42. Sofia
"Weiß noch nicht. Dieser Calvin meinte er sagt noch Bescheid." Boone zuckte mit den Schultern.
"Wieso, verdammt nochmal, hast du dich überhaupt auf ihn eingelassen?", fragte ich aufgebracht. "Es geht hier schließlich um 100$."
Boone verdrehte lediglich die Augen.
"Geld ist mir egal. Der Junge hat mich provoziert. Und wie fast jeder weiß, wenn er mich kennt, lasse ich mich immer wieder provozieren. Ich kann dagegen nichts machen. Außerdem gewinne ich gerne."
"Du weißt aber schon, dass es auch eine Straftat ist in ein Gebäude einzubrechen, oder?"
"Ja klar. Wenn man sich erwischen lässt, dann schon. Außerdem ist das Gebäude leerstehend, also kein Grund zur Sorge."
"Boone. Ich will aber nicht, dass du das machst. Mir sind die 100$ egal. Aber ich will nicht, dass dir was passiert. Es ist mit Sicherheit gefährlich dort."
"Ach was. Ich muss doch nur über einen Zaun klettern und dann in das Gebäude rein. Und am Ende nur noch ein kleines Graffiti sprühen und alles ist gut."
"Man Boone. Ich sags dir, wenn dir was passiert." Ich unterbrach mich selbst. "Dann pass ja auf dich auf. Ich will dich noch länger als meinen Bodyguard behalten."
"Jaja. Ich bleibe dein Bodyguard. Versprochen. Aber jetzt zu dir Sofia. Wir haben immer noch nicht darüber geredet, wie du uns gestern Abend in dein Zimmer gesperrt hast und dann abgehauen bist. Also, was hast du gemacht und was war das für ein Gang?"
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Ich versuchte nicht mehr zu atmen. Meine Taschenlampe machte ich komplett aus. Wer konnte das sein? Es wusste doch niemand von diesem Gang. Außer mir war jemand gefolgt. Ich versuchte mich eng genug an die kalte Wand zu drücken. Es war dunkel hier unten. Vielleicht würde mich die Person nicht sehen. Doch dann kamen die Schritte näher zu mir. Ich hielt mir eine Hand vor meinen Mund um keine unbeabsichtigten Geräusche zu machen. Dann ging ich in die Hocke, immer noch an die Wand gepresst. Vielleicht würde ich dadurch noch weniger entdeckt werden. Die Schritte kamen immer näher und wurden lauter. Ich merkte, dass es nicht nur eine, sondern zwei Personen sein mussten.
Dann waren sie genau vor mir. Gebannt versuchte ich herauszukriegen, wer das sein könnte, doch es war einfach zu dunkel. Dann gingen sie ein paar Schritte weiter nach vorne. Ich konnte nicht atmen, vor lauter Angst.
"Wo ist sie denn jetzt hin?", fragte eine männliche Stimme. Sie klang sehr jung.
"Weiß ich doch nicht. Du hast sie doch aus den Augen verloren.", knurrte eine weibliche Stimme. Auch sie klang nicht älter als 25.
"Jetzt bin ich wieder Schuld oder was? Sei nicht dämlich Sinclair.", meinte wieder der Mann, oder eben der Jugendliche. Ich konnte nicht zuordnen, wie alt diese beiden Personen waren.
"Nenn mich nicht so und rede nicht so viel. Sie hört dich sicher.", fauchte die Frau.
"Mir egal. Ich will nur meine Kohle, klar?", knurrte die männliche Stimme.
"Ich doch auch, Bastard.", sprach die weibliche Stimme sauer. Barstard hatte mich mein Vater auch schon genannt.
"Hier mach dir die rein." Ich vermutete, dass der Mann der Frau etwas gab. Dann war es kurz still.
"Bereit?"
"Ja."
Dann vernahm ich ein Ohrenbetäubendes Geräusch. Was hatten sie da? Es tat höllisch weh. Ich hielt mir die Ohren zu, doch es brachte nichts. Dann verstummte das Geräusch. Trotzdem musste ich aufstöhnen vor Schmerzen.
"Hast du sie gehört?"
"Ja."
Dann liefen sie wieder in meine Richtung. Jetzt musste ich rennen. Sofort sprang ich auf und rannte blindlinks den Gang entlang, bis ich vor der geheimen Türe stand. Mit meiner Taschenlampe öffnete ich den geheimen Knopf.
"Schneller!", herrschte die weibliche Stimme den anderen an. Ich konnte förmlich spüren, wie sie näher kamen. Ich hatte zum Glück den Vorteil gehabt, dass ich schon mehrere Male hier im Gang war und die Personen hier nicht.
Ich verschwand währendessen vor der Türe auf den Fluren des Weißen Hauses. Ich hoffte bloß, dass sie den Aufmachmechchanismus nicht finden und verstehen würden. Wenn sie lange genug laufen würden, fänden sie sich später in einem naheliegenden Wald wieder. Ich konnte ihnen sicher nur entkommen, da ich mich in dem Gang gut genug auskannte.
Aber eine Frage blieb offen, woher wussten diese Menschen von mir?
"Sofia?"
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"Ich, ähm, habe äh Zeit für mich gebraucht.", versuchte ich mich rauszureden. Sie sollten nicht wissen, dass dort zwei Menschen waren und nach mir gesucht hatten. Wenn sie es wüssten, würden sie es bestimmt meinem Vater sagen und ich wäre geliefert. Alles was ich will würde zerstört werden.
"Ja, klar. Und ich bin der König von England.", sagte Boone ironisch und starrte mich ein bisschen böse an. Oh Gott, der konnte einem wirklich Angst machen. Ich spürte schon den Schweiß an meinem Rücken herunterlaufen. War ein Witz. Hach, war ich wieder lustig.
"Krass. Schön dich mal kennen zu lernen." Ich stellte mich vor ihn und verbeugte mich.
Hunter und Boone verdrehten daraufhin die Augen und ich musste kichern. Vielleicht konnte ich mich noch aus der Sache rausreden.
"Ich geh mal duschen.", meinte ich deshalb und zeigte auf mein Bad. Dabei machte ich langsam mehrere Schritte nach hinten.
"Nein, wirst du jetzt nicht."
"Ja. Du wirst und jetzt erst einmal erzählen, was das gestern Abend sollte.", stimmte ihm Hunter zu. "So ganz verziehen haben wir dir noch nicht. Immerhin hast du uns in dein Zimmer gesperrt."
Ich verdrehte die Augen. "Ja. Und ihr habt mich zu Tode erschreckt, als ihr plötzlich vor dem geheimen Gang aufgetaucht seid. Mein Gott, ich wollte alleine sein. Was war da so schwer zu verstehen?"
"Was ist so schwer daran zu verstehen, dass wir deine Bodyguards sind und auf dich aufpassen müssen?", konterte Hunter.
Gut, gewonnen. Ich wusste nicht mehr was ich sagen sollte.
"Na gut. Aber nur weil ich denke, dass ich euch vertrauen kann."
"Wie habt ihr mich überhaupt gefunden? Und wie seid ihr aus dem Zimmer gekommen?", fragte ich mich und runzelte die Stirn.
"Wir haben eine Haarklammer von die genommen und die Türe aufgemacht. War nicht so schlau den Schlüssel abzuziehen. Und gefunden haben wir dich nur, weil wir dich gesehen haben. Dein Vater kennt den Gang nicht, oder?", antwortete mir Hunter.
Ich nickte wissend. "Nein, weiß er nicht. Und dabei soll es eigentlich auch bleiben."
Und dann erzählte ich ihnen von meinem Misstrauen und von dem was ich gesehen und gehört hatte. Also im Prinzip nichts. Ach und natürlich von meinen falschen Instinkten gegenüber der Verhaltensweisen meines Vaters.
Meine Bodyguards hatten darüber gelacht, was ich mir alles einbilden kann und was für eine Fantasie ich doch hatte.
Zuerst war ich ihnen ein bisschen böse, doch verzieh ihnen, so gnädig wie ich nun mal war.
"Und was machen wir jetzt? Mir ist langweilig.", maulte Boone und wälzte sich auf meinem Bett hin und her.
"Wie wärs mit Party heute abend?", fragte ich in unsere kleine Runde.
"Es ist unter der Woche. Wir gehen sicher nicht feiern." Hunter schüttelte seinen Kopf.
"Du bist so verklemmt Hunter." Ich verdrehte die Augen.
"So gern ich jetzt auch feiern gehen würde, ich finde Hunter hat recht. Unter der Woche und wenn morgen Schule ist, ist Feiern scheiße.", stimmte Boone Hunter zu.
"Ja gut. Dann schauen wir halt einen Film oder so. Wie wärs mit Kino? Ich war noch nie in einem Kino.", sagte ich begeistert.
"Du warst noch nie in einem Kino?" Ungläubig starrte Boone mich an.
"Schon vergessen in welchen Verhältnissen und mit welchem Vater ich aufgewachsen bin?"
"Ah, ja, stimmt. Dann werden wir dir wohl mal zeigen müssen, was ein Kino ist."
"Cool. Ich geh jetzt schnell noch duschen, dann können wir los."
"Wie wärs, wenn wir erst mal schauen, was alles kommt? Dann müssen wir dort nicht ewig warten und können die Zeit einteilen.", sagte Boone.
"Geht das?", fragte ich.
Boone verdrehte wieder einmal die Augen und tippte dann auf seinem Handy herum.
"Du verdrehst ziemlich oft die Augen.", meinte ich zu ihm, doch er zuckte nur mit den Schultern.
"Kann sein."
"Was ist das, Sofia?", fragte mich Hunter und streckte mir mein Make-up Schwämmchen entgegen. Dann nahm er ihn in seine Faust und drückte darauf herum.
Ich lachte. "Hast du sowas noch nie gesehen?"
Er schüttelte den Kopf. "Ne. Seh ich so aus, als würde ich mich schminken?"
"Du bist so süß, Hunter.", meinte ich lachend. Und ich sah genau, wie sich seine Wangen rötlich färbten.
"Ich bin nicht süß." Er reckte sein Kinn in die Höhe. "Ich bin heiß."
Nun lachte auch Boone.
"Hier drinnen ist es vielleicht heiß, ja. Aber du bist sicher nicht daran schuld.", lachte Boone.
"Autsch." Gespielt gekränkt legte er seine Hand auf deine Brust.
"Zurück zum Thema. Es kommen einige Filme gute im Kino. Also ich wäre für einen Horrorfilm. Actionfilm geht natürlich auch.", meinte Boone und schaute kurz von seinem Handy auf.
"Ich stimmt Boone da vollkommen zu." Hunter.
"Gut. Dann gehen wir in einen Horrorfilm." Bestimmte ich.
"Sicher?"
"Klar warum nicht? Nur weil ich noch nie in einem Kino war, heißt das nicht gleich, dass ich noch nie einen Horrorfilm oder andere Filme gesehen habe. Ihr seht doch den Fernseher da vorne oder?" Ich zeigte nach rechts.
"Gut. Dann machen wir uns jetzt fertig. Ein Guter fängt um 8PM an." Boone schwang sich aus seinem Bett und verschwand im Bad.
"Hey. Ich wollte zuerst.", schrie ich ihm hinterher, doch er hörte mich wohl nicht mehr. 2 Minuten später hörte ich auch schon das laufende Wasser der Dusche.
Nach und nach machten wir uns fertig, bis wir nach einer Stunde endlich alle frisch geduscht und fertig angezogen in meinem Zimmer standen.
Ohne meinem Vater bescheid zu sagen, gingen wir aus dem Haus und fuhren mit Boones Auto in die Innenstadt. Ein paar mal hatten wir uns verfahren, es aber dann doch noch gefunden.
"Endlich sind wir da. Also Jungs, ich fahre dann später heim.", grinste ich und schnappte mir die Schlüssel aus Boones Hand.
"Hey." Rief mir Boone hinterher, doch ich ignorierte ihn einfach und lief auf den Eingang des Kinos zu.
"Na sieh einer an. Ich hätte nicht erwartet, dich je wieder zu sehen."
■22.07.16■
°1679 Wörter°
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