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Sofort bekomme ich Schuldgefühle, auch wenn ich noch gar nichts getan habe. Aber ich werde jemanden zum Tode verurteilen müssen, ob ich will oder nicht. Schnell versuche ich mir einzureden, dass meine Entscheidung keinen Unterschied macht, dass sie unbedeutend gegenüber zehntausend anderen Entscheidungen ist. Aber genau das denkt sich vermutlich jeder Bewohner von Distrikt zwölf in diesem Moment. Und alle zusammen werden wir dafür sorgen, dass zwei Jugendliche sterben werden.
„Sicherlich werden Sie Fragen haben", greift der Präsident das enthusiastische Tosen der Menge im Kapitol auf. „Und Sie werden Antworten bekommen." Das Emblem des Kapitols auf dem Bildschirm hinter ihm verschwindet und sein Platz wird eingenommen vom grinsenden Gesicht eines jungen Mannes, den ich noch nie zuvor gesehen habe. Sein Aussehen ist Kapitol-typisch absurd: Seine Haare, Augenbrauen und selbst die Lippen haben die Farbe einer überreifen Orange. Dazu trägt er einen Anzug von tiefem Dunkelblau, der mit kleinen Lämpchen besetzt ist und mich an wolkenlose Nächte mit Heath im Wald erinnert.
  Snow stellt ihn als den neuen Moderator der Hungerspiele, Caesar Flickerman, vor und übergibt ihm das Wort. Was wohl mit seinem Vorgänger passiert ist? Wurde er dem Kapitol zu alt? Mochten sie seinen Humor nicht mehr? Oder war es etwas Persönliches? Riskant, gerade bei einem so besonderen Anlass ein neues Gesicht vor die gierige Menge zu stellen. Sicherlich wird er von hochrangigen Kapitolleuten ausgewählt worden sein, damit er nicht dem gleichen Schicksal unterliegt wie sein Vorgänger. Ich komme nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, denn Caesar beginnt mit seiner Erklärung.
  Die Auslese, wie sie ziemlich passend genannt wird, ist aufwändiger als die Ernte in normalen Jahren. Übermorgen werden sich alle möglichen Tribute auf dem großen Platz versammeln, wie üblich. Doch am Tag davor werden Friedenswächter durch die Distrikte laufen und an jeder Tür klopfen, um die Stimmen aller Bewohner des Landes ab zwölf Jahren einzuholen. Wir haben also noch einen Tag Zeit, das Opfer unseres Todesurteils auszuwählen. Eine scheinbar unmögliche Aufgabe. Wie könnte ich mich nur für zwei Kinder auf einer Liste von Unschuldigen entscheiden? Per Zufall? Das scheint mir noch das humanste zu sein. Aber andererseits - was ist, wenn meine Stimme einen zwölfjährigen Jungen trifft, nur etwas jünger als Hec? Ich werde all meine Ideale fallen lassen müssen, um zwei unter hunderten Namen auszuwählen. Und genau das ist das Ziel des Kapitols. Die Demütigung der letzten vierundzwanzig Jahre zu übertreffen, um uns das letzte Bisschen Menschlichkeit zu nehmen, das uns geblieben ist.
  Immerhin kann ich mir sicher sein, dass es im Endeffekt keinen meiner Brüder treffen wird. Alek hat bereits die sieben Jahre hinter sich, in denen sein Name bei der Ernte gezogen werden konnte. Und für Hector wird sich wohl kaum jemand mit einem angemessenen Maß an Mitleid entscheiden. Immer, wenn das Los einen Tribut jünger als fünfzehn Jahre trifft, finden das die Leute besonders grausam, denn sie haben nicht den Hauch einer Chance aufs Überleben. So wie vor zwei Jahren, als ein Mädchen gezogen wurde, das mir in der Schule - anders als alle anderen Menschen dort - aufgefallen ist. Sie war nur zwölf, hatte ihre blonden Haare immer zu zwei Zöpfen geflochten, und schien nicht wirklich in diese Welt zu passen. Zu klein, die Statur zu plump, und irgendwie unbeholfen. Alle wussten, dass mir ihr etwas nicht stimmte, aber niemand stellte Fragen. Sie starb in den ersten Minuten der Spiele. Ich kann mich noch genau an das Bild erinnern: ein Messer im Rücken, die blonden Zöpfe mit Blut befleckt. Mir war ihr Schicksal bereits in dem Augenblick bewusst, in dem ihr Name vorgelesen wurde, trotzdem schockierte ihr Tod mich mehr als alle anderen in der Geschichte der Hungerspiele.

Die bedrückende Stille im Raum wirkt nun nur noch schwerer auf uns, auf unsere Kehlen, die keinen Ton herausbringen. Hector schaut zuerst Mutter an, dann mich. In seinem Blick unter zusammengezogenen Augenbrauen sehe ich Sorge, aber keine Angst. Er muss wissen, dass ihm keine Gefahr droht. Er sorgt sich um mich. Natürlich. Ich bin achtzehn Jahre. Fast erwachsen. Der Tod eines Erwachsenen ist weniger bemitleidenswert als der eines Kindes. Und ich bin Jäger. Die Leute halten uns für abgehärtet. Sie distanzieren sich von uns, die meisten aus Angst, einige aus Abneigung: Sie wollen nichts mit Kriminellen zu tun haben. Zwar reicht ihre Solidarität aus, um uns nicht bei den Friedenswächtern zu verraten. Aber wenn es um die Wahl eines geeigneten Tributs geht, müssen wir auf die meisten wie passende Kandidaten wirken.
Ich verstehe Hectors Sorge, dennoch bin ich mir sicher, dass ein Großteil der Tribute aus Stadtkindern bestehen wird. Die Kinder der reichen Familien, der Bäcker, der Händler, wird es am stärksten treffen. Sie sind so unschuldig wie alle anderen auch, aber die viele sehen in ihnen einen Schatten des Kapitols, in dem sie sich keine Sorgen um die nächste Mahlzeit machen müssen. Die meisten hier und in anderen Distrikten haben den brutalen Aufstand miterlebt, der so Viele ihr Leben gekostet hat. Das hat Spuren hinterlassen, bei einigen Resignation, bei anderen Wut und Hass.

  Ich bin überrascht, dass es Mutter ist, die die Stille bricht. „Was hast du uns denn fürs Abendessen mitgebracht, Taliya?" Sie nennt mich immer bei meinem vollen Namen. Sonst tut das fast niemand. Nur Vater, damals.
„Einen Hasen und zwei Eichhörnchen." Ich reiche ihr den Jagdbeutel. „Das gibt doch einen guten Eintopf, oder?"

Später am Abend setze ich mich zu Hec an sein Bett. Er teilt es sich mit Alek, der Mutter noch beim Abspülen hilft.
„Liya?"
„Ja?"
„Wen soll ich auswählen?"
Wenn ich das nur wüsste. Ich kann ja kaum eine Entscheidung für mich selbst treffen, wie soll ich ihm dann dabei helfen? Aber er schaut zu mir auf, und ich muss seinen Bild von mir gerecht werden. Also rate ich ihm das, was für uns beide das geringste Übel zu sein scheint. Den Zufall entscheiden zu lassen.
„Und denk dran. Für wen du dich entscheidest, ist egal bei den vielen Leuten im Distrikt."
Wunschdenken. Aber vielleicht beruhigt es ihn mehr als mich.
Hector nickt, auch wenn er nicht ganz überzeugt aussieht. Ich lächle, ziehe ihm die Decke bis zum Kinn und wünsche ihm eine gute Nacht.

Der Morgen kommt, wie der Abend gegangen ist. Kühl und grau. Eine dichte Wolkendecke verbirgt die Sonne. Wir müssen den ganzen Tag zuhause bleiben, um die Auslese nicht zu verpassen. Das bedeutet, obwohl es Samstag ist, bleiben die Bergwerke heute geschlossen. Alek und Mutter bleiben zuhause, natürlich unbezahlt. Hector freut das, mich nicht. Ich würde jetzt viel lieber im Wald sein und mit Heath jagen. Ich bin es nicht gewohnt, den ganzen Tag lang nichts zu tun.
  Also helfe ich Hec bei seinen Schulaufgaben und erledige meine eigenen. Normalerweise tue ich das nie, wozu auch? Nach der Schule werde ich ohnehin im Bergwerk arbeiten, und dort zählt meine schulische Ausbildung praktisch nichts.
Mutter meint, der freie Tag eigne sich perfekt für einen Hausputz. Alek meint, er eigene sich viel eher zum nichts tun. Ich höre zu, wie sie darüber diskutieren, und komme zu dem Schluss, dass etwas zu tun zu haben allemal besser ist, als mit seinen Gedanken allein zu sein. Also wische ich den Tisch, schaue hin und wieder bei Hec vorbei und rupfe Unkraut an unserer Hütte, während Alek mir dabei zusieht.

Die Friedenswächter kommen erst gegen Abend, denn wir wohnen besonders abgelegen vom Rest des Distrikts. Sie machen sich nicht die Mühe zu klopfen, sondern kommen einfach herein. Es sind zwei, in weißer Uniform, aber ungepanzert. Heute erwartet der Bürgermeister wohl keine Angriffe. Man merkt ihnen an, dass sie schon lang unterwegs sind. Sie ziehen Hector mit groben Bewegungen ins Wohnzimmer und blaffen Mutter an, sie habe ihn nicht gut genug erzogen.
Da stehen wir nun also nebeneinander, dem Alter nach geordnet, konfrontiert mit der schwersten Entscheidung unseres Lebens. Ein Friedenswächter steht breitbeinig in der Tür, der andere hält Hector ein Gerät hin, das scheinbar für die Auslese verwendet wird. Es ist Kapitoltechnik, die wir nur von der Ernte oder aus Liveübertragungen der Spiele kennen. Er hält die Luft an und kneift seine Augen zu, dann wischt er ein paar mal auf den Gerät herum und tippt, immer noch mit geschlossenen Augen, einen Namen an. Dann noch einen. Erleichtert stößt er die Luft wieder aus und sieht mich fragend an. Ich presse meine Lippen zu einer Art Lächeln zusammen und nicke bestätigend.
  Als der Friedenswächter sich mir zuwendet, beginnt mein Herz schneller zu schlagen. Auf dem Gerät sehe ich eine Liste an Namen. Alles Jungen, alphabetisch nach Nachnamen sortiert. Hinter jedem Namen steht das Alter des möglichen Tributs. Ich wische wie Hector auf dem Gerät hin und her, schließe meine Augen und tippe. Ich öffne die Augen wieder, der Bildschirm zeigt nun eine Liste von Mädchennamen an. Doch bevor ich erneut zufällig wische und tippe, halte ich inne. Was, wenn mein Klick auf einen Jungen der entscheidende war? Was, wenn der Zufall es so wollte und ich Hector angeklickt habe? Da dringt ein Gedanke an die Oberfläche meines Bewusstseins. Erst als ungefähre Ahnung, dann als beharrliche Gewissheit.
  Ich wische so lange, bis ich bei H angekommen bin. Ich balle meine Hand zu einer Faust, atme tief durch und klicke dann auf Hale, Taliya (18).

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