☼ B E C K Y - 7 ☼
Als Becky erwachte, war es noch dunkel, das Zimmer war nur durch das weiche Morgenlicht erhellt, das durch die Spalten der Vorhänge sickerte. Sie streckte sich und fuhr mit der Hand neben sich auf die Matratze, doch ihre Finger trafen auf nichts als kaltes, leeres Bettzeug.
Sie setzte sich auf und blinzelte gegen das Licht, ihre Hand ruhte immer noch auf der leeren Seite des Bettes, als ob sie die Realität nicht ganz akzeptieren konnte.
"Caleb?" Sie rief seinen Namen, aber ihre Stimme hallte nur durch das stille Zimmer.
Ein bittersüßer Schmerz durchzog ihr Herz, als sie die leere Seite des Bettes ansah. Er war gegangen. Ohne ein Wort, ohne einen Abschied. Er war gegangen und mit ihm die kurze Ablenkung von den dunklen Gedanken, die sie nachts oft plagten.
Becky stand auf und ging zum Fenster. Sie zog die Vorhänge zur Seite und sah hinaus. Die Sonne war gerade erst am Horizont aufgegangen, tauchte die Welt in ein sanftes, goldenes Licht. Es war ein wunderschöner Anblick, doch sie konnte die Schönheit kaum wahrnehmen. Die Dunkelheit in ihrem Inneren, die drohende Zwangsversteigerung ihres geliebten Inns, trübte ihre Sicht.
Das plötzliche Brummen eines Motors ließ sie zusammenzucken. Becky drehte sich um und ging zu dem Fenster auf der anderen Seite des Zimmers. Sie zog die Vorhänge zur Seite und ihr Blick fiel auf den Hof. Dort stand Calebs Wagen, der Motor lief und die Auspuffgase stiegen in der kühlen Morgenluft auf.
Sie wollte ihn nicht aufhalten. Sie wollte ihn nicht mit ihren Problemen belasten. Es war ihr Geheimnis, ihre Last zu tragen.
Das war die stille Vereinbarung, die sie getroffen hatten. Keine Versprechen, keine Verpflichtungen, keine Erwartungen, lediglich die Entscheidung, die wenige Zeit, die sie hatten, gemeinsam zu genießen, ohne sich Gedanken über das Morgen zu machen.
Sie lehnte ihre Stirn gegen das kalte Glas des Fensters. Sie beobachtete, wie Caleb sein Auto aus dem Hof fuhr und wie es in der Ferne verschwand. Sie blieb stehen, bis sie das Brummen des Motors nicht mehr hören konnte.
Noch nie hatte jemand sie so angefasst wie Caleb es getan hatte. Noch nie hatte sie sich so sehr zu jemandem hingezogen gefühlt, wie zu ihm. Und noch nie war sie sich so sicher, es zu bereuen, nicht hinterher gelaufen zu sein.
Ja, es würde wehtun. Sie würde ihn vermissen. Seine Begierde. Seine Intensität. Aber sie würde es überstehen. Denn sie wusste, dass sie eine starke Frau war, dass sie schon viele Herausforderungen in ihrem Leben gemeistert hatte.
Das war nur eine weitere. Nur sie, ihre dunklen Gedanken und die drohende Zwangsversteigerung ihres Inns, die über ihr hing wie ein dunkler Schatten. Sie würde kämpfen. Für ihr Inn. Für sich selbst. Denn sie war Becky, und Becky gab nicht so einfach auf.
– ❤︎ –
Die Tage verstrichen in einem schmerzhaften Schleier der Melancholie. Becky verbrachte die meiste Zeit alleine, ließ ihre Gedanken unweigerlich zu Caleb zurückwandern. Sie erinnerte sich an die Art und Weise, wie er sie berührt hatte, an das raue Timbre seiner Stimme, das Wärme in ihr auslöste, die sie noch nie zuvor gespürt hatte. Die Intimität, die sie geteilt hatten, war so intensiv gewesen, dass sie sich anfühlt, als hätte sie einen Teil von sich selbst verloren, als er gegangen war.
Sie hatte versucht, sich abzulenken, hatte mit ihrer Arbeit begonnen, mit ihrem täglichen Training, sogar mit dem Stricken, das sie schon immer beruhigt hatte. Aber nichts konnte sie von ihm ablenken. Ihre Finger hielten immer wieder inne, wenn sie sich an den Körper erinnerten, der sich so perfekt an den ihren geschmiegt hatte. Ihre Gedanken schweiften ab, kehrten immer wieder zu ihm zurück, egal, was sie versuchte.
Am siebten Tag nach seinem Verschwinden konnte sie es nicht mehr aushalten. Die Stille ihres Hauses erdrückte sie, die Einsamkeit drohte, sie zu ertränken. Sie schnappte sich ein großzügiges Glas Rotwein und ging hinunter zum Strand.
Die Sonne war gerade untergegangen, hatte den Himmel in flammende Rottöne getaucht. Sie setzte sich auf den warmen Sand, zog die Knie an die Brust und starrte hinaus auf das Meer. Sie legte das Glas an ihre Lippen und nahm einen tiefen Schluck. Der Wein brannte in ihrer Kehle, doch sie nahm es kaum wahr. Alles, was sie fühlte, war die merkwürdige, unbekannte Leere in ihrem Inneren.
Sie erinnerte sich an ihren letzten Abend mit Caleb. Wie sie zusammen im Meer waren, wie er sie geküsst hatte. Sie konnte den Salzgeschmack seiner Lippen noch auf ihren schmecken, die kühle Feuchtigkeit seiner Haut noch an ihren Fingerspitzen fühlen. Sie schloss die Augen, ließ die Erinnerung sie überfluten, und als sie sie wieder öffnete, war ihr Glas leer.
Mit einem Seufzen stand sie auf und machte sich auf den Weg zurück zum 'Sandpoint Inn'. Sie betrat ihr Zimmer und setzte sich an ihren Computer. Sie hatte sich selbst versprochen, gar auferlegt, nicht nach ihm zu suchen. Keine Verpflichtungen. Unverbindlicher Sex. So war die Abmachung gewesen. Aber das war vor einer Woche gewesen. Bevor sie wusste, wie sehr sie ihn vermissen würde.
Schließlich gab sie nach und tippte seinen Namen in die Suchleiste ein. Die Informationen, die das Internet ausspuckte, waren berauschend. Artikel, Fotos, Internetseiten. Ihr Herz klopfte heftig, als sie ein Foto von ihm in einem eleganten Anzug auf einer Gala entdeckte. Er sah so selbstbewusst aus, so stark.
Dann stolperte sie über den Namen einer Firma. 'Crosby & Saxon Holdings'. Sie klickte auf die Homepage, und staunte nicht schlecht. Caleb war CFO dieser Firma. CFO! Sie konnte sich ein anerkennendes Schnauben nicht verkneifen.
Ihr Lächeln erstarrte jedoch, als sie weiterlas und verstand, worum es bei 'Crosby & Saxon Holdings' wirklich ging. Sie waren keine gewöhnliche Immobilienfirma. Sie spezialisierten sich auf das Auffinden und Umbauen von Hotels in Schwierigkeiten. Ihr Geschäft bestand darin, untergehende Immobilien zu kaufen, sie zu restrukturieren und dann gewinnbringend zu veräußern.
Die Realität traf Becky wie ein Schlag ins Gesicht. Was zum Teufel? Hatte Caleb sie nur benutzt? Hatte er sie ausspioniert? Das Inn ausspioniert? Woher wusste er von ihrer finanziellen Notlage? Unzählige Fragen hämmerten in ihrem Kopf und ihr Blut kochte vor Wut. Sie fühlte sich verraten, ausgenutzt.
Mit zitternden Händen goss sie sich ein weiteres Glas Rotwein ein. Sie starrte auf den Bildschirm, auf Calebs matt lächelndes Gesicht, das ihr jetzt wie eine hinterhältige Maske vorkam. Sie starrte auf den Bildschirm und verspürte eine brennende Wut in sich.
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