8. Sofia
Seit über einer Stunde stand ich nun hier und beobachtete die Menschen. Bis jetzt hat sich nichts spannendes getan. Mein Vater war wieder in seinem Element und redete mit all seinen Gästen. Ich beobachtete ihn eine längere Zeit. Was ich feststellen konnte war, dass er nie länger als 5 Minuten bei jemandem blieb. Dann ging er schon zum Nächsten.
Und kein einziges Mal drehte sich mein Vater zu mir um. Kein einziges Mal lächelte er mir zu. Kein einziges Mal hatte er sich für seinen wiederholten Ausrutscher von vor zwei Tagen entschuldigt.
Doch das Schlimmste an allem war, dass er es auch nie würde. So war er einfach nicht. Und ich musste es ja wissen. Immerhin lebte ich schon seit über 17 Jahren mit ihm unter einem Dach.
"Hey." Drang eine männliche Stimme hinter mir in mein Bewusstsein.
Aber eigentlich war es mir auch egal. Sollte er machen was er wollte. Lange würde ich das Ganze hier eh nicht mehr mitmachen.
"Ähm, hey."
Wieder diese Stimme hinter mir. Aus reiner Neugierde drehte ich mich nun doch um und sah einen groß gebauten gut aussehenden Jungen.
Aber hatte er mich angesprochen oder jemand anderes?
"Meinst du mich?", wollte ich daraufhin wissen, zeigte mit einem Finger auf mich und schaute ihn ein wenig ungläubig an.
"Klar, oder siehst du noch jemand neben dir?", lachte er und schaute kurz von links nach rechts.
Verstehend nickte ich. Aber was wollte er bitte von mit? Normalerweise sprachen mich nämlich nur Kerle an, wenn ich halb besoffen in einer Disko mit meinen Freunden tanzte oder mir etwas zu trinken holte. "Was willst du?", fragte ich ihn daraufhin etwas barsch. Wie gesagt, ich war es nicht gewohnt, dass mich jemand junges innerhalb dieser Räume ansprach.
"Sorry, ich wollte mich nur unterhalten.", meinte er mit einem leicht ignoranten Unterton.
"Aha, okey. Rede."
"Sicher? Du scheinst nicht auf Gesellschaft aus zu sein." Er verschränkte die Arme.
"Doch bitte, bleib. Es würde mich freuen." Gut, ein bisschen Gesellschaft tut allen mal gut. Außerdem hatte ich keine lust noch einmal eine Stunde alleine in der Gegend rumzustehen.
Nachdenklich kratzte er sich im Nacken. Er schien nach einer passenden Frage zu suchen. "Fangen wir am Besten nochmal von vorne an."
Fragend schaute er mich an, bis ich freundlicherweise nickte.
"Hey."
"Hallo."
"Mein Name ist Boone. Und deiner?"
"Sofia."
Dann gab ich ihm meine Hand, leicht benommen nahm er sie und schüttelte sie kurz, bis ich wieder los ließ.
"Schöner Name, Sofia."
"Ähm, danke, Boone. Deinen Namen habe ich vorher noch nie gehört, woher kommt er?", fragte ich neugierig.
"Ganz ehrlich. Ich hab keine Ahnung. Er ist schon speziell."
"Ich mag ihn." Ich grinste ihn an.
Auf irgendeine Art und weiße war mir Boone doch sympathisch. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er nun die erste Person war mit der ich hier und heute richtig redete. Alleine in einer Ecke stehen ist eben nicht immer so toll.
"Und wieso bist du hier?" Wollte er wissen, doch ich wusste keine richtige Antwort darauf. Was sollte ich ihm auch schon sagen? Dass mein Vater der Präsident war? Auf keinen Fall.
"Ich ähm, bin hier eingeladen worden."
"Achso, cool. Genau wie ich."
"Okey." Eine etwas peinlichere Stille trat ein und ich wackelte etwas mit dem Fuß.
"Und wo sind deine Eltern?", fragend blickte ich zu ihm auf. Was wollte er jetzt mit meinen Eltern? Wusste er doch etwas?
"Na, du siehst mir noch nicht volljährig aus.", antwortete er auf meinen fragenden Blick.
Puh.
"Ja, bin ich auch nicht." Ich lächelte etwas. Worauf wollte er hinaus. Ich war ihm gegenüber etwas misstrauischer geworden. "Meine Eltern sind irgendwo in der Menge. Mir liegen solche Arten von Partys nicht. Ich steh mehr auf Diskos.", grinste ich.
Verstehend nickte er. "Gut, weil wenn du wirklich angenommen werden willst, müssen das deine Eltern bestätigen. Wegen dem Minderjährigenkram und so. Aber das weist du ja." Winkte er ab.
Ich räusperte mich. "Entschuldigung, wie bitte?"
"Na für den Job hier."
Noch verwirrter fragte ich dann:
"Welcher Job bitte?"
Nun schaute er mich zweifelnd an.
"Ich habe das Gefühl, dass ich hier etwas verwechsle. Ich dachte wirklich, dass du eine Bewerberin bist. Naja vom Aussehen eben."
"Ich weiß nicht genau was du meinst, aber ich bin hier sicher nicht um mich irgendwo zu bewerben. Du weißt schon, dass wir hier im weißen Haus sind, oder?"
"Klar. Aber sorry für die Verwechslung. Ähm, dann ... also vielleicht sieht man sich noch."
Somit drehte er sich um und lief davon. Kurz war ich benommen und verwirrt zugleich, fasste mich jedoch wieder, da ich unbedingt wissen wollte was hier abging.
"Halt, warte mal.", rief ich ihm hinterher und zu meinem Glück blieb er auch stehen.
"Tut mir leid, aber ich darf dir keine Infos geben, da du nicht bescheid weißt, wie ich gerade eben erfahren hab."
"Woher? Ach egal. Bitte sag mir was hier los ist. Für was bewirbst du dich denn?"
"Wie gesagt, keine Infos."
"Komm schon. In ein paar Minuten weiß ich es eh, weil dann der Präsident auf die Bühne geht. Außerdem wurde ich eingeladen und habe somit auch das Recht zu erfahren wieso hier so ein Aufstand gemacht wird." Ich stellte mich mit verschränkten Armen vor ihn und blickte ihm in seine Augen.
"Na gut. Überredet."
"Also?"
■10.12.15■
°878 Wörter°
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