Wer zuletzt lacht.
Heute würde ich das Leben im Dorf kennenlernen. Irgendwie freute ich mich darauf. Nicht unbedingt auf Nicklas, so gemein, wie er zu mir gewesen ist, aber insgesamt. Mich machte das Leben hier jetzt doch neugierig.
Ich ging gemeinsam mit Lisa in das Dorf hinunter, wo uns Nicklas wieder einmal erwartete. Nur diesmal war er nicht allein, er hatte Freunde dabei, die eigentlich alle gleich aussahen. So wie Nicklas auch. Dunkle Haare, abgenutzte Klamotten und eisblaue Augen. Außer ein einziger, der hatte grüne Augen, so stechend grün, dass es mir direkt auffiel. Er wurde mir mit allen anderen vorgestellt. Jeder verbeugte sich einmal, bevor er uns verriet, wie er hieß. Es gab ganz exotische Namen und auch solche, die ich nicht einmal buchstabieren konnte, aber der Junge mit den grünen Augen hieß Farin . Er sah schön aus. Später sah ich, dass unter ihnen auch ein Mädchen war, das mir nicht aufgefallen war, weil es genauso aussah, wie die Jungs auch. Nur, dass sie braune Augen hatte. Sie hieß Alma.
Sie alle boten mir an, mich herumzuführen, natürlich unter Begleitung von Lisa. Ich äußerte als allererstes den Wunsch, die Klippe auf der anderen Seite zu besuchen, aber wieder wurde mir versichert, dass der Weg zu lang sei und außerhalb der Komfort-Zone läge. Ich gab es auf, Wünsche zu äußern und ließ mich auf die anderen ein. Also besuchten wir das Haus von Anton, einem der Jungs. Sie wollten mir zeigen, wie man hier im Dorf so wohnte. Es war interessant, aber nachdem ich bemerkt hatte, dass die Holzhütten zwar viel schlichter und unstabiler als mein eigenes Haus waren, alles andere aber genau gleich war, fand ich es langweilig. Ich wusste, wie Stühle aussahen, wie Betten aussahen, wie man nunmal lebte. Eines allerdings fiel mir doch auf. Auch hier waren extrem moderne Geräte, die überhaupt nicht zur ausladenden Optik der Hütte passte. Mir wurden die Dinge als Fernseher, Toaster und Mikrowelle vorgestellt. Mir wurde jedes einzelne Gerät auch erklärt, aber ich hatte nicht aufgepasst, weil es mich ehrlich gesagt nicht interessiert hatte. Es hätte mich möglicherweise interessieren sollen, ich hätte aufpassen und mich informieren sollen, aber es war langweilig. Die Geräte an sich nicht, über die dachte ich nach, weil sie sehr schön und anders aussahen, aber meine Aufmerksamkeitsspanne reichte nicht, um mir noch zu merken, wofür alles gut war. Als wir Anton's Haus gerade verlassen hatten, wandte ich mich an den einzigen Menschen, bei dem ich mir kaum noch Mühe mehr machte, höflich zu sein: "Hey, Nickas... ich will nicht beleidigend sein, aber mir ist wirklich langweilig. Ich dachte, wir schauen uns euer Leben an, eure Freizeit, wie ihr Spaß habt...?"
"Wenn du möchtest, können wir das als nächstes machen. Wir dachten nur, du interessierst dich auch dafür, wie wir wohnen." Es machte mich glücklich, dass er meinen Vorschlag nicht abwies.
"Das wäre nett, danke.", war alles was ich sagte.
Nicklas redete kurz mit den anderen und bald war ausgemacht, wo wir hingingen. Wir wollten nun also zum Sportplatz. Dieser war weit weg, also gingen wir nicht zu Fuß, weil Johannes ein Auto hatte. Das war etwas besonderes, er war der einzige, der ein Auto hatte. Unter dem Begriff konnte ich mir zunächst gar nichts vorstellen, also war ich extrem überrascht, als ich sah, was das war, ein Auto. Es war eine monströse Maschine. So monströs und weiß und glänzend, dass es in die Villa passte und keineswegs hier unten in das Dorf. Man konnte einsteigen in diese riesengroße Maschine und man konnte damit fahren. Viel schneller als man zu Fuß jemals sein könnte, viel komfortabler und gemütlicher, weil man nichts machen musste, sondern nur sitzen, denn das Auto fuhr ganz von selbst. Es hatte keine Räder, keine Pfähle und nichts, was es auf dem Boden hielt, es schwebte einige Zentimeter über den harten Steinen, was die Fahrt so leicht und leise machte. Es war entspannend und aufregend zugleich. Wir waren schnell und obwohl wir in dieser Kiste saßen, könnte ich den Wind in meinen Haaren spüren, wenn ich den Knopf betätigte, der automatisch das Fenster hinunterfuhr. Es war ein unfassbares Gefühl, sich so fortzubewegen. Ich wollte nie wieder anders gehen. Ich muss sagen, dass ich es traurig fand, als die Fahrt nach nur wenigen Minuten vorbei war. Als ich Ausstieg, war mir ganz schwummrig und meine Knie zitterten.
Es hieß, wir seien jetzt beim Sportplatz angekommen. Man brauchte sich nicht lange umschauen, um zu sehen, wie bemerkenswert die Ausrüstung war. Es gab ganz viele Bälle, die einfach alle gleich groß waren und sich alle gleich anfühlten, aber alle waren anders bemalt und waren wohl für verschiedene Aktivitäten brauchbar. Ich hätte gesagt, dass das eine Verschwendung wäre, wenn mir nicht so oft versichert worden wäre, dass das 'ital nützliche Investitionen' sein. Ich hab also auf und ließ mir Handball erklären. Handball war ein sehr berühmter Sport hier im Dorf. Allerdings machte ich das wohl falsch, weil ich den Ball immerzu mit der Hand griff. Ich verstand meinen Fehler nicht, also würde ich in das Tor gestellt, mit der Aufgabe, jeden Ball zu fangen. Tatsächlich kriege ich das hin und es machte Spaß. Ja, tatsächlich, diese komische Sportart dieses fremden Landes machte mir Spaß, ich hätte es nich lange weiterspielen können. Sogar Lisa spielte mit. Sie berührte den Ball zwar kein einziges Mal, aber sie lachte, also hatte sie womöglich auch Spaß. Bald schon verließen wir den Sportplatz wieder.
Ich war nun aber gut gelaunt, weil mir das Spiel tatsächlich Spaß gemacht hatte. Und ich freute mich rieselt darauf, wieder mit dem Auto zu fahren. Schon in dem Moment, in dem ich eingestiegen war, durchfuhr mich das beflügelnde Gefühl, eine Strecke in solcher Ruhe und Gelassenheit zurückzulegen. Ich genoss es voll und ganz.
Als wir den Berg, auf dem der Sportplatz lag, wieder hinter uns gelassen und das Auto geparkt hatten, stiegen wir wieder aus dem Auto aus und auf dem Kieselweg standen, der die Villa mit dem Marktplatz verband, sah ich Lisa's Vater stehen und auf uns warten. Erst jetzt bemerkte ich wieder einmal die wunderschönen Farben am Himmel, die es mir bewusst machten, dass wir sehr lange gespielt und Spaß gehabt hatten. Die Sonne ging nun unter und ich merkte, wie ich müde wurde. Es war eine Art der Müdigkeit, die auf ein wenig Erschöpfung deutete und das Gefühl kannte ich. Ich hängte mich, seit ich hier war ständig an Gefühlen auf, die ich kannte und dieses fühlte sich so ähnlich an, wie das, was ich nach einem erfolgreichen Arbeitstag für gewöhnlich fühlte. Und es war ein gutes Gefühl, das mir zeigte, dass ich gut einschlafen würde. Ich freute mich nun auf mein Bett und es machte mir auch gar nichts aus, dass es nicht mein eigenes war. Dies ist ein guter Tag gewesen. Er gab mir Hoffnung.
Als ich am nächsten Tag aufwachte, war ich auch noch gut drauf, weil ich mich darauf freute, die Schule zu besuchen. Ich hoffte, danach vielleicht wieder mit dem Auto zum Sportplatz fahren zu können. Lisa begleitete mich wieder nach unten, wo sie mich allerdings alleine lies und mir sagte, sie käme nach, weil sie noch Erledigungen zu machen hätte. Ich war aber nicht lange alleine, weil Nicklas schon bald kam, um mich abzuholen. Ich grinste ihn förmlich an, als er auf mich zukam und überrannte ihn beinahe mit Fragen über den Tag. Er lachte dann und schaute ein wenig verwirrt drein. "Warum so gut gelaunt, Messias?"
"Erstens mal weiß ich immer noch nicht, was ein Mezias ist und zweitens freue ich mich auf den Tag. Schule klingt sehr interessant, ich habe davon gelesen!", ich grinste durchgehend.
"Ein Messias ist soetwas ähnliches wie der Retter einer Religion oder Bevölkerungsgruppe. Und die Schule ist nichteinmal halb so spannend, wie du sie dir vorstellst, aber die werte Familie Van !Xenia besteht darauf, dass du sie mitbekommst, weil es ein wichtiger Teil von uns ist. Ich halte das ehrlich gesagt auch für clever", sagte er.
"Also dann, wo geht's lang?" Ich konnte den Satz nicht sagen, ohne anzufangen zu lachen. Er sah mich nun extrem verwirrt an. "Das reimt sich", sagte ich nur und er stimmte in mein Gelächter ein.
"Liegt es daran, dass es so früh ist, oder bist du immer so gut drauf?", fragte er lachte weiter. Es machte mich sofort glücklich, dass wir beide hier so standen, als seien wir Freunde. Vielleicht gab es hier von nun an mehr gute Tage und darauf freute ich mich.
"Ich weiß es nicht, wirklich nicht. Gestern war ein schöner Tag. Danke übrigens, dass ihr mir Handball beigebracht habt." Er lächelte.
"Gerne. Uns hat es auch Spaß gemacht, du bist wirklich ein Naturtalent!", er glaubte es sich selbst nicht, weshalb ich mir weiterhin zu lachen verkneifen musste.
"So oft, wie ich den Ball gegen Köpfe und aus dem Spielfeld geworfen hab'?" Eine Weile standen wir nur da und eine fröhliche Stimmung lag in der Luft, bis er meinte, dass wir nun losgehen sollten. In der Schule duldete man Verspätungen wohl üblicherweise nicht. Wir beeilten uns also und vor der Schule wurden wir von teilweise vom gestrigen Tag bekannten und teilweise aber auch noch ganz neuen Gesichtern empfangen. Ich sah auch Farin. Er kam auf uns zu und begrüßte uns und ich freute mich darüber, dass er kam, so wie ich mich auch darüber freute, dass die anderen kamen und mich auch begrüßten. Nicht sehr vertraut zwar, aber ich wurde bemerkt und das freute mich.
Wir gingen also schon sehr bald in das Gebäude, das ich bereits kannte, hinein. Es war nach wie vor weiß und glänzend und sehr sauber. Alle Schüler wussten, wo sie hinsollten, jeder hatte wohl einen Platz, an dem er immer saß.
"Zora, setz' dich doch zu mir!" Farin hatte das gerufen. Er klopfte neben sich auf einen leeren Stuhl. Ich sah mich nach Nicklas um, ob das in Ordnung war und
ob das so geplant war. Er allerdings nickte mir nur zu, also setzte ich mich neben Farin. Den netten Farin, der mich heute als erstes begrüßt hatte und den Farin, mit den schönen grünen Augen. Der Unterricht begann. Es gab einen lauten, tiefen Ton, der aus einer Box kam, die an der Decke hing. Daraufhin kam ein Mann herein, der also wirklich ganz seltsam gekleidet war.
"Was trägt der Mann denn da?", fragte ich Farin.
"Das ist ein Anzug, Zora. Und siehst du das Ding, was an seinem Hals hängt? Das ist 'ne Krawatte." Ich musste lachen.
"Das klingt lustig. Wer denkt sich solche Namen aus?", er lachte mit mir.
"Du bist witzig, Zoraia. - "
"Herr Kira, nur weil die werte Frau !Xabbu neben dir sitzt, heißt das nicht, dass du es nichtmehr nötig hast, etwas zu lernen."
"Verzeihung, Herr Lehrer."
Ich wollte ihn noch mehr fragen, aber ich ließ es. Stattdessen wollte ich jetzt auch lieber dem Unterricht folgen. Der Lehrer, der vorne stand, erzählte viel von Bäumen. Wie man sie fällte und wie man sie nutzte. Er redete sehr lange über Bäume, Farin sagte mir, dass das das Thema der Stunde sei. Tatsächlich sagte der Herr viele Dinge, die ich noch gar nicht wusste. Der Lehrer rief ständig Leute auf, die seine Sätze beenden sollten. Und es war alles ganz ruhig. Ein paar Minuten lang war alles still, weil die Klasse über einer Frage grübelte, die der Mann im Anzug gefragt hatte.
Und da auf einmal passierte die Panik. Es ging so blitzschnell, dass ich nicht gucken konnte, woher der erste kam, aber auf einmal flogen brennende Holzstücke durch die Fenster. Farin schrie und rannte sofort weg und ich bekam eine schreckliche Angst. Ich sprang sofort auf und blickte hektisch um mich und bemerkte, wie schon Stühle brannten, als ich aus dem Augenwinkel sah, dass eines der Stücke direkt auf mich zuflog. Ich konnte mich noch ducken, aber ich sah, dass das Stück statt mir jemand anderen mitten ins Gesicht traf. Nicklas, der auf einmal direkt hinter mir gestanden hatte, fiel schreiend zu Boden. Ich konnte das Holz wegschlagen, aber seine Haare brannten bereits. Ich schrie um Hilfe und löschte hektisch seinen Ansatz, als mich Schüler nahmen und an den Händen aus dem brennenden Zimmer zogen.
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Oh mein Gott. So lange kein neues Kapitel mehr, ich kann mich nur entschuldigen.
Ich hab wirklich viel um die Ohren, so viel Zeug, über das ich nachdenken muss und jaaa.
Ich schreibe seit 2 Wochen an dem Kapitel, dafür ist es auch doppelt so lange, wie Miene normalen Kapitel. Ich hoffe, ihr mögt es!! Ein Kommentar wäre wirklich wirklich nett, mich interessiert eure Meinung!
Danke fürs Lesen!
Bis relativ bald,
Hab euch lieb,
Eure Julia
❤️❤️❤️
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