☼ B E C K Y - 17 ☼
Drei Tage waren nun verstrichen, seit dieser schicksalhaften Nacht, in der Caleb sie aus den kalten Klauen der Badewanne befreit hatte. In den ersten zwei Tagen war er viel auf Abstand. Er war da, ja, in jeder denkbaren Weise – seine schützende und behütende Präsenz ständig fühlbar in jedem Raum, in dem sie sich befand. Aber körperlich berührte er sie nicht. Nicht wirklich. Becky konnte nur vermuten, dass er Angst hatte, ihr Schmerz zuzufügen oder irgendetwas zu tun, das sie triggern könnte.
Zu Anfang hatte Becky diesen physischen Abstand gebraucht, diese Raumblase um sich herum. Nach allem, was geschehen war, schien ihr Körper ein fremdes Territorium zu sein, und jede Berührung hätte sich wie ein Überfall anfühlen können.
Aber am dritten Tag änderte sich etwas in ihr. Die körperliche Isolation, die sie sich selbst auferlegt hatte, begann schwer auf ihrem Herzen zu lasten. Sie sehnte sich nach menschlichem Kontakt, nach der Sicherheit, die sie in Calebs Armen immer gefunden hatte.
Als die Dunkelheit über das Inn hereingebrochen war und Caleb wie immer an ihrer Seite im Bett saß, konnte sie es nicht länger aushalten. Wortlos rutschte sie näher zu ihm, bis ihre Schulter seine berührte.
Er erstarrte kurz, unsicher, was zu tun war. Doch als sie sich an ihn lehnte und ihm den Rücken zukehrte, umarmte er sie sanft von hinten. Als der große Löffel hielt er sie, seinen kräftigen Körper schützend um den ihren gewickelt. Ihr Atem ging leichter, als sie die Wärme und Stärke seines Körpers gegen sich spürte. In diesem Moment gab es keinen Ort auf der Welt, an dem sie sich sicherer hätte fühlen können.
Die Zeit war von da an einfacher, beruhigender. Mit Calebs Herzschlag, der sanft gegen ihren Rücken pochte, schlief Becky tief und traumlos ein.
An vierten Morgen lag sie im Bett, beobachtete, wie die Sonnenstrahlen durch die Vorhänge fielen, und spürte den ruhigen Atem von Caleb in ihrem Nacken. Becky wurde warm ums Herz. Selbst im Schlaf strahlte er eine solche Stärke und Schutz aus.
Caleb hatte sich die letzten Tage fast schon übermenschlich um Becky gekümmert. Sie hatte die Intensität in seinen blauen Augen sehen können, die stille, bedächtige Art, wie er sie beobachtet hatte, als hätte er Angst gehabt, dass sie zerbrechen würde, wenn er auch nur für einen Moment wegschauen würde. Natürlich musste er mittlerweile sehr erschöpft sein.
Vorsichtig rutschte sie aus dem Bett, um ihn nicht zu wecken, und ging zum Fenster. Draußen streckte die Welt sich im Morgenlicht, alles sah so normal aus, so unberührt von den Dämonen, die sie in den letzten Tagen verfolgt hatten. Sie wusste, dass sie sich der Welt und dem, was geschehen war, irgendwann stellen müsste.
Während sie am Fenster stand durchbrach Calebs Stimme ihre Gedanken. "Alles in Ordnung?" Seine tiefe Stimme klang zugleich sorgenvoll und beruhigend.
Becky drehte sich zu ihm um und ein mattes Lächeln spielte um ihre Lippen. "Mhm."
Das Morgenlicht betonte das weite, weiße T-Shirt, das sie trug – Calebs T-Shirt. An dem Abend, an dem er sie in dieser schrecklichen Verfassung gefunden hatte, hatte er es ihr in seiner Eile und Not übergestreift. Sie hatte es seitdem nicht mehr ausgezogen, ein Stückchen Trost und Nähe, das sie in diesen dunklen Stunden brauchte. Ein Stückchen Caleb, das sie immer bei sich trug. Es war ein kleines, aber bedeutungsvolles Symbol ihrer Verbindung geworden.
"Hast du Hunger?", brach seine tiefe, weiche Stimme die Stille des Zimmers.
Beckys Gedanken verblassten und sie fokussierte sich auf ihr Inneres. In den letzten Tagen hatte sie einen Mantel der Taubheit um sich gelegt, aber jetzt fühlte sie, wie diese schützende Barriere Stück für Stück abbröckelte. Das leise Knurren ihres Magens drang an ihr Ohr. "Ja", gab sie mit einer sanften Stimme zu, während sie leicht nickte. "Ein wenig."
Caleb, dessen markantes Gesicht normalerweise von einer stoischen Ruhe gezeichnet war, zeigte jetzt ein aufkeimendes Lächeln. Das kleine Licht der Freude, das in seinen Augen aufblitzte, machte Becky warm ums Herz. Mit einem Schwung stand er auf, griff nach seiner Hose und zog sein Hemd über. Seine hastige Euphorie ließ sie schmunzeln. So viel Sorge und Fürsorge in einem Mann, der normalerweise wie ein Fels in der Brandung wirkte.
"Was möchtest du?", fragte er, wobei er versuchte, sein Hemd so geschickt wie möglich zuzuknöpfen. "Ein Brötchen, ein Croissant ... sag einfach, was du dir wünschst, und ich besorg dir alles."
Doch bei seinen Worten packte sie ein plötzliches Unwohlsein. "Fährst du weg?", hauchte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
Caleb stoppte abrupt, seine Finger verharrten an dem letzten Knopf. Er blickte auf, sein Gesicht ein Spiegelbild von Beckys Alarm. "Verdammt, nein", murmelte er, offensichtlich in diesem Moment genauso verunsichert wie sie. Ein kurzer, besorgter Blick, und er war wieder bei ihr. "Hast du hier vielleicht etwas?"
"Ja", antwortete sie erleichtert, ihre Stimme wieder fester. "In der Küche gibt es noch Obst und Brot."
Caleb musterte sie einen Moment lang intensiv, die Sorgenfalten auf seiner Stirn wurden tiefer, fast als würde er versuchen, hinter ihre Mauern zu blicken. "Brauchst du sonst noch etwas?"
Becky schluckte hart und kämpfte gegen den aufkommenden Kloß in ihrem Hals. Ohne ein weiteres Wort schloss sie die kurze Distanz zwischen ihnen und suchte Schutz in seiner starken Umarmung. Fast automatisch schlangen seine muskulösen Arme sich um sie, hielten sie fest und gaben ihr das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.
Ja, dachte Becky. Genau das braucht sie.
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