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2. Kapitel

„Der Grund war nicht die Ursache, sondern der Auslöser"

Franz Beckenbauer

* * *

Emery trat zögernd vor die Tür, der Wind strich ihr kalt über ihre blasse Nasenspitze.
Ein eisiger Schauer lief ihr den Rücken hinunter und sie vergrub ihr Gesicht schnell in ihren Mantelkragen.
Vom Frühling war an diesem Samstagmorgen ungeheuer wenig zu bemerken.

Wie die meiste Zeit des Jahres war der Himmel grau und düster.
Auch die Frühlingsblumen hielten sich lieber unter der Erde versteckt.

Emery knotete sich ihre Haare in einen praktischen, tiefen Zopf zusammen, um zu verhindern, dass diese ihr ins Gesicht wirbelten.
Die vordersten Strähnen lösten sich bereits wieder, dennoch tat der Zopf seinen Zweck.
Schnell lief sie die drei steinernen Treppenstufen hinunter, dann stand sie auf dem verlassenen Kiesweg.

Ihre Hände steckte sie in die Taschen ihres beigen Mantels. Emery setzte sich die Kapuze über ihren Kopf und lief auf den Boden starrend los.

Wohin, war auch ihr zu diesem Zeitpunkt noch ein Rätsel auf das sie keine Antwort wusste.

Emery brauchte einfach einen klaren Kopf so viel war sicher.
Sie brauchte einen klaren Kopf von den gestrigen Ereignissen.

Sie lief immer weiter und achtete noch immer nicht auf den Weg. Denn ihre Füße würden Emery schon zu irgendeinem Ort tragen an dem sie ungestört nachdenken konnte.
Sie war tief in ihrer Gedanken Welt versunken, versunken wie Nichtschwimmer im Meer, welches tiefer war, als sie erwartet hatten.

Emerys erster Gedanke blieb unweigerlich an ihrer Mutter hängen.

Ihre Mutter hatte sich äußerst seltsam verhalten, ihr gegenüber und ebenso seltsam ihrem Vater.
Dieser war jedoch in seiner Arbeit versunken und hatte es wohl kaum registriert.
Seine Arbeit brachte ihm trotz seiner häuslichen Überstunden – in denen er neue Bücher bestellte - nur wenig Geld.
Das Leben hier saugte ihm förmlich das Leben aus den Gliedern. Aber Emery interpretierte wohl in alles zu viel hinein.

Denn er liebte seine Arbeit als Bibliothekar der Insel. Ihr Vater liebte Bücher mindestens ebenso wie Emery selbst. Wenn vielleicht auch aus einem anderem Grund.
Denn Emery las Bücher um diesem tristen Alltag zu entkommen.

So, wie sie versuchte einen Plan zu schmieden, um diesen Ort zu entkommen.
Natürlich hatte sie das nie wirklich in Erwägung gezogen, sie konnte und wollte ihre Eltern nicht alleine lassen, nicht hier.

Was hätten sie nur für ein schönes Leben außerhalb dieser Insel leben können.
Emery trauerte diesem unglücklichen Gedanken noch immer nach und würde wohl auch nie damit aufhören.
Manchmal fragte sie sich, wie es ihren Eltern wohl ging.
Ob sie auch am liebsten fort von hier wollten oder sich mit dem Leben hier angefreundet haben.

Sie beschwerten sich nie.

Emerys Mutter war immer ein heiterer und vor allem herzensguter Mensch.

Dieses Verhalten hatte sie jedoch gestern ebenso wie am Morgen dieses Tages nicht aufgewiesen.
Sie war grade zu in sich gekehrt, hatte stumm an ihren schwarzen Tee genippt und wenn sich ihre Blicke trafen schaute sie weg.

Es war ein Gefühl welches Emery Unbehagen bereitete. Etwas stimmte ganz gewaltig nicht. Sie hatte sich schon gestern Abend über dieses Thema den Kopf zerbrochen. Etwas bereitete ihrer Mutter Sorgen.

Aber was?

Emery war in einer schmalen Gasse gelandet, ihre zertretenen Schuhe knirschten über den Kies. Ein heftiger Windstoß wehte Emery die Kapuze vom Kopf und die Kälte traf sie wie ein eisiger Schneeball ins Gesicht.

Erst jetzt wurde sie aus ihren Gedanken geworfen, zurück in die Welt in der sie sich grade befand. Als hätten ihre Gedanken die Tür vor ihr versperrt.

Emery strich sich die rausgerutschten Haarsträhnen hinter ihre Ohren und setzte die Kapuze dann schwungvoll wieder auf.

Sie versuchte noch einmal in ihre Gedankenwelt einzutauchen doch die Tür blieb verschlossen.
Vielleicht war es gar nicht so dumm, sich nicht sofort über alles und jeden den Kopf zu zerbrechen, sondern erst einfach die Natur zu genießen.

Denn trotz des abscheulichen Ortes war diese wunderschön, an stürmischen, wie auch an sonnigen Tagen. Emery schritt aus der engen Gasse und wollte nun nach rechts abbiegen, doch etwas hinderte sie daran.

War sie wirklich gegen eine Mauer gelaufen?

Emery hob ihren Blick um der Mauer auszuweichen und machte einen erschrockenen Satz nach hinten, wobei sie unsanft gegen die gegenüberliegende, graue Steinmauer der Gasse stieß.

Ihr Rücken wurde wohl besonders heute in Mitleidenschaft gezogen. Vor ihr stand ein ungefähr ein metersiebzig hoch gewachsener Junge, der auf sie hinab sah.
Den Kontakt zu Menschen wollte sie vor allem heute unbedingt vermeiden, und jetzt war sie sogar in jemanden hineingelaufen.

Emerys Augen weiteten sich kurz vor Schreck, als sie erkannte, dass es sich bei diesem Jungen um den handelte, welcher erst gestern mit den anderen Leuten auf der großen Wiese an den Klippen gestanden hatte.

Auch das noch. dachte Emery.

Einer dieser gruseligen Leute nahe ihres Hauses. Über das Gesicht des Jungen huschte ein überraschter Gesichtsausdruck.
Emery gab ein knappes, kaum hörbares

> Entschuldigung. < von sich.

Das kantige Gesicht des Jungen wirkte etwas verwirrt.
Worüber er verwirrt war konnte er wohl selbst nicht sagen. Emery zog sich ihre Kapuze noch tiefer ins Gesicht und lief in einem zügigen Schritt an dem Jungen vorbei.

Es war einfach nur lächerlich.
Warum in alles in der Welt hatte sie Angst vor diesem zwar großen, aber schmächtigen Jungen? Der nebenbei bemerkt in keinem Fall einen bösartigen Eindruck machte.

Nein, er wirkte eher ein wenig zerstreut. Emery war nun schon einige Schritte weiter gegangen, als der Junge sich noch einmal in ihre Richtung drehte.

> Entschuldigung angenommen! < rief er ihr dann halb hinter her und ging Emery zwei Schritte nach.

Jetzt wusste sie wo sie hingehen würde, sie würde zur alten Ruine gehen, dort war sie sicher ungestört.

> Warte! < rief der Junge, und als ob ihm klar war, dass Emery nicht stehen bleiben würde, setzte er sich auch schon in Bewegung.

Er hatte nicht zwei weitere Schritte gebraucht um Emery einzuholen. Wieder völlig in ihrer Gedankenwelt eingetaucht, merkte sie gar nicht, dass der Junge mit ihr sprach, geschweige denn gerade neben ihr lief.

> Ich frage mich..., also... < setzte er einen weiteren Satz an und schaute gerade aus in die Ferne. Die Arme hatte er hinter seinem Rücken verschränkt.

>...wie ist das passiert? < setzte er seinen Satz fort, ohne auf eine Reaktion Emerys zu warten.

Diese schaute nun überrascht neben sich und konnte sich gerade noch rechtzeitig davon abhalten, wieder wie eine verschreckte Katze aufzuspringen, als sie den Jungen - welcher nun neben ihr her lief - bemerkte.

Emery hatte nicht die Absicht sich mit diesem Jungen einer Konversation zu unterziehen. Wahrscheinlich war sowieso nicht viel dahinter.

Sie legte noch einen „Gang" zu und hatte doch tatsächlich gehofft sie hätte ihn damit abhängen können. Jedoch hatte sie völlig aus den Augen verloren, dass dieser Junge gute vier Köpfe größer als sie selbst war und kein Problem mit der Geschwindigkeit hatte.

Im Gegenteil zu Emery.

Der Junge schien das Signal auch völlig zu übersehen.

> Du bist doch das Mädchen, dass nicht von hier ist?< fragte er überflüssiger Weise.

Emery stieß gereizt die Luft aus.

Wer sollte sie sonst sein? Etwa eine von ihnen?

Wohl kaum.

Erneut strich Emery sich eine Strähne aus ihrem Gesicht. Die Kapuze hielt sie noch immer mit ihrer anderen Hand fest.

> Ich wäre dir sehr dankbar wenn du mich allein lassen würdest. < antwortete sie also nur und schaute dabei auf ihre zertretenen Schuhe.

> In Ordnung. < antwortete er und hob seinen Zeigefinger in die Luft.

Emery fühlte wie sich Erleichterung in ihr breit machte. Sie wollte einfach nur schweigen und zu ihrer ersehnten Ruine gehen. Wo sie sich in den Windschatten der Mauern setzten würde und in ihren Gedanken versinkend die Zeit vergaß.

>...allerdings nur, wenn du mir sagt wie du es angestellt hast. < sprach er weiter auf Emery ein, welche sich ein Augen rollen nicht verkneifen konnte.

> Von was redest du da überhaupt? < stellte sie eine Gegenfrage, mit noch immer leicht gereizten Unterton in ihrer Stimme. Im Moment hatte sie doch tatsächlich andere Pläne, als einem Jungen seine verschlüsselten Fragen zu beantworten.

> Also wirklich, nun stell dich mal nicht dümmer als du bist. < sagte der Junge belustigt.

Ob das ein Kompliment war oder nicht konnte Emery in diesem Moment nicht recht einschätzen, denn sie wusste tatsächlich nicht was der Junge von ihr wollte.

Wollte er wissen wie sie es geschafft hat sich den Rücken an einer Steinmauer zu stoßen?

Allein der Gedanke daran ließ ihre Hand zu ihrem malträtierten Rücken schnellen.
Oder wollte er wissen wie sie geschafft hatte nach zehn Jahren noch immer hier zu sein?

Emerys Wangen färbten sich ins rötliche vor Ärger, dass der Junge sie nicht einfach mit ihren Gedanken allein lassen konnte.

Jetzt fühlte sie sich dank ihm auch noch dumm. Sie blieb so ruckartig stehen, so, dass der Junge noch ein paar Schritte weiter ging.
Emery holte tief Luft, um ihre Lungen mit ausreichend Sauerstoff zu füllen. Denn an dem mangelte es ihr grade.

Die Kapuze zog sie sich wieder ein Stück tiefer ins Gesicht.

> Jetzt hör mir mal gut zu, ich habe keine Ahnung was du von mir erwartest, aber ich gehe jetzt allein weiter. <

Dem Wort „allein" verlieh sie besonders viel Nachdruck.

Der Junge kratze sich verlegen am Kopf und wippte von seinen Zehenspitzen auf seine Fersen, unentschlossen was er als nächstes tun sollte. Seine braunen Augen musterten Emery erstaunt über diese unerwartet harschen Worte.
Als er jedoch noch immer neben ihr stand hob diese ihren Kopf und schaute den Jungen auffordernd an, um ihm noch einmal klar zu machen, dass er nun zu gehen hatte.
Dieser brabbelte noch etwas unverständliches vor sich hin, drehte sich um und ließ Emery allein zurück.

Zufrieden atmete sie die Luft des anliegenden Waldes ein.
Wenn diese Leute hier unhöflich waren beschloss sie ab dem heutigen Tag ein Spiegel zu sein, der das Verhalten der Einwohner reflektierte.
Sie musste sich zurückhalten um sich nicht triumphierend auf die Schulter zu klopfen.

. . .

Es war bereits kurz nach der Dämmerung als Emery von der Ruine zurückgekehrt war.
Sie stieg die drei Treppenstufen zu ihrem Haus hinauf und öffnete schwungvoll die Tür.

Das warme Licht der Kerzen kam ihr aus der Küche entgegen. Ebenfalls der wohltuende Geruch frischen Kamillentees, den ihre Mutter immer kochte.
Emery nahm ihren Mantel und hing ihn an den spärlichen Kleiderständer, der bald drohte umzukippen. Ihre Schuhe stellte sie in das kleine hölzerne Schuhregal.

Auf dem Küchentisch welcher sich nun vor ihr befand, stand eine große aus Ton gefertigte Teekanne.
Diese befand sich wiederum auf einer kleinen Erhöhung über einer Kerze um den Tee darin warm zu halten.

Sie goss sich etwas von dem Tee in eine Tasse und lief damit in das warme Wohnzimmer.
Emery sah nach oben und erblickte ihre Eltern, die auf dem Sofa saßen und etwas zu besprechen schienen.
Harriet bemerkte ihre Tochter als erste, nachdem sie sich kaum hörbar geräuspert hatte. Emerys Eltern hörten prompt auf zu reden, und schauten ihre Tochter an.

> Ich bin zurück. < bemerkte sie überflüssiger Weise, als hätten ihre Eltern dies nicht schon längst bemerkt. Doch sie wusste nicht wie sie die Stille sonst hätte brechen sollen.

> Schön. < ergriff ihr Vater das Wort.

> Wo warst du denn? < setzte er seinen Satz dann fort.

Emery machte es sich auf den großen, alten Ohrensessel bequem, welcher gegenüber dem olivfarbenen Sofa stand.
Bevor sie ihrem Vater eine Antwort gab, nippte sie an ihrer heißen Tasse. Sofort wurde ihr Körper von einer unbeschreiblichen Wärme durchströmt, die ihr gut tat.

> Ich war bei der alten Ruine. < erklärte sie dann kurz und ließ die Tasse zwischen ihren kalten Händen verweilen.

Sie nahm noch einen weiteren großen Schluck. Ihr Vater schmunzelte.
Er wusste, dass es ihr Lieblingsplatzt auf dieser Insel war.
Wenn er lachte, sah er gleich um einige Jahre jünger aus, als hätte er die Macht über Zeit und Raum. Auf Emerys Lippen schlich sich ebenfalls ein Lächeln.

Ihre Mutter schaute in Gedanken versunken ins Leere, in genau diesen Momenten hätte Emery schwören können, ein Spiegel währe vor ihr aufgestellt worden.

Denn oft genug saß auch sie so da, wenn ihr etwas durch den Kopf ging und sie nicht allein lassen wollte.

Harriet hatte ihr diese Eigenschaft wohl vererbt und oft genug war sie dafür dankbar.
Denn so konnte sie für kurze Zeit an einem anderen Ort sein, als auf St. Deavrest.

Langsam stand Harriet auf und nahm die zwei leeren Tassen von sich und ihrem Mann Noah in jeweils eine Hand.

Sie schlängelte sich zwischen Tisch und Sessel durch und lief in die angrenzende Küche.

Wo das spärliche Licht der Glühbirne alles in ein gelbes Licht tunkte, als wäre sie die Sonne höchst persönlich.

Emery schaute ihr nach.

Ihre Mutter nahm die schwere Kanne von der Erhöhung und füllte beide Tassen großzügig bis zu Rand.

Vorsichtig stellte sie diese dann auf ein kleines Tablett, zusammen mit ein paar Butterkeksen. Welches fast die ganze Anrichte einnahm und stellte sie auf dieser ab.

> Ich dachte das könnte dir vielleicht ein wenig gut tun, nach dem langen Tag. < brachte Emerys Mutter den ersten Satz seid sie zurück war hervor und reichte ihr einen der Butterkekse.

> Danke. < sagte sie und nahm den Keks an.

Doch bevor sie den Keks verdrückte schaute sie ihre Mutter durchdringend an.

> Ist etwas passiert? < fragte Emery schließlich.

Ihre Mutter erwiderte ihren Blick nicht und schaute ausweichend zu Noah.

> Wie kommst du darauf, dass etwas passiert ist? < fragte Harriet dann mit gespielter Überraschung, und strich sich ihr offenes Haar nach hinten, welches ihr lockig im Gesicht hang.

Emery konnte es nicht fassen.

Als ob sie nicht bemerken würde dass hier etwas in der Luft lag.

> Ich bin kein kleines Kind mehr, ihr könnt mir erzählen wenn es ein Problem gibt. < antwortete Emery mit ruhiger Stimme.

Wieder viel Harriets Blick auf ihren Mann Noah.

> Das wissen wir natürlich, schließlich haben wir dich ja auch schon lange am Hals. < erklärte ihr Vater spielerisch um die ganze Situation etwas aufzulockern.

Doch Emery hatte nicht die Absicht nachzugeben, wie es ihren Eltern nun wohl am liebsten wäre.

Die erhoffte Erlösung kam ihnen grade wie gerufen. Denn als Harriet sich grade nach einer Ausrede in ihrem Kopf um suchte, erklang schrill und durchdringend das laute Trillern der Klingel.

Emery fuhr erschrocken hoch und verschüttete dabei versehentlich ein wenig,
von dem noch immer heißen Kamillentee, auf ihren beigefarbenen Rock.
Die Augen ihrer Mutter weiteten sich nur kurz, dann nutze sie ihre Chance, um aus dieser Situation zu fliehen und hastete eilig zur schweren Eichenhaustür.
Emery schaute ihr verwundert nach bis sie um die Ecke verschwand.

Wer sollte das sein?

Sie warf ihrem Vater nur einen fragenden Blick zu, welcher nur mit einem Schulterzucken antwortete. Er musste wohl ebenso verwirrt sein wie Emery selbst.

Aus dem Flur drang leises Gemurmel.
Es schien als wären gleich mehrere Personen vor der Tür.

Emery wurde hellhörig als die Stimme ihrer Mutter klar wie die eines Engels hervorstach.

> Nein, nein, es tut mir leid ich kann ihnen nicht weiter helfen. < das Gemurmel verschwamm immer mehr ineinander und wurde zwar kaum hörbar lauter, aber Emery konnte mindestens eine weitere Stimmen heraushören.

> Nein, ist sie nicht. < sagte Harriet mit einer noch überraschend festen Stimme, die wohl sie selbst nicht erwartet hätte.

Harriet war überfordert, zwei Leute die wie wild auf sie einredeten, von dem sie nichts hören wollte. Wenigstens war die dritte Person still.

Sie wollte nicht mehr über dieses Thema sprechen und wollte die Tür einfach schließen,
doch dass ließen die beiden hochgewachsenen Gestalten nicht zu.

Noah war ebenso wie Emery hellhörig geworden.

Es waren bereits einige Minuten verstrichen und die Stimme Harriets war unter den anderen Stimmen untergegangen.

Ihr Vater wartete noch ein paar Sekunden und lauschte.
Dann stand er mit ernster Miene auf.

Bevor er ging stellte er seine halbleere Tasse klirrend wieder auf das Tablett.

Er strich sich sein Hemd zu Recht, während er in Richtung Flur lief.

> Entschuldigung die Herren. < übertönte Noah alle Stimmen und es kehrte für einen kurzen Moment Stille ein. Erst später bemerkte er die Frau die ruhig neben ihnen stand.

> Gibt es etwa ein Problem? < fragte Emerys Vater weiter.

Seine dunkle Stimme klang gefasst.

Für einen Moment spielte sie mit dem Gedanken, auch noch in den engen Flur zu treten, doch verwarf diesen ihn sofort wieder.

Was hätte sie schon ausrichten können wenn es ein Problem gab, mit dem selbst ihr Mutter allein nicht zurechtzukommen schien.

Allerdings musste es doch um sie gehen, in dieser Art Streitgespräch.

Nun saß sie hier also, allein und wartete darauf, dass die - scheinbar ungebetenen Gäste - wieder verschwanden und Emery ihr eigenes Gespräch mit ihren Eltern weiter führen konnte.

Im Flur musste es wohl eine ziemliche Debatte geben.

Um was es bei ihr ging würde Emery nur zu gerne wissen.

Denn sie hatte nicht nur die Fähigkeit tief in Gedanken zu versinken von ihrer Mutter geerbt sondern auch ihre Neugier.

Hibbelig wie ein kleines Kind an Weihnachten saß sie in ihrem Sessel.

Die Neugier keimte immer mehr in ihr auf.

Emery versuchte an etwas anderes zu denken, an etwas was sie ablenken konnte.

Ohne es wirklich zu registrieren, hatte sie sich von ihrem Platzt erhoben und lief in Richtung Flur. Emery schlich auf Zehenspitzen, sie wollte nur sehen wer da vor ihrer Tür stand.

Als sie am Anfang des kurzen Flures stand, sah sie nur drei Paar Beine der Rest wurde von dem breiten Rücken ihres Vaters verdeckt.

Ihre Mutter stand eingeengt neben ihm und schaute von ihrem Mann zu den Leuten vor der Tür.

Noch ehe sie versuchen konnte die Leute zu sehen, drehte sich Harriet zu ihr um.

Ihr Blick verfinsterte sich schlagartig, und Emery erschrak über die kalte Strenge die sich im Gesicht ihrer Mutter ausgebreitet hatte.

Noch nie in fünfzehn Jahren hatte sie ihre Mutter so gesehen.
Harriets Lippen formten ein stilles

> Geh. <

Emery schluckte schwer, um zu versuchen den Klos in ihrem Hals, der sich vor Aufregung gebildet hatte loszuwerden.

Erfolglos.

Emery nickte ihrer Mutter leicht und verunsichert zu. Sie lief ein paar Schritte rückwärts. Dann viel ihr Blick auf eine Frau, im ungefähren Alter ihrer Mutter.

Die Frau an der Tür warf Emery einen verunsicherten Gesichtsausdruck zu, diese lief schnell zurück zu dem Sessel,
auf dem sie hätte sitzen bleiben sollen. Auf dem sie ihre Butterkekse hätte essen und einfach still ihren Tee trinken sollen.

Anscheinend waren es doch nicht nur Männer gewesen.
Nervös spielte Emery an ihren Fingernägeln.

Was war da draußen nur los?

Allein wenn sie an den Blick dachte, den Harriet ihr zugeworfen hatte, lief es ihr eiskalt den Rücken hinunter.

Weitere fünf Minuten verstrichen, in denen Harriet und Noah noch immer im Flur standen und die Leute versuchten wegzuschicken.

Und in denen Emery still und mit leeren Kopf auf ihrem Sessel saß.

Die Beine hatte sie mit ihren Armen fest umschlungen.

> Wir können ihnen leider nicht weiter helfen. < erklärte Noah zum wiederholten Male.

Im nächsten Augenblick fiel die Tür laut ins Schloss und alle Gespräche waren verstummt.

Ihre Eltern kamen langsam wieder aus dem Flur.

Es herrschte plötzlich eine beunruhigende Stille. Noah strich sich mit der Handfläche über seine Stirn als hätte er Kopfschmerzen.

Harriet stieß erschöpft die Luft aus.

Das Gespräch hatte wohl beide ziemlich mitgenommen. Emery saß noch immer still auf dem Sessel, und traute sich kaum zu atmen.

Dann wandte sich ihr Vater an sie, und schaute sie erschöpft an.

Er sah aus als hätte er mehrere Nächte nicht geschlafen und das viel Emery erst jetzt auf.

> Am besten du gehst jetzt nach oben, es ist schon spät. < sagte er dann und ließ seine Hand hinter sich in Richtung Treppenhaus schwingen.

Emery folgte der Hand und sah einen Brief versiegelt, mit rotem Siegel zwischen den Fingern ihres Vaters.

Sie hatte jedoch nicht die geringste Lust zu erfahren was sich in ihm befand.

Nicht mehr heute.

Emery nickte stumm, stand auf und ging.

> Gute Nacht Emmi. < Harriet sah ihrer Tochter hinterher und hatte bereits erwartet keine Erwiderung darauf zu bekommen.

Sie drehte sich auch nicht noch einmal zu ihrer Mutter um.

„Gute Nacht", dachte Emery abwertend, als wären diese Worte eine Beleidigung gewesen.

Sie erschienen ihr in Anbetracht der Situation einfach nicht angebracht.

Was war nur los mit ihrer Mutter.

Sie beschlich der erschreckende Gedanke ihre Mutter kaum zu kennen.
Denn die Seite, die sie seit den letzten Tagen von ihr zu Gesicht bekam, war Emery völlig fremd.

Mit dieser Seite wollte sie auch nicht bekannt werden, denn diese Seite von ihrer Mutter schien unendlich kalt.

Bevor Emery in einen tiefen Schlaf viel, fragte sie sich was da unten im Flur wohl geschehen war.

Es musste wichtig gewesen sein.

So wichtig, dass die Dorfbewohner zu ihrem Haus kamen, und Emery nichts davon erfahren durfte...

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