang in die Augen.
„Was wird das, wenn es fertig ist?", wollte Emma wissen.
„Ich möchte mir deine Augenfarbe gut merken, dass mir das nicht passiert, was dem Typ sus der Geschichte passiert ist", antwortete Finn.
„Okay, dann möchte ich aber wissen was dein Lieblingsessen, Lieblingsfarbe, Lieblingstier und Lieblingsperson", meinte Emma.
„Gut, wenn du mir das auch sagst", antwortete Finn. „Also Lasagne, blau-grün, Foxy, jetzt du."
„He du hast die Lieblingsperson vergessen", protestierte Emma. „Käsespätzle, violett, Schildkröten und du natürlich." Finn trat hinter sie und legte die Arme um ihre Hüften.
„Du bist auch meine Lieblingsperson", meinte er. „Deshalb habe ich auch das hier für dich." Er zog eine kleine Schachtel aus seiner Hosentasche und öffnete sie. Darin lag eine feine Silberkette mit einem Holzherz als Anhänger. In das Herz war ein verschnörkeltes F eingraviert. Er legte sie Emma um den Hals.
„Die ist Wunderschön", meinte Emma.
„Genauso wie du", erwiderte Finn. Zum Dank küsste Emma ihn.
„Ich glaube wir sollten wieder zu den anderen, sonst suchen die uns noch", sagte Finn bedauernd. Widerwillig lies Emma sich von ihm zurück zum Platz führen.
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