19. Sofia
"Ja, ich dachte, dass du dir dieser Sache bewusst bist."
"A-aber das hat doch niemand erwähnt.", stammelte ich fassungslos.
Wie war das noch gleich? Freiheit? Damit wäre diese nun völlig am Arsch. Da hatte ich ja mehr Freiheit, als ich noch keine Bodyguards hatte.
"Aber das ist doch klar, Sofia. Die beiden sind deine Bodyguards und das rund um die Uhr.", erklärte mein Vater sachlich.
Innerlich kochte ich. Himmel, er hätte es wenigstens erwähnen können.
"Aber die schlafen nicht in meinem Zimmer!", wurde ich etwas lauter.
"Doch. Das werden sie. Zumindest einer von Beiden."
"Das ist die Höhe Vater! Du hast anscheinend noch nie etwas von Privatsphäre gehört oder? Ich bin ein Mädchen! Und die sind Jungs. Vom anderen Geschlecht!", sagte ich aufgebracht und wedelte bei meinen Erklärungen mit der Hand herum.
"Doch habe ich."
"Schon vergessen, dass ich die letzten Jahre auch gut alleine in meinem Zimmer überlebt habe?!" Darauf bekam ich einen mahnenden Blick meines Vaters und zwei völlig verwirrte von Boone und Hunter.
Verflucht.
"Also bei meiner Mutter.", stammelte ich und versuchte mich noch rauszureden. Keine Ahnung ob sie es mir glaubten. Aber das war mir in diesem Moment auch echt egal.
"Aber jetzt lebst du bei mir. Unter meinem Dach und ich möchte es eben so. Verstanden?"
Ich brummte vor mich hin. "Na gut. Wenns sein muss." Widerstand zwecklos. Der wird irgendwann noch das bekommen, was er wirklich verdient.
"Dann entscheidet euch, wer bei Sofia schläft und wer immer im Nebenzimmer.", sprach mein Vater und legte alle Papiere, welche vor ihm lagen auf einen Stapel.
Wie aus einem Mund schrien Hunter und ich gleichzeitig: "Boone." Und er: "Ich."
Belustigt blickte mein Vater nach oben. "Ich würde sagen, dass einfach Beide bei dir schlafen. Dann gibt es jetzt auch keine Streitereien mehr, will ich hoffen."
Gerade als ich protestieren wollte, wurde ich von Hunter und Boone unterbrochen.
"Wenns sein muss." Hatte Boone das Geschehen kommentiert und Hunter grinste nur vor sich hin.
Was wohl in seinem Kopf vor sich geht? Bestimmt dachte er sich gerade eine weitere Lügengeschichte aus. Ich glaube ihm immer noch nicht, was sein Vorhaben bei der ganzen Sache hier war. Mal war er arrogant, mal war er nett und dann wieder kalt. Er war die Art von Person, die man nicht mit einem einzigen Blick durchschauen konnte.
Der Präsident nickte. "Ja, dann wird es so sein. Am besten wäre es, wenn ihr heute noch eure Sachen holt, damit ihr hier einziehen könnt.", sagte mein Vater zu Boone und Hunter.
"Ja, dass wäre eine gute Idee. Dann fahren wir jetzt ins Internat und holen alles oder?", frage Hunter Boone.
"Ja, wenn es für Sie beide in Ordnung gehen würde?" Boone blickte meinen Vater an und wartete auf eine Antwort.
"Ja. Aber seid morgen wieder da, wenn es geht.", meinte er streng. Ganz den Vater und Chef raushängen lassen.
Ich würde ihn am liebsten erwürgen. Und dann setzte ich noch eins drauf: "Vater, ich würde gerne mitkommen, wenn es dir nichts ausmachen würde." Ich setzte meinen Hundeblick auf.
"Und wie mir das was ausmacht. Du bleibst hier, Fräulein.", sagte er stur.
"Aber Vater, dass sind doch meine Bodyguards. Was soll schon schlimmes passieren? Sie beschützen mich doch.", meinte ich und schaute erst meine Bodyguards und dann ihn mit einem Hundeblick an.
Mein Vater überlegte kurz, bis er nachgebend nickte. "Dann wird euer erster Auftrag bedeuten, meine Tocher heil in euer Internat zu bringen und wieder gesund zurück zu fahren."
Überrascht schaute ich ihn an. Ehrlich gesagt, hatte ich damit nicht gerechnet. Woher kam denn dieser Sinneswandel auf einmal. Sonst erlaubte er mir nie etwas. Wirklich nie. Und jetzt? Was hatte sich verändert? Oder schauspielerte er nur, wegen meinen neuen Bodyguards? Das werde ich wohl erst herausfinden, wenn ich wieder einmal alleine mit ihm war. Aber ich hoffte, dass dies nie mehr der Fall sein wird. Wer weiß was passieren würde.
In einem Punkt waren mein Vater und Hunter gleich, man konnte sie nicht schnell durchschauen.
"Danke Vater." Er nickte und blickte dann in eine andere Richtung.
"Sofia, nimm dir am besten Sachen mit, wir fahren mindestens drei Stunden dort hin, außerdem werden wir auch übernachten müssen."
Ich nickte, setzte ein Lächeln auf und stand auf. "Ich werde dann in mein Zimmer gehen. Wir sehn uns, ähm, einer halben Stunde?"
"Ja, wir holen dich dann an deinem Zimmer ab.", lächelte mich Boone an.
Ich nickte, verabschiedete mich von meinen Bodyguards und verschwand dann aus der Tür.
Dann lief ich schnell in die Küche, zu unserem Koch.
"Hey Richard. Könntest du mir vielleicht einen kleinen Snack zubereiten? Ich werde einen Tag unterwegs sein. Also nur für die Hinfahrt, weil ich sonst noch nichts gegessen habe."
Er grinste mich an und nickte. "Klar mach ich das."
"In einer halben Stunde hol ich es ab okay?"
"Bis dahin bin ich fertig.", sagte er und fing sofort an, Sachen aus den Schränken zu holen.
Somit ging ich glücklich in mein Zimmer.
Ich konnte es immer noch nicht richtig fassen, dass ich jetzt endlich nach draußen durfte. Und das auch noch mit der Erlaubnis meines Vaters. Wie es wohl in ein paar Tagen sein wird, wenn ich das erste Mal in eine High School gehe? Bestimmt noch viel besser.
Äußerlich konnte man es mir bestimmt nicht ansehen, aber innerlich machte ich schon Freudentänze.
Apropro tanzen. Ich hatte gerade unheimlich Lust darauf. Ich schnappte mir also mein Handy und steckte es an meine kleine Anlage. Dann machte ich mein Lieblingslied an und fing an zu tanzen. Etwas schräg und schief sang ich auch mit. Egal wie es sich anhörte, Hauptsache ich hatte meinen Spaß dabei.
Währenddessen packte ich mir eine kleine Tasche mit allem was ich benötigen würde. Wechselkleidung, Geldbeutel, Waschsachen und ein bisschen Partykleidung. Ja, richtig gehört. Partykleidung.
Die Jungs dachten ja wohl nicht, dass ich mich um 9 Uhr ins Bett legen würde, wenn ich schon mal raus durfte.
Mir war es außerdem egal, ob sie mitgehen würden oder nicht. Wenn es sein muss, würde ich mich auch raus schleichen.
Nach 25 Minuten machte ich meine Anlage wieder aus und schnappte mir mein Handy. Ich legte meine Tasche neben die Türe, ging raus und holte mir mein Essen ab.
"Danke Richard. Aber so viel wäre echt nicht nötig gewesen." Ich grinste ihn an. Denn anstatt ein kleines Lunchpakets hatte er mir zwei riesige Tüten voller Brote und Obst gemacht. Dazu noch zwei Flaschen Wasser und Orangensaft.
"Ich will doch nicht, dass meine Kleine verhungert." Er lächelte mich an, zwickte kurz in meine Wange und packte mich mit den Tüten voll.
Er nannte mich immer Kleine und dass obwohl ich über 1.75m groß war. Und das Zwicken in die Wange müsste er sich langsam aber sicher auch mal abgewöhnen. Damals, als ich noch 5 war, fand ich es vielleicht lustig, aber jetzt nicht mehr so wirklich.
"Ich denke ich werde meinen neuen Bodyguards etwas davon abgeben.", überlegte ich laut.
"Mach das. Wir sehen uns morgen wieder. Ich mache dir dann Pfannenkuchen wenn du möchtest."
Ich stieß einen undefinierbaren Laut aus. "Oh ja. Das wäre echt lieb."
"Bis morgen."
"Tschau."
Vor mich hingrinsend und mit meinen Tüten bepackt, lief ich den langen Flur zu meinem Zimmer entlang. Gerade als ich alles verstaut hatte, kamen Boone und Hunter.
"Fertig?", fragten sie aus einem Mund und ich musste lachen.
"Klar.", meinte ich und wollte gerade meine Tasche nehmen, als mir Hunter zuvor kam.
"Halt. Ich nehm die schon."
"Aber-" Wollte ich protestieren, doch er unterbrach mich.
"Die ist dir doch eh zu schwer."
"Hast recht. Danke Hunter.", stimmte ich ihm zu. Nicht, dass ich ein Schwächling wäre, aber ich hatte gerade wirklich keine Lust meine Tasche zu tragen.
"Kein Problem." Er zeigte mir daraufhin seine strahlend weißen Zähne und schritt voran. Er war echt komisch.
Als wir draußen auf dem Vorhof waren, staunte ich nicht schlecht.
"Wow, wow, wow. Sagt mir nicht, dass einem von euch dieses hammer geile Auto gehört."
Vor mir stand eines der schönsten Autos aller Zeiten. Also meiner Meinung nach. Ein weißer Audi.
"Doch, mir.", grinste Boone und schloss breit grinsend sein Auto auf.
■16.06.16■
°1348 Wörter°
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