IV. Nur ein Lord
Vor dem Gasthaus erwarteten ihn bereits die Grauen Männer, Lairgwen angespannt, Radcliffe mürrisch. Ellestreys Soldaten redeten leise miteinander. Sir Isak versuchte, Sir Bruna in ein Gespräch zu verwickeln, doch sie antwortete nur einsilbig und blickte versonnen hinauf in den Nachthimmel. Pryce kam mit zwei jungen Männern dazu, einer trug ein rostiges Schwert am Gürtel und einen Speer in der Hand, der andere trug einen Bogen und einen Köcher voll Pfeile bei sich.
„Sind das deine Freiwilligen, Pryce?", wollte Lairgwen wissen.
„Aye, das sind Chives und Alan. Wollen sich beweisen." Der Bauer klang besorgt.
Chives nickte eifrig, doch Solofar konnte trotz der Dunkelheit seine Angst erkennen. „Wir wollen kämpfen, Sir. Wir müssen beweisen, dass Hamley weiß, wie man sich verteidigt."
„Ich hoffe, ihr wisst, worauf ihr euch einlasst. Ich will nicht so weit gehen und das kommende Handgemenge als Krieg zu bezeichnen, aber es ist dennoch gefährlich, und es kann sein, dass ihr nie wieder zurückkommt", warnte der Graue eindringlich.
„Es sind schon stärkere und bessere Männer als ihr an den Raventowers gestorben", fügte Radcliffe hinzu.
„Wir werden kämpfen", beendete Chives die Diskussion.
„Und ihr müsst uns schon wie kleine Kinder zurück nach Hause zerren, wenn ihr uns davon abhalten wollt", endete Alan und umklammerte seinen Bogen fester.
Sir Bruna stieß ein tiefes Seufzen aus. „Sagt nicht, wir hätten euch nicht gewarnt."
Lairgwen bedachte beide mit einem langen Blick, dann trat er voran und winkte Chives zu sich. „Du zeigst mir den Weg. Und zwar schnell und leise."
Chives wirkte immer noch ein wenig ängstlich, doch nahm nur seinen Speer und ging voran. Er führte sie über Felder und einen kleinen Bach und schließlich in die schier undurchdringliche Dunkelheit des Waldes hinein. Man kann kaum die Hand vor Augen sehen. Dennoch marschierte der junge Bauer zielstrebig voran, die Soldaten fluchten gedämpft, einer stolperte, sein Kettenhemd rasselte laut.
Lairgwen fuhr zu ihm herum. „Pass auf, wo du hintrittst, Mann. Noch sind wir weit vom Bergfried entfernt, aber wenn dir das noch mal passiert, werden wir überrascht statt sie!"
Verärgert und etwas kleinlaut erhob der Soldat sich wieder, murmelte eine Entschuldigung und setzte seinen Weg fort. Sir Bruna stieß sich den gepanzerten Ellenbogen an einem Baum, doch Solofar bedachte sie mit einem strengen Blick, bevor sie laut fluchen konnte, und sie beließ es bei einem scharfen Einatmen.
Deswegen töte ich lieber allein. Eine größere Gruppe ist so unauffällig wie ein Drache mit umgehängten Priesterlaternen. Allein gibt es niemanden, der einen aufhält, noch jemanden, der einen verraten könnte. Doch gegen eine so große Gruppe wie die, die mich dort erwartet, ist es leichter, mit Unterstützung anzurücken.
Der Alte Bergfried lag inmitten einer von Büschen und Gestrüpp umgebenen Fläche, durchsetzt von Felsbrocken, Steinen und den Überresten verkohlter Häuser. Holzbalken und niedrige Mauern erhoben sich aus platt getretenem Gras, umrankt von Efeu und anderen Kletterpflanzen. Leere Fenster und Türöffnungen gähnten in den wenigen noch stehenden Wänden. Der Turm selbst war ebenfalls nunmehr eine Ruine, kaum fünf Manneslängen hoch, mit zwischen den Steinen sprießenden Gräsern und Ablegern. An einer Seite war die Wand von den Zinnen bis auf eine hüfthohe Mauer abgebrochen, die Steine lagen überall verstreut. Ein paar wenige Fackeln steckten im Boden und ließen die tiefen Schatten der kampfbereiten Männer über die Mauern huschen. Die Raventowers saßen auf Bruchsteinen und auf dem Boden, schärften Schwerter, flickten Rüstungen und scharten sich im Rund des Turms um ein kleines, kaum sichtbares Lagerfeuer. Einige wenige blickten aufmerksam ins Dunkel, während die Stimmen und das gedämpfte Lachen über die Lichtung klang.
Lairgwen blickte angespannt zu den rastenden Männern, zu ihren Waffen und ihren Rüstungen. „Ich werde kundschaften", flüsterte er. „Wartet hier. Seid absolut leise. Keine hellen oder blitzenden Dinge." Er wandte sich um und verschwand in der Dunkelheit.
„Lord Darke, ohne Euch zu nahe treten zu wollen, mit hellen Dingen meinte er sicher auch..." Radcliffe verstummte verlegen und deutete auf Solofars Gesicht.
„Ich werde sie nicht ablegen. Doch es sei Euch gesagt, dass sie mich nicht verraten wird." Solofar blickte ihn scharf an. Ich habe viele Kreaturen getötet, während ich die Maske trug. Und selbst wenn sie mich finden sollten, bevor ich sie finde, werden sie kaum lange genug leben, um sich zu wundern. Der Tanz der Klingen, wie er in Nyradon bekannt ist, soll sich ihrer annehmen.
Radcliffe zuckte mit den Schultern und blickte hinaus auf die Lichtung. „Wie Ihr wollt. Wenigstens ist Euer Fell schwarz. Und Eure Kleidung auch."
So schwarz wie meine Seele, behaupten einige. Ich halte es für ein Gerücht.
Endlose Augenblicke verstrichen. Sir Bruna flüsterte ein Gebet, während Sir Isak nervös zu den Räubern sah. Solofar sah das Zittern seiner Hände. Die Soldaten hockten hinter einem dichten Strauch und schienen etwas zu besprechen, während die beiden Männer aus dem Dorf ihre Waffen umklammerten.
Plötzlich knisterte etwas in den Büschen neben Solofar, und seine Hand mit dem Parierdolch darin schoss vor, noch bevor er wusste, was er tat. Eine Handbreit vor Lairgwens überraschtem Gesicht erstarrte die Waffe. „Ich sehe, Mylord, dass Ihr wisst, was Ihr tut", flüsterte er und drängte sich an der Waffe vorbei in die Mitte der Gruppe. „Es sind dreiundzwanzig. Es gibt viele Ruinen, die ihnen und auch uns Deckung bieten können. Sie sind natürlich nicht dumm und haben Wachen aufgestellt. Die wenigsten sind wirklich aufmerksam. Sir Bruna, Ihr nehmt Chives und nähert euch ihnen von Norden. Dort ist eine Ruine, von der nur noch die Umrisse zu sehen sind, und dort werdet ihr angreifen. Wenn wir euch hören, werden ich und Radcliffe von Westen angreifen, ebenso wie Sir Isak, Lord Darke und Master Alan von Osten, und zuletzt die Herren unter Ellestrey von hier aus. Unsere Angriffe werden sie verwirren, hoffentlich genug, um sie aus dem Bergfried zu locken. Tötet zunächst so leise Ihr könnt, bis es nicht mehr anders geht."
„Was ist mit den Geiseln?", fragte Radcliffe.
„Um die kümmern wir uns." Lairgwen lächelte ihn aufmunternd an, und sein Kamerad zog eine mürrische Grimasse.
„Und wenn sie nicht aus dem Turm kommen?", hakte einer der Soldaten nach.
„Überlasst den Bergfried mir", meldete Solofar sich zu Wort. Die Flaschen mit dem Goldfeuer drückten unter seinem Umhang gegen seine Brust.
Lairgwen bedachte ihn mit einem skeptischen Blick, doch beließ es dabei. „Wenn Ihr meint. Bezieht eure Positionen. Viel Glück."
Die Gruppe zerstreute sich, und Alan führte Solofar und Sir Isak zur Ostseite der Lichtung. Mürrisch musterte der Ipotame den Ritter und den jungen Dorfbewohner. Ich habe ein unverschämtes Pech, dass ich mit dem Ehrenhaften und dem Unfähigen zusammenarbeiten muss. Wenn Levitas sich anmaßt, mich vom Töten abzuhalten oder gar meine Mittel verurteilt, wird er den Nesselbrand spüren. Ich werde die Hälfte der Arbeit machen müssen, wenn Master Alan sich nicht als erbarmungsloser Mörder herausstellt. Beide werden sich bei diesem blutigen Geschäft zurückhalten. Unzufrieden musterte er den Dorfbewohner, der mit gezücktem Bogen voranschritt, den ersten Pfeil bereits eingehakt. Wenigstens ist er leise wie eine Maus, das muss man ihm lassen.
Die Ruinen waren schwarze Wände vor dem goldenen Flackern des Feuers dahinter. Die Umrisse der Raventowers zeichneten sich vor ihnen ab. Von ihrer Ausgangsposition sah Solofar drei in unmittelbarer Nähe, einen Bogenschützen, der erhöht auf einer Mauer saß, und zwei weitere, einer mit einem Schwert, der andere mit einer Axt. Etwas weiter entfernt standen zwei weitere vor der zerbrochenen Mauer des Bergfrieds, einige Schatten liefen im Kreis des Turmes umher.
Der Bogenschütze muss zuerst sterben. Er ist der gefährlichste von uns allen. Gut, dass wir auch einen in unseren Reihen haben. Zwar trug Solofar eine Pistole mit sich, doch ihr Schuss würde über die ganze Lichtung hallen.
„Master Alan, du musst als erstes den Schützen auf der Mauer töten. Bleib danach in Deckung. Verfehle ihn nicht", wies er den Mann an, und er nickte furchtsam. „Sir Isak, Ihr werdet den Mann mit der Axt übernehmen."
Sir Isak blickte ihn unbehaglich an. „Ich bin nicht..."
Solofar unterbrach ihn. „Ich kämpfe mit einem Rapier. Mit Eurem Langschwert könnt Ihr mehr gegen eine Axt ausrichten als ich."
Der Ritter verstummte und blickte zu Boden.
Durch eine Lücke zwischen den Ruinen konnte Solofar sehen, wie ein Schatten, dem Körperbau nach Sir Bruna, auf zwei weitere Wachen losging. Erste Schreie erhoben sich, das Klirren der Waffen zerriss die angespannte Stille der Nacht in Fetzen.
Neben Solofar spannte Alan mit geübten Handgriffen seinen Bogen, und warf dem Ipotame einen schnellen Blick zu. Solofar nickte, und Alan ließ die Sehne los.
Der Pfeil traf den Schützen im Hals. Sein gurgelndes Kreischen verklang, als er rückwärts von der Mauer fiel und aus dem Sichtfeld verschwand. Der Junge weiß, was er tut. Solofar winkte Sir Isak zu sich, und zusammen stürzten sie aus der Deckung auf die Wachen zu. Ein Pfeil schoss an Solofar vorbei und verfehlte den Schwertkämpfer um Haaresbreite.
Solofar nutzte sein Zucken und den kurzen Blick hinter sich, um anzugreifen. Im letzten Moment hob der Mann sein Schwert, einen schweren Säbel, und parierte Solofars gezielten Schlag. Funken sprühten. Solofar wehrte seinen erneuten Angriff mit dem Dolch ab und landete einen kleinen Schnitt an seinem Bein. Der Räuber zuckte zusammen, doch ließ sich nicht beirren. Ein zweiter kam hinzu, ein junger Kerl mit einer Hellebarde, und wurde im gleichen Moment von einem Pfeil in die Brust getroffen. Solofar schlug dem langsamer werdenden Mann die Klinge aus der Hand und schnitt ihm mit einem schnellen Streich die Kehle durch. Ein gnadenvoller Tod, bevor der Atem der Skorpia ihn erstickt.
Aus den Augenwinkeln sah er bereits die Soldaten von Ellestrey angreifen und glaubte, einen Blick auf Radcliffe zu erhaschen, doch der Graue verschwamm ebenso schnell wieder mit der Dunkelheit, wie er erschienen war. Hinter ihm kämpfte Sir Isak immer noch mit dem Axtkämpfer. Solofar trat auf ihn zu und rammte dem Mann den Dolch in den Nacken. Er erstarrte und sackte tot in sich zusammen, sein Gesicht in ewigem Unglaube verbleibend.
„Sir Isak, dies ist nicht der Turnierplatz. Tötet, oder sterbt. Auch dies ist die Aufgabe des Ritters. Die Schwachen zu schützen, auch mit dem Tod", belehrte er ihn, wirbelte mit rauschendem Umhang herum und griff die beiden anderen Räuber an, die sich ihnen genähert hatten.
Seine Klinge täuschte einen hohen Angriff an, gezielt auf die Kehle, während er den Dolch auf die Magengegend führte. Der Mann durchschaute sein Spiel und wich zurück, die Spitze von Solofars Rapier wischte nur einen Fingerbreit an seinem Gesicht vorbei, während der zweite, eine Muskete in der Hand, seine Waffe spannte und anlegte. Solofar sprang auf ihn zu, am Lauf der Waffe vorbei, schlug mit dem Dolch das Gewehr hinab und schlitzte dem entsetzten Schützen den Körper von der Hüfte bis zum Hals auf. Heulend fuhr er zurück.
Plötzlich zerrissen Schüsse das Klirren der Waffen, und Solofar spürte, wie eine Kugel seinen Hals streifte, eine zweite schlug unterhalb seiner Rippen ein. Dumpfer Schmerz flammte auf, zusammen mit dem weißen Aufglühen, das die Hitze der Kugel verursachte. Er stolperte einen Schritt zurück, nur um sofort wieder anzugreifen. Der andere parierte.
Er ist nicht schlecht – zumindest für einen Räuber in Murnersshire. Im Gegensatz zu einem Conte der Panthera ist er beklagenswert unbegabt. Er landete einen kleinen Schnitt am Handgelenk des Mannes, der diesen jedoch nicht im geringsten zu stören schien. Noch nicht. Solofar wehrte seinen Angriff mit dem Dolch ab und traf den gehärteten Lederpanzer des Mannes an der Seite. Mit einem schabenden Geräusch rutschte die Klinge ab, und der Mann zielte auf Solofars Kehle. Solofar tänzelte zur Seite, führte den Dolch mit Wucht abwärts und schuf eine tiefe Fleischwunde an seinem Ellenbogen. Der Mann fauchte spuckend, und sein Zischen ging in einen tiefen, animalischen Schrei unter, als der Nesselbrand sich in seinem Arm ausbreitete.
Solofar hörte charakteristische Klicken von entsicherten Waffen, und rettete sich hinter einen Mauerrest. Staub und Steinsplitter aufwirbelnd schlugen die Kugeln in die Ruine ein. Schnell und doch präzise wischte Solofar das Blut von seinen Waffen und schob sie in die Scheiden. Stattdessen nahm er zwei der Flaschen und schüttelte sie kräftig, das Feueröl darin zischte leise. Bevor die Männer im Bergfried nachladen konnten, stürmte er auf sie zu und warf beide Flaschen in das Rund des Turmes.
Brüllend explodierte eine Feuerwolke um die Männer und ließ das kleine Lagerfeuer zu einem Inferno werden. Flammen schlugen für einen Moment meterhoch in den Himmel, schleuderten Fetzen aus Stoff und Holz mit sich und erleuchteten die Lichtung beinahe taghell. Männer kreischten, als die Flammen die Pulverhörner erreichten und sie an ihren Körpern zerbarsten. Der Geruch nach verbranntem Fleisch breitete sich aus, zusammen mit dem stechenden Gestank des Feueröls. Die Luft schmeckte nach flammendem Tod.
Solofar erhaschte einen Blick auf einen der Ellestrey-Soldaten, der ihn entgeistert und zugleich beeindruckt anstarrte, während sein Gegner die Gelegenheit nutzte und ihm den Dolch ins Bein stach. Heulend brach er zusammen. Der Ipotame riss die Pistole aus seinem Gürtel, zielte und schoss.
Der Mann mit dem Dolch stolperte schreiend zurück, als die Kugel sein Schlüsselbein zerriss, und der Soldat durchtrennte ihm mit einem Streich die Kniesehnen. Der Räuber knickte ein und landete auf seinem Gegner, nur um sogleich die Faust zum Schlag zu erheben. Im gleichen Moment sprang der zweite der Soldaten auf beide zu und rammte ihm den Dolch in den Rücken.
Einer der Räuber, mit halb verbranntem Körper, taumelte mit erhobener Axt auf Solofar zu, benommen und beinahe über seine eigenen Füße stolpernd. Solofar wich seinem Schlag aus und schlitzte ihm den Bauchauf, und der Mann fiel.
In Erwartung eines weiteren Gegners wandte er sich um, doch statt Kämpfender übersäten Leichen die Lichtung, und die Verteidiger Hamleys ließen langsam ihre Waffen sinken. Der Soldat mit der Wunde im Bein wurde von seinem Kameraden versorgt, Alan trat vorsichtig auf die Lichtung, den Bogen schussbereit, und strich nervös um Ruinenteile und Tote herum, offensichtlich auf der Suche nach Chives. Radcliffe und Lairgwen hielten zwei Männer der Raventowers fest, der eine mit einem gebrochenem Arm, der andere mit blutüberströmtem Gesicht. Solofar horchte milde interessiert in ihre Richtung, während er ein Stück vom Hemd eines Toten abriss und sorgfältig seine Waffen säuberte.
„Warum sterben wir nicht?", keuchte der mit dem gebrochenem Arm, und schrie, als Radcliffe gegen seine Verletzung trat.
„Ihr sollt zu Raventower zurückkehren und ihm einen Gruß von den Grauen überbringen. Haltet euch von Hamley fern." Der zweite Mann zuckte in Radcliffes Griff, und Lairgwen hielt ihm sein Schwert an die Kehle. „Oder auch ihr werdet sterben, und alle, die mit euch kommen, ebenso."
„Ich habe keine Angst vor dir, Grauer Mann", knurrte der Blutige. Irgendwo hinter den Ruinen schrie plötzlich jemand auf.
Lairgwen zuckte nicht einmal. „Vielleicht vor mir nicht. Aber vor Rathbone wirst du Angst haben, und er ist es, der euch jagen wird, solltet ihr Hamely noch einmal angreifen."
Solofar erwartete ein hämisches Lachen, doch der Mann schwieg. Der Lord Kommandant der Grauen ist wohl genauso grausam, wie man von ihm behauptet, wenn allein sein Name für Angst und Schrecken sorgt. Der Schmerz der Wunde an seiner Seite schlug wütend die Klauen in sein Fleisch. Er riss einen weiteren Fetzen ab, träufelte ein paar Tropfen einer durchsichtigen Flüssigkeit darauf und presste sie auf die Verletzung. Gleißend hell strömte ein neuerlicher Speer aus Schmerz durch seinen Körper, und er biss die Zähne zusammen.
Radcliffe ließ die Kragen der Männer los, und sie erhoben sich vorsichtig. „Sprecht mit dem alten Raventower. Lauft, ihr Söhne pockennarbiger Huren, lauft, als würden eure Eier davon abhängen!", rief er, spöttische Freude in der Stimme, und die Räuber folgten seinen Anweisungen.
Lairgwen sah ihnen nach, dann wandte er sich um. „Keine weiteren Überlebenden, wie es aussieht", stellte er mit ein paar Blicken fest. „Was ist mit uns?"
Sir Isak trat auf ihn zu, den Blick gesenkt, das blutige Schwert zitternd in seiner Hand. Bis auf ein paar Kratzer im Gesicht war er unverletzt. „Sir Bruna ist tot. Erschossen." Er atmete bebend ein. „Diese Schusswaffen sind nicht eines Ritters würdig."
Solofar schnaubte, ohne, dass Levitas ihn hörte. Das mag sein, doch im echten Leben ist das Rittertum kaum mehr als eine Ehrenbezeichnung. Ein Titel, der einen gewissen Status anzeigt, doch er ist nichts mehr wert, und wer sich der neuen Welt nicht beugt, verliert gegen sie.
Radcliffe verschwand zwischen den Ruinen, und als er zurückkehrte, schien selbst er etwas erschüttert. „Chives hat es auch erwischt. Gewarnt haben wir sie." Er seufzte. „Die anderen sind leicht verletzt."
Lairgwen blickte betroffen in die Reste der Flammen. „Wir werden sie begraben", sagte er nur, dann erhob er sich und schritt auf Solofar zu. „Lord Darke."
Der Ipotame hob den Blick. „Master Lairgwen."
„Eure Fähigkeiten sind beachtlich. Wie ist es Euch gelungen, dieses", er blickte beeindruckt zu den letzten Flammen, die in den schwarzen Himmel leckten, „diese Hölle zu entfesseln?"
Solofar folgte seinem Blick. „Alchemie", erklärte er einsilbig.
Lairgwen blickte ihn an, versuchte, etwas in seinem Blick zu lesen, doch fand offensichtlich nichts. „Wer seid Ihr, Lord Darke?", raunte er schließlich, die Stimme voll fasziniertem Misstrauen.
Ich hätte es wissen sollen. Kämpfe bedeuten immer Aufmerksamkeit, und Aufmerksamkeit bedeutet lästige Fragen. Solofar erhob sich und schob seine Waffen an ihre Plätze. „Ich bin nur ein Lord aus Nyradon auf dem steinigen Weg nach Dalcaster."
~ ~ ~
Falsche Bescheidenheit, oh ja. Nun, sprechet zu mir! Was haltet ihr von Solofar Darkes erstem Abenteuer? Und, vor allem, was haltet ihr von ihm selbst?
Wenn ihr die nächsten paar Wochen nur in unregelmäßigen Abständen eure Updates bekommt - bitte verzeiht mir. Ich werde mich ins ferne Ausland, vielleicht ohne Internet, doch sicher ohne Computer, begeben.
Doch nun! Freuet euch auf den Rattenfänger, der nächste Woche (vielleicht) sein Debut feiern wird.
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