~ 4 ~
Frisch frisiert und geschminkt springe ich die Treppe herunter. Natürlich in dem neuen Kleid. Ich fühle mich gut.
Wenn ich mal ausblende, welche Bestimmung dieser Tag für uns alle hat...ja, dann geht es mir gut. Ein neues Kleid, fantastisches Wetter und diese Spannung in der Luft, dir ich so lieb.
Aber der Anblick meines Stiefbruders, in seinem steifen, grauen Anzug lässt mein Lächeln ersterben.
Er verzieht das Gesicht, als er mich in dem neuen Kleid sieht.
"Du bist einfach zu hübsch...für so einen Anlass..."
Es klingt fast wehmütig.
"Ach Finnik...", murmele ich.
Er zieht ermeut eine unzufriedene Grimasse.
"Schon gut, Löwe"
Ich kanns nicht mehr hören!!
"Finnik", wiederhole ich scharf, "kannst du mich nicht ein einziges, verdammtes Mal bei meinem richtigen Namen nennen!?"
Er zuckt etwas zurück. "Es tut mir leid....Jona."
Ich atmete einmal tief durch um mich zu beruhigen.
"Nein, schon gut. Du kannst ja nichts dafür. Und...ich mag den Spitznamen ja..ich weiß, dass du das wegen meiner Stärke sagst, aber...zumindest bei so ernsten Sachen solltest du...vielleicht..."
Er nickte leicht. "Verstehe schon"
Ich atmete lautlos aus „Gut..."
Mein Vater, der plötzlich aufgetaucht war, legte behutsam eine Hand auf meinen Rücken.
"Ihr müsst jetzt los", meinte er bedrückt.
Meine Augen fühlten sich plötzlich ganz feucht an.
Ich umarmte meinen schweigenden Vater. Er drückte mich verzweifelt an sich, so, als wolle er mich nie wieder loslassen.
Plötzlich klingelte es. Finnik, der am nähesten an der Tür stand, öffnete.
Eine traurig lächelnde Gwinn betrat unser Haus.
Ihr zierlicher Körper mit der gebräunten Haut war in ein sonnengelbes, knielanges und irgendwie kindliches Kleid gehüllt. Ihre braunen Haare hatte sie zu Locken gedreht und dann zu einem Zopf hochgesteckt.
In diesem Moment errinerte sie mich so sehr an Rue...
Ich sah sie und Katniss vor mir.
Ich sah, wie Rue in Katniss' Arme sank.
Ich sah, dass Katniss weinte und verzweifelt schrie.
Doch der Verlust ihrer treuen Freundin hatte sie nur noch stärker gemacht.
Ich verabschiedete mich von Jessie, die sich gleich darauf schluchzend in Finniks Arme stürzte.
'Irgendwann werde ich gezogen...', dachte ich, während ich mit Gwinn und meinem Stiefbruder das Haus verließ.
Wir reihten uns in die Massen von Kindern ein, die von Friedenswächtern regelrecht zum Marktplatz getrieben wurden.
Ärgerlich grummelte ich. Sie behandelten uns wie Vieh.
Die Friedenswächter halfen mit Peitschen oder Schlagstöcken nach, wenn jemand ihnen nicht schnell genug lief.
Gwinn schien richtig verschüchtert, doch in Finniks Augen konnte ich die blanke Wut aufblitzen sehen.
Er war genauso sauer wie ich.
So wollte er sich nicht behandeln lassen.
Wollte ich auch nicht.
Aber alles zu seiner Zeit.
Ich würde bis nächstes Jahr einen Plan haben, wie ich das alles aufhalten konnte.
Ganz sicher.
Die Friedenswächter drängten uns auf den steinernen Platz und befahlen uns barsch, wir sollen uns an einem der drei Stände anstellen und uns etwas Blut abnehmen lassen.
Gwinn tat ohne Zögern, was man von ihr verlangte, doch Finnik schüttelte verächtlich den Kopf und ließ sich Zeit.
Die Nadel in meiner Fingerkuppe tat mehr weh als ich dachte und als ich zusammen zuckte, lachte mich die strenge Frau, die mir das Blut abnahm, aus.
Entrüstet über den Vorfall stolzierte ich hinterher davon.
Ich stellte mich zu Gwinn und sah mich nach Finnik um.
Ich hatte ihn gerade entdeckt, als etwas anderes meine Aufmerksamkeit erregte.
Mein Blick schnellte zu der steinernen Bühne, auf der eine schrille Frau in lilafarbenem Kostüm, mit gleichfarbigem Haar gegen das bereits aufgestellte Mikrofon klopfte.
"Haallooo", flötete sie strahlend, "Ich bin Jodie. Eure Begleiterin. Ihr wisst ja alle, was euch jetzt erwartet, aber ich werde es trotzdem nochmal erklären"
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