Der zweite und andere Teil des Lebens.
Nun also kamen wir der Stadt, von der alle immer redeten, näher und nach dieser guten Nachricht konnte ich voller Vorfreude darauf, was ich heute alles lernen und erfahren würde, hineingehen.
Es begann alles ganz langsam, der Wald der um unseren Weg herum wuchs, wurde weniger dicht mit jedem Schritt und es wurde immer lauter. Irgendwann sah ich Holzhütten, die sehr eng standen, aber trotzdem unseren Gehweg damit nicht beeinträchtigten. Je weiter man ging, desto schneller wurde das Muster klar. Der Kiesweg zog sich perfekt gerade durch das Dorf, bis zum sogenannten Marktplatz, während die Holzhütten außenrum das genaue Gegenteil waren. Sich teilweise überschlagend und ineinanderfallend standen die Hütten da, als wären sie schief aus dem Boden gewachsen und man sah nichts, als braunes Holz weit und breit. Zwischen ihnen gingen kaum Wege, die breiter waren, alsdass ein einziger Mensch hindurchgepasst hätte. Eigentlich sah es aus, als hätte jemand hier alles verwüstet, aber doch sah es gewollt aus.
Wir kamen an diesem riesengroßen Platz an, der mir als Marktplatz vorgestellt wurde. Hier tummelten sich Menschen so weit das Auge reichte. Überall waren Leute, die wild umherliefen und ich konnte gar nicht in die Ferne gucken, weil mein Blick von umherwimmelnden Passanten gestört wurde. Hier war alles direkt schon so hektisch. Ich sah mich zu Lisa's Vater um, der auf eine Reaktion von mir geradezu gewartet hatte. Er kam nach vorne und packte mich bei der Schulter. "Das ist die zweite und andere Seite unseres Landes. Wenn du hierüber und über unser Schloss Bescheid weißt, dann kennst du alle Geheimnisse, die wir haben.", sagte er und ging wieder zurück. Dieses ständige Hin- und Hergehen störte mich. Vielleicht wollte er damit geheimnisvoll wirken, um seiner Aussage Ausdruck zu verleihen oder was auch immer, aber ich fand es lächerlich. Ich ging einen Schritt von Ihnen weg, um näher am Geschehen zu sein und mir die Leute einzuprägen. Das ganze Gewimmel hatte irgendwo System, aber ich konnte es einfach nicht ausmachen. Irgendjemand kam auf einmal von links, schubste mich einen Meter weit und ich fiel zu Boden. Als ich aufgestanden war, beschloss ich, dass mir das hier zu hektisch war und drehte mich zu Lisa um. "Können wir weitergehen? Wohin, wo es ruhiger ist? Damit ihr mir alles in Ruhe erklären könnt?", fragte ich sie, doch ich bemerkte auf einmal, dass keiner mehr da war. Um mich herum nur Meute und ich war mittendrin. Die Leute versuchten an mir vorbeizukommen, ich kam mir vor, wie ein Fels in der Brandung oder eine Stecknadel im Heu oder irgendetwas Vergleichliches. "Lisa?", rief ich etwas kleinlaut, denn ich wollte kein Aufsehen erregen, aber andererseits war das auch dumm, weil es hier so laut war, dass ich mich selbst kaum hörte. Ich lief also wieder dorthin zurück, wo ich hergekommen war, aber ich wusste eigentlich nicht mehr so richtig, wo das überhaupt war, also rief ich nochmal Lisas Namen. Ich versuchte umherzuirren und zum Weg zurückzukommen, wo es zumindest nicht so laut war und ich kam auch in die Richtung, denn es schien viel leiser zu werden, je weiter ich ging. Bald hätte ich das Gefühl, den Rand vom Marktplatz beinahe erreicht zu haben, als mich schon wieder jemand zur Seite stieß. Diesmal aber kam derjenige direkt auf mich zugeeilt und reichte mir seine Hand. Ich ergriff sie und wollte mich gerade bedanken, als der Junge sich auf einmal vor mir verbeugte und unverständliches Zeug zu Boden nuschelte, woraufhin mir nur ein Wuschel von dunkelbraunen, mittellangen Haaren entgegen hing,bevor er endlich wieder nach oben sah. Er guckte mich an, als erwartete er etwas. Ich musste irgend etwas tun, also streckte ich ihm meine rechte Hand hin. "Ähm, hi!", sagte ich nur, aber er ergriff meine Hand nicht, sondern guckte doppelt so perplex wie vorher.
"Entschuldigung, Milady, ich verstehe nicht ganz..?", er kratzte sich am Nacken.
"Milady? So heiße ich nicht, du musst mich verwechseln.. ich bin Zora!", meinte ich ganz nett, aber er erschrak vor mir.
"Sie sind das Stadtkind?", fragte er
"Warum sagst du 'Sie'? Ich bin doch nur eine Person!"
"Entschuldigt bitte. Du bist also das Stadtkind?"
"Ich fürchte, ja.", meinte ich nur und er begann, mich anzuglotzen.
"Ich hab mir dich so anders vorgestellt. Mehr so, wie jemand, der sein Leben lang ohne Zivilisation und Technik gelebt hat..."
"Ich habe weder das eine, noch das andere Wort jemals gehört, aber ich sah sicherlich anders aus, bevor ich hergekommen bin und bevor sie mir diese Dinger zum anziehen gegeben haben.", ich deute auf den weißen Einteiler mit dem komischen Stoff und den komischen Taschen.
"Du wirst gezwungen, das zu tragen?"
Es hatte sich nie wie Zwang angefühlt.
Ich schüttelte den Kopf.
"Seltsam, dass du einfach hier umherirrst. Ich hätte erwartet, dass du den absoluten Schutz zur Verfügung gestellt kriegst und sie dich nicht aus den Augen lassen.", sagte er.
"Naja, ich bin eigentlich eher verloren gegangen.. ich weiß nicht, wo Lisa und ihr Vater sind." Seine großen, braunen Augen verengten sich, als er zu lachen begann.
"Das ist ja ein Skandal. Die Rettung unseres Landes auf dem Marktplatz verloren.", er prustet nur so los und ihm fielen allerhand dunkle Strähnen in sein eckiges Gesicht. Ich beobachtete ihn nur beim Lachen, weil ich nichts zu lachen hatte. "Lass mich dich zum Hauptweg führen, sicherlich warten sie dort." und bevor er eine Antwort bekam, nahm er meine Hand und zog mich zurück, quer über den Marktplatz, an all den Leuten vorbei. Auch sein Vorgehen hatte etwas von systematischem Schlängeln, aber diese Technik würde ich niemals verstehen.
Tatsächlich führte er mich wahrheitsgemäß zurück zum Kiesweg, wo allerdings weder Lisa, noch ihr Vater auf mich wartete. Ich sah mich panisch um. "Jetzt bin ich einen Tag hier und schon verschussle ich alles.", der Junge musste auflachen. Dann guckt er mich an.
"Wer hätte gedacht, dass unser Messias wirklich Humor beweist.", sagte er nur und schüttelte den Kopf.
"Ich weiß nicht, was das ist, ein Messies.", meinte ich nur verlegen, woraufhin er aufhörte zu lachen.
"Das hab' ich erwartet."
Ich sagte nichts weiter. Ich guckte ihn nur noch an. Entweder wartete ich auf Erklärungen (die auch sicherlich sowieso nicht kriegen würde), oder ich sah in ihn irgendwas, denn ich konnte nicht aufhören, ihn anzugucken.
Auf einmal rief jemand sehr laut aus der Ferne meinen Namen und zwei Gestalten kamen auf uns zugeraunt. Eine kleine, zierliche und eine große, rapide.
Der Junge, dessen Namen ich noch immer nicht kannte, stellte sich auf einmal kerzengerade hin, hielt seine Hände hinter seinem Rücken und guckte stiergerade auf den Boden. Als die zwei Gestalten da waren und Lisa sich förmlich auf mich schmiss, verbeugte er sich dann schon wieder. Lisas Vater legte ihm eine Hand auf den Kopf und erst danach sah er wieder nach oben.
Hier gab es jetzt schon so viele Sitten die ich nicht verstand. Sie kamen mir so dämlich vor, aber alle guckten immer so ernst dabei.
Während ich gerade geistig abwesend war, hatten Lisas Vater und der Junge wohl bereits geklärt, was er für mich getan hatte. Das natürlich mit vielen Höflichkeiten und mit viel Geradestehen und all den seltsamen Sachen. Ich bekam dann nur mit, wie Lisa mich wieder weiterzog und mir dabei sagte, dass dieser Junge mir morgen noch ein paar Sachen zeigen würde. Als ich mich noch einmal zu ihm umdrehte, war er weg.
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Dieses langsame Updaten macht mich wütend über mich selbst, aber ich bin stolz, dass ich mal wieder eins geschrieben habe.
Motivation ist daaaa yay!
Ein Kommentar zu dem Kapitel wäre echt das beste, was ihr mit geben könntet, danke schon im Voraus!!
Ansonsten danke ich euch natürlich sehr sehr herzlich fürs Lesen und hoffe, ihr seid nicht sauer auf mich, weil ich so selten Zeit finde!
Vielen Dank!
Ich hab' euch lieb!
Bis bald
Eure Julia!
❤️❤️❤️
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