10. Kapitel
„Angst ist Gift für die Seele. Die Seele braucht Geborgenheit."
Unbekannt
* * *
Das Blut raste durch ihre Adern. Schweiß lief ihr kalt über die Stirn.
Ihr Atem ging flach.
Sie rannte, sie rannte schnell und warf immerwieder angstgeträngte Blicke hinter sich.
Lange würde es nicht mehr dauern und sie würde vor Erschöpfung in Ohnmacht fallen.
Währe sie doch still geblieben, währe sie nur nicht in den Wald gegangen wie man es ihr gesagt hatte. Hätte sie sich nicht gegen die Insel und ihre Bewohner verschworen.
Niemand würde ihr zur Hilfe kommen, denn sie wollten, dass das passierte.
Irgendwie musste man sie loswerden. Und nun blieb ihr nichts mehr übrig als im stockdunkel der Nacht den Ausweg des Waldes zu suchen, welcher ihr die ersehnte Sicherheit anbot.
Ihre Lungen brannten wie Feuer, die Atemszüg wurden mit jedemmal unerträglicher.
Hinter ihr, in einiger Entfernung - das Spürte sie - da war es und wartete.
Ernährte sich von ihrer Todesangst.
Ergözte sich an dem Anblick wie die hilflose Frau um ihr Leben flehte und bettelte, und wie sie rannte. Wie ihre Schritte mit jedemal an Geschwindigkeit verloren, und sie selbst an Orientieren.
Und es wartete noch ein wenig, es wartete bis die Frau vor Erschöpfung in sich zusammensackte und dann würde das Wesen den Säugling an sich nehmen.
Sie schrie und sie rief, sie rannte und weinte eiskalte Tränen.
Und doch wusste sie niemand würde kommen, niemand würde ihr helfen.
Und was währe wenn sie heute Nacht entkäme?
Man würde sie wieder festhalten, ihr das Kind nehmen und abermals in den Wald bringen.
Sie musste fliehen, doch nicht nur vor dem Wesen, sondern von der Insel.
Niemand würde erfahren, dass sie aus dem Wald entkam und ihrem Kind würde nichts geschehen. Das Kind in ihrem Armen schrie, es spürhte die Angst der Mutter und die Gefahr, die hinter ihnen lag.
Gerade als sie glaubte, sie würde bewusstlos in sich zusammen sacken, viel das Licht der Straßenlaternen durch das Dickicht.
Sie warf einen weiteren Blick hintersich und fühlte die Presänz.
Doch keimte neue, ihr kraftgebende Hoffnung in ihr auf.
> Wir schaffen es. Wir entkommen dem Wahnsinn. < flüsterte sie ihrem Kind zu, welches aufhörte zu schreien.
Die Frau lief wieder schneller.
Und als sie endlich am Rande des Waldes angekommen war, fiel sie auf die Straße.
Sie sank zu Boden, ihr Kind fest in ihren Armen.
Sie weinte.
Es waren Tränen der Freunde.
Sie sah zum Himmel hinauf, dankte den Sternen für ihre Barmherzigkeit und weinte noch immer.
> Wir sind sicher. < flüsterete sie schluchzend als könnte sie selbst es noch nicht fassen.
Sie schloss die Augen und verharrte so einige Zeit auf der kleinen Straße.
> Es tut uns leid Miss. Aber das können wir nicht zulassen. < eine tiefe Männerstimme erklang hinter ihr, gefolgt von Schritten.
Langsam drehte sie ihren Kopf.
Ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen.
> Nein..., nein. Bitte! < ihre Unterlippe zitterte und sie presste ihr Kind noch ein wenig fester an sich. Die Frau krümmte sich zusammen und wiegte sich leicht vor und zurück.
Ihre Augen waren vom weinen verquollen und rot. Ihre Haar verpfilzt.
Eine verklebte Haarsträne hing ihr ins Gesicht.
Ein alter Mann trat in den Schein der Straßenlaterne und lächte bedauernd.
> Los nehmt ihr das Kind ab. < forderet er dann kühl ohne weiter Zeit zu verschwenden.
Drei weitere großgewachsene Gestalten traten aus der Dunklheit und liefen in zügigen Tempo auf die Frau zu.
> Nein..., nein..., bitte nicht. Lasst uns gehen, ich werde nichts verraten. < flehte sie erschöpft.
> Das kann ich leider nicht tun, das wissen sie doch. < erklärte der alte ungerührt und lehnte sich auf seinen Gehstock.
Im Laternenlicht nahm sein langer Bart einen silbernen Glanz an, als habe er den Mond gestreift.
> Nehmt mich! Verschont mein Kind es ist doch noch so klein. < schluchzte die Frau.
Der Mann kam zwei Schritte auf sie zu und lachte wieder belustigt.
> Sie Miss, brauchen wir doch garnicht. <
Einer der Männer nahm ihr das Kind aus den Armen.
Die Frau wollte hinterher stürzen und es wieder an sich zu nehmen.
Doch von rechts und links packten sie zwei starke Arme und hielten sie fest.
Die Frau war erschöpft und konnte sich nicht weiter wehren.
Sie zitterte am ganzen Körper.
Das Kind schrie.
Der Mann brachte dem Alten den Säugling und er sah es sich genau an.
> Ich denke es könnte das Richtige sein. < murmelte er vor sich hin.
> Aber Sir, das sagten sie doch bereits bei all den anderen Kindern auch. < wiedersprach der Mann mit dem Kind in den Armen vorsichtig.
> Nein, diesmal bin ich mir sicher. < mit diesen Worten schleiften die zwei Männer die junge Mutter davon und die anderen liefen mit dem Kind zurück in den Wald.
> NEIN! NEEIIIN! < sie schrie sich fast die Kehle aus dem Laib, und verstummte erst als sie in Ohnmacht versetzt wurde.
* * *
Schweiß gebadet wachte Emery in ihrem kalten Zimmer auf und war noch nie in ihrem Leben so froh gewesen aus einem Traum erwacht zu sein als diese Nacht.
Sie erinnerte sich schon garnicht mehr genau an das Gesicht der Frau nur erinnerten sie die Züge an eine Junge Version Mrs. Bostwicks, die Frau die vor ein paar Tagen mit den zwei Männern im Sekretariat der Schule auf sie gewartet haben. Generell schien alles jedoch in ihrem Gedächtnis mit der Zeit die sie wach war wieder zu verblassen.
Ein Satz aber schwirrte ihr unerklärlicher Weise unaufhörlich im Kopf herrum.
"Die Frau dachte, dass dies das Schrecklichste war was jemals geschehen würde, doch dann kam ihr Kind zurück..."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro