Von den Lügen der Regierung
"Ich dachte schon, ihr kommt vielleicht nicht." Ich stand auf, nur um mich wieder zu setzen, als die beiden auch saßen. Das war wohl höflich, so machten es ja alle hier. Nicklas und Farin sagten nich nichts, sie saßen nur da und schauten mich mit sehr undeutbaren Blicken an. "Ich schätze, ihr wollt wissen, warum ich euch gesagt habe, dass ich herkommen sollt...", sagte ich schließlich.
"Ja, ziemlich richtig", meinte Farin.
"Ich hab da was vor und ich schaffe das nicht ohne euch." Ich sah, wie die beiden hellhörig wurden.
"Und zwar...?", Nicklas schien noch sehr skeptisch, während Farin aussah, als wäre er für alles bereit.
"Ich weiß nichts, das wisst ihr. Ihr wisst, dass ich hier bin und, dass ich nicht hier sein will, wisst ihr auch. Und ihr wisst, dass ich keinen blassen Schimmer habe, was hier vor sich geht und aus welchem Grund ausgerechnet ich hier immer als irgendwas Weltrettendes betrachtet werde. Ihr seht, dass das nicht ganz fair ist, oder?", ich sah die beiden an. Die beiden zögerten nicht lange, bevor sie nickten und zustimmend murmelten. Ich hatte sie voll an meinen Lippen. "Und ich muss euch was sagen... ich glaube, euch geht es ähnlich. Ich glaube, ihr wisst auch nicht, was hier los ist und ich glaube, dass es viele Dinge gibt, die die Leute aus dieser Villa euch nicht gesagt haben." Ich machte eine kurze Pause - "wenn ich falsch liege, berichtigt mich bitte." Farin nickte, was er bereits seit Anfang meine Rede durchgehend tat; Nicklas schaute in die Leere.
"Und wie in aller Welt willst du dagegen vorgehen?", Nicklas hatte nicht aufgesehen, um das zu fragen.
"Ich will alles von euch hören, was ihr mehr wisst, als ich. Ich brauche euch wirklich." Nun schaute Nicklas erstarrt tief in meine Augen mit einem Blick voller Angst und Farin hatte aufgehört zu Nicken.
"Zora, du hast keine Ahnung, wie die Situation hier wirklich ist! Was du verlangst... Zora, wir könnten draufgehen!" Und nun begann dieses Gefühl einzusetzen, das ich unter keinen Umständen zeigen wollte. Das Gefühl, das ich stets spürte. Ich begann, traurig zu werden.
"Jungs, ich vermisse meine Familie. Ich vermisse meinen Bruder und meine Schwester und ich habe so eine Angst, dass ich hier nichtmehr wegkomme. An meinem ersten Tag hat Lisa zu mir gesagt, dass ich eine lange Zeit hierbleiben würde, aber jede einzelne Minute kommt mir schon wie eine lange Zeit vor, weil ich immer mehr das Gefühl bekomme, dass ich nur angelogen werde und das lässt mich glauben, dass sie meiner Familie vielleicht nichtmal jemanden geschickt haben. Das sind die einzigen Menschen, von denen ich überzeugt bin, dass sie sich jemals um mich sorgen würden und ich sorge mich um sie, weil ich nicht weiß, was sie glauben und was los ist!" Während dieses Monologes hatte ich mich ziemlich weit über den Tisch gelehnt und jetzt, wo eine peinliche Stille begann, sich anzuschleichen, wusste ich nicht recht, wie ich mich wieder zurücklehnen sollte. Als ich mir die Jungs ansah, war ich mit gar nicht mehr so sicher, ob sie mir zugehört hatten, denn beide schienen gefangen in irgendwelchen Gedanken. Ich biss mir auf die Unterlippe. Nicklas erbarmte sich irgendwann und erlöste mich aus dem Warten: "Was kann ich tun?" Farin überlegte noch, er überlegte ziemlich lange. Nicklas stieß ihm mit dem Ellbogen leicht gegen seinen Rippen. Farin schreckte hoch.
"Ich weiß nicht so recht, Zoraia... Du musst verstehen, dass das wirklich unendlich gefährlich ist... Also, ich weiß nicht, kannst du es nicht noch ein bisschen aushalten, die werden dir schon alles erklären irgendwann..."
"Warum ist das so gefährlich?"
"Weil halt, das ist einfach gegen das Gesetz."
"Steht irgendwo 'helft nicht Zoraia, sonst werdet ihr geköpft'oder was?"
"Nein, nicht direkt, aber du legst dich hier mit Leuten an, die zu groß für dich sind... das hier, alles was du geplant haben könntest, ist wirklich zu groß!"
"Aber, was soll ich tun, soll ich rumsitzen und -", ich war laut geworden und Nicklas war aufgestanden, um mich zu unterbrechen: "Zora, lass es gut sein. Wenn Far dir nicht helfen will -" und jetzt wurde Nicklas von Farin unterbrochen: "Ich will ja! Nick, bitte stell dich nicht auf die falsche Seite, willst du draufgehen??"
"Wieso draufgehen? Keinem hier passiert was!!"
"Dann musst du mir erklären, wie du es schaffen willst, Machenschaften aufzudecken, nach Hause zu gehen, am besten direkt die Mauer abzureißen und als Krönung noch die Obrigkeit zu stürzen, ohne, dass wir alle drei den Kopf verlieren. Und ich meine das letzte wörtlich."
Jetzt war ich sprachlos und ich wollte so vieles erwidern, aber ich bekam nichts raus. Und in dem Moment ging drinnen ein Licht an.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro