☼ B E C K Y - 25 ☼
Die ersten Sonnenstrahlen des Tages zauberten glitzernde Muster auf das Meer, als Becky am nächsten Morgen mit Conan am Strand spazierte. Die salzige Meeresluft wehte ihr Haar, während sie Stöckchen ins Wasser warf und Conan mit einem freudigen Bellen hinterherjagte. Es war kaum zu glauben, dass dieser Hund, der so lebhaft und glücklich durch den Sand rannte, erst seit nicht einmal vierundzwanzig Stunden bei ihr war. Aber die Verbindung, die sie zu ihm spürte, war unbestreitbar.
Sie strich ihm liebevoll über das weiche, feuchte Fell, als er mit dem Stock zurückkehrte und ihn stolz zu ihren Füßen legte. Sie sah in seine treuen Augen und erkannte die Bedeutsamkeit dieses Geschenks durch Caleb. Es war nicht nur ein Hund, es war ein Versprechen, ein Neuanfang, ein Beweis für Calebs Fürsorge und Verständnis für ihre Bedürfnisse.
Die Wellen umspielten ihre Füße, während sie auf das Meer hinaus schaute und an die vergangene Nacht dachte. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihrem Bauch aus, gefolgt von einem Schwarm von Schmetterlingen. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie an Calebs Berührungen, seine Küsse und sein Lächeln dachte. In diesem Moment, mit der Weite des Meeres vor ihr, fühlte sie sich befreit von den dunklen Dämonen ihrer Vergangenheit. Eine einzelne Träne rollte über ihre Wange – nicht aus Trauer, sondern aus Erleichterung und Hoffnung auf die Zukunft.
Es fehlte zwar noch ein weiterer Schritt – rein körperlich betrachtet – doch das, was sie gestern gemeinsam geschafft hatten, machte sie unglaublich glücklich.
Nachdem Becky genug Zeit am Strand verbracht hatte, spürte sie eine neu entdeckte Leichtigkeit in ihren Schritten, während sie zum Inn zurückkehrte.
Das gedämpfte Licht, das durch die Küchenfenster fiel, tanzte auf den frisch gewaschenen Kacheln und dem polierten Granit der Arbeitsplatte. Die morgendlichen Sonnenstrahlen verliehen den Räumlichkeiten eine zauberhafte Atmosphäre.
Während sie Eier in die Pfanne schlug, Toast röstete und frisch gepressten Orangensaft in ein Glas goss, begann sie unwillkürlich zu summen. Ein sanftes, melodisches Lied, das sie seit einer Wenigkeit nicht gesummt hatte. In der Wärme der Küche, umgeben von vertrauten Gerüchen und Klängen, erkannte sie mit Erstaunen, dass sie diesen einfachen Freuden schon eine Weile keinen Raum in ihrem Leben gegeben hatte. Ein glückseliges Lächeln zog über ihr Gesicht, als sie erkannte, wie heilsam die letzten Stunden für sie gewesen waren.
Mit einem liebevoll zubereiteten Tablett in der Hand schlich sie die knarrende Holztreppe hinauf zu Calebs Zimmer. Das Summen verstummte, und eine erwartungsvolle Spannung erfüllte sie. Sie öffnete die Tür leise, erwartete, Caleb in tiefem Schlaf vorzufinden. Doch stattdessen saß er da, vertieft in sein Handy, und die tiefe Konzentration auf seinem Gesicht ließ sie inne halten.
Doch bevor sie etwas sagen konnte, stürmte Conan an ihr vorbei und hüpfte auf das Bett. Caleb zuckte zusammen und blickte überrascht auf. Das Handy sank auf seinen Schoß, und ein Lächeln ersetzte die kleine Konzentrationsfalte auf seiner Stirn.
Er strich Conan liebevoll über den Kopf und blickte dann zu Becky hoch, sein Lächeln breiter werdend. "Guten Morgen", sagte er, und in seiner Stimme schwang Dankbarkeit mit. Becky erwiderte das Lächeln, ihr Herz pochte vor Erwartung und Freude.
Becky schob das Tablett vorsichtig auf das Bett und zog ihre Beine darunter, um sich neben Caleb zu setzen. Sie ordnete die Kissen hinter sich an, lehnte sich zurück und zog die Bettdecke ein Stück über ihre Beine. Das Gefühl des weichen Stoffs auf ihrer Haut und die Wärme, die von Caleb ausging, ließen sie sich entspannen.
Während sie gemeinsam frühstückten konnte Becky spüren, dass eine Veränderung zwischen ihnen stattgefunden hatte. Caleb schien nicht mehr so angespannt und zurückhaltend zu sein wie zuvor. Ob es die Nacht war, die zwischen ihnen verbracht wurde, oder etwas anderes, konnte sie nicht genau sagen, doch die Zeichen waren überall – in der Art, wie Caleb sie ansah, wie seine Schultern entspannter wirkten, wie er gelegentlich schmunzelte, wenn Conan versuchte, ein Stück Toast zu stehlen.
Nachdem sie ihr Frühstück beendet hatten, stand Caleb auf, wobei er kurz innehielt, um Becky zärtlich auf die Stirn zu küssen. "Ich gehe schnell duschen", murmelte er, während seine große Hand durch Conans Fell strich, der mit einem fröhlichen Bellen reagierte. Er ging ins Badezimmer.
Becky blieb zurück, eingehüllt in die wärmende Nachwirkung dieses Kusses. Im Hintergrund hörte sie das Wasser, das prasselnd die Duschwand traf, und fühlte eine tiefe Zufriedenheit in sich. Sie schmiegte sich an Conan und atmete tief den Geruch von frischem Toast und Kaffee ein, gemischt mit dem männlichen Duft von Caleb, der immer noch im Raum hing.
Nach einigen Minuten der Ruhe entschied sie, die Spuren ihres gemeinsamen Frühstücks zu beseitigen. Sie stand auf, legte die leeren Teller und Tassen zurück auf das Tablett und richtete die Decke und die Kissen auf dem Bett. Während sie das Laken glatt strich, rutschte etwas Hartes unter ihrer Hand hervor - Calebs Handy. Es fiel zu Boden, wobei das Display nach oben zeigte.
Als sie es aufhob, erstarrte sie. Denn auf dem Display sah sie einen Artikel der New York Daily und zwei Wörter stachen ihr unwillkürlich in die Augen. Richard Saxon.
Wie in Trance setzte sie sich auf die Bettkante. Mit klopfendem Herzen rasten ihre Augen über den Text.
"Schock in der New Yorker Geschäftswelt: Richard Saxon (43) stirbt unter mysteriösen Umständen
Ein tragisches Unglück hat die New Yorker Geschäftsgemeinschaft tief erschüttert. Richard Saxon (43), Mitbegründer und ehemaliger CEO der renommierten 'Crosby & Saxon Holding', kam gestern Abend auf tragische Weise ums Leben.
Saxon, der nach internen Unstimmigkeiten kürzlich von seinem Posten als CEO abgesetzt wurde, verunglückte auf dem Highway I-87 in der Ausfahrt Tarrytown. Augenzeugenberichten zufolge verlor sein Fahrzeug in einer langgezogenen Kurve die Kontrolle und prallte ungebremst gegen einen massiven Betonpfeiler. Das Fahrzeug wurde bei dem Aufprall sofort in Flammen gesetzt und brannte vollständig aus. Trotz des schnellen Eingreifens der Notfallkräfte konnte nichts mehr getan werden.
Benson Cosby, Mitbegründer der 'Crosby & Saxon Holding' und seit kurzem Mehrheitsteilhaber, äußerte sich wie folgt: "Mr. Saxon wurde nach Unstimmigkeiten durch den Verwaltungsrat als CEO abgesetzt. Er erschien daraufhin nicht zu einem geplanten Treffen, um über eine großzügige Abfindung zu sprechen. Von seinem plötzlichen Verlust sind wir alle zutiefst betroffen."
Das NYPD hat die Untersuchungen am Unfallort abgeschlossen und keine Bremsspuren gefunden, was die Theorie eines bewussten Handelns stützt. Der vollständige Brand des Wagens hat technische Untersuchungen, die auf ein mögliches Versagen des Fahrzeugs hindeuten könnten, erschwert. Aufgrund der bisherigen Erkenntnisse und Saxons prekärer Position in der Firma in den letzten Wochen wurde der Vorfall offiziell als Suizid eingestuft.
Die Beisetzung von Richard Saxon wird im engsten..."
Becky hielt den Atem an. Jeder Satz, jedes Wort schnitt in ihr Bewusstsein, eröffnete eine neue Dimension der Realität, die sie kaum fassen konnte. Es war, als würde sich der Boden unter ihr verschieben, die Welt neu ordnen.
Mit zitternden Händen las sie wieder und wieder den Text, als ein leises Räuspern sie aus den Gedanken riss. Sie blickte auf und entdeckte Caleb, ein Handtuch um seine Hüften geschlungen, im Türrahmen. Seine nassen Haare klebten an seiner Stirn und Wassertröpfchen glänzten auf seiner Haut.
"Warum ... warum hast du es mir nicht erzählt?", wisperte Becky mit großen Augen.
"Ich wollte dich schützen", sagte er leise.
Becky nickte wie in Trance. Der Artikel, die Worte, Calebs Blick - alles verschwamm.
Sekunden vergingen.
"Es ist vorbei", murmelte er und in diesen drei kleinen Worten schwang mehr mit, als sie zunächst verarbeiten konnte.
Und plötzlich überrollte sie ein Sturm von Emotionen – ein Gefühl der Befreiung durchströmte sie, vermischte sich mit dem Schock und dem unerwarteten Wendepunkt, den dieses Ereignis in ihrem Leben markierte. Sie spürte, wie eine schwere Last von ihren Schultern fiel, eine Last, die sie so lange getragen hatte, dass sie fast vergessen hatte, wie es sich anfühlt, ohne sie zu sein.
Sie sprang auf und rannte direkt in Calebs Arme, ihr sicherer Hafen in diesem Chaos. Ein Ort, an dem sie wusste, dass sie in Sicherheit war. Ein Ort, an dem sie ihre Gefühle endlich freilassen konnte.
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