Brief
„Nur die wahrhaft tiefen Begegnungen können in der Erinnerung schmerzen, alle anderen sind uns gleichgültig oder wir haben sie vergessen."
Stephan Sarek
* * *
Ich sehe noch heute in den Nachthimmel, wenn er von Sternen übersät ist und denke daran zurück wie wir einst auf der Insel gelebt haben.
Ich gehe noch immer zur großen Weide, die uns an diesem kühlen Frühsommer 1925 Schatten gespendet hat.
Und dann wünschte ich du wärst nicht gegangen.
Was haben wir zusammen gelacht...
Es sind so viele Jahre vergangen seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben. Damals waren wir noch Kinder.
Und ich kann bis heute nicht verstehen warum du gegangen bist.
Du hast mich hier zurückgelassen, allein. Ich frage mich oft ob du vergessen hast, dass du für eine kurze Zeit gern hier gelebt hast.
Ob du mich vergessen hast, und ob du diesen Teil deines Lebens unter der Zeit vergraben hast. Ich wusste, ich würde lange brauchen um dir zu verzeihen.
Aber es ist schwer wenn dich jemand im Stich lässt und einem voll ganz den Rücken zu kehrt. Du hast mir nie erzählt was damals passiert ist, damals an den Klippen.
Aber ich schätze dies war der Grund deines plötzlichen Verschwindens.
Ich habe dein Gedicht welches du mir zu meinem Geburtstag geschrieben hast noch immer in der alten Kiste. Wie vernarrt du in die Kraft der Worte warst.
Ich lese deine Gedichte so gern wie ich es als Kind getan habe, es fühlt sich an als wärst du wieder bei mir, als hättest du mich nicht allein gelassen.
Als wärst du nicht gegangen.
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht ob die Wunden deines Verschwindens jemals in mir verheilt sind.
Ich hätte dich gern ein letztes Mal umarmt bevor du gegangen bist.
Danach hat mein Leben sich verändert.
Wenn ich durch die Straßen laufe höre ich noch manchmal dein herzliches Lachen wie es niemand sonst hatte und sehne mich nach der unbeschwerten Zeit.
Ich würde alles dafür geben dich noch einmal zu sehen.
Dich noch einmal in meine Arme zu schließen. Und dann denke ich manchmal darüber nach, ob du überhaupt noch lebst.
...siebzig Jahre ist es her, und es gibt keinen Tag an dem ich dich nicht vermisse, an dem meine Gedanken nicht bei dir hängen bleiben.
Du hättest zurück kommen können, ich habe auf dich gewartet.
Siebzig Jahre und ich warte tatsächlich noch immer auf deine Rückkehr ...
Deine Seelenverwandte
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