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3. Kapitel


„Wer nichts verändern will, der wird auch das verlieren, was er bewahren möchte."             

Gustav Heinemann

*  *  *

Emery schaute verträumt aus dem Fenster.
Der morsche Holzstuhl, der bei jeder Bewegung ein unangenehmes knarzen von sich gab, machte ihr den Schulalltag nicht grade erträglicher.

Emery legte ihren Kopf auf ihrer Hand ab.
Sie hatte in den letzten Nächten - wenn überhaupt - schlecht geschlafen und das sah man ihr an.
Dunkle Augenringe zeichneten sich unter ihren Augen ab.

Denn nicht nur die erwartete Erkältung machte Emery ziemlich zu schaffen.
Ihr Leben lief in den letzten Tagen anders als sie es gewohnt war, anders als es früher war. Sie verbrachte immer mehr Zeit bei der alten Ruine.
Die Stille die in letzter Zeit im Haus herrschte, kam ihr so erdrückend wie noch nie for. Ihre Mutter war noch immer so verschlossen und ihr Vater versuchte die ganze Sache nicht zu sehr ausarten zu lassen.
Wirklich besser wurde es davon allerdings auch nicht. Emery zog sich immer mehr in ihre Welt aus Gedanken zurück, sodass sie kaum etwas vom täglichen Geschehen mitbekam.
Aber musste sie das überhaupt?
Es bedrückte Emery einfach zu sehr, ihre Mutter so in sich gekehrt zu sehen und ihr nicht helfen zu können.
Denn, sie wollte keine Hilfe.
Es war ihre Art. Emerys Mutter wollte nie Hilfe, wenn es um etwas ging was sie bedrückte.
Harriet fraß alles in sich hinein und das machte sie mehr kaputt, als sie ahnte. Es war ein Teufelskreis in dem sich Emery gerade befand und keinen Ausweg fand. Was ebenfalls dazu beitrug, dass sie kaum noch anwesend in der Schulzeit war. Emery folgte dem Unterrichtsstoff nicht, sie gab leere Blätter ab und ihre Hefter waren ebenso leer.  Und das alles wegen ihrer unergründlichen Gedankenwelt, die beinahe Besitz von ihr ergriff.

> Emery Dench. < rief Mrs. Reynolds mahnend in die hinterste Reihe, in welche sich Emery immer zurück zog.

Sie löste langsam ihren Blick vom Fenster und schaute sich im Klassenzimmer um. Der Raum war bereits leer. Nur noch die alten Stühle und Tische füllten den kühlen Raum. Eher aus Zufall sah sie zum Lehrerpult, und sah wie ihre Lehrerin sie erwartungsvoll musterte. Emery hatte weder bemerkt dass die Stunde bereits vor wenigen Minuten geendet hatte, noch dass ihre Lehrerin anscheinend mit ihr gesprochen hatte. Also hob sie überrascht ihre Augenbrauen. Dann huschte Emerys Blick kurz zur großen Uhr des Klassenzimmers. Sechs Minuten war sie länger geblieben.

> Oh, bitte entschuldigen sie mich. < stammelte sie dann.

Emery sammelte hektisch ihre Schulsachen vom Tisch und ließ sie in ihre alte Ledertasche fallen.

> Sie warten bereits im Sekretariat, beeil dich. < antwortete Mrs. Reynolds nur knapp und wandte sich dann zum gehen.

Emery nickte, schwang ihre Ledertasche auf ihre rechte Schulter und schnappte sich ihren Mantel vom eiserenen Haken der an der grauen Wand angebracht worden war. Ein wenig grauer Putz bröckelte von der Wand. Wenn das so weiter gehen würde, dann würde es bald keinen Putz mehr an den kahlen Wänden dieses Raumes geben.

Wer wartete schon? Und vor allem: Was wollen sie?

Emery atmete tief durch, ihre Hände schwitzen und am liebsten wäre sie jetzt einfach direkt nach Hause gegangen. Emery strich ihren beigen schlichten Rock glatt und schritt aus der Tür. Sie schaute sich in der Spiegelung des Fensters entgegen. Ihre weiße Kragenbluse schnürte ihr den Hals ab und ihr brauner Gürtel der ihr um der Taille lag fühlte sich plötzlich viel zu eng an. Sie schaute einmal von links nach rechts. Die langen, schmalen Gänge des Schulgebäudes waren leer, wie so oft. Es war nicht das erste Mal, dass Emery die Schule als letzte verließ. Mittlerweile war sie den traurigen Anblick der ausgestorbenen, tristen Gänge schon gewöhnt. Sie nahm den Gang zu ihrer Linken, ein kleiner Umweg, den sie dringend nötig hatte um sich zu sortieren. Emery lief mit gesenktem Blick durch viele Gänge. Der schmale Gurt ihrer Tasche schnitt Emery unangenehm in ihre Schulter. Generell schien ihr gerade alles unangenehm. Wie die meiste Zeit schwirrten auch jetzt tausende Gedanken in ihrem Kopf von Ordung konnte man da nicht sprechen. Sie rechnete bereits damit, dass sie eine Standpauke über Disziplin, von der Direktorin höchstpersönlich erhalten würde. Wahrscheinlich waren ihre Eltern bereits auch schon da, und bestimmt bekamen auch sie eine Standpauke von der reizenden Mrs. Boyle, was ihre törichte Tochter sich denn überhaupt erlaubte.

Die Frage war nur... 

Emery hob ihren Kopf und schaute sich um. Wo war sie gerade?
Die Gänge kamen ihr gänzlich unbekannt vor. Die Abzweigungen, ja sogar die Art wie die Gänge wirkten waren ihr nicht vertraut. Es wirkte fast als würde Emery sich in einem anderen Gebäude befinden. Hilflos sah sie sich noch einmal um, als würde sie so herausfinden wo sie war. Emery hob ihren Arm und wagte einen Blick auf ihre kleine, zarte Armbanduhr. Es waren bereits weitere vier Minuten verstrichen. Sie drehte sich einmal um ihre eigene Achse, Emery ließ ihre Schultern frustriert nach vorn fallen, wodurch ihre Gestalt noch schmaler wirkte.

> Du hast es wirklich geschafft dich in einer Schule zu verlaufen, in einer Schule die du seit neun Jahren besuchst. < zischte sie vor sich hin und griff sich entnervt an die Stirn.
Da hörte sie Schritte durch den Gang hallen in dem sie sich befand, Schritte die ihr entgegenkamen. Emery nahm ihre Hand von ihrer Stirn und ihre Augenbrauen hoben sich erwartungsvoll an. Um die Ecke kam niemand geringeres als der Junge, der ihr schon ein paar Tage zuvor am Waldrand begegnet war. Von jedem auf dieser Insel hatte das Universum ihn geschickt. Doch er war ihre letzte Hoffnung. Eilig lief Emery dem Jungen entgegen. Er trug eine braune Hose welche ihm bis zu den Schienbeinen reichte. Seine Schiebermütze hielt er in seinen Händen, da es verboten war im Schulgebäude eine Kopfbedeckung zu tragen. Eine der vielen Regeln die Mrs. Boyle aufgestellt hatte.

> Du! < rief Emery dem Jungen zu und verlangsamte ihr Tempo.

Und schon hatte sie zwei Regeln von Mrs. Boyle missachtet, darüber machte Emery sich nun aber herzlich wenig Gedanken. Der Junge sah sie verwundert an. Es kam ihr fast so vor als hätte er keinen anderen Gesichtsausdruck. Der Junge schaute sich um ob vielleicht eine andere Person gemeint sein konnte. Als er niemanden entdeckte, richtete er seinen Zeigefinger fragend auf sich um auch wirklich sicher zu gehen dass Emery ihn angesprochen hatte. Diese nickte.

> Ja du, ich muss dich etwas fragen. < redete sie ohne Umschweife weiter, als wäre ihr diese Situation ganz und gar nicht unangenehm.

> Wie kommt es, dass du mit mir sprichst? < fragte er neckisch.

> Sagte ich bereits. < antwortete Emery knapp auf seine Frage und fuhr mit den wichtigen Sachen fort.

Sie spürte bereits wie diese Situation ein unangenehmes Ende für sie bereithielt. Doch sie gab sich einen Ruck, schließlich musste sie ja noch irgendwie zum Sekretariat kommen. Am besten sogar noch heute. Emery nahm einen tiefen Atemzug bevor sie ihre Frage stellt.

> Ich suche das Sekretariat. <  Emery sah dem Jungen in seine Haselnuss braunen Augen und wartete seine Reaktion ab.

Sein Mund verzog sich zu einem kleinen, angedeuteten Lächeln. Es vermittelte den Eindruck als würde der Junge etwas mehr wissen.

> Du hast dich wohl verlaufen was? < fragte er dann mit einem Unterton den Emery nicht deuten konnte.

Weshalb sie beschloss dem Jungen einen auffordernden Blick zuzuwerfen.

> Ich kann das verstehen, wirklich. Die Schule ist groß. Da kann man schon mal die Orientierung verlieren. < erklärte er Emery.

Was viel es diesem Jungen denn so schwer auf den Punkt zu kommen?

Er redete weiter und Emery hörte ihm schon gar nicht mehr zu, sondern schaute ungeduldig auf ihre Uhr hinter ihm.
Es waren weiter drei Minuten verstrichen, und sie war dem Sekretariat immer noch nicht näher gekommen.
Der Junge bemerkte, dass er abgeschweift war. Er räusperte sich kurz.

> Nun, ich schätze dann zeige ich dir mal den Weg zum Sekretariat. < Emery wollte ihm grade sagen dass eine Erklärung, wo sie lang müsste ausreichen würde, doch da stand er auch schon auf der ersten Treppenstufe.

Der Junge machte einer ausladenden Geste die Treppe hinauf.  Emery ließ nicht auf sich warten, hob ihren Rock ein wenig an um nicht auf ihn zu treten und lief eilig die Treppe nach oben. Der Junge folgte ihr, offensichtlich überrascht wie schnell sie die Treppe hocheilte.

> Weißt du. < brach er die Stille.

> Ich habe dich tatsächlich gesucht. < Emery drosselte ihr Tempo.

> Wie, du hast nach mir gesucht. < sie schaute verwirrt zu ihm herauf.

> Nun, du hattest bereits sechs Minuten Verspätung. Sie haben mir aufgetragen dich zu suchen. < erklärte er ihr.
Völlig außer Atem kamen sie am Ende der Treppe an.

> Und wer sind „sie" < hakte Emery nach. Vorallem warum wurde jetzt schon ein Suchtrupp nach ihr geschickt, bloß weil sie ein wenig zu spät zu einem Termin kam?

Von dem sie nebenbei bemerkt noch nicht einmal lange wusste. Dachte sich Emery verwundert.

> Trotzdem hätte ich nie gedacht, dass ich dich in diesem riesigen Gebäude finden würde. Du hättest überall sein können. < erzählte er weiter ohne auf ihre Frage einzugehen und bald waren sie auch schon vor der Sekretariatstür.

Emery schaute auf ihre Uhr, zwölf Minuten Verspätung. Auch wenn sie es nicht gerne zugab ohne den Plapperkopf der noch immer neben ihr stand wäre sie wahrscheinlich nie angekommen.

> Danke. < sagte sie. Der Junge nickte ihr lächelnd zu.

> Was hast du hier eigentlich noch gemacht? < fragte Emery ihn forschend.

Da war sie wieder, die Neugier, welche sie in den letzten Tagen verlassen hatte.

> Nun also ich sollte jetzt gehen. Viel Spaß. < wich der Junge Emerys Frage weniger geschickt aus.

Der Junge schien gern zu reden, aber nicht auf Fragen zu antworten. Emery nickte ihm zu. Der Junge setzte sich seine Schiebermütze auf. Er tippte mit seinem Zeigefinger an diese und nickte Emery ebenfalls zu. Schnell sprang er die knarzende Holztreppe nach unten, wie ein junges Rehkitz. Emery trat nah an die Tür heran, und klopfte zaghaft mit ihrem Handrücken an. Dann trat sie ein. Als sie die Tür leise hinter sich ins Schloss fallen ließ, war nichts von ihren Eltern zu sehen, auch Mrs. Boyle war nicht anwesend. Drei Personen unterhielten sich geschäftig und bemerkten Emery gar nicht. Sie hatte das ungute Gefühl eine wichtige Sitzung zu stören. Langsam drehte sie sich also wieder der Tür zu und wollte grade nach der Tür greifen um ungesehen wieder zu verschwinden.

> Oh! Du bist also Emery... Dench? < sagte eine tiefe Männerstimme. Sie drehte sich schnell wieder den Leuten im Raum zu.

Sie musste hier also doch richtig sein. Emery nickte nur als Antwort, auf die eben gestellte Frage.
Der Mann lachte kurz vor sich hin.

> Mit der Pünktlichkeit scheinst du wohl nicht sehr vertraut zu sein? < fragte er dann freundlich.

Emery war sprachlos. Was war nur in letzter Zeit mit den Leuten aus St. Deavrest los? Sie wirkten grade zu... freundlich.

Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.
Dachte Emery und war aus der Fassung gebracht. Wieder lachte der gut genährte Mann amüsiert. Dann setzte er sich auf einen Stuhl der ächzend unter seinem Gewicht nachgab. Emery schaute sich um und erkannte unter den drei Personen, die Frau, die vor ein paar Tagen mit zwei weiteren Personen vor ihrem Haus standen. Es musste sich also um dieselbe Gruppe handeln. Emery durchzog ein ungutes Gefühl. Wieder begannen ihre Hände zu schwitzen und sie wischte sich ihre Hände unauffällig an ihrem Mantel ab den sie vor sich hielt. Die Frau hatte noch immer ihren unsicheren Blick auf ihrem Gesicht. Der Mann der regelrecht schmächtig gegen den anderen aussah, war Emerys Blick gefolgt.

> Dass, Emery, ist Mrs. Bostwick. < erklärte er. Dann richtete er seine Hand zu dem anderen Mann.

> Das ist Mr. Thockerway und ich bin Mr. Callahan. < Emery nickte wieder, als Zeichen dass sie ihn verstanden hatte.

> Lassen wir das Gerede und kommen zum Grund unseres Treffens. < Nahm Mr. Thockerway dem schmächtigen Mann das Wort ab und wedelte dabei künstlerisch mit seinen großen Händen in der Luft herum.

Emery war leicht überfordert mit der Situation,
als Mr. Callahan ihm wiedersprach und die zwei Männer ein zischendes Streitgespräch darüber führten, wie sie jetzt als nächstes fortfahren würden. Hilflos blickte sich Emery ihm Sekretariat um und wünschte sich doch tatsächlich,
dass Mrs. Boyle hier wäre.
Sie hätte niemals gedacht, dass es zu dem Moment kommen würde, an dem sie die Gesellschaft der garstigen Direktorin begrüßen würde.
Aber jetzt war er gekommen und von Frau Mrs. Boyle keine Spur. Mr. Callahan wandte sich wieder an Emery und bedeutete damit die Diskussion beendet zu haben.

> Emery, hast du schon einmal von Mrs. Bostwick gehört? < sagte er dann und zeigte auf die Frau, die noch immer kein Wort gesagt hatte.

Woher sollte sie die Frau denn kennen? Sie kannte doch auch sonst kaum jemanden hier.

> Nein hab ich nicht...< antwortete Emery deshalb mit einem verwirrten Unterton.

Die Frau senkte ihren Blick. Es sah fast so auf als wäre sie enttäuscht, dass musste Emery jedoch falsch gedeutet haben. Mr. Thockerway rollte mit den Augen. Er mochte es wohl auf die direkte Art. Mr. Callahan warf seinem dicken Kollegen einen scharfen Blick zu, welcher sich daraufhin schnaubend in seinen Stuhl zurück lehnte. 

> Nun du musst wissen, dass Mrs. Bostwick etwas in sich gekehrt ist Emery. < erklärte Mr. Callahan überflüssiger Weise.
Als hätte sie das nicht schon gemerkt.

> Emery, was sagst du zu dem Thema lügen? < übernahm Mr. Thockerway wieder das Gespräch.

Er fuchtelte mit seinem Wurstfinger durch die Luft. Emery wusste nicht recht was diese Frage für einen Hintergrund hatte. Sie wollte auf keinen Fall etwas Falsches sagen und wich dem standhaften Blicken der Erwachsenen aus. Unsicher knetete sie ihren Mantel zwischen ihren Händen.     

> Ich halte nicht viel von lügen. < sagte sie also und sah jeden der Leute in die Augen.

Mr. Thockerway grinste selbstzufrieden. Und sah amüsiert auf seinen Kollegen.
Emery wusste nicht was an ihrer knappen Aussage ihn so belustigte. Für ein paar Sekunden herrschte Stille.

. . .

Harriet riss die gläserne Tür zur Bibliothek auf.  Vor ihr reihten sich zahllose, Robinie hölzerne Regale auf, gefüllt mit tausenden von Büchern aller Art.  Rote, Braune, Grüne, kleine und große Bücher, jedes ein Unikat.
Für einen Moment sah Harriet den Zauber dieses Ortes. Ja, für einen Moment verstand sie Noah und ihre Tochter.

Doch dafür war jetzt keine Zeit. Harriet war völlig außer Atem, den ganzen Weg war sie her gerannt.  Dennoch rief sie ohne lange zu zögern den Namen ihres Mannes.
Schüler und auch die wenigen Erwachsene die sich grade in der Bibliothek aufhielten, warfen Harriet düstere Blicke zu.

Doch das ignorierte sie gekonnt. Sie lief zügig durch die schmalen Gänge, die sich zwischen den großen Bücherregalen bildeten und rief noch einmal nach ihrem Mann.
Diesmal etwas lauter als zuvor. Harriet war eine junge Frau gefolgt, die ihr dicht auf den Fersen war.
In ihrer Hektik bemerkte sie dies jedoch nicht.

> Noah! < rief Harriet ein weiteres mal.

Da packte sie jemand an der Schulter und brachte sie zum stoppen.

> Ich muss doch sehr bitten, wir befinden uns hier in einer Bibliothek! < zischte die kleine,  junge Frau Harriet in strengen Ton an.

Die großgewachsene  Harriet drehte sich zu der Frau um und sah auf sie hinab.

> Es ist dringend. < sagte sie nun etwas leiser.                                                                                 

> Das gibt ihnen keinen Grund wie wild durch die ganze Bibliothek zu schreien! < die junge Frau musterte Harriet durch ihre runde Lesebrille.

Ihr schwarzes Haar hatte sie zu einem strengen, tiefen Dutt gebunden. 
Im Großen und Ganzen konnte man sagen ihr Aussehen passte perfekt zu ihrem Auftreten.

> Ich suche meinen Mann, er arbeitet hier. < sagte Harriet und schaute durch die Regale hindurch, wo keine Bücher standen.

In der Hoffnung sie würde ihren Mann zwischen den Gängen ausfindig machen.

> Wenn er hier arbeitet, hat er sicherlich zu tun. < stellte die junge Frau trocken fest und musterte Harriet feindselig, mit ihren fast schwarzen Augen. 

Provozierend ließ sie die Bibliothekarin stehen, holte tief Luft und ehe die junge Frau Harriet aufhalten konnte, rief sie erneut den Namen ihres Mannes.

Mit klackernden Schritten  lief sie in den nächsten Gang.
Die Bücher versperrten Harriet die Sicht. Als sie gerade in den nächsten Gang verschwinden wollte, kam ihr Noah eilig entgegen. Sein Gesichtsausdruck war ernst.

> Noah da bist du ja endlich! < zischte sie ihn an, als er nah genug bei seiner Frau stand.

> Was ist denn los? < fuhr er Harriet an.

> Du weißt schon, dass ich dafür meine Arbeit verlieren kann? < beendete Noah seinen Satz vorwurfsvoll.

Harriet machte eine wegwerfende Geste, als würde sie diese „Nichtigkeit" zur Seite schieben.

> Die Schule hat gerade einen Anruf hinterlassen, diese Leute haben ein Gespräch mit ihr! < Harriet wurde vor Aufregung wieder etwas lauter.

Noahs  Augen weiteten sich.

Ohne ein weiteres Wort schnappte er sich seinen Mantel, setzte seinen Hut auf und sie verließen eilig die Bibliothek. Wenig später saßen die beiden, auch schon in dem alten Auto.

Noah war ebenso angespannt wie Harriet.  Sie sprachen nur wenig, zu groß war die angespannte Stimmung. Noah übersah die verrosteten Stoppschilder und beachtete gar nicht erst die Geschwindigkeitsbeschränkungen.      

> Wie können sie es wagen, ohne unser Einverständnis mit ihr über so etwas Wichtiges zu reden? <

Durchbrach Noah endlich die bedrückende Stille. Harriet senkte betreten ihren Blick. Zu schrecklich währen die Ausmaße des Gespräches was ihre Tochter grade mit diesen Leuten führte. Es würde alles auf den Kopf stellen. Ihr ruhiges, langweiliges Leben, welches sich Harriet wieder herbeisehnte wie nichts anderes.                                     

> Wenn wir Glück haben sind sie noch nicht an diesem Punkt des Gespräches angekommen... <

Harriet sprach eher mit sich, als mit Noah. Sie schaute auf ihre Uhr und wagte es nicht ihren Blick von den Zeigern weichen zu lassen.

Insgeheim hoffte sie so die Zeit anhalten zu können. Zwei Minuten später parkten sie ihr Auto auch schon vor den riesigen Schulgebäude und liefen ohne zu zögern durch den Haupteingang.

> Wo ist das Gespräch? < fragte Noah seine Frau außer Atem als sie sich in der Schule befanden.

> Oben im Sekretariat. < Harriet spürte wie das Adrenalin durch ihren Körper schoss.

Ihre Hände zitterten und sie fühlte sich als währe sie krank.
Harriet und Noah eilten zum Sekretariat welches sich - zu ihrem Bedauern - im dritten Stock befand. Harriet und Noah kannten den Weg bereits.

Denn sie mussten sich schon des Öfteren dort eine Standpauke von Mrs. Boyle anhören. Wenn ihre Tochter mal wieder gegen ihre Regeln verstoßen hatte.
Es hatte eben alles sein Gutes. Sie liefen durch die dunklen Gänge der Schule, welche ihnen mittlerweile nur allzu vertraut waren.  Als sie die letzte Treppenstufe hoch gerannt waren, riss Noah völlig außer Atem die Sekretariats Tür auf.
Er machte sich nicht einmal die Mühe erst anzuklopfen.                                                                                                                                                     
Die Tür hatte Emery nur knapp verfehlt. Sie drehte sich überrascht zur Tür um. Vier erschrockene Gesichter blickten Harriet und Noah entgegen.

> Was erlauben sie sich?! < Mr. Thockerway stand empört von seinem Stuhl auf. Seine witzhafte Art war verschwunden.

> Was wir uns erlauben? Sie sind wohl nicht mehr ganz auf der Höhe! < schrie Harriet die drei ungehalten an.

Sie stellte sich neben ihre Tochter. Noah stand noch immer in der Tür. Während Mr. Callahan verdutzt Harriet anschaute. Ja, Emerys Mutter hatte Temperament. 

> Sie halten sich gefälligst von meiner Tochter fern! < brüllte sie die Leute weiter an. 
Mr. Thockerway - der fast den ganzen Raum einnahm - sah ihr standhaft entgegen und lachte nun doch wieder amüsiert.

> Es war doch klar, dass es irgendwann zu diesem Zeitpunkt kommen würde. < behauptete Mr. Thockerway.

> Oh, nein. Hier von, war nie die Rede gewesen! < Harriet hatte ihre Beherrschung komplett verloren.

> Wollen sie Emery etwa nicht helfen? < fragte Mr. Thockerway hinterlistig. Harriet machte sich gar nicht erst die Mühe ihm darauf zu antworten.

> Ich muss doch sehr bitten Mrs. Dench. Halten sie sich zurück. < versuchte Mr. Callahan die Situation etwas zu dämpfen. Doch das ließ sich Harriet nicht gefallen.

> Sie haben mir Garnichts vorzuschreiben! < fuhr sie ihn an. Emery wusste nicht wie ihr geschah. Sie wusste ihre Mutter war nicht gut auf diese Leute zu sprechen, aber dass sie gleich so aus der Haut fahren würde, hätte selbst sie nicht gedacht. 

Emery sah nur schockiert zu ihrer Mutter. Noah hielt sich im Hintergrund und ließ seiner Frau freie Bahn. Ruckartig griff Harriet nach Emerys Hand und drückte diese fest, etwas zu fest.

> Und sie. < zischte Harriet die schüchterne Frau an. Diese wich erschrocken einen Schritt zurück und stieß an eines der Regale.

> Wehe ich sehe sie noch einmal in der Nähe von Emery! <  beendete sie ihren Satz.  Emery sah wie sich Mrs. Bostwicks Augen mit Tränen füllte.

Schluchzend warf sie sich an Mr. Callahans Schulter.
Das war genug.

Wenn schon Emerys Vater ihre Mutter nicht stoppte, dann musste sie das jetzt tun. Doch da schliff Harriet ihre Tochter auch schon aus der Tür.                                   

> Wir sind hier fertig. < verkündete sie und knallte die Tür so laut zu, dass sie bald aus ihren Angeln gefallen wäre.
Im Treppenhaus ertönte der Knall doppelt so laut, und ließ alle zusammen zucken, außer Harriet.                                                                     

> Was haben sie dir erzählt?! < sie sah Emery das erste Mal seit Tagen wieder direkt in die Augen. Sie liefen eilig durch die Gang.

Als Emery ihre Fassung ein wenig zurück erobert hatte, riss sie sich von ihrer Mutter los.

> Was ist denn in dich gefahren? < fuhr Emery ihre Mutter an um sie zu übertönen.
Noah hielt sich noch immer zurück.

> Ich lasse nicht zu, dass diese Leute unser Leben zerstören! < rief Harriet noch immer aufgebracht.

> Das gibt dir kein recht die arme Frau so rund zu machen! < setzte sie sich für Mrs. Bostwick ein.

> Die arme Frau? Wenn du wüsstest was sie vorhaben...< Das streit Gespräch musste in der ganzen Schule zu hören gewesen sein.
Ihre Stimmen prallten an den leeren Gängen ab und bahnten sich ihren weg durch die Flure der Schule.

> Vielleicht erzählt mir dann mal jemand was denn hier vor geht!< Emery war wütend auf ihre Mutter.

Es war nicht richtig wie sich gerade verhalten hatte, und nicht einmal einsah dass es falsch war. Aber vor allem war sie geschockt.
Emery warf einen flüchtigen Blick hinter sich, wo ihr Vater mit gesengtem Blick hinter ihnen her lief.

Ohne dass ein weiteres Wort viel, verließen sie das Schulgebäude und stiegen ins Auto.
Emery erschlugen die Gedanken förmlich.

Es schwirrten so viele Fragen in ihrem Kopf und auf keine wusste sie eine Antwort.
Emery wurde ihre Mutter immer fremder und sie schienen sich immer mehr voneinander zu entfernen.

Allein wenn Emery daran dachte wurde ihr Herz unglaublich schwer.
Sie schaute aus dem kleinen, schmutzigen Fenster des Autos und Regentropfen flossen wie salzige Tränen Emerys die Fensterscheibe hinunter. Schnell wischte sie diese mit ihrer Hand weg.

Geheimnisse zerstören, sie verletzten wie ein Messerstich direkt ins Herz.
Mann stirbt zwar nicht wegen ihnen, aber der Schmerz ist unerträglich. Und der Schaden den sie anrichten größer als man ahnt.

Das Auto hielt und Harriet stürzte aus dem Auto. Sie lief eilig zur Eingangstür und verschand im Haus. Noah setzte ebenfalls einen schnellen Schritt an und folgte seiner Frau.

Als ihre Eltern durch die Tür verschwanden öffnete Emery langsam die Autotür und stieg träge aus. Ihre Eltern waren schon längst im Haus, sie fühlte sich zu erschöpft um sich zu beeilen.

Wieso sollte sie das auch? Es fühlte sich an als wäre sie die ganze Nacht wach gewesen.

Viel geschlafen hatte Emery tatsächlich nicht. Ihr Augen schienen Tonnen zu wiegen ebenso wie ihre Glieder. Doch schließlich hatte auch Emery die Haustür erreicht.

Träge legte sie ihren Mantel ab und lief dann weiter in die Küche, der Abwasch häufte sich in der kleinen Spüle und Emery würde ihrer Mutter diese Arbeit morgen abnehmen.
Es war erst kurz nach um drei, dennoch fielen Emery immer wieder fast die Augen zu, als sie die morsche Treppe hoch lief.

Durch das laute knarzen der alten Treppe wurde sie jedoch mit jedem mal wieder wacher. Als sie die letzte Treppenstufe erreicht hatte, sah Emery ihren Vater.

Er stand angelehnt vor der Schlafzimmertür. Hinter der Tür hörte Emery ein lautes schluchzen. Sie konnte den Anblick nicht ertragen.
Ohne dass ihr Vater sie bemerkt hatte, lief sie zu ihrem Zimmer.
Es lag gegenüber dem Schlafzimmer ihrer Eltern und noch bevor Emery in ihrem Zimmer verschwand hörte sie die Stimme ihrer Mutter.

> Ich will sie nicht verlieren. < sagte Harriet mit brüchiger Stimme.

Emery brach es erneut das Herz.
Aber wieso sollten sie Emery verlieren?
Sie hatte doch gar nicht vor ihre Eltern allein zu lassen. Wie herzlos sollte sie sein? Emerys Vater räusperte sich.

Aber was er sagte hörte sie nicht mehr. Sie schloss die Tür leise hinter sich um nicht entdeckt zu werden und ließ sich erschöpft in ihr Bett sinken.
Es brauchte keine Minute und Emery war eingeschlafen.

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